News vom 01.11.2025 bis 30.11.2025
1.
VSN zeigt Stammkunden die rote Karte (Stand 12.11.2025)
2. Deutschlandticket: Es geht auch ohne
Smartphone und Online-Banking (Stand 28.11.2025)
3. Harz: Neues „Harz-Kursbuch“ für 2026 ist lieferbar – Netzfassung folgt in
Kürze (Stand: 28.11.2025)
4.
„Höchste Eisenbahn“ schlägt Alarm
- Geordneter Bahnverkehr 2026 und 2027 im Südharz nicht mehr sichergestellt?
(27.11.2025)
1.
VSN zeigt Stammkunden die rote Karte (Stand 12.11.2025)
Die gute Nachricht vorweg: Dem
Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (VSN) mangelt es nicht an Kunden. Er kann es
sich sogar leisten, jahrelangen Stammkunden nun per schlichtem Brief die rote
Karte zu zeigen und sie ultimativ aufzufordern, bei einem anderen Dienstleister
das Deutschland-Ticket zu erwerben.
Die zweite gute Nachricht: Der Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen profitiert vom Verkauf des Deutschland-Tickets selbst dann, wenn er selber alle Verkaufsbemühungen einstellt. Eine neue Regelung sorgt nämlich dafür, dass die Einnahmen nach Postleitzahl-Gebieten aufgeschlüsselt werden. Man bekommt also Geld auch dann, wenn man nichts dafür tut.
Na, hoffentlich machen sich diesen Standpunkt nicht nach und nach auch andere Verbünde und Unternehmen zu eigen. Denn dann haben wir bald wieder die Situation, dass es das Ticket nur noch bei wenigen Quasi-Monopolisten wie der Deutschen Bahn gibt, die dann die Verkaufsregeln wieder allein diktieren können.
Aber das nur nebenbei. Werben tut der VSN natürlich trotzdem noch mit dem Argument, dass man tunlichst bei ihm kaufen solle, weil dann die Einnahmen den örtlichen Unternehmen zugutekommen. Darauf sollte man nicht mehr reinfallen, es stimmt ja nicht mehr, und das offenbar schon länger.
Aber der VSN hat derlei regionsfreundlichen Überlegungen, die, wie fast immer in solchen Dingen, nur für einfältige Gemüter wie mich gedacht waren, nun selbst einen Riegel vorgeschoben: Er bietet das Deutschland-Ticket einfach nicht mehr an.
Abos gekündigt, neuer Anbieter macht nur Online-Banking
Der VSN also hat mir als langjährigem Stammkunden (erst Senioren-Ticket, dann Deutschland-Ticket, auf dringende Bitte hin weiterhin beim VSN bestellt) nun per Brief mitgeteilt, dass er den Vertrieb einstellt und alle Abos automatisch zum 31.12. gekündigt sind. Man muss der Kündigung nicht einmal zustimmen, das erfolgt ganz von alleine. Als neuen Anbieter empfiehlt der VSN die NITAG, die bislang für den Niedersachsen-Tarif zuständige Organisation, genauer eine Tochter der NITAG mit Sitz in Düsseldorf, bei der man das Ticket ganz schnell und bequem erwerben könne.
Abgesehen von der kundendienstlichen Schweinerei, dass man seine eigenen Stammkunden nicht etwa überleitet (so sie es wünschen, aber gefragt wird man ja nicht) und ihnen die Arbeit damit abnimmt, die man schließlich selbst verursacht hat, birgt dieser Hinweis auf die NITAG-Tochter eine beachtliche Hürde, die erst einmal überwunden sein will:
Die NITAG akzeptiert nur Kunden, die des Online-Banking mächtig sind. Anderen verweigert man schlicht den Zutritt. Nichts selbst natürlich, sondern mittels einer weiteren Firma, welche die Bonitätsprüfung durchführt.
Das ist die nächste Ungeheuerlichkeit: Der VSN jagt langjährige Stammkunden, die nachweislich ein Konto haben, von dem auch stets erfolgreich abgebucht werden konnte, in eine Prüfung hinein, in der sie erneut ihre Existenz und Bonität nachweisen sollen. Großartig! Auf solch einen Verkehrsverbund pfeife ich.
Bei der NITAG also kann man nur landen, wenn man Online-Banking macht. Nun hätte der VSN ja sagen können: Keine Panik, Leute, ihr wart bei uns ja Stammkunden und das teilen wir der NITAG auch mit. Weit gefehlt. Würde ja Arbeit machen, die man in Göttingen scheut wie der Teufel das Weihwasser. Ist doch viel bequemer, wenn man die Altkunden die Suppe selbst auslöffeln lässt, die man ihnen eingebrockt hat.
Nun mag es sein, dass ich schrecklich altmodisch bin und hinter der Zeit herhinke. So etwa, nur eine Spur hämischer, hat mich jedenfalls der am Telefon erreichte Kundenberater des mit der Bonitätsprüfung beauftragten Unternehmens behandelt. Vielleicht hat er mich auch als bereits senil eingestuft: Wie? Sie machen kein Online-Banking? Tja, Alter, da hast Du halt Pech gehabt. Immerhin aber sagt auch mein Interessenverband PRO BAHN: Kein Zwang zum Smartphone! Genau das macht der VSN aber nun, er nötigt seine Kunden per Zwang zum Online-Banking auch zum Erwerb und zur Nutzung eines Smartphones.
Ich bin jetzt auf der Suche nach einem seriösen Anbieter, der mir den Zugang zum Deutschland-Ticket auch ohne Zwang zum Online-Banking ermöglicht. Gern hätte ich das Ticket dann auch als Chipkarte, um den bisherigen nervenden Software-Updates mit anschließendem Neu-Anmelden mittels komplexer Passworte künftig zu entgehen. Passierte mir immer dann, wenn ich, natürlich ohne den Zettel mit dem Passwort, irgendwo in der Pampa stand. Manchmal war da auch, mitten im Harz, kein Netz.
Es sollte allerdings auch ein Anbieter sein, der nicht die „Trittbrettfahrer-Mentalität“ des VSN teilt. Der also das Ticket mittel- bis langfristig auch selbst anbietet und verkauft und nicht nur per Postleitzahl-Zuordnung anteilig abräumt, ohne etwas dafür zu tun.
Wer kann mir helfen? Ich möchte lieber heute als
morgen von diesem Verkehrsverbund weg!
Michael Reinboth
2. Deutschlandticket: Es geht auch ohne
Smartphone und Online-Banking (Stand 28.11.2025)
Über das kundendienstlich unerträgliche Verhalten des VSN, welches aber, wie wir
erfahren mussten, von den Aufgabenträgern gutgeheißen wurde, haben wir hier
schon berichtet. Zur Erinnerung: Der VSN stellt Knall auf Fall seinen treuen
Abo-Kunden (es soll sich um ca. 1.500 handeln) den Stuhl vor die Tür und
empfiehlt stattdessen den Erwerb des Deutschland-Tickets bei einer Tochter der
NITAG, die es aber nur verkauft, wenn man ein Smartphone hat und zugleich
Online-Banking macht.
Der VSN grenzt somit mit dem Segen von oben Leute mit Handicap (z.B. solche mit Augenerkrankungen, die ein Smartphone nicht bedienen können und die genau deswegen auch kein Online-Banking machen können) von der kostengünstigen Nutzung des ÖPNV aus. Es gibt unter den ÖPNV-Kunden eben nicht nur die armen Tröpfe, die auf dem Weg zur Zwangsdigitalisierung am Wegrand zurückbleiben, es gibt auch die, welche diesen Weg aus ganz anderen Gründen nicht beschreiten können. Gut, es war vorher schon schlecht, da er sich stets geweigert hat, über eine Chipkarte auch nur nachzudenken. „Barrierefreier Nahverkehr“ – war da mal was?
Über die Tatsache, dass man den Schatz von immerhin 1.500 Stammkunden mit Adressen usw. einfach wegwirft, was jedes private Unternehmen wohlweislich vermeiden würde, wollen wir nicht reden. Ein alter Bekannter von mir sagte und sagt stets: „Jeder Kunde ist Gold wert.“ Aber der VSN hat sie ja in Hülle und Fülle.
So weit, so schlecht.
Nun habe ich ja darum ersucht, mir zu helfen (der VSN und der ZVSN wollten es partout nicht) und mir Unternehmen oder Verbünde zu nennen, die völlig unbürokratisch mit ihren Kunden umgehen, durchaus auch eine Bonitätsprüfung machen (aber eben ohne Online-Banking-Zwang) und eine Chipkarte einfach so und nicht, wie die NITAG-Tochter, mit zig Warnhinweisen und sattem Aufpreis ausgeben. Darauf habe ich sehr viele Rückmeldungen bekommen, für die ich herzlich danke. Ich wusste gar nicht, wie viele Leute dem VSN schon lange den Rücken gekehrt haben und beim VRB, bei der Rheinbahn, bei Abellio, beim VMT (Mittelthüringen) ihr Deutschland-Ticket kaufen. Der beste Tipp betraf die unmittelbare Nachbarschaft, nämlich die Stadtverkehre Nordhausen bzw. deren Verkehrsbetrieb, der im Bahnhof Nordhausen Nord eine – übrigens täglich besetzte – Verkaufsstelle unterhält, wo man das besagte Ticket ziemlich umstandslos erhalten kann.
Heute war ich da. Von Walkenried ist es nach Nordhausen mit dem Zug ja nicht weit, und der Weg quer über den Bahnhofsvorplatz zum Bahnhof Nord ist auch nicht schlimm. Es gelang mir mit Hilfe einer sehr netten Servicekraft, das Ticket innerhalb der Wendezeit des Zuges, also zwischen 13.15 und 13.39 Uhr, zu erwerben. Formular ausgefüllt, Kontodaten eingetragen, wollen Sie es abholen oder sollen wir es zuschicken, fertig. Keine 10 Minuten ohne Smartphone und ohne Online-Banking-Zirkus. Ich habe mich ganz ausdrücklich für die zuvorkommende Bedienung bedankt. In den nächsten Tagen werde ich das Ticket in Form einer Chipkarte wohl im Briefkasten finden – darüber werde ich natürlich berichten.
Ganz nebenbei lagen da auch Fahrplanhefte für den Kreis Nordhausen aus. Auch so was gibt es also noch. Ob sie in 2026 auch noch daliegen werden? Immerhin hat der Kreis ja seinen Beitritt zum VMT beschlossen – aber der bietet jedenfalls das Deutschland-Ticket auch ohne Brimborium und in Kartenform an. Hoffentlich tut er es noch lange und entwickelt nicht die unsägliche Trittbrettfahrer-Mentalität des VSN.
Also, nochmals Dank an alle Tippgeber! Im
Gegensatz zum Kundendienst sind die Fahrpläne im VSN ja nun wirklich nicht
schlecht, also nutzen Sie genau wie ich weiter Bahn und Bus in der Region!
Michael Reinboth
3. Harz: Neues „Harz-Kursbuch“ für 2026 ist
lieferbar – Netzfassung folgt in Kürze (Stand: 28.11.2025)
„Im Schienenverkehr in Deutschland und
Niedersachsen und bei der Finanzierung des ÖPNV in allen drei Harz-Bundesländern
türmen sich die Probleme. Hinzu kommt ein völliges Versagen des
Infra-strukturbereichs der Deutschen Bahn AG bei der Koordination und
Durchführung von Bauarbeiten und die Unfähigkeit der DB-Tochter DB Start. 2026
könnte es den letzten halbwegs stabilen Bereich rund um den Harz, dem
Harz-Weser-Netz, nun auch bergab gehen, da die Arbeiten zur Umstellung der
Stellwerkstechnik erneut verschleppt werden und personelle Engpässe auf den
Stellwerken drohen. Aber es gibt ja auch kleine Lichtblicke wie die neue
Landesbuslinie Herzberg – Braunlage. Genau deswegen machen wir weiter.“
Im Gegenteil: Jetzt erst recht. Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ hat das „Harz-Kursbuch“ komplett überarbeitet und neue Prioritäten gesetzt: Bessere Lesbarkeit durch Tabellen mit größerer Schrift, mehr Übersichtskarten für die Harzer Buslinien, mehr Infos zu den UNESCO-Welterbestätten und ihrer Erreichbarkeit steht ein Verzicht auf Tabellen des ICE- und IC-Verkehrs gegenüber, was eine Straffung auf 160 Seiten ermöglicht hat. Dadurch ist es auch möglich, den Preis des Harz-Kursbuchs trotz gestiegener Produktionskosten stabil bei 5 Euro zu halten.
„ICE und IC lassen wir nicht weg, eine Auflistung aller Linien, die den Harz betreffen, gibt es weiter. Nur Fahrzeiten anzugeben, dass ist schlichtweg wegen der ständigen Änderungen aufgrund von Bauarbeiten und Streckensperrungen nicht möglich. Umso mehr Wert haben wir auf den Regionalverkehr gelegt, der mit dem Deutschland-Ticket genutzt werden kann.“
Auf 160 Seiten erfährt der Kunde von Bahn und Bus im und am Harz alles über die vorhandenen Bahn- und Buslinien. Aufgeführt sind die zum Zeitpunkt des Fahrplanwechsels der DB AG jeweils geltenden Fahrpläne und Anschlüsse. „Wir schaffen damit einen Orientierungsrahmen, der es ermöglicht, sich über das vorhandene Angebot zu informieren und eine Reise, eine Wanderung, eine Ausflugstour zu planen. Was am konkreten Tag tatsächlich fährt und wie es das tut, ist schwieriger vorherzusagen denn je…“. Immerhin sind auch für den Fall des Abrufs aktueller Daten alle nötigen Adressen, Internet-Adressen und Telefonnummern angegeben.
„Im Bahnverkehr geht es leider drunter und drüber, der Blick in den DB Navigator ist im Grunde vor und während der Reise unerlässlich. Aber auch beim Bus gibt es häufige Anpassungen und jede Menge Straßenbaustellen mit Umleitungen und ähnlichem. Im Kreis Goslar schweben sogar unterjährige Angebotskürzungen als Damoklesschwert über uns. Aber: Der Harz ist weiterhin Bahn- und Busgebirge, in einigen Fällen sogar besser als je zuvor. Wer sich mit Bahn und Bus im Harz bewegen will, der sollte daher zugreifen.“
Das Harz-Kursbuch 2026 als „Handbuch für alle, die
den Harz mit Bahn und Bus erkunden wollen“, ist ab sofort beim HTV in Goslar und
bei Michael Reinboth in Walkenried erhältlich.
Michael Reinboth
4. „Höchste Eisenbahn“ schlägt Alarm - Geordneter Bahnverkehr 2026 und 2027 im Südharz nicht mehr sichergestellt? (27.11.2025)
Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ hat sich dieser Tage mit einem Brandbrief an Carmen Schwabl, die Geschäftsführerin der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) gewandt. Nach Auffassung der Initiative gibt es mehr als genügend Anzeichen dafür, dass die DB InfraGO, verantwortlich für das Schienennetz in Deutschland, es zum wiederholten Male nicht schafft, eine dringend gebotene Baumaßnahme halbwegs zeitgerecht zu Ende zu führen.
„Im Südharz hinken wir nun schon 20 Jahre hinter den ursprünglichen Plänen hinterher, das Harz-Weser-Netz durch Umstellung auf moderne Stellwerkstechnik fit für die Zukunft zu machen, Was sich jetzt abzeichnet, lässt allerdings die Vermutung aufkommen, dass ab Mitte 2026, spätestens jedoch 2027 im Südharz gar kein geordneter Zugverkehr mehr möglich ist“ führt Michael Reinboth, einer der Sprecher der Initiative, aus. Er und andere haben beobachtet, dass die DB InfraGO nach Aufstellung neuer Signale und Arbeiten an diversen Bahnübergängen jegliche Arbeit eingestellt und die Baustelleneinrichtungen abgeräumt hat. Damit bestätigen sich Hinweise, wonach InfraGO abermals Bauarbeiten nicht weiterzuführen gedenkt und die Infrastruktur der Strecke Northeim – Herzberg mit dem wichtigen Knotenbahnhof Herzberg weiterhin in der Alttechnik verlottern lässt. Hinzu kommen Langsamfahrstellen, unter anderem zwischen Scharzfeld und Herzberg, die bei knappen Fahrplänen 2 Minuten Fahrzeit kosten und an deren Behebung ganz offenbar nicht gedacht ist.
Massive Folgen erwartet
„Höchste Eisenbahn“ weist im Brief an Frau Schwabl auf die zu erwartenden Folgen der Verschleppungstaktik von InfraGO hin. Die Technik der alten Stellwerke ist hinfällig, Ersatzteile sind immer schwieriger zu bekommen und, schlimmstes Szenario von allen, es wird ab dem kommenden Jahr nicht mehr genügend Personal für die Besetzung der Stellwerke in Wulften, Herzberg, Scharzfeld und Walkenried zur Verfügung stehen.
„Damit ist ein schicht- oder gar tageweiser Ausfall aller Zugfahrten vorprogrammiert. Er betrifft, sofern das Stellwerk in Herzberg nicht mehr besetzt werden kann, dann auch die Strecke von Gittelde bis Herzberg. Der gesamte Zugverkehr im Südharz wird also massiv gestört sein. Wer es nicht glaubt, der möge einfach die Störungsmeldungen der Eisenbahn-Verkehrsunternehmen studieren: Derlei Beeinträchtigungen sind inzwischen im deutschen Schienennetz Alltag, ohne dass irgendjemand massiv durchgreift und im Konzern Deutsche Bahn AG gründlich Ordnung schafft.“
Reinboth weiter: „Wir wehren uns ja nun schon seit
geraumer Zeit gegen die im Konzept 2030+ der LNVG geplanten Verschlechterungen
im Südharz. Das, was wir nun vor Augen haben, ist freilich um einige Dimensionen
schlimmer, denn wenn über Jahre hinweg kein regulärer Zugbetrieb im Südharz mehr
stattfindet, weil DB InfraGO überhaupt nichts mehr auf die Reihe bekommt (oder
vielleicht auch nicht bekommen will), müssen wir uns über nach 2030 abwandernde
Kundinnen und Kunden nicht mehr sorgen – sie sind schon vorher weg.“
Michael Reinboth