News vom 01.07.20 bis 31.07.20

1. Harz-Kursbuch: Sommerausgabe des Harz-Kursbuchs mit vielen Neuerungen (Stand: 03.07.2020)
2. Thüringen: Geld für bayerische Wünsche ist da, nicht aber für den Südharz (Stand: 03.07.2020)
3. Harz / Deutschland: Aktualisierung des SIMPLEX-Fernbusfahrplans mit Fernbussen durch den Harz (Stand: 02.07.2020) 
4. Deutschland-Takt: Der dritte Entwurf zum Deutschlandtakt liegt vor - Es bleibt dabei: Für den Harz wird wenig besser, aber vieles schlechter (Stand: 08.07.2020)
5. Harz-Kursbuch: Das Harz-Kursbuch für den Sommer 2020 ist nun – ohne den Umschlag – als Download-Version verfügbar (Stand: 16.07.2020)
6. Deutschland-Takt: Der „Deutschland-Takt“ macht den Harz dauerhaft zur Fernverkehrswüste (Stand: 26.07.2020)
7. VSN-Tarif: Das 5-Euro-Ticket soll kommen - Gültigkeit im Bus UND auch im Zug
(Stand: 26.07.2020)
 

1. Harz-Kursbuch: Sommerausgabe des Harz-Kursbuchs mit vielen Neuerungen (Stand: 03.07.2020)
Das „Harz-Kursbuch“ für den Sommer 2020 ist zunächst als Print-Version erschienen, die Online-Version folgt in Kürze. Die Ausgaben behalten ihre Gültigkeit nunmehr bis zum nächsten regulären Fahrplanwechsel Anfang Dezember 2020. Aktuelle Entwicklungen wegen des weiterhin vorhandenen Corona-Virus müssen allerdings beachtet werden. Hierzu werden ggf. die Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen informieren.

Dies ausgeblendet, finden Sie auf nunmehr 266 Seiten alles, was Bahn und Bus im und um den Harz ausmacht: Fahrpläne zur An- und Abreise aus allen Teilen Deutschlands und den Niederlanden, Fahrpläne aller zum Harz oder um ihn herum führenden Bahnstrecken mit allen Anschlüssen in den Harz hinein, Fahrpläne aller Buslinien, die um den Harz herum führen, Fahrpläne aller Buslinien im Harz, die Fahrpläne der Harzer Schmalspurbahnen, die der Museumsbahnen, vier Übersichtskarten und jede Menge Wander- und Ausflugstipps, daneben Adressen und Telefonnummern der Aufgabenträger und Verkehrsbetriebe, der Tourist-Informationen im Harz sowie zahlreicher Ausflugsziele und Museen…

Gegenüber der Winterausgabe sind hinzugekommen:

Außerdem sei auf die Hinweise des Papierflieger-Verlages, der das Kursbuch in gewohnt exzellenter Qualität produziert hat, zur Harzliteratur und natürlich auf die letzte Umschlagseite hingewiesen, die dankenswerter Weise der Regionalverband Harz gestaltet hat.

Mit der Herausgabe haben wir gewartet, bis die Harzer Schmalspurbahnen ihren Sommerfahrplan und die Region Braunschweig und die HarzBus GbR ihre neuen Fahrpläne für den Landkreis Goslar fertig gestellt haben. Der Fahrplan der HSB ist bereits in Kraft, die Pläne der HarzBus GbR erhalten am 16.7. mit Beginn der Sommerferien in Niedersachsen ihre Gültigkeit. Bis dahin gelten hier noch die in der grünen Ausgabe des Harz-Kursbuchs abgedruckten Pläne.

Seit dem 1.1.2020 ist HATIX, also die kostenlose Mitnahme unserer Urlaubsgäste im Linienbus, nicht nur im Kreis Harz, sondern auch in den Kreisen Goslar und Göttingen (nur Altkreis Osterode) wirksam. Auch Teile des Kreises Mansfeld-Südharz sind einbezogen, so dass man mit dem Linienbus über 80 % des Harzes erkunden kann, ohne dafür einen Fahrschein erwerben zu müssen. Nun müssen wir unseren Gästen das Angebot nahebringen und ihnen die Fahrtmöglichkeiten, aber auch die erreichbaren Ziele erläutern und sie zur Nutzung der Omnibusse ermuntern – auch in Corona-Zeiten stellt das, wenn man vom Mund-Nase-Schutz absieht, kein Problem dar.
Züge und Busse sind keinesfalls Virenschleudern, auch wenn man sich für kurze Zeit etwas näherkommen sollte als die Abstandsregeln empfehlen. Vor allem ist man meistens nur auf kurzen Strecken unterwegs, und in den Ferien ist auch dann Platz, wenn ansonsten die Schüler unterwegs sind.
Nur: Ohne den Schutz geht es leider bis auf weiteres nicht.

Immer besser gestalten sich auch die An- und Abreisemöglichkeiten mit dem Zug in den Harz, weil die Fahrpläne weiter verdichtet und zusätzliche Anschlüsse eingerichtet worden sind. Natürlich sind wir gerade beim Fernverkehr noch nicht dort, wo wir den Harz gern haben möchten, aber daran muss und wird eben weiter gearbeitet werden.

Wir würden uns freuen, wenn Sie vom Harz-Kursbuch selbst regen Gebrauch machen und es auch weiterempfehlen würden. Das Werk entsteht auf rein ehrenamtlicher, nicht kommerzieller Basis, es wird von ÖPNV-Enthusiasten ohne jede Gewinnerwartung erstellt. Die „Schutzgebühr“ von 4 € deckt die Druckkosten, mehr nicht. Unser Ziel ist es, viel mehr Leute für das Fahren mit Bahn und Bus am und im Harz zu gewinnen und vielleicht sogar zu begeistern und damit unserem schönen Mittelgebirge einen zusätzlichen, ökologisch einwandfreien Schub zu verpassen.

Verkaufsstellen

Michael Reinboth

2. Thüringen: Geld für bayerische Wünsche ist da, nicht aber für den Südharz (Stand: 03.07.2020)
Das Land Thüringen wird für eine künftige Regionalexpress-Verbindung zwischen Nürnberg und Erfurt über Coburg jährlich eine halbe Million Euro aus Nahverkehrsmitteln zur Verfügung stellen.

Na und? Dafür sind die Mittel doch da!
Richtig!
Aber: Unser beharrlich vorgetragener Wunsch nach der Freigabe eines einzigen Zuges zwischen Nordhausen und Walkenried wurde vom Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr wiederholt mit dem Hinweis auf fehlendes Geld abgeschmettert, obschon es hier um einen Bruchteil der Summe geht, die nun mal eben so für einen in Thüringen außer in Erfurt selbst gar nicht haltenden Zug ausgegeben wird.

Daraus kann man, ebenfalls zum wiederholten Male, nur einen Schluss ziehen:

  1. Dem Land Thüringen ist das, was im Nordwesten an Nahverkehr angeboten wird, weiterhin herzlich egal.
  2. Die Region Nordhausen kann sich ganz offenbar in Erfurt in keiner Weise bemerkbar machen oder gar durchsetzen.
  3. Den eigenen Landeskindern verweigert man Fahrplanverbesserungen, die man den Franken gern gewährt – denn nur denen nützen die fraglichen Züge etwas.

Gut, Coburg gehörte bis 1918 quasi zu Thüringen. Aber Nordhausen und Ellrich gehören bis heute dazu.

Wann wird im Landratsamt Nordhausen oder unter den Bundestags- und Landtagsabgeordneten aus der Region mal jemand aktiv und piesackt das Verkehrsministerium und das Landesamt mit der unangenehmen Frage, warum trotz vorgeblicher Mittelknappheit sehr viel Geld für überflüssige Züge da ist, dem Südharz aber die Freigabe eines einzigen Zuges weiterhin verwehrt wird?

Wir fühlen uns, wenn auch auf traurige Art und Weise, bestätigt: In Erfurt kann man schon – aber man will nicht.
Michael Reinboth

3. Harz / Deutschland: Aktualisierung des SIMPLEX-Fernbusfahrplans mit Fernbussen durch den Harz (Stand: 02.07.2020) 
Anbei der Downloadlink zu dem über 500 Seiten starken aktuellen Fahrplan aller Fernbusse mit vielen Tipps.

4. Deutschland-Takt: Der dritte Entwurf zum Deutschlandtakt liegt vor - Es bleibt dabei: Für den Harz wird wenig besser, aber vieles schlechter (Stand: 08.07.2020)
Wer die nachfolgenden kritischen Anmerkungen liest und anschließend über das berühmte Glas philosophiert, welches je nach Betrachtung halb voll oder halb leer ist, möge sich das immer wieder verkündete Ziel des „Deutschland-Takts“ vor Augen führen: Für das ganze Land soll er Verbesserungen bringen. Nicht nur für Großstädte, Magistralen und natürlich das ländliche Bayern, nein, auch für den Harz sollte etwas dabei herauskommen.

Tut es aber leider nicht. Ja, im dritten Entwurf haben sich die Schöpfer des Taktes wohl bemüht, die schlimmsten Unwuchten zu beheben. Darauf und auf die zweifellos vorhandenen wenigen Vorteile kommen wir gleich. Dafür haben sie neue Unwuchten eingebaut. Deren schlimmste sei gleich am Beginn genannt: Die bisherigen stündlichen Anschlüsse aus Berlin über Braunschweig in den Südharz gehen verloren. Alle. Komplett. Drei Minuten Übergang in Braunschweig Hauptbahnhof sind ein nicht haltbarer Witz, über den wir im Südharz allerdings nicht Lachen können. In der Gegenrichtung sind es 6 Minuten – aber was nützt das, wenn man in der anderen Richtung eine geschlagene Stunde in Braunschweig warten muss?

Die wenigen Vorteile für den Südharz

Sie sind schnell aufgezählt. Gewichtig ist die erhebliche Verbesserung über Northeim in Richtung Hannover. Die geplante Einführung des Halbstundentaktes zwischen Göttingen und Hannover durch das Leinetal ermöglicht eine Fahrzeitverkürzung von einer halben Stunde, und dies bei stündlicher Fahrtmöglichkeit und in beiden Richtungen. Freilich muss darauf hingewiesen werden, dass der durchgängige Mangel des Deutschlandtaktes, nämlich die viel zu optimistische Planung der Umsteigezeiten, auch hier durchschlägt. Es sind 5 Minuten in jeder Richtung. Im Zusammenhang mit dem praktisch nicht fahrbaren Fahrplan der Westharzstrecke Braunschweig – Herzberg und den damit dort absehbaren ständigen Verspätungen wird das dann prekär, wenn in Herzberg mal wieder auf den von Braunschweig verspäteten Zug gewartet werden muss und es dann in Northeim eben nicht mehr reicht. Dann fährt 30 Minuten später der nächste Zug nach Hannover, und man ist fahrzeitmäßig wieder beim heutigen Stand der Dinge. Aber auf dem Papier sieht das erst einmal gut aus.

Positiv sind auch bessere Anschlüsse in Göttingen an die über Eichenberg nach Kassel und Bebra führende Linie, da sie künftig jede Stunde in beiden Richtungen bestehen werden. Und bei den Anschlüssen nach und von Frankfurt hat man zumindest leicht nachgebessert und lässt die zur Durchfahrt in Göttingen vorgesehene ICE-Linie nun alle 2 Stunden dort halten. Leider immer in der Stunde, wenn der direkte Südharzer Zug nicht fährt…

Grundsätzlich positiv ist auch die Wiedereinführung der Linie Göttingen – Bad Harzburg zu sehen. Auf dem Papier ermöglicht sie den – dem heutigen Stand entsprechenden! – Stundentakt nach und von Göttingen. Aber: Die Umsteigezeit in Northeim wurde auf ganze drei Minuten eingedampft. In beiden Richtungen. Das wird nie funktionieren. Selbst wenn der Zug aus Göttingen pünktlich in Northeim einfährt, reichen die drei Minuten vielleicht für den jugendlichen Aktentaschen-Sprinter, keinesfalls jedoch für den, der in beiden Fällen auf den Aufzug angewiesen ist. In der Gegenrichtung, also nach Göttingen, ist es noch prekärer, da der Weg noch etwas weiter ist. Da wird es erst recht nicht klappen. Schon deswegen nicht, weil bei fast allen Zügen in Herzberg auf den verspäteten Zug aus Osterode gewartet werden muss. Warum der nie pünktlich sein wird, wird gleich erklärt. Und da reicht schon eine Warteminute, um jede Hoffnung auf den Anschluss in Northeim zu zerstören. Natürlich fährt 15 Minuten darauf der nächste Zug nach Göttingen. Wer nur in der Stadt, die Wissen schafft, zu tun hat, kann das vielleicht verschmerzen. Anschlüsse hat eben jener Folgezug aber leider überhaupt keine.

Das war es. Mehr positive Aspekte sind dem neuen Entwurf aus Südharzer Sicht nicht abzugewinnen. Der Rest ist entweder – mit Ach und Krach – status quo, oder die Verbesserung basiert auf Vorhaben ganz anderer Art, die mit dem Deutschland-Takt nichts zu tun haben. Das gilt zum Beispiel für die nunmehr jede Stunde machbare Verbindung Herzberg – Braunschweig – Gifhorn – Uelzen und zurück und für die Erweiterung des Fahrplans Kreiensen – Holzminden zum Stundentakt.

Der Fahrplan der Westharzstrecke: Von vornherein nicht durchführbar

Von den nur bedingt als Anschluss zu wertenden Übergängen in Northeim abgesehen, erweist sich der Fahrplan der Westharzstrecke als ein vom „Prinzip Hoffnung“ getragenes Machwerk, welches den Kern des Scheiterns bereits in sich trägt. Hier zeigt es sich, dass man für die Fläche im Grunde nur Sprüche übrig hat und der „Deutschland-Takt“ ein reines Instrument für Metropolen und die dazwischen liegenden Rennstrecken ist, bei dem zufällig Verbesserungen für die Fläche abfallen können, aber nicht müssen. Im Zweifel haben sich deren Belange unterzuordnen. Und wenn das nicht geht, wird ein verwegener Fahrplan konstruiert, der vielleicht des Reisens mit der Bahn nicht gewohnte Mandatsträger beeindrucken kann, dem erfahrenen Bahnreisenden aber nur ein verzweifeltes Kopfschütteln entringt.

Wir erinnern uns: Die Westharzstrecke ist durch Rückbauten nicht nur, aber vor allem in der „Ära Mehdorn“ bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden und bietet auf ihrer ganzen Länge nur mehr zwei Möglichkeiten, wo sich auf eingleisiger Strecke Züge begegnen können, nämlich in Salzgitter-Ringelheim und in Gittelde - Bad Grund. Als letzter in dieser Hinsicht eventuell brauchbarer Bahnhof wurde Seesen zerlegt. Schon heute sind Verspätungen und Folgeverspätungen an der Tagesordnung – es sei denn, man nimmt auf mögliche Anschlüsse keinerlei Rücksicht. In beiden Fällen trifft es einen Teil der Reisenden: Mal die, welche in Herzberg schlank nach Göttingen zu gelangen hofften und nun dort eine Stunde zubringen müssen, mal die, welche in Seesen schlank nach Kreiensen und Hannover zu gelangen hofften und nun dort lange warten müssen. Sehr lange, da es da ja nur einen Hinketakt mit überlangen Pausen gibt. Der wird übrigens im „Deutschland-Takt“ beibehalten. Ein andermal trifft es die Fahrgäste, die mit dem ICE aus Berlin kommen und nur noch die Schlusslichter des Herzberger Zuges sehen.

Diese völlig unzulängliche Infrastruktur wird nicht etwa angepackt. Stattdessen werden zusätzliche Züge draufgepackt, bis es quietscht. In guter Absicht, aber mit absehbar verheerenden Wirkungen. Zwischen Braunschweig Hauptbahnhof und dem nicht niveaufreien Abzweigbahnhof Leiferde sollen künftig 14 Züge pro Stunde rollen. Sie müssen sich in Leiferde, wie gesagt, niveaugleich ein- und ausfädeln, was bedeutet, dass, wenn ein Zug verspätet auf Leiferde zurollt, automatisch der nächste Zug warten muss. Hier sind jede Menge Verspätungen quasi bereits eingearbeitet. Sie dürften dazu führen, dass der nur noch einseitig vorhandene ICE-Übergang nach Berlin auch in dieser Richtung nicht klappt. Zwischen Braunschweig und Salzgitter-Ringelheim wird der Halbstundentakt eingeführt, der im Wesentlichen den Bedürfnissen von Salzgitter-Bad dienen wird, zu Recht sogar, dessen Zusatzfahrten aber in Ringelheim quasi im Nirwana enden, da es nur einen sehr mäßigen Übergang in Richtung Hildesheim und zurück gibt. Dafür werden diese Züge die Verspätungsanfälligkeit der Strecke mehren.

Da der Taktknoten Herzberg auseinandergerissen wird, weil der von Göttingen bzw. Northeim kommende Zug 5 Minuten später als heute eingeplant ist, muss der in Richtung Braunschweig startende Zug nun entsprechend 4 Minuten später als heute in Herzberg losfahren, soll aber nicht später als heute in Braunschweig ankommen und, wenn möglich, in Seesen auch noch den Eckanschluss nach Kreiensen herstellen. Aus Richtung Northeim in Richtung Braunschweig stehen nur noch 3 Minuten zur Verfügung, dies allerdings am selben Bahnsteig. Schlimmer wird es in der anderen Richtung: Nur 3 Minuten, und dann durch die Unterführung. Wer nur eingeschränkt mobil ist, muss zwei Aufzüge benutzen. Er sieht vom ausfahrenden Zug nur noch das Schlusslicht, denn wenn dieser wartet, sind gleich zwei Anschlüsse in Northeim im Eimer. Um die offensichtlichen Mängel des Fahrplans der Westharzstrecke zu verbergen, lässt man die Züge zwischen Herzberg und Gittelde einfach etwas schneller fahren. Und man lässt Zug und Gegenzug in den Bahnhof Gittelde zeitgleich einfahren, was früher streng verpönt war. Erst musste der erste Zug stehen, bevor der zweite hineindurfte. Trotz dieser Kosmetik ist der Fahrplan zum Scheitern verurteilt. Je eher man das einsieht und nachsteuert, um so besser.

Nach Westen zusätzliche Umsteigezwänge

Durch das Drehen der durchgehenden Göttinger Züge um eine Stunde hat man es auch geschafft, die bisher durchgehenden Leistungen Nordhausen – Bodenfelde und zurück zu zerstören. Künftig heißt es immer: In Northeim umsteigen! Es ist zwar Zeit genug da, aber es ist eben – neben Bodenfelde – ein Umstieg zu viel. Auf diese Weise nimmt man der Sollingbahn die letzten durchfahrenden Kunden weg. Möglich, dass das durch eine der wenigen Verbesserungen in diesen Bereich, nämlich einem besseren Anschluss nach Hannover, kompensiert wird, aber davon hat der Südharz nichts.

Ansonsten gibt es praktisch keine Änderungen, also auch keine Verbesserungen. In Nordhausen bleibt es bei den stündlichen Anschlüssen nach und von Halle und Erfurt, mal mit mehr, mal mit weniger Umsteigezeit. In Seesen gibt es weiterhin nur schlechte Anschlüsse nach und von Goslar, über Ringelheim geht es besser, aber da sind es zum Beispiel aus Osterode dann mehr als 50 Kilometer, was einem bestimmte tarifliche Vorteile raubt.

Fazit: Trotz einiger Nachbesserungen bringt dieser Deutschland-Takt für den Südharz wenig bis nichts. Und wenn überall so nach dem „Prinzip Hoffnung“ Fahrpläne zusammengeschustert worden sind wie auf der Strecke Braunschweig – Herzberg, dann ist das Scheitern dieses Fahrplankonzepts schon voraussehbar.

Warum ist das so? Weil man, allem Gerede zum Trotz, für den ländlichen Raum eben doch nichts tun will. Die auf die Magistralen ausgerichteten Pläne werden in der Fläche angepasst, ohne dass ein Cent für den Ausbau der Infrastruktur geopfert wird. Auf dem Papier mag das noch angehen, in der Praxis, und das müssten eigentlich auch solche Experten wissen, haut das eben nicht hin.

Wer es nicht glaubt, möge in die Freiburger Gegend schauen. Dort hatte man auch tolle Fahrpläne konstruiert, von denen erfahrene Bahnfahrer von vornherein sagten, dass das nichts werden würde. Ist es auch nicht. Nach jeder Menge Störungen, enormen Verspätungen und Ausfällen wurden die Fahrpläne zurückgenommen und, so gut eben möglich, nachgebessert. Anfällige Dinge wie Zugflügelungen und Zugvereinigungen wurden wieder rückgängig gemacht, weil dann schon eine Verspätung reicht, um alles durcheinander zu bringen. Von dieser Qualität sind erkennbar viele Tabellen des „Deutschland-Taktes“. Einbeck-Salzderhelden – Einbeck-Mitte als letztes Beispiel: Hier soll im Halbstundentakt gefahren werden, immer nur hin und her, hin und her. Wendezeit in Einbeck Mitte 8 Minuten, was schlicht bedeutet, dass man auf verspätete Züge auf der Hauptstrecke nicht warten können wird, wenn man nicht gleich in der Gegenrichtung wieder zu spät unterwegs sein will. Und für den „PS-Speicher“ reicht das hinten und vorne nicht. Sieht gut aus. Auf dem Papier. Aber auf der Nord-Süd-Strecke ist selten mal ein Zug wirklich exakt pünktlich. 5 Minuten sind vielleicht nicht viel, aber darauf kann der Pendeltriebwagen dann eben nicht warten.

Ach ja: Kommt der Zug durch das Leinetal 5 Minuten zu spät in Northeim an, hat man auf der Südharzstrecke die Qual der Wahl: Planmäßig losfahren rettet den Anschluss nach Osterode in Herzberg, hängt aber die Umsteiger aus Hannover ab. Warten ist gut für diese Klientel, führt aber für alle, die nach Osterode wollen, in Herzberg zu Frust, weil der Zug auf der Westharzstrecke schon gar nicht warten kann. Tut er es, ist der Fahrplan dort für den Rest des Tages durcheinander.

Will man den Deutschlandtakt zum Erfolg führen, muss auch in der Fläche investiert werden. In höhere Geschwindigkeiten, in mehr Kreuzungsbahnhöfe. Oder man muss auch hier den Takt so verdichten, dass man bei Anschlussverlust nicht so lange warten muss. Wie auf den Hauptachsen!
Michael Reinboth

5. Harz-Kursbuch: Das Harz-Kursbuch für den Sommer 2020 ist nun – ohne den Umschlag – als Download-Version verfügbar - Update zur Printausgabe (Stand: 16.07.2020)
Update zur Printausgabe
Zwei kleinere Tippfehler in der gedruckten Fassung sind dort behoben.
Hier die Daten für die Freunde unserer Printausgabe:
Seite 37: Ankunft des RE2, Hannover Hbf ab 17.40, in Uelzen um 18.38 (statt 19.38) Seite 265: Der Sonnenberg wird von den Linien C.1 und C.3 bedient (nicht C.2 und C.3)

Außerdem ist auf folgende Änderung hinzuweisen:
In der Tabelle C.95 auf der Seite 240 beziehen sich die Anschlussangaben der HSB in Schierke und Drei Annen Hohne auf den ursprünglichen Sommer-fahrplan der HSB. Der ist aber mangels Lokomotiven und/oder Personal so nicht in Kraft getreten. Es gilt der geschrumpfte Sommerfahrplan, der auf den Seiten 248 bis 254 abgedruckt ist. Die Anschlüsse sind in der Download-Version korrigiert worden.
Leser der Printausgabe bitten wir, die Zeiten der Brockenbahn auf den Seiten 251 und 252 zu beachten und die Seite 240 zum Einlegen im die Printversion auszudrucken.

Bauarbeiten zwischen Wolfenbüttel und Vienenburg (Tabelle A.3, Strecke Braunschweig – Goslar/Bad Harzburg)

Die sowohl in der Print- wie der Downloadversion des Harz-Kursbuchs bereits avisierten Bauarbeiten betreffen die Erneuerung der Okerbrücke bei Schladen. Dies wird leider, wie heute gängige und schlechte Praxis, dazu genutzt, gleich die ganze Strecke zwischen Wolfenbüttel und Vienenburg für geschlagene zwei Monate (vom 15.7. bis zum 15.9.) dicht zu machen und Schienenersatzverkehr mittels Bus einzurichten. Das Know-how über „Fahren und Bauen“ ist anscheinend gänzlich abhanden gekommen. Wie auch immer: Die Züge des „ErixX“ fahren nur zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel sowie zwischen Vienenburg, Goslar und Bad Harzburg in den gewohnten Fahrplanlagen. Die Omnibusse sind auf die Anschlüsse in Vienenburg ausgerichtet, d.h. die Züge nach Goslar und Bad Harzburg fahren nach Ankunft des Busses aus Wolfenbüttel ab, umgekehrt fährt der Bus nach Wolfenbüttel in Vienenburg ab, wenn die beiden Züge aus Goslar und Bad Harzburg dort eingetroffen sind.

Anders in Wolfenbüttel. Da die Busse spürbar länger brauchen als die Züge, stellen sie in Wolfenbüttel den Anschluss an die Regionalbahnen der DB AG her, die von Schöppenstedt nach Braunschweig fahren. Umgekehrt muss man, um den Bus in Wolfenbüttel zu erreichen, bereits mit dieser Regionalbahn in Braunschweig abfahren. Die Züge des „ErixX“ dienen in dieser Zeit eigentlich nur dem lokalen Verkehr Braunschweig – Wolfenbüttel und zurück. Im Harz-Kursbuch sind die Zeiten der DB Regio-Züge auf der Seite 74 aufgeführt. Beachten Sie bitte, dass sich die Reisezeit um etwa 20 Minuten verlängert und dass Fahrräder usw. kaum eine Chance haben, mitgenommen zu werden. Gut, das Okertal ist wenig steigungsreich, da kann man mit dem Rad auch hinter dem Bus herfahren.

Aber es gibt ja noch, jedenfalls für Goslarer und Bad Harzburger Kunden bzw. Leute, die von Braunschweig dorthin wollen, eine echte und stündliche Alternative nur mit Zügen: Sie nutzen die RB46 von Braunschweig nach Salzgitter-Ringelheim und steigen dort in den RE10 nach Goslar und Bad Harzburg um. Unter dem Strich sparen Sie einen Umstieg, vermeiden das Thema Bus mit seinen Beschränkungen hinsichtlich Fahrrädern, Rollstühlen usw. und sind obendrein noch schneller als mit dem Ersatzverkehr.

Immerhin: ErixX und die GDL haben sich auf einen Tarifvertrag verständigt. Die GDL wird also zumindest hier in Corona-Zeiten nicht noch einmal streiken. Die Busfahrer tun es sowieso nicht. Über die Sinnhaftigkeit eines Streiks in Zeiten, in denen der ÖPNV um jeden Kunden ringt, wollen wir an dieser Stelle nicht diskutieren, sonst laufen wir Gefahr, in wüste Beschimpfungen abzugleiten. Wer in Corona-Zeiten streiken lässt, der zeigt, wes Geistes Kind er ist. Da dürfte wohl auch in Zukunft nicht viel Sinnvolles von der Weselsky-Truppe zu erwarten sein, für die „Streik“ ja der eigentliche Berufszweck der Lokführer zu sein scheint. Man lässt jedenfalls keine Gelegenheit verstreichen, den Fahrgästen zu zeigen, was man von ihnen, den eigentlichen Brötchengebern, hält: Nichts.

Neue Fahrpläne des HarzBus treten am 16.07. in Kraft
… und sind in der Print- und der Download-Ausgabe des Harz-Kursbuchs berücksichtigt. Hier gibt es sehr viel Positiveres zu berichten. Die Fahrpläne – im HKB die Tabellen B.1, B.2, C.1, C.1a und C.2 sowie alle Anschlussangaben zu den Bahntabellen A.1, A.3 und A.42 – sind wirklich gelungen und bieten zumal den HATIX-Kunden, aber natürlich auch allen anderen Reisenden, erheblich bessere Reise-, Ausflugs- und Wandermöglichkeiten. Vor allem sind sie klarer strukturiert als ihre Vorgänger.

Hinzuweisen ist allerdings auf folgenden hoffentlich von HarzBus gemeisterten Umstand: Die Busse der Linie 830 fahren in vielen Fällen auf der Linie 840 weiter nach Altenau und St. Andreasberg. Umgekehrt fahren fast alle Kurse der Linie 840 ab Clausthal-Zellerfeld durch nach Goslar. Ähnliches gilt für die Linien 850 und 832: Die Kurse Goslar – Langelsheim fahren in vielen Fällen durch das Innerstetal weiter nach Clausthal-Zellerfeld, umgekehrt verkehren nahezu alle aus dem Innerstetal über Wolfshagen nach Langelsheim fahrenden Busse weiter nach Goslar. Bisher ist es weder RBB noch HarzBus gelungen, dies auch den Kunden klarzumachen. So ist zu befürchten, dass am Goslarer ZOB wieder nur Schilder „830 Clausthal-Zellerfeld“ und „850 Langelsheim“ hängen, darunter auch nur diese Fahrpläne, und der ahnungslose Harzgast nie erfährt, dass er von Goslar in den Oberharz ohne Umzusteigen reisen kann. Auf die deutlichere Markierung durchgehender Fahrten haben wir den Regionalverband in Braunschweig im Vorfeld hingewiesen und ersucht, sich hier etwas Kundenfreundliches einfallen zu lassen.

Inwieweit dies gelungen ist, werden wir alsbald an den Aushängen sehen. Aber seien Sie versichert: Die Busse fahren durch.

Pünktlich zum Inkrafttreten der neuen Fahrpläne gibt es auch einen neuen Flyer zum Thema HATIX, der die erweiterten Linienführungen im Kreis Goslar enthält.

Umstellung der Südharzstrecke auf das elektronische Stellwerk
Soweit bisher bekannt, soll zwischen dem 11. Und 24. August 2020 der Anschluss der Strecke Ellrich – Nordhausen (ausschließlich) mit den Bahnhöfen Ellrich, Woffleben und Niedersachswerfen und dem Haltepunkt Nordhausen-Salza an das elektronische Stellwerk in Göttingen erfolgen. In dieser Zeit verkehren zwischen Ellrich (vermutlich aber wohl Walkenried) und Nordhausen keine Züge, sondern Busse mit längerer Fahrzeit. Gebaut wird ja fleißig, hoffen wir, dass es auch klappt und nicht in letzter Minute ein Bauteil aus China fehlt.
Baubedingte Fahrplanänderungen im Juli und August zwischen Herzberg <> Nordhausen

Ab Dezember: Sonntags im Stundentakt zwischen Seesen und Herzberg
Da sich auch die Umstellung der Stellwerkstechnik in Münchehof und Gittelde abzeichnet, wird die LNVG, wie versprochen, ab Dezember den Stundentakt zwischen Seesen und Herzberg bestellen. Damit wird die letzte ärgerliche Lücke im stündlichen Angebot geschlossen, und Osterode erhält auch an Sonn- und Feiertagen Anschluss an die durchgehenden Züge nach Göttingen. Weitere Änderungen sind laut LNVG in unserem Netz nicht vorgesehen. Inwieweit der „Geisterzug“ weiter als solcher durch Thüringen rollt, muss man sehen. Die brauchen das Geld ja nun, um bayerische Wünsche rund um Coburg zu erfüllen. Da bleibt natürlich für die eigenen Landsleute im Norden nichts übrig, wie immer. Aber die Politik in und um Nordhausen ist ja augenscheinlich mit den Brosamen zufrieden, die vom reich gedeckten Nahverkehrstisch herunterrieseln, wenn alle anderen Landesteile gut bedient worden sind.

Deutschlandtakt, dritte Version: Immer noch reichlich Murks
Der dritte Entwurf des Fahrplans zum Deutschland-Takt kann nunmehr heruntergeladen und ausgewertet werden. Er bringt für unseren Landstrich nichts wirklich Neues, und das wenige, was er bringt, ist auch noch Gemurkse. Positiv: Der Halbstundentakt im Leinetal soll bleiben und damit auch die besseren Anschlüsse nach und von Hannover. Auch gut: Die heutige RB82 Bad Harzburg – Göttingen wurde wieder eingebaut, was auf dem Papier dann die gewohnt guten Übergänge nach Göttingen und umgekehrt ermöglichen würde.

Aber, und nun kommt es:

Und so weiter. Wenn in anderen Teilen der Republik auch so akribisch geplant worden ist, sollte man in den ersten Wochen besser nicht reisen. Es wird hinten und vorne nicht klappen. Aber bis dahin hat es ja noch ein paar Jahre Zeit…
Michael Reinboth

6. Deutschland-Takt: Der „Deutschland-Takt“ macht den Harz dauerhaft zur Fernverkehrswüste (Stand: 26.07.2020)

Die Deutsche Bahn feiert sich und lässt sich von der niedersächsischen Politik feiern, weil sie einen Fernzug von Bayern an die Nordseeküste durchfahren lässt. Weitere Züge dieser Art sollen kommen bzw. wurden kürzlich zu anderen Zielen eingerichtet.

 

Auszug aus dem 3. Entwurf des Deutschlandtakts: Wo der Harz liegt, gähnt ein riesiges Loch. Jede gestrichelte Linie bedeutet: Hier wird keineswegs im Stundentakt gefahren. In Göttingen fahren die FV.11, FV.32 und FV.91 nur zweistündlich, die FV.6 brettert alle zwei Stunden ohne Halt durch

Aus der niedersächsischen Landespolitik, aber auch von den MdBs ist allerdings niemand auf den Gedanken gekommen, solche Fernverkehrsverbindungen auch für die nach der Küste zweitgrößte Tourismusregion hierzulande, den Harz, zu fordern oder wenigstens die Einrichtung solcher Verbindungen zum Beispiel aus dem Ruhrgebiet, aus Hamburg oder Bremen anzuregen. Eine Region mit mehr als 10 Millionen jährlichen Übernachtungen und, nicht ganz zu vergessen, einer halben Million Bewohnern bleibt somit – und ganz offenbar mit dem Segen der Politik – vom Fernverkehr auf der Schiene ausgeklammert. Ein Skandal.

Und einer, der in den Entwürfen des „Deutschland-Takts“ des Bundesverkehrsministeriums seine Fortsetzung findet. Das seit Jahrzehnten von Bayern geführte Haus lässt natürlich jede Menge Destinationen im Freistaat vom Fernverkehr versorgen. Auch andere Lobbyisten waren rege tätig. Die Nord- und Ostseeküste werden ebenfalls bedacht, auch der Schwarzwald. Der Harz hingegen geht leer aus, und das vermutlich dauerhaft, weil mit dem „Deutschland-Takt“ ja der Fahrplan über Jahrzehnte hinweg definiert und Investitionen nur dort vorgenommen werden sollen, wo der Takt dies erfordert. Und wo kein Fernverkehr rollt, wird folglich auch nichts investiert.

Da ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, haben wir den entsprechenden Ausschnitt des 3. Entwurfs für den Fernverkehr des „Deutschland-Takts“ per Screenshot herauskopiert. Wie Sie sehen, sehen Sie nichts – im Siebeneck Kassel – Göttingen – Hannover – Braunschweig – Magdeburg – Halle – Erfurt verbleibt eine riesengroße weiße Fläche, die nicht von ungefähr an eine Wüste erinnert. Eine Fernver-kehrswüste eben. Wer in den Harz oder aus ihm heraus will, hat auch künftig an einem dieser sieben Knoten, eventuell noch in Hildesheim, umzusteigen. Die dabei vorgesehenen Anschlüsse sind im „Deutschland-Takt“ überwiegend deutlich schlechter als heute konzipiert: Übergangszeiten von 3 Minuten selbst an großen Bahnhöfen, die Anschlüsse völlig illusorisch machen, oder gar keine Anschlüsse, weil der viel gepriesene Halbstundentakt allenfalls für Hannover oder Erfurt zutrifft und für andere große Stationen wie Göttingen nur schlecht merkbare „Hinketakte“ vorgesehen sind.

Haarsträubende handwerkliche Fehler runden das schlechte Bild ab. Da sind, um nur zwei Beispiele zu nennen, einmal die Anschlüsse aus dem Süd- und Westharz über Braunschweig nach Berlin und zurück schlicht abgeschafft worden – man soll dort eine geschlagene Stunde warten. Grund: Der Regionalverband Braunschweig wünscht einen Halt in Leiferde – und der lässt ohnedies viel zu knappen Anschlüsse endgültig platzen. Und man lässt die Regionalbahnen von Göttingen nach Nordhausen bis und ab Northeim genau so schnell fahren wie die Regionalbahnen von Göttingen nach Bad Harzburg – was schlicht unmöglich ist, da diese Züge glatt ein- und ausfahren können, während die Nordhäuser sich bekanntlich in den Bahnhof Northeim hinein- oder aus ihm wieder herausschlängeln müssen und hierfür 2-3 Minuten Zuschlag brauchen. Baut man diesen Zuschlag nachträglich ein, haben die Südharzer Züge in Göttingen keinen einzigen sinnvollen Fernanschluss mehr. Solcherart ist die hohe Kunst der Deutschlandtakt-Macher, dass am Ende alle aufwachen und massive Fahrplanverschlechterungen beklagen werden. Dann aber ist es zu spät: Man muss jetzt aktiv werden, um den gröbsten Unsinn noch abstellen zu können.

Der Harz hat immer „seinen“ Fernverkehr gehabt, bis die Deutsche Bahn sich – ohne dass sich nennenswert Protest geregt hätte – Schritt für Schritt zurückzog, um das Feld den Bundesländern zu überlassen, deren Gedankengänge im Regelfall an den jeweiligen Landesgrenzen enden, was über das Ende des Fernverkehrs hinaus zu einer noch weiteren Zerlegung des Angebots geführt hat. Die viel gescholtene „Beamtenbahn“ DB bot, um nur ein gar nicht einmal spektakuläres Jahr herauszugreifen, im Sommer 1977 folgende durchgehende Züge bzw. Kurswagen an:

Hinzu kamen, wie heute auch, durchgehende Züge von Göttingen nach Walkenried (2), von Göttingen nach Braunschweig (2) oder passgenaue und nicht hingeschusterte Anschlüsse wie der vom Eilzug Duisburg – Essen – Soest – Göttingen in Bodenfelde nach Northeim – Walkenried. Mehr Durchläufer von Göttingen brauchte es nicht, weil damals noch jede Menge Fernzüge in Northeim und vor allem in Kreiensen hielten.

In der DDR gab es zu dieser Zeit immer einige Züge in den Relationen

Es gab keine Taktfahrpläne, deren Vorzüge ja unbestritten sind, aber dafür zahlreiche gut aufeinander abgestimmte Anschlüsse in den Knoten Göttingen, Northeim und Kreiensen. Was nützt der schönste Taktfahrplan, wenn die Anschlüsse in den Knotenbahnhöfen, so ganz anders als in den schönen Begleitworten zum Deutschlandtakt angekündigt, fehlen oder so zusammengeschustert sind, dass man auf den ersten Blick erkennt, dass sie zum Scheitern verurteilt sind?

Der Harz braucht Fernverkehr

Den Harz von jeglichem Fernverkehr zu entblößen, ist ein Unding. Im Süden des Gebirges verläuft eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptstrecke von Kassel über Nordhausen nach Halle. Für sie ist kein einziger Fernzug vorgesehen. Lediglich sehr gemächlich fahrende und oft haltende stündliche „Eilzüge“, um bei der uralten Nomenklatur zu bleiben, sollen hier rollen. Sie enden in Kassel und in Halle, obschon sie – unter Fahrdraht – natürlich in Richtung Ruhr, in Richtung Frankfurt, in Richtung Leipzig weiterfahren könnten. Auf diese Strecke gehört eindeutig echter Fernverkehr oder aber über die Knoten Kassel und Halle hinaus verlängerter Regionalverkehr!

Im Nordharz ist das Potenzial für den Tourismus größer, aber hier hängt nirgendwo ein Fahrdraht, so dass die Planer sich mit dem windigen Argument des „Lokwechsels“ oder der Unmöglichkeit, ICE ohne Strom verkehren lassen zu können, herausreden können. Das aber lässt sich ändern: Die Strecken Hildesheim – Goslar – Bad Harzburg/Vienenburg – Halberstadt – Halle, Halberstadt – Magdeburg und Kreiensen – Seesen – Goslar gehören elektrifiziert. Dann ist hier Fernverkehr möglich oder man kann Regionalzüge wie die von Norddeich nach Hannover oder Bremerhaven nach Hannover bis Goslar oder Bad Harzburg durchziehen, was im Übrigen auch dem völlig überlasteten Bahnhof Hannover zugute käme.

Mittels „Durchbindungen“ lässt sich auch der Regionalverkehr verbessern

Wo der Fahrdraht fehlt und sich wohl auch dauerhaft nicht lohnt, kann man gleichwohl durch die Zusammenlegung von Regionalzügen Verbesserungen erwirken. Einige Beispiele:

In allen genannten Fällen ließe sich, wenn man es denn nur wollte und beim Denken endlich die Ländergrenzen überspringen würde, durch technisch problemlos mögliche Zusammenlegung der bisher „zerhackten“ Zugleistungen je ein überflüssiger Umsteigevorgang einsparen.

Fazit: Es ist, wie der Planungstart für die neue Schnellfahrstrecke Bielefeld – Hannover zeigt, zwar schon fast zu spät. Aber noch nicht ganz. Noch lässt sich das Schlimmste für den Harz verhindern (Stichwort: völlig vermurkste Anschlüsse), noch lassen sich Fernzüge mindestens punktuell über den Harzrand ziehen, noch kann man auf die Linienführung von Regionalzügen Einfluss nehmen.

Nur: Man muss es tun. In diesem Staat ist es leider so: Wer laut schreit, der bekommt auch. Wer seine Lobbyisten oft genug in den Bundestag schickt, der wird bedacht. Stillhalten und auf höhere Einsicht hoffen hat noch nie geholfen.
Michael Reinboth

7. VSN-Tarif: Das 5-Euro-Ticket soll kommen - Gültigkeit im Bus UND auch im Zug (Stand: 26.07.2020)
Bei der Berichterstattung in der örtlichen Presse wurde über 5-Euro-Ticket immer nur vom BUS gesprochen, bei dem das Reisen billiger wird. Dann werden Relationen genannt, die man mit dem BUS gar nicht oder nur mit stundenlanger Fahrzeit zurücklegen kann, wie Osterode - Göttingen oder Osterode - HannMünden. Unsere Initiative wurde angesprochen, was der Murks denn soll, für Walkenried oder Sachsa brächte das Ticket doch gar nichts, weil man von hier mit dem Bus weder nach Göttingen noch nach Osterode käme. Und nach Braunlage kostet es ohnehin nur 3,50€...

Zum Schluss waren wir selber unsicher... Aber wir haben einen Verkehrsverbund für BUS und BAHN, und das 5-Euro-Ticket gilt, wie alle anderen angesprochenen Vergünstigungen, auch im ZUG. Sonst brächte es ja fast gar nichts! Gerade die weiten Entfernungen sind die, welche man mit dem Zug ziemlich schnell zurücklegt und die dann auch nur noch 5 Euro kosten. Im Nahbereich, wo vorwiegend der Bus genutzt wird, bringt das Ticket nur bedingt etwas, weil die unteren Tarifstufen ja so bleiben wir vorher.

Mag sein, dass da schon die entsprechende PM lückenhaft war. Im Interesse des guten Rufs des ÖPNV wäre uns daran gelegen, dass der Bericht dahingehend ergänzt wird, dass die neuen Tarife samt und sonders auch in den Zügen in Südniedersachsen gelten werden. Wenn denn der Göttinger Rat zustimmt, sonst wird das alles gar nichts.
Michael Reinboth

 

 

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