Presseerklärung vom 16.03.1999

Neues Tempolimit auf der Südharzstrecke: Initiative fordert die umgehende Fortführung der Sanierungsarbeiten zwischen Ellrich und Nordhausen

Keine Minute zu früh haben die Bauarbeiten auf der Südharzstrecke zwischen Ellrich und Nordhausen begonnen. Der östliche Abschnitt des Rückgrats im Südharzer Nahverkehr befindet sich nämlich, wie die Initiative "Höchste Eisenbahn" schon seit Jahren beklagt, in einem technisch schlechten Zustand. Der neueste traurige Beweis hierfür ist ein am 8. März verhängtes Tempolimit zwischen Niedersachswerfen und Nordhausen. Nach dem Auftreten einiger zusätzlicher Frostschäden legen die Züge dort jetzt ein Bummelzugtempo vor. Zum Ausgleich könnte zwischen Woffleben und Niedersachswerfen auf dem bereits sanierten Abschnitt schneller gefahren werden, um so vorerst Fahrzeitverlängerungen und Verspätungen zu vermeiden. Dies ist leider bisher nicht der Fall.

Die Initiative fordert anläßlich der neuerlichen Einschränkungen die sofortige Freigabe von Tempo 100 auf dem sanierten Abschnitt (hierdurch können 1-2 Minuten Fahrzeit gewonnen werden) und den unverzüglichen Beginn der Bauarbeiten zwischen Nordhausen und Niedersachswerfen. Keinesfalls darf es hier zu solchen Verzögerungen wie beim ersten Bauabschnitt kommen. Nach Aussage der zuständigen Niederlassung Südost in Leipzig, die sichtlich um die Einhaltung ihrer im Januar gemachten Zusagen bemüht ist, soll der Baubeginn für die rund 5 Kilometer im August erfolgen. Dann könnte schon im Herbst ein insgesamt 10 km langes Stück wieder mit 100 km/h befahren werden.

Nicht akzeptabel wäre nach Ansicht der Initiative ein zusätzliches Limit zwischen Ellrich und Woffleben, wo die grundlegende Sanierung für 2000 ins Auge gefaßt worden ist. Hier muß die DB gegebenenfalls mit kleineren Maßnahmen im Vorfeld dafür sorgen, daß mindestens das heutige Tempo gehalten werden kann. Nach Auffassung der Initiative hat die Deutsche Bahn viel zu lange gewartet, um im Südharz "Nägel mit Köpfen" zu machen. Sie ist jetzt gefordert, die technischen Mängel an der Strecke so rasch wie möglich zu beheben.

Neuer Fahrplan bringt keine Verbesserungen

Der offensichtlich den neuen Sachzwängen unterliegende neue Fahrplan ab 30.05.1999 bringt auf dem östlichen Streckenabschnitt keine Fortschritte. Im Gegenteil: Es sind Fahrzeitzuschläge vorgesehen, die noch unter den derzeit bescheidenen bestehenden Möglichkeiten der Strecke liegen! Zwischen Ellrich und Woffleben sollen die Züge beispielsweise ohne erkennbaren Grund 3 zusätzliche Minuten verbrauchen. Die neuen Fahrzeiten bedingen eine Verlegung der Kreuzungen nach Ellrich und verschlechtern damit die Anschlüsse an den Busverkehr in Walkenried und Bad Sachsa. Der bisher alle zwei Stunden mögliche Knoten zwischen 2 Regionalexpresszügen und dem Bus nach und von Braunlage am Bahnhof Walkenried geht zumindestens vorübergehend verloren. In Bad Sachsa kann am Bahnhof nur noch jeweils auf einen Zuganschluß Rücksicht genommen werden. Von der Integration der Verkehrsmittel im Südharz kommt man damit zwangsläufig wieder etwas ab.

Diese Verschlechterungen will sich die DB ab 1.4.99 auch noch teurer bezahlen lassen. Von der Bahn wird erneut ein Eingehen auf die durch jahrelange Verzögerungen bei der Streckensanierung entstandene besondere Situation im Südharz und die Schaffung von ermäßigten Baustellenpreisen für die Dauer der Sanierungsarbeiten verlangt. Schließlich macht eine Preiserhöhung nur dann Sinn, wenn dafür auch bessere Leistungen geboten werden. Dies wird im Südharz aber wohl erst im Jahr 2000 der Fall sein.

In Schreiben an Abgeordnete, die Landesnahverkehrsgesellschaften und den ZVSN hat die Initiative auf den neuerlichen Mißstand auf der Südharzstrecke hingewiesen und um Unterstützung gebeten.

Michael Reinboth, Walkenried
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"