News vom 01.12.24 bis 31.12.24
1. Südharz:
Das Konzept 2030+ bringt für den Südharz überwiegend Angebotsverschlechterungen
(Stand: 01.12.2024)
2.
Harz: Ab 15. Dezember werden Herzberg und Bad Lauterberg von Altenau und
Clausthal-Zellerfeld abgehängt (Stand 15.12.2024)
3.
Harz: Harz-Kursbuch wird Anfang 2025 zur Verfügung stehen (Stand: 15.12.2024)
1. Südharz:
Das Konzept 2030+ bringt für den Südharz überwiegend Angebotsverschlechterungen
(Stand: 01.12.2024)
Das von der LNVG vorgestellte Konzept „2030+/2040+“ soll verdeutlichen, wohin
die LNVG den Schienenpersonenverkehr in Niedersachsen langfristig steuern will.
Die Positionierung ist vor dem Hintergrund der Pläne für den „Deutschland-Takt“
und die sich immer länger hinziehende Umsetzung von Verbesserungen der
Infrastruktur sowie die immer unerträglicher werdende Dauer der
Fahrzeug-Beschaffung verständlich und auch zu begrüßen. Sie sind von der Tendenz
her (mehr Verkehr auf die Schiene, bessere Angebote für weite Teile des Landes)
auch richtig.
Gleichwohl deuten sich für den Zeithorizont bis 2040, also die kommenden 15 Jahre, für den Südharz schwerwiegende Nachteile an, die so nicht zu akzeptieren sind. Besonders auffällig ist der nicht nur hier zu beobachtende Trend, dass die „Ränder“ des Landes Niedersachsen stets schlechter abschneiden als die zentraleren Regionen, was keineswegs mit Einwohnerzahlen und ähnlichem zu tun hat, sondern darauf zurückzuführen ist, dass man sich der Grenze zu anderen Aufgabenträgern nähert.
Bevor in eine vertiefte Analyse dessen, was uns erwartet, eingestiegen wird, soll ein kurzer Blick auf den heutigen Zustand geworfen werden.
Hierbei wie auch in der Folge bleibt die Strecke Braunschweig – Herzberg
ausgeklammert, da für sie keinerlei Veränderungen geplant sind.
Hinzuweisen ist allerdings darauf, dass sich sowohl die
Relation Göttingen – Kreiensen – Seesen – Osterode wie auch die
Relation Hannover – Kreiensen – Seesen – Osterode spürbar verschlechtern werden,
dafür aber (Beweis in Form von Fahrplänen fehlt) die Relation Hannover –
Hildesheim – Salzgitter-Ringelheim – Seesen – Osterode (- Herzberg) wegen des
geplanten Halbstundentakts Hannover – Goslar wieder in den alten guten Zustand
zurückkehren könnte.
2025: Gute Anbindung an den ICE-Knoten Göttingen, schlechte Verbindungen nach
Norden und Westen, Abbruch der guten Bedienung in Herzberg
Aktuell wird das Leinetal mit der RE-Linie RE2 stündlich bedient.
Ab und bis Kreiensen kommen die zweistündlich direkt zwischen Göttingen und Bad
Harzburg pendelnden Züge der RB82 hinzu,
ab und bis Northeim dann noch alle 2 Stunden die Züge der RB80, welche
Nordhausen direkt mit Göttingen verbinden.
Auf diese Weise sind sowohl der Nordharz als auch der Südharz gut, weil direkt
und umsteigefrei, mit dem ICE-Knoten Göttingen verbunden, was beiden
Landstrichen sehr gute Verbindungen vor allem mit dem Rhein-Main- und dem
Rhein-Neckar-Gebiet beschert.
Hingegen sind die Verbindungen Südharz – Hannover (und weiter nach Norddeutschland) ausgesprochen schlecht, weil in Northeim Wartezeiten von bis zu 30 Minuten auftreten oder aber der (teure) Umweg über Göttingen gewählt werden muss. Die Verbindungen zwischen dem Rhein-Ruhr-Raum und dem Südharz sind schlecht, weil mit (mindestens) zweimaligem Umstieg in Paderborn und Bodenfelde verknüpft.
Östlich von Herzberg lässt die Bedienung in Tagesrandlagen erheblich zu wünschen übrig, da das Land Thüringen zusätzliche Zugleistungen zwischen Ellrich und Nordhausen nicht finanziert (und auch nicht zu finanzieren beabsichtigt) und die LNVG Zugleistungen bis und ab Walkenried, obschon sowohl diese Station als auch Bad Lauterberg-Barbis und Bad Sachsa in Niedersachsen liegen, ablehnt.
Aus dem Südharz wurden in der Vergangenheit immer wieder (der Ausdruck „gebetsmühlenhaft“ liegt nicht ganz falsch), leider erfolglos, neben der Beibehaltung der guten Verbindungen über den ICE-Knoten Göttingen mit dem Süden und den ICE-Bahnhof Braunschweig mit Berlin folgende Verbesserungen gefordert:
Schnellere Anschlüsse in Northeim nach Hannover, möglichst durchgehend bis Hamburg
Wiederherstellung der früher vorhandenen schlanken Verbindungen mit Hannover und Hildesheim über Salzgitter-Ringelheim
Weniger Umstiege in der Relation Rhein-Ruhr-Westfalen – Südharz und zurück
Mehr Verbindungen für Pendler zwischen dem Südharz und Göttingen
Übertragung des spätabendlichen Bedienstandards für Herzberg (Osterode, Bad Lauterberg) auch auf Bad Sachsa und Walkenried entweder durch Züge oder Busse
Wir wollen nun sehen, was „2030+“ in dieser Beziehung bieten soll. Bei der nun folgenden Kritik darf unterstellt werden, dass dem Verfasser gewisse Sachzwänge infrastruktureller und finanzieller Natur durchaus geläufig sind und unsere Initiative diesbezüglich noch nie durch übertriebene Forderungen auffällig geworden ist.
2030+: Quantitativ mehr, qualitativ entschiedene Rückschritte und
Ungleichbehandlungen
Zunächst werfen wir einen Blick auf die nackten Zugzahlen. Die sind auf den
ersten Blick schon imposant, lassen aber ein erhebliches Auseinanderdriften
zwischen den einzelnen Streckenabschnitten erkennen.
Mit anderen Worten: Die Benachteiligung schon heute gegenüber anderen
Abschnitten schlechter bedienten Bereichen verstärkt sich noch. So viel zum
Thema „Gleichbehandlung aller Landesteile“.
Da mag das Argument „Wir müssen ja dort das Angebot stärken, wo hohe Nachfrage
ist“ noch so oft vorgetragen werden – es ist grundfalsch, wenn man im Gegenzug
die zweifellos auch anderswo vorhandene, nur eben wegen fehlender Angebote
zwangsweise per Individualverkehr befriedigte Nachfrage, noch weiter schwächt.
Die Verkehrswende wird nur gelingen, wenn es überall ein besseres ÖPNV-Angebot
gibt.
Im Leinetal erhöht sich die Frequenz des RE2 durch den einzuführenden Halbstundentakt massiv. Nimmt man jedoch die wegfallenden Züge der RB82 zwischen Kreiensen und Göttingen und der RB80 zwischen Northeim und Göttingen hinzu, relativiert sich das Bild schon ganz erheblich. Die Mehrleistungen des RE2 werden durch massive Kürzungen der Angebote der RB80 und RB82 erkauft, womit klar wird, dass die Stärkung des Leinetals – die schon deswegen zu hinterfragen ist, weil die direkte Nachfrage Göttingen – Hannover in dichter Folge mit Fahrzeiten von unter 30 Minuten über die Schnellfahrstrecke bedient wird und alle Orte südlich von Kreiensen vorwiegend auf Göttingen und nicht auf Hannover fixiert sind – mit einer massiven Schwächung der Angebote für den Nord- und den Südharz einhergeht, die ihrer direkten Züge mit Göttingen weitgehend verlustig gehen.
Das trifft ganz entschieden auf die Strecke Kreiensen – Bad Harzburg zu, die nur noch an Sonntagen (als ob es Ausflugsverkehre nicht auch an Samstagen gäbe) nennenswerte direkte Verbindungen behalten soll (Mo bis Sa 2 Züge pro Richtung, Sonntag 5 Züge pro Richtung), und noch viel entschiedener auf die Strecke Herzberg – Nordhausen, die maximal an Samstagen und Sonntagen noch durchgehende Züge erhalten soll, ansonsten aber in Bezug auf durchgehende Verbindungen mit Göttingen komplett leer ausgeht.
Betrachtet man die West-Ost-Achsen, so ist zwischen Kreiensen und Bad Harzburg praktisch keine quantitative Verbesserung vorgesehen. Durch die „Glättung“ des Takts gehen voraussichtlich alle (bisher zweistündlichen) Verbindungen (Göttingen -) Kreiensen – Goslar – Halberstadt verloren. Ebenso dürfte es um die Eckanschlüsse Hannover – Kreiensen – Seesen – Osterode und Göttingen – Kreiensen – Seesen – Osterode geschehen sein, was besonders den Bahnhof Gittelde-Bad Grund und damit die Kurstadt Bad Grund empfindlich treffen dürfte.
Auf der südlicheren West-Ost-Achse ist das Bild differenzierter. Zwischen
Bodenfelde und Northeim findet der heutige, traurige, weil jedweden direkten
Verkehrs mit Paderborn beraubten Zustands seine noch traurigere Fortsetzung,
weil die LNVG weiterhin nur auf den Streckenast Bodenfelde – Göttingen setzt und
das Potenzial Rhein-Ruhr- Westfalen – Südharz standhaft negiert.
Zwischen Northeim und Herzberg wird das Angebot Montag-Freitag im Berufsverkehr
hingegen verdichtet und um einige Zugpaare erweitert, die auch direkt bis und ab
Göttingen verkehren sollen.
Östlich von Herzberg bricht das alles aber schon wieder ab, und die angedeuteten
leichten Aufstockungen (in Tagesrandlagen vermutlich) sind ein im Grunde
schlechter Scherz, weil Thüringen ja bekanntlich völlig außen vor steht und die
LNVG auch 2030 und danach vermutlich nicht gewillt sein dürfte, Züge bis und ab
Walkenried zu bestellen, obschon Niedersachsen ja keineswegs in Herzberg endet.
Wir dürfen hier, ähnlich Bodenfelde – Northeim, von der Fortführung des
Istzustands ausgehen.
Das trifft an Samstagen und Sonntagen auch auf den Abschnitt Northeim – Herzberg zu, da die Verdichter dann ja nicht fahren.
Als ob dies nicht schon traurig genug wäre, sollen alle bisherigen durchgehenden Züge zwischen Göttingen und Nordhausen gestrichen und in Northeim gekappt werden. Allenfalls für den Samstag (aber sehr dürftig) und für den Sonntag scheinen hier durchgehende Verbindungen möglich, da die Zahlenangaben für diese beiden Tage zwischen Göttingen und Nordhausen sonst keinen Sinn ergäben.
Für Pendler zwischen dem östlichen Südharz und Göttingen verschlechtert sich
das Angebot nach 2030 also massiv. Hingegen dürfte der P&R-Parkplatz in
Herzberg (vorübergehend) noch weiter aufblühen – allerdings nur bis 2040 und
danach, wo dem Knoten Herzberg die Legitimation qua neuer Kurve entzogen und
durch die diesbezüglich völlig von jeder Infrastruktur freie Station Schloß
ersetzt werden soll.
Aber das ist ja noch lange hin und vermutlich auch nicht zu finanzieren. Da muss
man schon fast sagen: Gottseidank – sonst würde der östliche Kreisteil immer
weiter und weiter abgehängt werden.
Aber nicht nur Pendler ereilt ein schlimmes Geschick. Noch ärger trifft es die Tourismusdestinationen Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried, die sämtliche bisher durchaus guten Verbindungen mit dem Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Gebiet einbüßen. Ein zweimaliger Umstieg binnen 15 Minuten (in Göttingen und in Northeim bzw. umgekehrt) ist bei Mitführung von Gepäck oder gar einem Fahrrad Gift für die Nachfrage. Das wird ja leider auch nicht durch eine bessere Verbindung mit Hamburg kompensiert, da die Linie RE2 zukünftig immer in Hannover beginnt und endet und man insoweit immer zweimal (Hannover und Northeim – das vielleicht etwas schneller, oder Göttingen und Northeim) umzusteigen hat. Auch hier dürfen wir keineswegs von einem Aufleben der Nachfrage ausgehen.
Die Tourismusdestination Nordharz und hier besonders Bad Harzburg wird von der Streichung direkter Züge mit Göttingen ebenfalls negativ tangiert. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass es zumindest für Goslar einen „Ersatz“ in Form der zwar umwegigen, aber dann vielleicht zeitlich nicht unattraktiven Verbindung über Hildesheim geben könnte.
Forderungen an die LNVG
Aus all dem folgt, dass etwas geschehen muss, um die geschilderten Nachteile für den Südharz, wenn schon aufgrund vorgefasster Meinungsbildung bei der LNVG („den Halbstundentakt im Leinetal wollen wir“) nicht gänzlich zu vermeiden, so doch einzudämmen.
Deswegen fordern wir:
Offenlegung der ja ganz offensichtlich
vorgesehenen Wochenend- oder Sonntagsbedienung zwischen Göttingen, dem
Nordharz und dem Südharz –
wie muss man sich das vorstellen?
Offenlegung der künftigen Anschlussbeziehungen im Knoten Salzgitter-Ringelheim in der Relation Hannover – Hildesheim – Seesen - Herzberg
Beibehaltung von je drei direkten Zugleistungen
Nordhausen – Göttingen und zurück auch Montag bis Freitag in
Berufsverkehrslagen (bspw. 5.03, 6.03 und 7.03 ab Walkenried und 15.49,
17.49 und 19.49 ab Göttingen)
– alternativ – und vielleicht besser - Rückverlängerung von je drei in
Herzberg beginnenden und endenden Zügen ab und bis Walkenried, bei
Mitfinanzierung auch ab und bis Nordhausen.
Mittels dieser Leistungen müssen in Göttingen auch gute
Fernverkehrsanschlüsse hergestellt werden können
Beibehaltung der Relation Göttingen – Goslar – Halberstadt (-Halle bzw. Magdeburg) und zurück
Direkte (Wochenend-) Züge Paderborn – Nordhausen und zurück durch „Umlenkung“ von Paderborner Zügen ab und bis Nordhausen und Anschluss Göttingen in Bodenfelde mittels Pendelzügen
Anbindung der Stationen Bad Lauterberg-Barbis, Bad Sachsa und Walkenried an Göttingen bzw. Northeim in Tagesrandlagen auch dann, wenn Thüringen östlich von Walkenried nichts finanziert
Umsetzung der Maßnahmen immer so, dass entstehende Nachteile für den Südharz durch Vorteile bei anderen Verbindungen ausgeglichen werden. Beispiel: Wenn die Relation Hannover – Osterode über Kreiensen – Seesen nicht mehr angeboten werden kann, muss zeitgleich eine Verbesserung der Relation Hannover – Osterode über Salzgitter-Ringelheim erfolgen. Hierzu sind die Netzvergaben entsprechend aufeinander abzustimmen
Michael Reinboth
2.
Harz: Ab 15. Dezember werden Herzberg und Bad Lauterberg von Altenau und
Clausthal-Zellerfeld abgehängt (Stand 15.12.2024)
Nach 40 Jahren ÖPNV-Arbeit im und am Harz kann einen eigentlich nichts mehr
überraschen. Aber es geht doch noch.
In vielen Gesprächen mit den Verkehrsplanern des ZVSN und der Region Braunschweig wurde immer wieder auf die prekäre Umsteigesituation in St. Andreasberg hingewiesen, wenn man mit dem Kleinbus von Altenau kommend in Richtung Bad Lauterberg umsteigen wollte und dieser Verspätung hatte. Dann standen die Fahrgäste nämlich, da der Bus der Linie 450 nach Herzberg nicht warten konnte oder wollte, am Glockenberg herum – 2 Stunden lang. Außerdem wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass der Einsatz eines Kleinbusses mit seinen vielen Beschränkungen in einer Urlaubsregion, in der sich Wanderer kurz entschlossen auf den Weg machen und hin und wieder auch Fahrräder zu transportieren sind, ein Unding ist.
Beide Probleme hat der Regionalverband ab dem 15.12.24 gelöst
Es fahren bis auf wenige Ausnahmen keine Kleinbusse mehr – und die Fahrgäste
müssen in St. Andreasberg Am Glockenberg auch keine Bedenken mehr tragen, dass
sie womöglich ihren Anschluss nicht erreichen – denn den gibt es von diesem Tag
an nicht mehr. Die Verbindung Goslar – Clausthal-Zellerfeld – Altenau – St.
Andreasberg – Bad Lauterberg – Herzberg wird vom Regionalverband Braunschweig
rigoros aufs Abstellgleis geschoben.
Das dies ein Schlag ins Kontor aller Leute ist, die sich um die verkehrliche Einheit des Harzes bemühen, schert in der Stadt Heinrichs des Löwen niemanden. Dass man damit auch HATIX keinen wirklichen Gefallen erweist, auch nicht.
Es ist wie immer: Der Harz hört für den Regionalverband Braunschweig dort
auf, wo die Kreisgrenze von Goslar verläuft.
Auf die Bedürfnisse von Kunden aus dem Südharz wird gepfiffen. Da helfen
weder Konferenzen noch Gespräche – wenn es darauf ankommt, spielt das alles
keine Rolle. „Ein Harz“ – war da mal was?
Ganz schlimm: Alle Betroffenen, auch die Planenden im Südharz, werden hierüber nicht einmal in Kenntnis gesetzt… Sie erfahren vom Fahrplanwechsel per Zufall durch Abfrage des Fahrplans beim HarzBus, nachdem der DB-Navigator zuvor seltsame Verbindungen ausgespuckt hat: Altenau – Bad Lauterberg, doch, doch, das geht schon, sie fahren erst mal nach Oderbrück, von dort weiter nach Braunlage, von dort weiter nach St. Andreasberg und dann hinab in den Südharz. Hä? Was soll das denn? Und dann sieht man mittels aktiver Recherche das ganze Ausmaß der Katastrophe.
Nun ist es freilich nicht so, dass auf der Linie 840 zwischen Altenau und St. Andreasberg nichts geschähe außer der Abschaffung aller Anschlüsse in St. Andreasberg. Man kommt ab 15.12. einerseits der Forderung nach „richtigen“ Bussen nach – inwieweit die von Goslar kommen, geht leider aus den bisher veröffentlichten Plänen nicht hervor – und andererseits dem durchaus berechtigten Wunsch aus Altenau, doch bitte wieder das Torfhaus anzufahren. Da man knapp bei Kasse ist, löst man das Problem, indem man einen Teil der Busse, die bisher ab Altenau über die Stieglitzecke nach St. Andreasberg fuhren, nun über Torfhaus, Oderbrück und den Oderteich schickt, wonach sie sich am Sonnenberg wieder auf die alte Strecke einfädeln. Zeitzuschlag 15 Minuten – und damit logischerweise alle Anschlüsse im Eimer. Umgekehrt ebenso.
Soweit wäre das ja alles erträglich, wenn dabei ein sauberer 2-Stunden-Takt über die Stieglitzecke einerseits und über Torfhaus andererseits herauskäme. Dann bestünde ja immerhin noch die Chance, dass die zweistündlich über Stieglitzecke fahrenden Busse in St. Andreasberg weiter ihre Anschlüsse nach Herzberg erreichen könnten. Doch zum einen gibt es diesen 2-Stunden-Takt eben nicht, sondern ein undurchsichtiges Gewürge von abwechselnden Fahrten, die noch dazu an Schul- und Ferientagen unterschiedliche Richtungen einschlagen.
In Braunschweig setzt man nun, um das Maß vollzumachen, noch einen drauf und verzögert die Busse über die Stieglitzecke um einige Minuten – und zwar so, dass es mit den Übergängen in St. Andreasberg genau nicht passt. Ankunft zur Minute .38 (man billigt dem Bus 3 Minuten von der Schulstraße zum Glockenberg zu, in der anderen Richtung reicht – bergauf! – deren eine – ein Schelm, der Böses dabei denkt), Abfahrt nach Herzberg spätestens zur Minute .36… Super gemacht, ganz so, als ob man im Nachgang beweisen wollte, dass der Kleinbus eben doch das bessere Fahrzeug war. Aber selbst der könnte es nicht mehr schaffen, weil man sich in Altenau zusätzliche Puffer gönnt. Da gibt es eigentlich nur eine Schlussfolgerung: Für die Braunschweiger ist gedanklich in St. Andreasberg eben Schluss.
So viel zur einheitlichen Vermarktung des Harzes als Urlaubs- und Ausflugsziel. Leute, das können wir in die Tonne treten. Keiner will es.
Bad Lauterberg, die Kurstadt mit einem der höchsten Gästeaufkommen im Harz, hat jedenfalls in Bezug auf Altenau, Clausthal-Zellerfeld und Goslar nun die berühmte Karte gezogen. Herzberg auch.
Die negativen Folgen für Braunlage sind hingegen überschaubar
In erster Linie liegen sie darin, dass ein bisher noch halbwegs
transparenter Fahrplan vollends ad absurdum geführt wird und man nun gleich vier
Umsteigepunkte zur Auswahl hat: St. Andreasberg Schützenhaus, Sonnenberg und nun
noch Oderbrück und den Oderteich, merkbar ist davon nichts. Aber immerhin: Durch
den Umstieg in Oderbrück (Torfhaus sei nicht empfohlen, da die Altenauer Busse
an der L 504 halten und der geneigte Wanderer sich erst mal orientieren müsste)
rettet man einige Verbindungen zwischen Altenau und Braunlage, wenngleich in
Richtung Altenau mit doch beachtlichen Wartezeiten. Aber die waren vorher am
Sonnenberg ja auch nicht besser.
Für Bad Lauterberg muss etwas getan werden
Der Nutzen des HATIX, das muss man leider feststellen, nimmt ab dem 15.12.24
für Bad Lauterberg ab. Ziele wie Stieglitzecke (mit der Hanskühnenburg),
Dammhaus, Altenau, Clausthal-Zellerfeld, mit anderen Worten die komplette
Oberharzer Wasserwirtschaft mit Ausnahme des Andreasberger Reviers, fallen erst
einmal heraus. Es bleibt immer noch genug, da gottseidank die Linie 820 ja
weiter stabil verkehrt. Aber so funktioniert das ja nun wirklich nicht. Man muss
den Gästen im Kneippheilbad mehr bieten – und da gibt es nur eine einzige
Möglichkeit:
Die direkten Busse Herzberg – Braunlage und zurück müssen auch unter der Woche
fahren. Die Dringlichkeit dieser Maßnahme, die eigentlich überfällig ist, hat
sich durch den Schritt des Regional-verbands Braunschweig nochmals signifikant
erhöht. Zum nächstmöglichen Fahrplanwechsel müssen die Kurse rollen, wenn man
den Bad Lauterbergern den Sinn und Zweck von HATIX weiter schmackhaft machen
will. Mit einem Halt am Oderhaus käme man zudem der Wanderregion um den
Rehberger Graben ein Stück näher.
Michael Reinboth
3.
Harz: Harz-Kursbuch wird Anfang 2025 zur Verfügung stehen (Stand: 15.12.2024)
Die gute Nachricht: Es wird auch 2025
ein Harz-Kursbuch geben, sowohl elektronisch als auch gedruckt. Der Umfang wird
leicht gekürzt, weil es immer weniger Sinn macht, viel über den Fernverkehr zu
schreiben - ständige Bauarbeiten...
Der "Rest", vor allem der Busverkehr, wird aber der (noch) besseren Übersicht
wegen sogar etwas aufgestockt. Allerdings gab und gibt es immer noch Änderungen
und auch Ungereimtheiten.
Zwei will ich hier nennen:
1. Der RE1...
... für uns Harzer wegen seiner schnellen und stündlichen Verbindung zwischen
Kassel, Paderborn und Düsseldorf als mit dem Deutschland-Ticket zu nutzende
Relation Harz - Ruhr sehr wichtig, fährt wegen Personalmangel bei
NationalExpress nun doch wieder nur zwischen Kassel und Hamm. Alle Tabellen
umbauen und bis und ab Hamm wieder auf den RE1 verweisen, ist die traurige
Konsequenz.
2. HarzBus ...
... verändert mal eben die Fahrzeiten der Linie 840 Altenau - St. Andreasberg um
1 bis 2 Minuten, was genügt, um nun endgültig allen Anschlüssen aus Altenau in
Richtung Bad Lauterberg - Herzberg das Licht auszupusten.
Statt besserer Übergangszeiten wird nun wieder eine Verbindung durch den Harz
kaputtgemacht. Elektronisch ist sie schon weg. Wenn nicht noch ein Wunder (bei
der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen) geschieht, ist der ÖPNV-Harz erneut
ärmer. Was tun also? In diesem Fall doch erst mal abwarten.
Vielleicht merkt es ja noch einer oder eine. Andere Informationen trudeln recht
zäh, allemal aber sehr spät ein.
Ich habe mich daher entschlossen, Gründlichkeit vor Schnelligkeit zu setzen.
Da die Druckerei auch in die verdienten Weihnachtsferien geht, wird das
Harz-Kursbuch erst ab Mitte Januar zur Verfügung stehen, dann aber mit (so ist
in Anbetracht der immer kürzeren Halbwertzeiten von Fahrplänen jedenfalls zu
hoffen) stabilen Informationen zu allen Linien.
Es verlässt sich halt alles darauf, dass die geneigten Kunden ständig in ihr Smartphone starren. Die Bahn macht sich ja über ihr eigenes früheres Produkt "Zugbegleiter" sogar lustig. Zu den Zeiten, wo es ihn gab, konnte man sich aber eben auf den Bahnbetrieb zu 100 Prozent verlassen, heute braucht man für den völlig chaotischen Betrieb eben ständig Echtzeitdaten. Und das wird uns dann als "Fortschritt" untergejubelt. es war nie einfacher als heute, Ursache und Wirkung zu verdrehen.
Unsere treuen Leser und Kunden muss ich um Verständnis bitten. Aber es war noch
nie so schwierig wie in diesem Jahr, wirklich aussagefähige Daten
zusammenzubekommen.
Michael Reinboth