News vom 01.01.17 bis 31.01.17

1. Pressemitteilung des ZVSN: Neuer Geschäftsführer beim Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) (Stand: 03.01.2017)
2. Harz: Initiative aktualisiert Harzkursbuch Winter 2016_2017 und veröffentlicht neues Fahrplanheft Harzer Fernverbindungen (Stand: 03.01.2017)
3. Süd-Niedersachsen / Harz: Tarifvielfalt sorgt für Diskussione
n um NiedersachsenTicket und Niedersachsentarif
(Stand: 09.01.2017)
4. Süd-Niedersachsen / Harz:
NITAG nimmt Stellung zu Äußerungen der Initiative zum
Niedersachsentarif - weiterer Schriftverkehr Initiative <-> NITAG (Stand: 17.01.2017)
5. Harz: Erneute Änderungen im Harzkursbuch Winter 2016_2017 - Initiative beklagt jederzeitigen Fahrplanwechsel (Stand: 17.01.2017)
6. Harz: Zwei Reiseberichte "Dampf und Schnee" und "Sangerhausen – eine vorbildliche Schnittstelle des öffentlichen Verkehrs" (Stand: 17.01.2017)
7. Harz: Reisebericht "Tolle Landschaft, herrliche Strecken, wenig Fahrgäste" (Stand: 29.01.2017)

1. Pressemitteilung des ZVSN: Neuer Geschäftsführer beim Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) (Stand: 03.01.2017)
Pressemitteilung ZVSN-Pm 1/17:
03.01.17 Göttingen. Seit dem 1. Januar 2017 arbeitet Michael Frömming als neuer Geschäftsführer des Zweckverbandes Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN). Das Ergebnis für den aus Rotenburg (Wümme) stammenden 47-jährigen Politikwissenschaftler fiel laut der Vorsitzenden der Verbandsversammlung, Frau Christel Wemheuer (Erste Kreisrätin des Landkreises Göttingen), in der ZVSN-Verbandsversammlung einstimmig.

Michael Frömming arbeitete von 1999 bis 2011 beim Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Bremen und koordinierte dort internationale Mobilitätsprojekte. Zu seinen Aufgaben zählte beispielsweise der Ausbau neuer Angebote für den Öffentlichen Nahverkehr, Car-Sharing und den Radverkehr. Zwischen 2011 und 2016 war der parteilose Frömming Berater für Verkehr, Wirtschaft, Umweltweltschutz und Energie bei Landtagsfraktion Bündnis90/Die Grünen in Rheinland-Pfalz.

Ehrenamtlich begleitete Frömming als Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD) zwischen 1996 und 2013 die niedersächsische Landespolitik, nachdem er 1990 in Rotenburg (Wümme) den dortigen VCD-Kreisverband gründete. In der Landeshauptstadt Hannover organisierte er insgesamt sieben Mal den „Bahnkongress Niedersachsen“. In enger Abstimmung mit Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen leitete Frömming zwischen 2001 und 2003 das länderübergreifende VCD-Projekt „Zügig in den Harz“.

Michael Frömming über seine künftige Aufgabe in Südniedersachsen: „Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) steht heute im Spannungsfeld zwischen den finanziellen Möglichkeiten und den umweltpolitischen Ansprüchen. Neben der Herausforderung, bestehende Angebote zu sichern gilt es angesichts der wachsenden Umweltprobleme verstärkt innovative Mobilitätskonzepte voranzubringen. Ich freue mich, meine beruflichen Qualifikationen aus einer Landesbehörde sowie einem Landesparlament zusammen mit Erfahrungen aus 20 Jahren Ehrenamt in einem Verkehrsfachverband in die neue Arbeit einbringen zu können!“

Mit freundlichen Grüßen

Michael Frömming Verbandsgeschäftsführer
ZVSN Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen
Hainholzweg 3
37085 Göttingen
Tel: 0551-3894814

2. Harz: Initiative aktualisiert Harzkursbuch Winter 2016_2017 und veröffentlicht neues Fahrplanheft Harzer Fernverbindungen (Stand: 03.01.2017)
Die Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" hat die Onlineversion des neuen Harzkursbuch Winter 2016_2017
aktualisiert. Das Update des Harzkursbuches beinhaltet verschiedene Ankunfts- und Abfahrtsminuten in Köln bzw. Düsseldorf.
Außerdem wurde die Tabelle 601 (Nordhausen - Erfurt) angepasst, da DB Netz zum einen die Fahrzeiten um 1-2 Minuten geändert hat, was im Entwurf so nicht stand (z.B. Nordhausen nun ab 10.30 statt 10.31, Ankunft in Erfurt gleich) und die Buslinie Sondershausen - Mühlhausen nun den Bahnhof Sondershausen bedient. Letzteres verbessert die Achse Nordhausen - Sondershausen - Mühlhausen erheblich und lässt Ebeleben sowie Schlotheim wieder näher an den Harz rücken.

Als Nachfolger der einzelnen Fahrplanheftchen mit den Fernverbindungen haben wir ein Fahrplanheft Harzer Fernverbindungen auf Basis des aktuellen Harzkursbuches mit Erweiterungen erstellt. Das Fahrplanheft Harzer Fernverbindungen enthält alle relevanten Regionen nebst Erläuterungen.
Michael Reinboth, Burkhard Breme

3. Süd-Niedersachsen / Harz: Tarifvielfalt sorgt für Diskussionen um NiedersachsenTicket und Niedersachsentarif (Stand: 09.01.2017)
In den vergangenen Tagen sorgten Meldungen und Leserbriefe in der örtlichen Presse für Verwirrung um das NiedersachsenTicket und den Niedersachsentarif.
Während das NiedersachsenTicket eine Fahrkarte mit Gültigkeit in Niedersachsen -inkl. westlicher Harz-, Bremen und Hamburg ist, erhebt der Niedersachsentarif seit 2013 den Anspruch ein Nahverkehrstarif für ganz Niedersachsen sein.
Auf der Homepage der Niedersachsentarif GmbH (NITAG) steht hierzu u.a.: ... Der Niedersachsentarif wurde am 9. Juni 2013 als gemeinsamer Nahverkehrstarif aller hier tätigen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) eingeführt. ....Mit Tarifeinführung besteht das Angebot der Anschlussmobilität in ausgewählten Zielorten .... So kann für diese Zielorte die Fahrkarte für die Weiterfahrt, z.B. mit dem Bus, in einem Kaufvorgang miterworben werden.....Mit einer zielgerichteten Weiterentwicklung des Tarifs, dem Ausbau der Kooperationen und innovativen Vertriebswegen sollen die Effizienz erhöht und die Zahl der Fahrgäste insgesamt gesteigert werden, um auch weiterhin ein attraktives Verkehrsangebot in Niedersachsen zu gewährleisten. 
Der Anspruch und die Realität des Niedersachsentarifs klaffen insbesondere im Harz weit auseinander: So ist es nach fast 4 Jahren Niedersachsentarif immer noch nicht möglich durchgehende Fahrkarten von Hannover in verschiedene Harzorte zu lösen.
Der
Niedersachsentarif endet immer noch VOR dem Harz. Die bekannten Tourismusziele, wie z.B. Braunlage, Bad Lauterberg, Bad Grund sind mit Niedersachsentarif nicht erreichbar.
Die Diskussion zeigt einmal mehr,
wie wenig transparent unsere Tariflandschaft geworden ist. Die Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" fordert die NITAG auf, den Niedersachsentarif nach 4 Jahren endlich nachzubessern. Der Sprecher der Initiative Burkhard Breme fragt sich: “Auf was will die NITAG noch warten, damit sie Ihre selbst gesteckten Ziele umsetzt?".
Burkhard Breme

4. Süd-Niedersachsen / Harz: NITAG nimmt Stellung zu Äußerungen der Initiative zum Niedersachsentarif - weiterer Schriftverkehr Initiative <-> NITAG (Stand: 17.01.2017)
E-Mail der NITAG vom 09.01.2017:

Sehr geehrter Herr Breme,

Ihren 673. Newsletter haben wir zur Kenntnis genommen. Dabei hätten wir uns vor der Veröffentlichung eine Kontaktaufnahme gewünscht, um Ihnen die benötigten Informationen an die Hand zu geben.

Wir möchten vorausschicken, dass es sich beim Niedersachsentarif um einen reinen SPNV-Tarif handelt. Unabhängig davon ist es aber tatsächlich unser Bestreben, die Mobilitätskette möglichst nicht am Bahnhof enden zu lassen, sondern die tarifliche Integration von Bahn und Bus stetig zu verbessern. Hierfür wurde mit der bestehenden „Anschlussmobilität“ für ausgewählte Zielorte mit Einführung des Niedersachsentarifs ein erster Schritt gemacht. Vor diesem Hintergrund nehmen wir zu Ihren Ausführungen wie folgt Stellung:

Erreichbarkeit des Westharzes mit dem Niedersachsentarif Für die Städte mit Bahnanschluss im niedersächsischen Teil des Harzes sind für Fahrten mit den Nahverkehrszügen Fahrkarten des Niedersachsentarifs erhältlich. Dazu zählen z. B. die Bahnhöfe Goslar, Bad Harzburg, Bad Sachsa, Osterode am Harz, Bad Lauterberg im Harz Barbis und Gittelde/Bad Grund (Harz).

Mit Hinzubuchung der „Anschlussmobilität“ sind im Niedersachsentarif unter anderem folgende Orte im Harz erreichbar:
• Stadtgebiet Goslar mit Weltkulturerbe Rammelsberg,
• Stadtverkehr Bad Harzburg und damit auch die beliebten Touristenziele Burgseilbahn und Baumkronenpfad,
• Stadtverkehr Osterode,
• Walkenried sowie ab Bahnhof Walkenried die Harzorte Zorge und Wieda.
Informationen zur Anschlussmobilität sind auf unserer Webseite www.niedersachsentarif.de hinterlegt.
In der Anlage erhalten Sie einen Screenshot mit der Anzeige des Fahrkartenangebots Niedersachsentarif inklusive „Anschlussmobilität“ unter www.bahn.de zur Buchung der Fahrt von Hannover Hbf nach Walkenried.

Für die Fahrt nach Braunlage, Bad Lauterberg und Bad Grund kann die „Anschlussmobilität“ nicht beim Kauf der Fahrkarte Niedersachsentarif erworben werden.

Erreichbarkeit des Westharzes mit dem Niedersachsen-Ticket Das Niedersachsen-Ticket ist ein Fahrkartenangebot des Niedersachsentarifs und ein Tagesticket für bis zu fünf Reisende zum Preis ab 23 Euro. Dieses Ticket kann für Fahrten mit den Nahverkehrszügen zu allen Bahnhöfen im Harz genutzt werden, die in Niedersachsen liegen. Zusätzlich sind mit der Anerkennung des Niedersachsen-Tickets in den Fahrzeugen des Verbundtarifs Region Braunschweig (VRB) und des Verkehrsverbunds Süd-Niedersachsen (VSN) alle Orte und Bushaltestellen in den Landkreisen Göttingen und Goslar erreichbar (z. B. Clausthal-Zellerfeld, Sankt Andreasberg oder Braunlage). An dieser Stelle betonen wir, dass sich das Niedersachsen-Ticket für Ausflüge mit der Familie oder Freunden in den Westharz bestens eignet und für Fahrten aus Hannover und zurück für Kunden ohne BahnCard immer die günstigste Alternative ist.

Zusammenfassend können wir Ihre Schlussfolgerung im Newsletter, dass die bekannten Tourismusziele im Westharz nicht mit dem Niedersachsentarif erreichbar seien, keinesfalls nachvollziehen. Perspektivisch sind wir allerdings auch der Ansicht, dass die „Anschlussmobilität“ in ihrer derzeitigen Form für Kunden noch nicht hinreichend attraktiv ist. Daher ist bei uns ein Projekt für eine landesweit verbesserte tarifliche Integration Bahn/Bus an allen Bahnstationen in Vorbereitung. Darüber werden wir rechtzeitig informieren.

Bei Fragen stehen wir gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

i. A. Silvia Lindenau
Kommunikation/Marketing/Öffentlichkeitsarbeit
Niedersachsentarif GmbH
Schillerstraße 31
30159 Hannover
Zentrale: +49 511 655791-00
Fax: +49 511 655791-11
E-Mail: info@nds-tarif.de
www.niedersachsentarif.de

Weiterer Schriftverkehr Initiative <-> NITAG
In einem Antwortschreiben an die NITAG wies unsere Initiative darauf hin, dass der Stadtverkehr Osterode seit mittlerweile zwei Jahren eingestellt sei und der Niedersachsentarif mit Anschlussmobilität hier quasi nicht zum Tragen komme

(https://www.osterode.de/portal/seiten/busverkehr-in-osterode-am-harz-912000425-21351.html).

Nachdem die NITAG uns in dem Schreiben darauf hinwies, dass es sich um einen SPNV Tarif handele, baten wir die NITAG auch die eigene Homepage zu korrigieren und eine Passage mit dem Begriff ÖPNV zu entfernen, um Erwartungen an einen ÖPNV-Tarif auszuschließen.
Alte Beschreibung:
 
Bereits geänderte Beschreibung:

 

Des Weiteren fragte unsere Initiative noch einmal zur Zeitscheine von Verbesserungen bei der NITAG nach.
Die NITAG arbeite bereits daran, jedoch müssten auch die Finanzierung und vertraglichen Regelungen mit den Beteiligten abgestimmt werden.
Burkhard Breme

5. Harz: Erneute Änderungen im Harzkursbuch Winter 2016_2017 - Initiative beklagt jederzeitigen Fahrplanwechsel (Stand: 17.01.2017)
Seit dem 01.01.2017 gelten auf den Buslinien 450, 451, 453, 454 und 464 geänderte Fahrpläne. Die Änderungen sind geringfügig und betreffen vorwiegend Fahrten an Schultagen. Das Angebot an Sa und So, bleibt, soweit vorhanden, unverändert. Die Änderungen sind im Harzkursbuch eingearbeitet.
Der Sprecher der Initiative Michael Reinboth beklagt unterdessen: "Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass es "den" Fahrplanwechsel nicht mehr gibt... Jeder wechselt, wann und wie er Lust hat."

6. Harz: Zwei Reiseberichte "Dampf und Schnee" und "Sangerhausen – eine vorbildliche Schnittstelle des öffentlichen Verkehrs" (Stand: 17.01.2017)

Dampf und Schnee

So nennt sich eine Erzählung des Ingenieurs und Schriftstellers Max Maria von Weber. Er, der Sohn des Komponisten Karl Maria von Weber, war der Eisenbahn sehr zugetan und setzte das geschlossene Führerhaus auf den Dampflokomotiven in Deutschland durch. Ohne Streiks übrigens.

Dieser Tage gibt es aber auch im Harz – mal wieder! – Dampf und Schnee. Wenn dann auch noch die Sonne scheint… um 9.52 Uhr, also pünktlich, was an diesem Tage auf der Südharzstrecke leider die Ausnahme war, bringt uns der Triebwagen nach Niedersachswerfen, was wir wegen Ersatzsignal in Woffleben und anderer witterungsbedingter Trödeleien (es sind minus 10 Grad, worüber man früher bei der Bahn nur müde gelächelt hätte) etwas später als geplant erreichen. Für den laut Beschilderung ca. 7 Minuten währenden Fußweg zum Bahnhof Ost der HSB ist dennoch reichlich Zeit vorhanden. Man sollte aber getrost 10 Minuten einkalkulieren – allein an der Fußgängerampel der B4 steht man ein paar Minuten herum und muss den endlosen Strom an Pkw und Lkw zur Kenntnis nehmen, der sich hier entlang ergießt. Armes Ilfeld…

 

Ausgestattet mit einer Fahrkarte aus der hiesigen Agentur, erwartet man am Bahnsteig den Dampfzug zum Brocken. Dort soll es gar nicht hingehen, aber der Fahrpreis ist auch bis Drei Annen Hohne saftig: 29,00 € muss man für das Vergnügen der Bahnfahrt abdrücken. Hin und zurück immerhin. Als erstes naht der Triebwagen nach Nordhausen, welcher hier (klappende) Anschlüsse der Buslinien 23 aus Neustadt und 24 aus Ellrich aufnimmt und die Kreuzung mit dem sich alsbald durch Pfeifen und Qualm ankündigenden Zug abwartet. Dieser, pünktlich einfahrend, ist an diesem 6. Januar 2017 ganz gut besetzt. Nicht alle Reisenden wollen zum Brocken, eine kleine Gruppe mit Schlitten hat zum Beispiel Sophienhof zum Ziel. Im dankenswert gut geheizten Zug (oben sind es dann minus 13 Grad…) findet sich ein schöner Platz, der freilich in Eisfelder Talmühle zwecks Anfertigung diverser Bilder wieder verlassen werden muss, aber nicht verloren geht. Bis in dieses enge Tal die Sonne wirklich eindringen kann, werden noch Stunden vergehen, und richtig schaffen wird sie es dennoch nicht. Schon eingetroffen ist der Anschluss-Triebwagen aus Quedlinburg, der selbst in diese Richtung zurückfährt, aber auch einen Abbringer nach Nordhausen hat.

 

Die Talmühle als Taktknoten sozusagen. Bei der Rückfahrt wird es noch einmal so sein. Wasser genommen werden muss auch, und bei der Kälte ist es wohl besser, auch andere Dinge gleich noch zu kontrollieren, denn nun geht es richtig bergan. Unterwegs bieten sich aus dem Wagenfenster oder von der Plattform aus einige Eindrücke vom nicht tief, aber doch nett verschneiten Harz.

 

 Dampf und Schnee eben. In Benneckenstein vor allem, in Sorge und Elend kommen Fahrgäste hinzu. Alles will zum Brocken. Davor hat der Fahrplan aber erst noch den Aufenthalt in Drei Annen Hohne gesetzt.

  

 Hier treffen um diese sonnige, aber kalte Mittagsstunde drei Dampfzüge zusammen. Der erste ist unserer, die Lok kuppelt ab, umfährt den Zug und gönnt sich eine weitere Wasserpause. Es folgt der

Zug vom Brocken, der nur wenige Reisende mitbringt und nach Wernigerode weiterfahren wird. Aus Nordhausen kommend kann man also auch dorthin umsteigen. Schließlich trudelt noch der Zug aus Wernigerode zur Talmühle ein, dessen Lok allerdings den Brockenzug bespannen wird, was einige Rangiermanöver erfordert.

 Nun sind alle drei Züge da. Der unsere zur Talmühle begibt sich zuerst auf die Weiterfahrt, leider nicht allzu stark besetzt. Wiederum bieten sich herrliche Dampf- und Schnee-Motive.

 

Muss man da zur Albula? Der Harz tut es doch auch. Wenn es mal schneit. Oben ein Bild südlich Elend zurück in Richtung Schierke, unten ein Bild kurz vor Benneckenstein. An der Talmühle heißt es dieses Mal umsteigen, denn der Dampfzug will gleich wieder zurück nach Wernigerode. Ein Triebwagen aus Richtung Alexisbad wird uns in Richtung Nordhausen bringen, während ein anderer von dort kurz zuvor einfährt, Fahrgäste als Umsteiger zum Dampfzug entlässt und weiter in Richtung Stiege enteilt. Wieder ein Taktknoten also.

 

 

Typisch Talmühle: Oben Sonne, unten Kälte… Die steilen Südharzhänge fallen allerdings dabei so richtig auf. Da kommt der Brocken nicht wirklich mit. Pünktlich geht es weiter in Richtung Niedersachswerfen Ost, wobei uns in Ilfeld noch ein Combino Duo der Nordhäuser Straßenbahn begegnet. Danach gelangen wir auch wieder in den sonnigen Südharz, wo ein letztes Bild des Triebwagens entsteht. Es ist wirklich derselbe Wagen – Lichtverhältnisse machen eben doch eine Menge aus.

 

Nach wieder 10minütigem Fußweg – in dieser Richtung wird ein Schild zum „Staatsbahnhof“ schmerzlich vermisst – wird am „großen“ Bahnhof der Triebwagen nach Göttingen erwartet, der um 14.46 pünktlich einfährt, während sein Gegenzug wider Erwarten nicht in Ellrich und auch nicht in Walkenried kommt, sondern mit satten 15 Minuten Verspätung erst gegen 15.05 Uhr in Walkenried eintrudelt. Gut, dass es am Morgen pünktlich zuging, sonst wäre aus dem schönen Ausflug in die Harzberge nichts geworden…

Sangerhausen – eine vorbildliche Schnittstelle des öffentlichen Verkehrs

Der Bahnhof Sangerhausen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch Bombenangriff und einen explodierenden Güterzug schwer zerstört. Die DR erbaute in der durch den von Eisleben hierher verlagerten Kupferbergbau größer gewordenen Stadt ein neues Empfangsgebäude, während die Bahnsteige nur zum Teil wieder aufgebaut wurden. Der vordere Bahnsteig blieb ohne Überdachung. Unter den veränderten Vorzeichen nach 1990 – Einstellung des Bergbaus, deutlicher Rückgang der Pendlerverkehre und rückläufige Einwohnerzahl – erwies sich das Gebäude als zu groß und stand zuletzt – trotz einiger Belebungsversuche – weitgehend leer. Für Fahrgäste waren Station und Bahnsteige nicht mehr einladend.

Das hat sich in den Jahren 2015 und 2016 grundlegend geändert. Der Bahnhof Sangerhausen stellt nun eine schmucke und angemessen ausgestattete Schnittstelle für den öffentlichen Verkehr dar. Zu danken ist dies einerseits den Bemühungen des Landes Sachsen-Anhalt und der Deutschen Bahn um die Neugestaltung der Bahnsteige und der Stadt Sangerhausen, die trotz knapper Kassen das Gebäude erwarb, sanierte und mit neuem Leben erfüllte. Grund genug, sich die Sache einmal anzuschauen.

Aus Nordhausen mit Abellio pünktlich anreisend, muss man zunächst einen etwas vermurksten Fahrplan zur Kenntnis nehmen, denn der Bahnsteig zwischen den Gleisen 2 und 3 füllt sich ebenso reichlich wie unnötigerweise mit Reisenden, die, aus Richtung Leinefelde kommend, zum Umsteigen in den aus Erfurt kommenden und nach Halle fahrenden Schwesterzug gezwungen werden. Nota bene: Montag bis Freitag – am Wochenende werden die Züge zusammengekuppelt. Dem Laien bleibt verborgen, warum das Konzept des Kuppelns und Flügelns an diesen Tagen geht, an den Arbeitstagen jedoch nicht. Aber dafür kann der Bahnhof ja nichts, und der Bahnsteig, man sieht es, macht den Umstieg leicht.

Unten angelangt – beide Bahnsteige verfügen über an diesem Tag (28.12.16) funktionierende Aufzüge – ist der Eindruck ein sehr guter. Die Bahnhofshalle erglänzt in frischen Farben, auch das Mosaik mit dem damaligen Sangerhäuser Industriemix – Bergbau, MIFA-Fahrräder und so weiter – ist vorbildlich saniert worden. Ein Abellio-Schalter, ein geöffneter Zeitschriftenladen, Schließfächer und Toiletten, freilich auch ein entweder schon wieder geschlossener oder gerade erst wieder zu eröffnender Laden ergeben nebst städtischer Bücherei im OG ein gutes Bild. Was man vermisst, sind Reisende. Sie waren an diesem Tag „zwischen den Jahren“ oben recht zahlreich, unten jedoch nicht so häufig. Das ist an „richtigen“ Werktagen hoffentlich anders.

Der städtische elektronische Zug- und Busanzeiger gab, was die Züge betraf, allerlei Unsinn von sich: Die Züge nach Magdeburg zum Beispiel standen zwei Mal darauf, einmal richtig und einmal als „Zug fällt aus“, die nach Erfurt wiederum waren mit falschem Gleis angegeben (die RE fahren von Gleis 5 und nicht von Gleis 1 ab, dort starten eigentlich nur noch die wenigen in Sangerhausen nach Erfurt einsetzenden Züge), was nach Auskunft der sehr gefälligen Abellio- oder vielmehr Rosenthal-Damen schon seit längerem so sei. Die Angaben für die Busse stimmten. Aber das kann man ja noch in Ordnung bringen.

Die Firma Rosenthal ist übrigens auch in Niedersachsen und im Bahnhof der Lutherstadt Eisleben aktiv. Wünschen wir ihr in beiden Stationen ausreichend Umsatz, um auch langfristig diesen Service anbieten zu können. Es gibt nicht nur Fahrscheine und Auskünfte, sondern auch Kaffee, Kaltgetränke und Bockwurst. Viel mehr braucht der umsteigende Fahrgast ja für gewöhnlich nicht.

Auch außen ist der Eindruck sehr gut. Für möglicherweise dort gern sitzende kahl rasierte Gestalten war es an diesem Tage vielleicht zu kalt oder sie meiden diesen Platz gänzlich, was ihm und den regulären Reisenden zu wünschen wäre. Im Anbau rechts befindet sich eine „richtige“ Gaststätte, die im Außenbereich einladend dekoriert hatte.

Nach rund 40 Minuten – die Eckanschlüsse aus Nordhausen in Richtung Artern sind halt so, die Relation ist freilich auch die am wenigsten nachgefragte – begibt man sich, ob des guten Gesamtbildes recht vergnügt gestimmt und dem eigenen Kompass mehr vertrauend als der elektronischen Anzeige – zum Gleis 5, um den aus Magdeburg kommenden und nach Erfurt fahrenden RE zu besteigen. Zuvor musste freilich eine erstaunlich hohe Zahl an Umsteigern abgewartet werden, denn ca. 50 Personen verließen den einteiligen VT642, um zu 90 % den wenig später auf dem anderen Gleis einfahrenden RE von Halle nach Kassel zu besteigen. Die Relation (Berlin -) Magdeburg – Sangerhausen – Nordhausen – Kassel (oder auch Nordhausen – Northeim – Göttingen) ist weiterhin sehr gefragt, wohl auch, weil man dann den Bahnhof Halle mit seinen vielen Unwägbarkeiten umgeht und, da reiner Nahverkehr, Familien und kleine Gruppen recht preiswert fahren können.

Gleich wird’s voll: Der RE aus Magdeburg trifft soeben ein und entlässt den größeren Teil seiner Fahrgäste in Richtung Nordhausen – Kassel

 

Eine Station für viele Richtungen

… ist Sangerhausen nach wie vor. Direkte Züge verkehren nach Halle (stündlich mit Verdichtungen), Erfurt (stündlich), Magdeburg (alle 2 Stunden plus Einzelzüge), Nordhausen und Kassel (alle 2 Stunden plus alle 2 Stunden bis Leinefelde mit Übergang zum RE Erfurt – Kassel), wobei in Nordhausen stündlich Übergang in Richtung Herzberg – Northeim – Göttingen bzw. Bodenfelde – Paderborn besteht. In Magdeburg gibt es immer Anschluss nach Berlin, in Halle nach Leipzig und in Erfurt mittels ICE nach Frankfurt am Main.

Bei den zahlreichen auf dem Vorplatz abfahrenden Buslinien verdient besonders die Landeslinie nach Wippra – Hettstedt Erwähnung, die am Wochenende in Wippra Zu- und Abbringer nach Harzgerode hat. Häufig bedient wird auch die Strecken nach Allstedt, Hettstedt über Mansfeld und Eisleben über Blankenheim und Osterhausen, während andere Linien sich eher am Schulverkehr orientieren. Auch der Stadtverkehr, der seinen Rendezvous-Punkt am Marktplatz hat, kommt hier regelmäßig vorbei. Alle Linien werden von der VGS-Südharzlinie mit Sitz in Hettstedt und einem Betriebshof in Sangerhausen bedient. Das Harz-Kursbuch enthält übrigens nicht nur alle Schienenstrecken, sondern auch die touristisch relevanten Buslinien von Sangerhausen nach Wippra, Allstedt, Hettstedt, Eisleben, Tilleda am Kyffhäuser, Großleinungen und Berga.

Ein Katzensprung ist es vom Bahnhof zum bekannten Spengler-Museum, in welchem das in der Nähe der Stadt vom Namensgeber ausgegrabene Mammut und viel zur Sangerhäuser Geschichte zu finden ist. In ca. 10 bis 15 Minuten erreicht man per pedes den Marktplatz mit dem Rathaus und der gotischen Jakobikirche, ein etwas weiterer, aber lohnender Weg führt zur ausgesprochen sehenswerten romanischen Ulrichskirche mit ihrem hohen Vierungsturm und dem seltenen, aus 5 Absiden, also halbkreisförmigen Abschlüssen, bestehenden Chor. Gegründet hat sie Landgraf Ludwig der Springer, bekannt durch seinen Sprung aus dem Gefängnis der Burg Giebichenstein und durch die Gründung der Wartburg. Oberhalb des Bahnhofs Sangerhausen thront die riesige Spitzkegelhalde des einstigen Thomas-Müntzer-Schachtes und erinnert an die Bergbauepoche der kleinen Kreisstadt am südlichen Harzrand, die nicht nur, aber auch wegen ihres Bahnhofs einen Besuch verdient hat.
Michael Reinboth

7. Harz: Reisebericht "Tolle Landschaft, herrliche Strecken, wenig Fahrgäste" - Fahrkarten als Bückware (Stand: 29.01.2017)

Tolle Landschaft, herrliche Strecken, wenig Fahrgäste
Ich muss unbedingt vorausschicken, dass ich seit frühester Jugend ein glühender Anhänger der Harzer Schmalspurbahnen bin, damit die eine oder andere Anmerkung im nachstehenden Text nicht falsch verstanden wird. Auf DDR-Besuch in den Sommerferien in Nordhausen weilend, habe ich meinen alten Großonkel zu einer Fahrt nach Stiege und zurück überredet, nur mal so. Entgegen aller Vorschriften habe ich mich zweimal von Nordhausen nach Wernigerode und zurück getraut, als Bundesbürger mitten durch das Sperrgebiet bei Sorge hindurch. Wie anders hätte man sonst den Bahnhof Westerntor kennenlernen können? Und die vielen Stunden unter dem damals noch vorhandenen Vordach des Bahnhofs Eisfelder Talmühle kann ich gar nicht zählen. Diese Anhänglichkeit hat alle Wandlungen der letzten Jahrzehnte gut überstanden. Ich fahre immer noch gern mit der Schmalspurbahn durch den Harz, wenn auch, des Rummels wegen, nicht unbedingt auf den Brocken. Das ganze Netz bietet so viel an Schönheit, dass man den höchsten Gipfel nicht unbedingt braucht. Den erklimme ich denn doch lieber zu Fuß, ab Bushaltestelle Oderbrück und natürlich auch unter Nutzung des ÖPNV.

Die Harzer Schmalspurstrecken dienten in den letzten DDR-Jahren auch schon vorwiegend touristischen Zwecken, wiesen aber noch, siehe Silberhütte, beachtlichen Güterverkehr auf. Pendler, Schüler und andere ganz normale Harzbewohner waren hingegen schon längst zum billigeren, schnelleren und deutlich häufiger verkehrenden Linienbus abgewandert. So groß ist der Unterschied zu heute diesbezüglich nicht. Nur schaut man heute vielleicht etwas genauer auf die Zahlen. Und da muss so mancher schwach oder gar nicht genutzte Zug nervös machen.

So, und nun soll es losgehen. Es ist Montag, der 16. Januar 2017, ein kalter, aber weitgehend sonniger und somit wunderbarer Wintertag, der herrliche Motive im Harz verspricht. Also um 9.52 ab Walkenried nach Niedersachswerfen, zu Fuß in 10 Minuten hinüber zum Ostbahnhof, erst zur Agentur und eine Rückfahrkarte nach Quedlinburg erworben. Da trifft mich schon mal der erste Schock, denn satte 35,00 € nimmt die HSB für diese rund 65 Kilometer lange Strecke. Damit verglichen ist ja selbst der extrem teure VSN quasi ein Discounter, denn für die 70 Kilometer von Walkenried nach Göttingen und zurück muss man nur 22,00 € für eine diesbezüglich vergleichbare Tageskarte hinblättern. Aber gut, es ist ja dafür ein Schmalspur-Erlebnis zu erwarten. Wirklich? Wir werden sehen.

Es ist derweil 10.30 Uhr geworden, von oben her nähert sich unter Pfeifen langsam der Triebwagen von Ilfeld Neanderklinik nach Nordhausen. Er ist leer. Erst hier kommen als Umsteiger aus den Buslinien 23 und 24 einige Reisende hinzu, welche bis Nordhausen weiterfahren wollen. Sodann nähert sich mit gewaltigen Qualmwolken und ebenfalls pfeifend der Dampfzug von Nordhausen zum Brocken. Nochmal: Tolles Wetter, oben auf dem Brocken verspricht es klar zu sein – und doch befinden sich im ganzen langen Zug keine 10 Fahrgäste, von denen einige auch noch im Nahverkehr unterwegs sind und an Stationen wie Schreiberwiese oder Neanderklinik wieder aussteigen. Die Zugbegleiterin ist sehr freundlich und klärt über die Umsteigesituation in der Talmühle auf. Sie kann sich dafür Zeit nehmen, viel zu kontrollieren hat sie ja nicht. Etwas verspätet kommen wir in Eisfelder Talmühle an. Warum, ist eigentlich nicht ganz ersichtlich, weil in Ilfeld Bad nicht gehalten werden musste und auch in Netzkater mangels Fahrgastwechsel eine rasche Weiterfahrt möglich war. Aber egal, der Anschluss klappt ja gut.

Was mich für die lange, gut zwei Stunden währende Fahrt nach Quedlinburg erwartet, ist ein „Fischstäbchen“ (187 011), also ein zwar neu motorisierter, aber ansonsten doch recht betagter Triebwagen, der schon auf der Insel Langeoog gedient hat. Holzklasse, keine Toilette, nicht einmal ein Haken zum Aufhängen der Winterjacke ist vorhanden. Die Fenster lassen sich auch nicht öffnen, so dass sich Fotos im Grunde erübrigen, da jedes Mal die Scheibe mit auf dem Bild ist. Aber das kann mich als Fan nicht wirklich erschüttern. Andere wohl schon, denn ab sofort bin ich mit dem Fahrzeugführer bis Alexisbad ganz allein unterwegs. Und das durch eine herrliche Landschaft, die immer wieder neue Akzente setzt. Immerhin: Bänke zum Ablegen der Jacke sind reichlich frei…

Blick zurück durch die Heckscheibe des Triebwagens. Wenn die Sonne fehlt, spiegelt auch nichts. Die Herren vom Brockenzug müssen erst noch Wasser nehmen. Nach vorne geht es nur über den Kopf des Fahrzeugführers hinweg, der das nicht unbedingt gern haben muss. Ein Schattenriss verstößt aber wohl nicht gegen den Datenschutz. Und die Aussicht ist atemberaubend schön

Die Strecke von der Talmühle hinauf bis Stiege zählt für mich zu den Höhepunkten des ganzen Netzes, wie überhaupt der Südharz ob der Enge der Täler und der Steilheit der Berge ausgesprochen spektakuläre Szenen zu bieten hat. Es ist wunderschön hier. Fotos allerdings kann man nicht machen. Es sei denn, man bewegt sich per Pkw außerhalb des Zuges und überholt diesen zwischen den Fotopunkten mittels halsbrecherischen Fahrstils, wie dies auch am heutigen Tage eine ganze Reihe von Leuten tut. Natürlich nicht hier beim Triebwagen, aber an der Talmühle standen sie schon wieder, keinen Pfennig zahlend, mit ihren Stativen herum.

Die Stieger Hochfläche hat der Frost und der Schnee in ein glitzerndes Eisfeld verwandelt. Aber auch der folgende Abstieg in das Tal der Selke bietet Motive in Hülle und Fülle. Sehr schön Güntersberge, die Gaststätte im Bahnhof freilich macht bis Ende Januar Betriebsferien. Sehr schön auch Straßberg, weniger schön hingegen die Fabrikruinen von Silberhütte. In Alexisbad rollen wir ganz pünktlich ein, und zu mir gesellen sich nun endlich auch zwei weitere Fahrgäste, ein älteres Ehepaar aus Berlin mit Gepäck, welches über Quedlinburg und Magdeburg wieder dorthin zurück will. Dann nähert sich der Triebwagen aus Harzgerode, der hier Kopf macht und nach Nordhausen zurück fährt. Er bringt niemanden mit, und es will hier auch keiner in Richtung Nordhausen zusteigen.

Alexisbad. Links nähert sich der Triebwagen aus Harzgerode nach Nordhausen

Die rangier- und gesprächsbedingte Abfahrtsverspätung lassen wir mal weg, denn sie wird bis Gernrode wieder wettgemacht. Nur wissen dies die Berliner Fahrgäste nicht und werden etwas unruhig. Das Empfangsgebäude von Alexisbad hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen und steht offenbar komplett leer. Gastronomie ist keine vorhanden, dazu müsste man über die Straße gehen. Toiletten natürlich auch nicht. Aber es geht weiter durch das herrliche, gewundene Selketal nach Mägdesprung, wo sich dasselbe Bild bietet: Leerstehender Bahnhof, keine Fahrgäste. Ich kenne noch Zeiten, da ging der Wirt mit einem Tablett voll Kaffee durch die Wagen der Dampfzüge…

Hinauf auf den Ramberg. Auch dieser Teil der Strecke ist wunderschön, bis zum Sternhaus geht es recht heftig bergan und dann wieder bergab. Überflüssig zu erwähnen, dass am Sternhaus, in Haferfeld und natürlich in Osterteich keiner zusteigen will. Das sind wohl wirklich eher im Sommer genutzte Haltepunkte. In Gernrode kommen noch einmal zwei Kunden hinzu, die zuvor mit dem Dampfzug aus Alexisbad gekommen sind. Dieser endet in Gernrode und zwingt die Leute, welche nach Quedlinburg wollen, zu einer Pause, bevor sie mit unserem Triebwagen weiterkönnen. Mit 5 Reisenden ist die Tageshöchstbesetzung des gesamten Netzes auch schon erreicht.

Der Quedlinburger Bahnhof ist zur Minute 30 auch Treffpunkt vieler Buslinien

Quedlinburgs Bahnhof ist architektonisch interessant, hat HVB-Schalter und Geschäfte, jedoch leider auch kaputte Scheiben im Erdgeschoss. 15 Minuten reichen zum Knipsen von Bahnen (hier kreuzen jede Stunde zwei HEX-Triebwagen) und reichlich Bussen (zur Minute 30 gibt es hier einen Taktknoten), dann geht es mit demselben Triebwagen wieder zurück. Bestes Wetter, pünktliche HEX-Züge, ab Gernrode die Perspektive eines Dampfzuges – da muss doch was gehen… Tatsächlich bin ich bis Gernrode wieder mit dem Fahrzeugführer allein, verabschiede mich dort artig, wünsche angenehmen Feierabend und erklimme den mit einer klassischen Brockenlok – also keiner Mallet und auch nicht der 99 6001 – bespannten 3 ½ -Wagen-Zug. Den Wagen kann ich mir aussuchen. Im ersten sitzt ein englischer Dampflokfan, den ich nicht stören will. Ich nehme den zweiten, den habe ich ganz allein für mich, und das bis Eisfelder Talmühle. Der einzige Fahrgastwechsel auf der langen Rückfahrt findet in Stiege (plus 2) und Hasselfelde (minus 2) statt…

Der Schaffner, nach Lokführer und Heizer dritter Mann im Bunde, ist wortkarg (was ich sehr schätze), knipst die Karte, verkauft Schnaps, den ich nicht brauche, dafür leider keinen Kaffee, den ich gern genommen hätte, hilft beim Wassernehmen und hängt später in Hasselfelde auch den Zug ab und wieder an, macht fürsorglich das Licht im Waggon an, als es dämmert, und lässt uns ansonsten gewähren. Das Personal vorne gibt sich ebenfalls redlich Mühe und liefert eine perfekte Dampffahrt ab, zu der auch das Wetter hervorragend passt – bis Hasselfelde, wo es dann doch langsam dunkler wird. Der Blick in den Fahrplan weist zwei Kreuzungen mit Triebwagen aus, eine in Mägdesprung und eine in Straßberg, was auch bestens klappt. Zu- oder Abbringer von und nach Harzgerode hat dieser Zug nicht. Da müsste man schon den Linienbus nehmen (was übrigens funktionieren würde).

Leerer Zug, leerer Bahnhof: Die erste Kreuzung in Mägdesprung. Darunter das Wasser nehmen in Alexisbad – mit kleinem Schockmoment, als der Kran zunächst eingefroren zu sein scheint

In Alexisbad ist durchaus Betrieb. Etliche Leute haben ihre Kameras aufgebaut und nehmen Lok und Zug auf. Mitfahren tun sie nicht, sondern brausen im eigenen Pkw weiter voraus. Sie verpassen eine Menge, denn hier, im Dampfzug, kann man auch draußen knipsen und sich dann drinnen wieder an der gut funktionierenden Heizung die Füße wärmen. Perfekt. Richtig spektakulär wird es dann auf der Hochfläche von Stiege und Hasselfelde, wo ein herrliches Motiv das andere ablöst.

Kreuzung in Straßberg. Wir sind unter uns – leider. Sonne, Dampf und Schnee bei Stiege

Sogar Vater Brocken lässt sich blicken, nebst Stadt und Kirche von Hasselfelde. Herrlich!

In Hasselfelde wird umgesetzt und erneut Wasser genommen. Offenbar nicht ganz ohne Probleme, denn wir kommen erst mit 10 Minuten Verspätung weg. Das muss nicht unruhig machen, da der Übergang in Eisfelder Talmühle ausreichend bemessen ist. Das letzte Stück ab Stiege hinab ist genau so schön wie am Morgen, und man könnte nun sogar von der Plattform Bilder machen – nur ist es hierfür schon zu dunkel. Das wird wohl erst ab Mitte Februar was. Ob dann der Schnee noch da ist? In Eisfelder Talmühle werden wir schon erwartet. Nicht unbedingt vom sehr mäßig besetzten Brockenzug, mit dem es weitergeht, sondern von einer Reihe stativbewaffneter Herren, die das Szenario mit zwei Wasser nehmenden und vor sich hin köchelnden Dampfloks aufnehmen wollen. Ist auch ganz herrlich. Ich habe es schließlich auch probiert, ohne Stativ. Na ja. Aber die Stimmung ist gut eingefangen.

Zu guter Letzt naht noch der Triebwagen aus Nordhausen, dem zwei Fahrgäste entsteigen, die mit dem rückkehrenden Dampfzug nach Gernrode weiter wollen. Die Szene ist im Grunde nicht zu überbieten. Zwei Dampfloks, ein Triebwagen, viel Schnee, letztes Büchsenlicht… Die Anzahl der Fotografen, der Reisenden und des Personals halten sich in etwa die Waage.

Mit dem wohlbeheizten Dampfzug geht es nun nach Sachswerfen zurück und von dort mit kleinem Fußweg wieder zum großen Bahnhof. Da wimmelt es nun auch nicht gerade von Menschen, jedoch hat der pünktlich um 17.46 Uhr einfahrende Zug von Nordhausen nach Bodenfelde mehr Leute an Bord, als ich den ganzen Tag über im Selketal gesehen habe. Gut für die Südharzstrecke, weniger gut für die HSB.

Es mag andere Tage geben. Montags ist es vielleicht immer schlecht. Aber das haben meine Briefträger auch immer gesagt, wenn ich zum „Bemessen“ auf den Dörfern erschien. Heute kommen Sie, wo so wenig Post da ist – sonst haben wir viel mehr. Egal, an welchem Wochentag es war. Die Wochenenden mögen bei den HB auch anders laufen, die Ferienzeiten ganz sicher. Aber es bleiben ganz viele normale Wochentage wie dieser 16. Januar 2017.

Was tun? Ich maße mir nicht an, etwas besser zu wissen als das Management der HSB. Ich stelle nur fest:

Man kann es den HSB nicht verübeln, wenn sie immer wieder über das Betriebs- und Vertriebskonzept gerade im Selketal nachdenken. Immer weniger Dampf, immer längere Betriebspausen und immer höhere Preise werden am Ende aber die offensichtliche Abwärtsspirale nicht aufhalten können. Das Selketal und der Abschnitt Stiege – Eisfelder Talmühle sind landschaftliche Perlen mit interessanten Orten und durchaus auch Sehenswürdigkeiten, herausragend natürlich Quedlinburg und Gernrode, aber auch Mägdesprung, Alexisbad oder Straßberg mit der Grube Glasebach. Harzgerode hat auch einiges zu bieten. Burgen oder jedenfalls Burgruinen gibt es auch, die Heinrichsburg, die Burg Anhalt. Daraus muss sich doch mehr machen lassen.

Es gibt hier ja auch das Selkebahnticket, mit dem man Bahn und Bus gemeinsam nutzen kann. Nur sind die Anschlüsse aufgrund des bei den Linienbussen gegebenen Taktes, den es bei den HSB nicht gibt, eher zufälliger Natur und für den hier weilenden Urlaubsgast kaum überschaubar. Ich habe mir die vorhandenen Anschlüsse in den letzten Tagen genauer angesehen – eine Analyse folgt.

Größtes Hindernis jedoch dürften die im Vergleich zur jetzigen Leistung exorbitant hohen Fahrpreise sein. Wäre meine Frau mitgefahren, hätten wir satte 70 € hinblättern müssen, ein kleines Vermögen. Gut, dass sie nicht dabei war – wegen der stundenlang fehlenden Toilette. Bei solchen Preisen müsste es jedenfalls deutlich mehr dampfen. Und, pardon, austreten müsste man dafür eigentlich auch können… Warum die Fahrkarte von Niedersachswerfen Ost nach Quedlinburg genauso teuer ist wie vom noch einmal 8 Kilometer weiter entfernten Nordhausen, erschließt sich außerdem nur schwer.

Dampfzug aus Gernrode nach der Ankunft in Eisfelder Talmühle. Hier geht es nur noch bis zum Prellbock weiter. Die Selketalbahn sollte jedoch gute Zukunftsperspektiven erhalten

Vielleicht muss man alles über Bord werfen und neu überlegen. Offensichtlich ist, dass das jetzige Betriebskonzept für das Selketal nicht attraktiv genug ist, um genügend Kundschaft anzulocken. Alles auf Dampf umzustellen, kommt vermutlich viel zu teuer, und außerdem sind gar nicht genügend Lokomotiven da – viele Brockenloks sind ja seit Jahren abgestellt. Also Minimalprogramm unter der Woche und volles Programm, dafür mit mehr Dampf, an den Wochenenden und in den Ferien? Für den Normalgebrauch des ÖPNV eignet sich die Selketalbahn sowieso nicht, da gibt es reichlich gut vernetzte Buslinien, die noch dazu erheblich preiswerter sind.

Ein „weiter so“ verbietet sich meiner Meinung nach jedenfalls. Aber mehr als seine Beobachtungen und Gedanken zu schildern steht mir, es sei wiederholt, gar nicht zu. Die Experten sitzen in Wernigerode bei den HSB, bei den Kommunen, denen die HSB ja gehört, eventuell noch beim HTV in Goslar. Frischer Wind könnte aber vielleicht nicht schaden.

„Höchste Eisenbahn“ jedenfalls wünscht der Selketalbahn im Interesse der gesamten Harzer Bahnszene weiterhin gute Fahrt und viel, viel mehr Fahrgäste.
Michael Reinboth

Fahrkarten als Bückware? Eine Nachbetrachtung zu zwei HSB-Reisen

Als Echo auf unsere zwei Reiseberichte über Fahrten nach Drei Annen Hohne und Quedlinburg erreichten mich Hinweise darauf, dass ich deutlich preiswerter hätte fahren können, nämlich mit einer HarzTourCard für 18 €. Diese hätte sogar noch an zwei darauf folgenden Tagen gegolten.

Nachforschungen ergaben, dass dies tatsächlich zutrifft. Die HarzTourCard gilt im gesamten Streckennetz der HSB außerhalb der Brockenstrecke und auch auf den Streckenabschnitten in Thüringen. Mehr noch: Sie müsste auf den Stationen und Thüringen und im Zuge sogar verkauft werden können.

Nun könnte ich mir selbst an den Kopf greifen und mir sagen, was für ein Ochse ich doch bin, dass ich in der Agentur ganz harmlos nach „Quedlinburg und zurück“ gefragt und nicht schnurstracks eine HarzTourCard verlangt habe. Ich kenne das Angebot dieser Karte, habe es bisher aber auf das Gebiet des Kreises Harz bezogen und den Schluss auf die Gültigkeit in Thüringen einfach nicht gezogen. Soweit also zu meiner eigenen Dämlichkeit.

Aber: Ich war immerhin zweimal in einer offiziellen HSB-Agentur und habe dort sogar leise meinen Unmut über die exorbitanten Preise geäußert. Es hat trotzdem nicht „klick“ gemacht, eine Beratung etwa der Art „dann nehmen Sie doch eine HarzTourCard“ fand nicht statt. Und mehrere Zugbegleiter der HSB haben ungerührt meine Karte gelocht, ohne ein Wort darüber zu verlieren, das ich doch auch hätte preiswerter fahren können. Das empfinde ich als, sagen wir es vorsichtig, wenig kundenfreundlich. Es könnte aber auch Zufall sein.

Weiter: Ich habe daraufhin den Flyer der HSB zweimal vorwärts wie rückwärts gelesen und habe den Internet-Auftritt der HSB konsultiert. Das Resultat: Kein Sterbenswort über das schöne Angebot der HarzTourCard! Das wiederum muss man als pure Absicht deklarieren. Man will dieses und andere Angebote nicht vermarkten, man will sie quasi totschweigen. Auf der Strecke bleibt der willige und interessierte Kunde, der sich ob der ansonsten eben exorbitant hohen Preise mit Grausen wendet und dann doch lieber das Auto nimmt.

Ich jedenfalls fühle mich, gelinde gesagt, von den HSB für dumm verkauft. Das Ross, auf dem man in der Wernigeroder Friedrichstraße sitzt, ist offensichtlich ganz schön hoch. Die Kundeninteressen nimmt man von dort oben jedenfalls schon gar nicht mehr wahr.

Schade. Aber das passt alles in das Bild einer Urlaubsregion Harz, die den einen oder anderen Schuss einfach noch nicht gehört hat. Während man landauf, landab versucht, gerade Urlauber mit Angeboten des ÖPNV zu locken, passiert hier – und das mitten im HATIX-Land! – das ganze Gegenteil. Über diesen Umgang mit dem Gast – und dem reisewilligen Harzbewohner obendrein – sollte man einmal nachsinnen.
Michael Reinboth

zur Startseite