News vom 01.09.19 bis 30.09.19

1. Osterode: Initiative folgte Einladung zu Gespräch über den ÖPNV in der Südharzregion mit Enak Ferlemann (CDU) vom Bundesverkehrsministerium (Stand: 09.09.2019)
In mehreren Treffen tauschten sich Michael Reinboth und Burkhard Breme von der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" mit Vertretern der CDU von der Kommunal, Landes- und Bundesebene zu Themen des ÖPNV in der Südharzregion aus. Was ursprünglich als Informationsaustausch zu den Kreistagsbeschlüssen gedacht war (siehe Artikel vom 02.07.2019 auf http://www.suedharzstrecke.de/) entwickelte sich schnell zum Arbeitstreffen.

„Was wir endlich brauchen, sind sinnvolle und finanzierbare Verbesserungsvorschläge. Und das nicht nur für Osterode, sondern für den gesamten Südharz“, sagte Andreas Röthke (CDU) in Bezug auf die Anbindung Osterodes  an den Nahverkehr; seit Wochen ein in der Bevölkerung leidenschaftlich diskutiertes Thema. Ein erstes Treffen auf Initiative Röthkes fand im Juli mit dem Generalsekretär der CDU in Niedersachsen, Kai Seefried, und der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ statt, um über die Zukunft des ÖPNV zu diskutieren. Hier ging es besonders um eine bessere Anbindung an die Universitätsstadt Göttingen. Ziel sei es, so die Teilnehmer, möglichst bald zu einer zufriedenstellenden Lösung zu kommen.

Der Ankündigung, sich der Sache weiter annehmen zu wollen, ließ man nun Taten folgen. So konnte zuletzt Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, in Osterode begrüßt werden. Neben Andreas Röthke und Vertretern der Osteroder CDU sowie der FDP, nahm auch der CDU-Kreisvorsitzende Fritz Güntzler (MdB) an dem Treffen teil.

Michael Reinboth von der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" stellte in seinem Vortrag den Istzustand sowie Verbesserungsvorschläge in Bezug auf die Weiterentwicklung des Nahverkehrs in Osterode vor. Zu Beginn stellte er fest, dass sich das Angebot des ÖPNV in Osterode in den letzten Jahren positiv entwickelt habe. So sei es gelungen, zwei neue Haltepunkte in Osterode-Mitte und -Leege anstelle der alten Bahnhöfe zu erhalten. Zudem sei es zur Einführung des Stundentakts auf der Schiene von Montag bis Samstag sowie zur Ausweitung des Linienbusverkehrs nach Clausthal-Zellerfeld über Bad Grund und Lerbach gekommen.

Jedoch gebe es auch noch einige Schwachstellen: An Sonn- und Feiertagen bestünde nur ein zweistündliches Angebot zwischen Seesen und Herzberg und es herrsche eine instabile Betriebsdurchführung auf der Westharzstrecke mit Anschlussproblemen in Seesen und Herzberg. Nach Ansicht Reinboths sei zudem das Angebot zum Oberzentrum Göttingen ungenügend und die Verbindungen nach Hannover stark verbesserungsfähig.

Eine schrittweise Verbesserung, so Michael Reinboth, sei mit maßvollem Mitteleinsatz erreichbar, etwa durch Bestellung des Stundentakts auch an Sonn- und Feiertagen durch die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) oder einer Verbesserung der Zuverlässigkeit des Betriebs auf der Westharzstrecke, die durch eine schnelle Umsetzung der Umstellung der Stellwerke Gittelde und Münchehof durchzusetzen sei.
Hierzu müsse aber der DB Netz AG "Dampf gemacht" werden. Auch könne eine Verbesserung durch eine Beschleunigung des Verkehrs durch maßvolle Anhebung der Streckenhöchstgeschwindigkeit erreicht werden.
Wichtig sei es zudem, eine Ergänzung des Angebots nach und von Göttingen durch Bus-/Zug-Kombinationen zu erarbeiten. "Durch den Ausbau der Buslinien Osterode–Katlenburg und Osterode–Wulften ist eine sinnvolle Ergänzung möglich, die den Stadtteilen Dorste und Schwiegershausen ebenfalls nützt", so Reinboth. Über Katlenburg sei so eine Fahrzeit von ca. 45 Minuten zwischen Osterode und Göttingen erzielbar.

Generell, verdeutlichte Reinboth, sei eine Absenkung des viel zu hohen Fahrpreisniveaus anzustreben; ein entsprechendes Gutachten des Zweckverbands Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) sei hierzu bereits in Arbeit. Die einzig gute Verbindungsachse zwischen Osterode und Hannover müsse weiter gestärkt werden. "Der Weg über Seesen und Kreiensen ist alle 2 Stunden angemessen schnell. Die Verbindung leidet jedoch an der Unzuverlässigkeit der Strecke sowie an der Instabilität des Metronom zwischen Hannover und Kreiensen", sagte Michael Reinboth. Diese Probleme seien seit Jahren bekannt, würden von der LNVG aber nicht konsequent angegangen.

Enak Ferlemann sicherte zu, die Thematik in Berlin und gegenüber dem Land Niedersachsen anzubringen und für zeitnahe Problemlösungen einzutreten. Die geschilderten Probleme verhinderten sowohl eine bessere Taktung, als auch eine Fahrplanverdichtung; diesen müsse und werde man sich annehmen. 
Burkhard Breme

 

In Memoriam Wilfried Bertram

Einer der treuesten Unterstützer der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ ist von uns gegangen. Wilfried Bertram war zusammen mit Monika Blawe, der unsere Anteilnahme gilt, von Anfang an dabei. Am 125. Geburtstag der Westharzstrecke Herzberg – Seesen am Osteroder Bahnhof, als es sehr schlecht um unsere Bahnstrecken stand, waren beide mit ihrem NABU-Stand dabei, und es entstand die Idee, gemeinsam gegen die Vernachlässigung des ÖPNV in unserer Region zu kämpfen. Und das hat Wilfried auf seine ganz eigene Weise getan: Er vermochte Leute wieder für die Eisenbahn zu begeistern, indem er zusammen mit Monika die später schon fast legendären „Fahrten rund um den Harz“ mit Bahn und Bus organisierten. In Spitzenzeiten waren bis zu 80 Leute mit dabei und brachten das Verkehrsmittel Bahn, das damals wegen des „Wochenend-Tickets“ gerade am Samstag und Sonntag oft sehr gut ausgelastet war, mitunter an seine Grenzen.

Ich erinnere mich noch sehr gut an die allererste Fahrt „Rund um den Harz“. Die war angesichts der noch unterentwickelten Fahrpläne – an Sonntagen fuhr zum Beispiel zwischen Herzberg und Seesen kein Zug – eine echte Pionierleistung, bei der ich assistieren durfte. Auf einigen Stationen mussten wir unseren riesigen Tross ganz schön scheuchen und lotsen, aber am Ende des Tages hatten wir den Harz tatsächlich mit der Bahn umrundet und sogar noch den Dom in Halberstadt besichtigt! Das wollte uns so mancher gar nicht abnehmen: Rund um den Harz mit dem Zug – das geht doch gar nicht! Heute geht es alle 2 Stunden, und dass das so ist, daran hat auch Wilfried mit seinem beständigen Werben für den umweltfreundlichen Schienenverkehr seinen Anteil.

Weitere schöne Fahrten schlossen sich an: Zur Stiftskirche nach Gernrode zum Beispiel, dann weiter mit der Kleinbahn über den Harz und Nordhausen zurück. Der alte Reichsbahn-Schienenbus, der damals noch zwischen Quedlinburg und Gernrode fuhr, platzte aus allen Nähten. Die Jubiläumsfahrt führte nach Königslutter in den Dom – mit eigens gestaltetem Gottesdienst – und ins dortige Musikautomaten-Museum. Stets war Wilfried, der Perfektionist, so lange unruhig, bis er wusste, dass alles klappen würde. Die Fahrtteilnehmer trafen sich einmal im Jahr im Herzberger Schützenhaus, um ihre Erinnerungen und Bilder auszutauschen. Auch das haben Monika und Wilfried stets gut organisiert. Später ging das alles aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, aber auch die Bahn machte die Nutzung des Wochenend-Tickets immer schwerer. So musste das schöne Programm vor ein paar Jahren eingestellt werden.

Neben der großen Bahn gehörte seine Liebe auch der kleinen Bahn im Maßstab 1:87. Natürlich hatte er eine große Anlage. Nur eines hatte er nicht: Oberleitung! Bei seinem letzten Besuch bei mir war er mit im Keller. Ich habe nur eine kleine Platte, aber über den Gleisen hängt der Fahrdraht. Das war das erste, was er Monika nach dem Wiederauftauchen erzählt hat: Mit Oberleitung! Vielleicht hätte er noch ein großes Elektrifizierungsprogramm eingeläutet, wenn ihn die Kräfte nicht so im Stich gelassen hätten.

Seine ganz große Leidenschaft jedoch, das war die Welt unserer gefiederten Freunde. Er kannte sie alle, führte Vogelstimmen-Wanderungen durch, hatte daheim in Bad Lauterberg sogar auf der Toilette ein Fernglas stehen, falls plötzlich ein seltener Gast im Geäst benachbarter Bäume landen sollte. Wie viele Gruppen er wohl durch den Harz geführt hat? Alle Teilnehmer werden diese seine Leidenschaft gespürt haben.

Nun hat er seinen Frieden gefunden. Ich hoffe sehr, dass Petrus ihm an der Pforte sogleich ein Fernglas in die Hand gedrückt hat, damit er von seiner Wolke aus beobachten kann, was da so vorbeifliegt. Denn sonst wäre es doch gar zu langweilig für ihn. Die dramatischen Veränderungen, denen die Natur des Harzes nun für alle sichtbar ausgesetzt ist, hat er kommen sehen – gerade das war ja auch ein Motiv für ihn, sich für den ÖPNV einzusetzen. Wir müssen weiter schwitzen und dem Sterben der Harzwälder zuschauen. Aber es ist sich auch in seinem Sinne, dass wir – jetzt erst recht! – die Ärmel hochkrempeln und keine Ruhe geben, bis der ÖPNV im Südharz den Platz erobert hat, der ihm gebührt.      

Michael Reinboth im Namen der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“

Südharz im September 2019

 


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