News vom 01.07.15 bis 31.07.15

1. Herzberg/Northeim: Vier Wochen lang Busverkehr zwischen Herzberg und Northeim (Stand 19.07.2015)
2. Herzberg: Ein hervorragendes Programm wird vom Bus auf den Zug ausgeweitet
(Stand 23.07.2015)
3. Schienenersatzverkehr Herzberg – Northeim: Start mit kleinen Problemen - ein Reisebericht (Stand 28.07.2015)

1. Herzberg/Northeim: Vier Wochen lang Busverkehr zwischen Herzberg und Northeim (Stand 19.07.2015)

Für Südharzer Bahnkunden und für diejenigen, welche gern per Bahn in den Südharz kommen möchten, brechen wieder einmal harte Zeiten an. Vom 25. Juli bis zum 24. August wird die Strecke zwischen Herzberg und Northeim wegen Gleis- und Bahnübergangsarbeiten geschlagene vier Wochen lang gesperrt. In diesem Zeitraum verkehren zwischen den beiden Städten Omnibusse des „Schienen-Ersatzverkehrs“, die mit rund 50 Minuten Fahrzeit doppelt so lange benötigen wie die Züge. Zu jedem Zug, der zwischen Nordhausen und Herzberg verkehrt, gibt es ab Herzberg einen Bus nach Northeim, der dort so ankommt, dass die „metronome“ sowohl in Richtung Hannover als auch in Richtung Göttingen erreicht werden. Umgekehrt verkehrt zu jedem Zug nach Nordhausen ein Bus ab Northeim, der Anschlüsse von den beiden „metronomen“ aufnimmt. Im Berufsverkehr werden früh ab Herzberg und nachmittags ab Göttingen zusätzlich einige wenige Direktbusse ohne Halt zwischen diesen beiden Stationen verkehren. Nach Abschluss der Arbeiten wird noch eine Woche lang auf der Schiene gebummelt (70 km/h statt 100 km/h), was weitere Fahrplananpassungen vom 25. August bis zum 1. September mit sich bringt.

Die Deutsche Bahn hat zur Information ihrer Kunden ein kleines Fahrplanheft aufgelegt, in welchem die verkehrenden Züge und Busse mit ihren Anschlüssen aufgeführt sind.

Betrieblich optimale Lösung zulasten der Kunden

Bei der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ sieht man zwar ein, dass gebaut werden muss, und findet dies auch in Ordnung. „Ob allerdings auf einer zweigleisigen Strecke der komplette Zugverkehr vier Wochen lang ruhen muss, stellen wir schon in Frage. Die Deutsche Bahn optimiert hier ihren Betrieb zulasten der Kunden, weil sie bei Zugfahrten auf dem Gegengleis ansonsten Schrankenposten aufstellen müsste, da die Strecke Herzberg – Northeim nicht für den Gleiswechselbetrieb eingerichtet ist. Das ist recht aufwändig und ärgert auch die Autofahrer, die deutlich länger an den Schranken warten müssten. Da mutet man doch lieber den eigenen Kunden zusätzliche Fahrzeiten und Umsteigezwänge zu. Außerdem sind die Busse für Kinderwagen, Rollatoren und Fahrräder nur sehr bedingt oder gar nicht geeignet, so dass diese Kundengruppen in der fraglichen Zeit kaum reisen können oder aber spürbare Umwege in Kauf nehmen müssen“ meint Sprecher Michael Reinboth. Zwar habe die Bahn nun keine Probleme mit Schülern, aber eine Zubringerstrecke in den Harz in der Hauptsaison komplett dicht zu machen, sei auch keine gute Lösung.

Initiative fordert Niederflur-Busse mit Klimaanlage und örtliches Betreuungspersonal

Außerdem stelle sich, so Reinboth weiter, die Frage nach der Qualität der eingesetzten Ersatz-Omnibusse und deren Fahrer. Da habe man „sehr durchwachsene“ Erfahrungen machen müssen. Von „Güteklasse 1a“, die der Flyer vorgaukelt, war man oft weit entfernt. Von DB Regio erwarte man, dass auf alle Fälle Busse mit Klimaanlage und Niederflur-Einstieg eingesetzt werden, um die Erschwernisse für die Fahrgäste wenigstens in diesen Punkten in Grenzen zu halten. „Seelenverkäufer“, so der Sprecher, werde man keinesfalls akzeptieren, auch keine Hochflur-Reisebusse mit schwierigen Einstiegsverhältnissen. Es sei schon schlimm genug, dass im Umsteigeknoten Herzberg nicht einmal die Aufzüge funktionieren und bei sehr knappen Umsteigezeiten (teilweise nur 3 Minuten von der Bushaltestelle zum Inselbahnsteig) auch noch mehrfaches Treppensteigen angesagt ist. „Es wäre eine schöne Geste von der Bahn, wenn sie während der vier Wochen in Herzberg einen Helfer stationieren würde, der umsteigenden und ratlosen Fahrgästen behilflich ist. Nett wäre es auch, wenn das wieder zahlreich vorhandene Zugbegleitpersonal in Herzberg nachschaut, ob noch Fahrgäste die Treppe heraufkommen...“

Michael Reinboth

Auszug der wichtigsten Information (Quelle: http://bauarbeiten.bahn.de/niedersachsen-bremen,8)

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von Dienstag, 25. bis Montag, 31. August, jeweils ganztägig
 
  • frühere Fahrzeiten Ellrich > Katlenburg sowie spätere Fahrzeit Herzberg (Harz) > Göttingen (betrifft RB 80 und RB 81)
  • Zubringerbusse Osterrode > Herzberg (Harz) (betrifft RB 46)
 
  • Die Züge der Linien RB 80 (Göttingen – Nordhausen) und RB 81 (Bodenfelde – Nordhausen) verkehren von Ellrich bis Katlenburg bzw. vereinzelt bis Northeim (Han) mit bis zu 3 Min. früheren Fahrzeiten. Ausnahme: RB 14250 (planmäßige Ankunft 6:05 Uhr in Göttingen) verspätet sich ab Herzberg (Harz) um bis zu 5 Min.
  • Durch die früheren Fahrzeiten besteht für Reisende der Linie RB 46 (Braunschweig – Herzberg) in Herzberg (Harz) kein Anschluss an die Züge der Linien RB 80 und RB 81. Bitte nutzen Sie daher ersatzweise die eingesetzten Zubringerbusse von Osterrode bis Herzberg (Harz) oder nutzen Sie ab Seesen die Züge der Linie RB 82 zur Weiterfahrt nach Göttingen.
  • Informieren Sie sich rechtzeitig und nutzen Sie ggf. eine frühere Verbindung, um Ihr Ziel pünktlich zu erreichen.

Grund: umfangreiche Gleis- und Brückenarbeiten
 

 

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folgende Meldung ergänzt
von Samstag, 25. Juli, 5:30 Uhr bis Montag, 24. August, 23:15 Uhr
Zugausfall und Schienenersatzverkehr Northeim (Han) <> Herzberg (Harz)
 
Die Züge dieser Linie werden zwischen Northeim (Han) und Herzberg (Harz) durch Busse ersetzt.
 
  • In Richtung Nordhausen fahren die Busse bis zu 30 Min. früher in Northeim (Han) ab, um in Herzberg (Harz) die planmäßigen Züge zur Weiterfahrt zu erreichen. Dadurch besteht für Reisenden aus Richtung Göttingen kein Anschluss an die Busse bzw. erreichen Sie in Northeim (Han) erst den nächsten Bus zur Weiterfahrt. Nutzen Sie daher aus Richtung Göttingen ggf. eine frühere Verbindung, um die früher abfahrenden Busse in Northeim (Han) zu erreichen. Beachten Sie, dass in den Nachmittagsstunden zusätzlich Direktbusse von Göttingen bis Herzberg (Harz) verkehren.
  • In Richtung Göttingen verkehren die Busse im Anschluss an die planmäßigen Züge aus Richtung Nordhausen. Durch die längeren Fahrzeiten der Busse haben Sie in Northeim (Han) keinen Anschluss an die planmäßigen Züge zur Weiterfahrt. Nutzen Sie daher bitte die zeitnah verkehrenden Züge der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH. Ihre Reisezeit verlängert sich dadurch um bis zu 60 Min. Beachten Sie die abweichenden Regelungen in den Morgenstunden. Dort verkehren teilweise zusätzlich Busse mit früheren Fahrzeiten sowie Direktbusse (ohne Zwischenhalt) von Herzberg (Harz) bis Göttingen.
  • Informieren Sie sich rechtzeitig und nutzen Sie ggf. eine frühere Verbindung, um Ihr Ziel pünktlich zu erreichen.

Hinweise:
 
  • Die Mitnahme von Fahrrädern, Kinderwagen, mobilitätseingeschränkten Personen und Gruppenreisenden ist in den Bussen nur begrenzt möglich.

Grund: umfangreiche Gleis- und Brückenarbeiten
 
 
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von Dienstag, 25. bis Montag, 31. August, jeweils ganztägig
 
  • frühere Fahrzeiten Ellrich > Katlenburg sowie spätere Fahrzeit Herzberg (Harz) > Göttingen (betrifft RB 80 und RB 81)
  • Zubringerbusse Osterode > Herzberg (Harz) (betrifft RB 46)
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  • Die Züge der Linien RB 80 (Göttingen – Nordhausen) und RB 81 (Bodenfelde – Nordhausen) verkehren von Ellrich bis Katlenburg bzw. vereinzelt bis Northeim (Han) mit bis zu 3 Min. früheren Fahrzeiten. Ausnahme: RB 14250 (planmäßige Ankunft 6:05 Uhr in Göttingen) verspätet sich ab Herzberg (Harz) um bis zu 5 Min.
  • Durch die früheren Fahrzeiten besteht für Reisende der Linie RB 46 (Braunschweig – Herzberg) in Herzberg (Harz) kein Anschluss an die Züge der Linien RB 80 und RB 81. Bitte nutzen Sie daher ersatzweise die eingesetzten Zubringerbusse von Osterode bis Herzberg (Harz) oder nutzen Sie ab Seesen die Züge der Linie RB 82 zur Weiterfahrt nach Göttingen.
  • Informieren Sie sich rechtzeitig und nutzen Sie ggf. eine frühere Verbindung, um Ihr Ziel pünktlich zu erreichen.

Grund: umfangreiche Gleis- und Brückenarbeiten
 

2. Herzberg: Ein hervorragendes Programm wird vom Bus auf den Zug ausgeweitet (Stand 23.07.2015)

Seit 2007 läuft das Programm „Bus-Scout“ des Zweckverbands Nahverkehr Süd-Niedersachsen (ZVSN). Im Landkreis Osterode wurden seither in enger Zusammenarbeit mit den Schulen, der Länderpolizei und den Bus-Verkehrsbetrieben 560 Bus-Scouts ausgebildet und während ihres freiwilligen Einsatzes auch begleitet. Dieses äußerst erfolgreiche und vorbildliche Programm hat nachweislich zur Reduzierung von kritischen Situationen und Sachschäden im Linien- und Schulbusverkehr geführt. Am 7.7. wurde vor dem Herzberger Bahnhof die nächste Stufe des Programms gezündet: 41 „Bahn- und Bus-Scouts“ erhielten im Rahmen einer kleinen Feierstunde ihre Zertifikate.

Die Schülerinnen und Schüler von vier Schulen im Landkreis Osterode nutzen auf dem Schulweg ganz oder teilweise die Bahn. Insoweit war die Ausdehnung des Programms auf den Bahnverkehr nur folgerichtig. Die Bundespolizei und DB Regio Nord sind eingestiegen. Bei der Bundespolizei wurden inzwischen acht Beamte geschult, bei der Bahn soll die Schulung von Triebfahrzeugführern und Zugbegleitern noch in diesem Jahr beginnen.

ZVSN-Geschäftsführer Henning Stahlmann richtet seine Worte an die zukünftigen Scouts. Vertreter der Schulen, der Bundes- und Landes-Polizei und der Bahn hören zu.

Die Organisatoren sprechen vom inzwischen größten Zivilcourage-Programm in Niedersachsen, an dem sich 51 Schulen aus Stadt und Landkreis Göttingen sowie den Landkreisen Northeim und Osterode beteiligen. „Wir Fahrgastvertreter sehen uns leider oft genötigt, den ZVSN zu kritisieren. In diesem Falle jedoch kann man ihn ob seiner Initiative uneingeschränkt loben. Auch wir „normalen“ Fahrgäste profitieren von dem Scout-Programm durch sauberere Fahrzeuge und weniger Lärm und Gedränge. Wir wünschen uns, dass die Begeisterung anhält und alle Projektpartner weiterhin engagiert dabei bleiben“ meint Michael Reinboth vom Fahrgastverband PRO BAHN, der sich besonders darüber freut, dass DB Regio inzwischen mit eingestiegen ist.

Herzberg war als Ort der Auszeichnung nicht zufällig gewählt. Jeden Morgen werden binnen 10 Minuten bis zu 500 Schülerinnen und Schüler über die Bahnsteige und durch den Bahnhof geschleust, was auch dank der „Scouts“ gut und ohne Zwischenfälle klappt. Aber nicht nur hier, sondern auch zwischen Wulften und Hattorf werden die Züge rege genutzt. Schülerinnen und Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums Herzberg und der Hattorfer Oberschule waren es denn auch, die ihre Zertifikate überreicht bekamen. Sie werden künftig in den Zügen der Strecken Walkenried – Bad Sachsa – Herzberg, Wulften – Hattorf – Herzberg und Herzberg – Herzberg Schloß tätig sein.

Die Runde war erfreulich groß – 41 Scouts erhielten ihre Zertifikate. Michael Fischer von DB Regio moderierte die Veranstaltung, Volker Hahn (links im Bild) begleitet als Präventionsbeauftragter des Polizeikommissariats Osterode das gesamte Scout-Programm.

PRO BAHN und „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ wünschen den Scouts allzeit gute Fahrt und möglichst wenig Anlass zum Eingreifen. Wir freuen uns, dass junge Menschen bereit sind, im ÖPNV Verantwortung zu übernehmen.
Michael Reinboth

 

3. Schienenersatzverkehr Herzberg – Northeim: Start mit kleinen Problemen - ein Reisebericht (Stand 28.07.2015)
Als mein SEV-Bus auf der Fahrt nach Northeim die Rhume vor Katlenburg überquerte, machte sich gerade eine Gruppe Wassersportler startklar. Auf den kleinen Schlauchbooten stand angeschrieben: „Adrenalin-Tours“. Das Geld, dachte ich bei mir, hätten die Leute sich sparen können. Adrenalin-Schübe gibt es bei der Deutschen Bahn praktisch kostenlos zum Fahrschein dazu. Besonders dann, wenn betriebliche Ausnahmesituationen mit begrenztem Personalkörper zu bewältigen sind.

Am Samstag, den 25.7. fiel der Startschuss für eine praktisch während der gesamten Sommerferien anhaltende Bauphase auf der Südharzstrecke. Gebaut wird zwar letzten Endes nur rund um Northeim, da aber zwischen Herzberg und Northeim kein Krümmel Infrastruktur übrig geblieben ist, der abschnittsweisen Zugverkehr zulassen würde, und auch bei Fahrten auf dem falschen Gleis an Bahnübergangs-Kontakten gespart und damit der Betrieb faktisch unmöglich gemacht wurde, muss hierfür gleich die gesamte 24 km lange Strecke gesperrt werden. Harte Zeiten für Besitzer von Rollstühlen, Kinderwagen oder gar Fahrrädern. Für den normalen Fahrgast gibt es „Schienen-Ersatzverkehr“ mit dem Bus, welcher allerdings für die gleiche Strecke doppelt so lange braucht wie der Zug.

Zur Vorbereitung auf die Reise hat die DB ein relativ dickes Heft mit Angaben zu Ersatz-Fahrzeiten herausgebracht. Es ist auch in den Zügen erhältlich. Der elektronische Anzeiger verkündete per Laufband unverdrossen, dass zwischen Herzberg und Northeim keine Züge, sondern Busse fahren. Eine begleitende Ansage vom Band gab es leider nicht. Eine Gruppe englisch sprechender Musiker nebst netter weiblicher Begleitung wollte um 9.03 in Richtung Northeim mit. Wenn das man gut geht, dachte ich so bei mir. Sonst hielt sich der Andrang in Grenzen. Ist bei SEV eigentlich immer so. Was ich vermisst habe, ist ein Mitarbeiter der Reisendenzählung. Da man an beiden Streckenenden kaum noch weiterkommt, wäre dies ja eine gute Gelegenheit, einen Fahrgastrückgang zu konstatieren (Mein Vermisstenmeldung kann ich mit Ablauf des heutigen Montags übrigens zurückziehen: Es waren Fahrgastzähler im ersten Zug nach Northeim… Mitunter fällt es schwer, keine Satire zu schreiben).

Der Zug kam pünktlich und wies als Fahrziel „RB80 Göttingen“ aus. Dort, soviel war klar, würde er nun gewiss nicht hinfahren. Versprochen war ja eigentlich, dass der Zug nach Braunschweig fahren würde. In Bad Lauterberg-Barbis stand noch immer „Göttingen“ als Ziel, aber kurz nach der Abfahrt kam eine Durchsage des Triebwagenführers, wonach dieser Zug nach Braunschweig fahren würde und Fahrgäste nach Northeim bitte in Herzberg zum Bus umsteigen sollten. Das wiederum hatten auf die Schnelle nicht alle mitbekommen, schon gar nicht die ins englische Gespräch vertieften Musiker, die in Herzberg unverdrossen zum Gleis 4 marschierten. Dort hätten sie bestenfalls wieder nach Walkenried zurück gelangen können, wurden aber vom darob informierten Fahrzeugführer wieder eingefangen.

Ein SEV-Bus stand auch schon da, sogar ein ganz ordentlicher niederfluriger der Firma Weihrauch. Es gab auch einen sehr engagierten Fahrer, der sich um Informationen bemühte, die er nicht hatte. Zum Beispiel um die, auf welche Züge er in Herzberg denn nun eigentlich warten solle. Auf seinem Zettel standen nur die reinen Fahrzeiten seines Busses, sonst nichts. Ärgerlich, vor allem dann, wenn – wie fast immer – der Zug aus Braunschweig Verspätung hat. Eine Kommunikationslinie zum Fahrdienstleiter, der in Sicht- und Hörweite sitzt, ist offenbar nicht vereinbart. Mein Fahrer hatte sich auf eigene Faust im Zug das Heft besorgt, welches den Fahrgästen offeriert wird, und studierte darin, als wir einstiegen. Wegen des verspäteten Zuges aus Braunschweig fuhren wir ebenfalls leicht verspätet ab. Der Fahrplan jedoch ist zunächst recht auskömmlich. Vor allem deswegen, weil in Hattorf keine Schleife in die Bahnhofstraße gefahren wird wie im Heft angekündigt, sondern schlicht an der Durchgangsstraße gestoppt wird. Die gewonnene Zeit haben wir hier und später in Wulften abgestanden. Aber es waren nur wenige Treckerfahrer unterwegs…

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Zeit also, die immerhin und im Unterschied zu Wulften und Katlenburg gekennzeichnete Haltestelle des SEV zu knipsen. Wie im VSN üblich, fehlt links der Aushang mit den Fahrpreisen. Nützt ja auch niemandem, weil die Zuordnung der Orte zu den Preisstufen nach Belieben geändert wird. Also kann man das Ding auch gleich weglassen. Für den SEV ist es ja sowieso ohne Belang, aber ein Aushang mit den Abfahrtszeiten in Richtung Northeim hätte hier, reichlich weit vom Bahnhof entfernt, schon etwas gebracht.

Wie die Leute hier, fernab des Bahnhofs, an ihre Fahrscheine kommen, überlässt die DB klugerweise ihnen. Erst ein paar hundert Meter zum Bahnhof traben, dort lösen und ein paar hundert Meter wieder zurück, um in den Bus einzusteigen. Das ist doch mal ein Service! Das Problem stellt sich nur hier, in Wulften befindet sich die SEV-Haltestelle nur rund 50 m vom Bahnhof entfernt und in Katlenburg liegt sie unmittelbar daneben, dafür sind diese beiden Halte aber auch nicht gekennzeichnet.

In Katlenburg geht es über eine Jeep-Teststrecke von der Haltestelle wieder zurück auf die Hauptstraße, in Northeim gibt es an der ersten ernst zu nehmenden Ampel an diesem harmlosen Samstag einen nur kleinen Rückstau, so dass wir den Bahnhof 2 Minuten vor der eigentlichen Ankunft erreichen. Zeit also, um auch mit Gepäck den „metronom“ nach Hannover zu bekommen. Nach Göttingen hat man ohnedies Zeit. Wenn allerdings, so der gut informierte Fahrer, erst einmal die Bahnübergänge im Stadtzentrum gesperrt werden, ist eine verspätete Ankunft am Northeimer Bahnhof quasi vorprogrammiert. Das „Rotkäppchen“ des Bahnhofs war bei der Ankunft des Busses nirgendwo zu sehen. Aber vielleicht hat der Service-Mitarbeiter auch von irgendwo da oben herunter geschaut und unsere pünktliche Ankunft registriert.

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Unser korrekt beschilderter Bus harrte nun der Dinge, die kommen sollten. Und das waren zunächst ein paar Umsteiger vom „metronom“ aus Göttingen. Dann kam doch noch Bewegung in die Szene, denn das „Rotkäppchen“ erschien und informierte über eine vierminütige Verspätung des „metronom“ aus Hannover mit dem Versprechen, nach der Ankunft wieder aufzutauchen und das Zeichen zur Abfahrt zu geben. Genau dies geschah auch. Umsteiger gab es freilich nicht, da der Anschluss in den einschlägigen elektronischen Medien verschwiegen wird. So ging es denn mit kleiner Besetzung nach Herzberg zurück. Im Bereich Lindau passieren sich die zwischen Herzberg und Northeim pendelnden Busse, so dass man nicht allzu viel Grips braucht, um dahinter zu kommen, dass der gesamte SEV mit genau 2 Bussen abgesichert wird. Hoffentlich melden sich da alle sommerlichen Reisegruppen auch an…

Die Fahrzeit in der Gegenrichtung ist wegen der recht unkritischen Einfahrt in Herzberg entspannt. Trotz mehrminütiger Abfahrtsverspätung und eines landwirtschaftlichen Gespanns vor Hattorf waren wir 5 Minuten vor Plan am Herzberger Bahnhof. Das konnte man von den Zügen wiederum leider nicht behaupten: Der aus Nordhausen kam mit zwei und der aus Braunschweig mit fast üblichen 8 Minuten Verspätung herein. Aber der Fahrer – jedenfalls dieser – wusste ja nun Bescheid: Wenn zwei rote Züge drin sind, kann wieder nach Northeim abgefahren werden. Für einen „Kümmerer“ in Herzberg hat es bei der Deutschen Bahn ja wieder einmal nicht gereicht. Sollen die Reisenden doch sehen, wie sie zurecht kommen!

Den letzten Adrenalinschub gab es dann in der verspäteten Regionalbahn nach Nordhausen. Zwei ratlose Damen mit Koffern schauten mich an: Da kam eben die Durchsage, dass der Zug hier endet. Also müssen wir doch raus? Nein, bleiben Sie ruhig sitzen… Das Fahrziel „Nordhausen“ wurde allerdings erst eingeblendet, als unser Zug schon fast in Bad Lauterberg-Barbis war. Aber das wissen wir ja schon: Die Technik…

Fazit
Im Grunde alles in Ordnung. Die Informationspolitik aber – wie nahezu immer – schwach und den Ereignissen hinterher hinkend. Natürlich müssen die Busfahrer wissen, dass sie in Herzberg zwei Züge abzuwarten haben, es sei denn, der Braunschweiger ist so gehörig verspätet, dass man, wie beim Zug ja häufiger der Fall, den Bus abfahren lassen muss. Nur: Wer sagt dem Fahrer das? Gestikuliert der Fahrdienstleiter von seiner Kanzel herab in der Hoffnung, bemerkt zu werden? Oder gibt man den Busfahrern eine Telefonnummer des Fahrdienstleiters mit dem Auftrag, vor Abfahrt stets nachzufragen? Der Zugnummernwechsel in Herzberg bereitet offenbar unlösbare Probleme. Es scheint nicht möglich, von vornherein „Braunschweig“ und „Nordhausen“ als eigentliche Fahrziele zu kommunizieren. Das Heft schweigt sich an der entscheidenden Stelle, nämlich in der Fahrplantabelle, dazu ja auch aus. Die Haltestellen sind mäßig bis gar nicht als SEV-Halte markiert. Wohlgemerkt: Es geht ja nicht um 2 bis 3 Tage, es geht um mehr als 4 Wochen in einer Zeit, in der gerade viele nicht ortskundige Kunden reisen. Da muss man schon ein wenig mehr tun.

Das A und O sind jedoch pünktlich verkehrende Züge. Bei den Braunschweigern ist mal wieder der Wurm drin, die „metronome“ aus Hannover packen es offenbar auch nicht mehr richtig, und dazwischen hängt ein einsamer Bus mit einem Fahrer, der im Zweifel eigenständig entscheiden soll. Das ist eindeutig zu viel verlangt und verlagert das Risiko an den falschen Ort. Die Bahn muss dafür sorgen, dass die Voraussetzungen stimmen: Pünktliche Züge und, falls dies nicht gelingt, Leute, welche die hin- und herpendelnden Busfahrer entsprechend informieren. Und dies, siehe Northeim, auch vor 8 und nach 20 Uhr.

Und noch ein Wort zum Schluss
Wir wissen natürlich um die Probleme mit dem Fahren auf dem falschen Gleis. Deswegen müssen wir es aber nicht gut finden, wenn mehr als 4 Wochen lang die Kunden mit ganz erheblichen Einschränkungen fertig werden müssen. Das Erneuern der Gleise, Brücken und Bahnübergänge ist vollkommen in Ordnung und wird auch von uns begrüßt (und wir wissen um die Bemühungen der Leitung des Harz-Weser-Netzes der letzten Jahre). Aber beim SEV wird wieder einmal die absolute Sparversion geboten. Im Herbst folgt übrigens Kapitel 2, wenn wegen der Erneuerung eines Gleises im Bahnhof Seesen SEV zwischen Salzgitter-Ringelheim und Münchehof gefahren wird. Aus ähnlichen Gründen wie hier: Die Infrastruktur ist dermaßen ausgedünnt, dass man nicht einmal von Ringelheim bis Seesen und zurück fahren kann, obschon es dort noch eine Umsetzmöglichkeit von Gleis 1 nach Gleis 2 gibt…
Michael Reinboth

 

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