News vom 21.02.2000 - 26.02.2000

1. Brief an die DB Reise & Touristik AG: Öffnungszeiten der verbliebenen Fahrkartenausgaben im Südharz
2. Brief an den Bundesminister für Verkehr
3. Brief an den Bundesminister für Finanzen

1. Kürzung der Öffnungszeiten in den Fahrkartenausgaben Herzberg und Bad Sachsa

Sehr geehrter Herr Lotsch,

wir protestieren gegen die, seit dem 01. Februar dieses Jahres, auf ein Minimum reduzierten Öffnungszeiten in den Fahrkartenausgaben Herzberg und Bad Sachsa. Berufstätigen ist es nun gänzlich unmöglich Fahrkarten in den oben genannten Reisezentren zu erwerben. Auch der Zweckverband Verkehrsverbund Süd - Niedersachsen (ZVSN) hat in einem Schreiben am 02.02.2000 gegen die reduzierten Öffnungszeiten protestiert. Unserer Meinung nach wird dieses den von Ihnen beklagten Negativtrend deutlich verstärken. 

Die von Ihrem Geschäftsbereich als Verkaufsalternative aufgestellten Fahrkartenautomaten sind häufig leider defekt und für ältere Reisende schwer bedienbar. Vor 10 Tagen hatten wir von PRO BAHN den interessierten Fahrgästen die Möglichkeit gegeben, sich über die Fahrkartenautomaten vor Ort zu informieren. Das Interesse war sehr groß. Das zeigt den noch sehr großen Informationsbedarf bei den Fahrgästen.

Bei einigen Verbindungen (z.B. von Herzberg Harz nach Wernigerode Abfahrt um 13:31 Uhr) erscheint am Fernverkehrsautomaten der Hinweis: "Dieser Fahrschein kann nur bei einer DB-Verkaufsstelle ausgegeben werden." Durch solchen "Kundenservice" werden die Fahrgäste vor Beginn ihrer Reise von der Nutzung des Verkehrsmittels Eisenbahn abgeschreckt. Dieses kann auch nicht in Ihrem Sinne sein.


Leider haben Sie uns bisher keine Auskunft über die diversen, umsatzfördernden Verkaufsmaßnahmen der Fahrkartenausgabe Herzberg gegeben. 

Ist unsere Befürchtung so haltlos, daß schon bald mit einer vollständigen Schließung der Reisezentren Herzberg und Bad Sachsa gerechnet werden muß?

Im Interesse der Bahnkunden bitten wir Sie darum, den Abbau der Öffnungszeiten zu stoppen und sich für eine nachhaltige Stärkung der Fahrkartenausgaben in Herzberg am Harz und Bad Sachsa einzusetzen. 


Mit freundlichen Grüßen
Fahrgastverband PRO BAHN
Regionalverband Südniedersachsen


Dirk Petersen
Stellv. Vorsitzender

2.Sanierung der Eisenbahnstrecke Northeim - Nordhausen im Südharz

Sehr geehrter Herr Minister,

mit grossem Interesse haben wir Ihr Vorhaben zur Stauvermeidung und zu Lückenschlüssen zur Kenntnis genommen. In einer "Lückenschluß"-Frage im Bereich des Schienennetzes sind wir seit Jahren tätig. Wir bitten Sie in einer für die Verkehrsinfrastruktur des Südharzes wichtigen Angelegenheit um Unterstützung. 

Die seit einem Jahr nicht zuletzt auf öffentlichen Druck hin intensiv betriebene Sanierung der Eisenbahnstrecke zwischen Northeim in Niedersachsen und Nordhausen in Thüringen, der sogenannten "Südharzstrecke", ist jetzt nach Auskunft der Deutschen Bahn AG aus Geldmangel ins Stocken geraten, wobei es für uns als Betroffene zunächst nachrangig ist, ob es der DB an Eigenmitteln mangelt oder Mittel aus dem BSchwAG fehlen.

Die Südharzstrecke, eine 70 km lange, vorwiegend zweigleisige Hauptbahn, früher Teil der kürzesten Verbindung vom Ruhrgebiet nach Sachsen, wurde auch während der Jahre der deutschen Teilung durchgehend betrieben, wenn auch - als einzige der Interzonenstrecken - nur im Güterverkehr. Im November 1989 wurde dann der durchgehende Personenverkehr wieder aufgenommen. Da die Strecke immer in Betrieb war, flossen ihr weder Mittel aus dem Programm "Verkehrswege Deutsche Einheit" noch aus dem Lückenschlussprogramm zu. Folglich unterblieben weitere fast 10 Jahre lang Investitionen, obwohl die Strecke mit stündlichen RE/RB-Zügen und mehreren Güterzügen gut frequentiert wurde und wird. Erst als das Tempo immer weiter heruntergenommen wurde und sich mehrere Initiativen in unserer Region massiv der Sache annahmen, entschloss sich die DB Netz endlich zu Sanierungs- und Ausbaumassnahmen. Im Herbst 1998 begannen die Arbeiten, die nach DB-Angaben bis 2001 abgeschlossen werden und insgesamt 40 Mio DM erfordern sollten.

Nach der Teilsanierung des maroden Ostabschnitts (12 von 16 km sind fertig und wieder mit 100 km/h befahrbar) sollte es im Sommer 2000 mit den restlichen Kilometern weitergehen. Daneben waren mehrere kleinere Massnahmen im westlichen Abschnitt geplant. 

Nun teilt uns die DB mit, dass vorerst nicht weitergebaut wird. Damit wächst die Gefahr einer in Thüringen ja schon mehrfach praktizierten technischen Stillegung. Alle Bemühungen zur Verbesserung der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur im diesbezüglich ohnedies etwas vernachlässigten Südharz kämen damit zum Erliegen.

Die Bundesländer Niedersachsen und Thüringen haben sich bisher zur Südharzstrecke bekannt und ein stabiles Zugangebot bestellt. Hieran soll sich grundsätzlich auch in Zukunft nichts ändern, im Gegenteil: Auf Thüringer Seite wird eine Verlängerung der durchgehenden RE über Erfurt hinaus bis Saalfeld in Erwägung gezogen. 

Die Südharzstrecke hat bisher als einzige ehemalige Interzonenverbindung keine Mark aus den Aufbau- und Ausbauprogrammen des Bundes erhalten. Ihrer Bedeutung und Frequenz entspricht dieses nicht. Nachdem nun DB-Eigenmittel in Höhe von ca. 15 Mio DM verbaut worden sind, fehlen vorerst 5-8 Mio DM, um den gesamten Ostabschnitt gründlich instandzusetzen. Wir vermögen nicht einzusehen, dass ein endlich mit jahrelanger Verzögerung angelaufenes Programm nun an einem solchen vergleichsweise geringen Betrag scheitern soll.

Deswegen bitten wir Sie, sehr geehrter Herr Minister, um Ihre Unterstützung. Noch kann die Sanierung ab Jahresmitte 2000 fortgeführt werden, aber vor allem sind 2001 dringend weitere Arbeiten erforderlich. Für Ihre Intervention bei der DB Netz in dieser Angelegenheit wären wir Ihnen sehr dankbar. Selbstverständlich würden wir die entsprechende Bereitstellung der noch fehlenden Mittel - zweckgebunden - für die Südharzstrecke aus dem BSchwAG noch mehr begrüssen.

Für Ihre Unterstützung herzlichen Dank. Wir würden uns freuen, von Ihnen in dieser Angelegenheit Positives zu hören.


Mit freundlichen Grüssen 

Michael Reinboth 

3. Sanierung der Eisenbahnstrecke Northeim - Nordhausen im Südharz; hier: Auswirkung von nicht erfolgten Mittelfreigaben durch den Bund


Sehr geehrter Herr Minister,

wir gestatten uns, Sie auf eine sicher nicht beabsichtigte, aber dennoch ausgesprochen unerwünschte Begleiterscheinung der verzögerten Freigabe von Bundesmitteln nach dem Bundesschienenwege-Ausbaugesetz aufmerksam zu machen. Nicht zuletzt weil Sie als Ministerpräsident des Landes Hessen grosses Engagement auch beim Erhalt und Ausbau von Schienenwegen an den Tag gelegt haben, gehen wir davon aus, dass Sie es an Unterstützung in dieser Angelegenheit nicht fehlen lassen werden.

Die Südharzstrecke der DB verbindet die Städte Göttingen, Northeim und Nordhausen und damit die Bundesländer Niedersachsen und Thüringen. Es handelt sich um eine zweigleisige Hauptbahn, die auch während der deutschen Teilung durchgehend befahren wurde, wenn auch nur im Güterverkehr. Der sofort nach der Wende im November 1989 wieder aufgenommene Personenverkehr und die Tatsache, dass die Strecke immer in Betrieb war, haben ihre Aufnahme in das Programm Verkehrswege Deutsche Einheit und in das Lückenschlussprogramm verhindert. So wurde fast 10 Jahre lang nichts getan, um den immer schlechter werdenden Streckenzustand zu verbessern.

Auf massiven öffentlichen Druck hin und wohl auch aufgrund der Tatsache, dass die Länder einen stabilen Stundentakt bestellt haben und auch weiterhin nennenswerter Güterverkehr stattfindet, hat sich die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr endlich zu durchgreifenden Sanierungsmassnahmen entschlossen. Inzwischen sind im besonders heruntergewirtschafteten östlichen Abschnitt 12 von 16 km erneuert und wieder für 100 km/h zugelassen worden. In diesem Jahr sollten weitere 5-7 km saniert werden.

Diese Arbeiten sind nun ins Stocken geraten. Wegen fehlender Freigabe von Bundesmitteln sind alle Arbeiten eingestellt worden. Soweit Eigenmittel der DB vorhanden waren bzw. sind, werden diese wohl nun erst einmal in die Vorhaben gesteckt, die eigentlich mit anderen Mitteln gefördert werden sollten. Wir müssen für den noch nicht sanierten Teil weitere Einschränkungen oder gar eine Stillegung aus technischen Gründen fürchten. 

Dies wäre angesichts der insgesamt schlechten Verkehrsinfrastruktur des Südharzes eine sehr fatale Konsequenz. Während anderswo - gerade auch in den neuen Bundesländern - Nebenstrecken mit einem Aufkommen von einigen hundert Fahrgästen pro Tag saniert wurden, bleibt man bei der immerhin von täglich mehr als 3.000 Fahrgästen genutzten Südharzstrecke auf halbem Wege stehen und riskiert eine Zerschlagung der gerade besser werdenden Verbindungen.

Diese möglicherweise auch anderswo zu beobachtende Entwicklung ist, davon gehen wir aus, gerade von Ihnen, sehr geehrter Herr Minister, keineswegs gewünscht. Sie ist aber dennoch die Folge der immer noch anhaltenden Diskussion um die Freigabe von Ausbau- und Sanierungsmitteln für die Deutsche Bahn. 

Wir möchten, dass die gerade begonnene Sanierung in den Jahren 2000 und 2001 wie ursprünglich von der DB geplant auch fortgesetzt wird. Hierzu bitten wir um die Überprüfung des Sachverhalts und Unterstützung aus Ihrem Hause. 

Für Ihre Bemühungen herzlichen Dank. Wir würden uns freuen, von Ihnen in dieser Angelegenheit Positives zu hören.


Mit freundlichen Grüssen 

Michael Reinboth