News vom 01.04.15 bis 30.04.15

1. Landkreis HARZ: Mit dem HATIX-Urlaubs-Ticket kostenfrei im Harz unterwegs - HATIX kann man selbst umsetzen - Forderungen zur Infrastruktur müssen durch Erledigung von Hausaufgaben ergänzt werden (Stand 15.04.2015)
2. Kommentar: Streiken, bis alle Kunden sich verlaufen haben?  (Stand 26.04.2015)
3. Harz: Neues „Harz-Kursbuch“ für den Sommer 2015 erschienen  (Stand 26.04.2015)

1. Landkreis HARZ: Mit dem HATIX-Urlaubs-Ticket kostenfrei im Harz unterwegs - HATIX kann man selbst umsetzen - Forderungen zur Infrastruktur müssen durch Erledigung von Hausaufgaben ergänzt werden (Stand 15.04.2015)
Als Ergebnis einer harzweiten und länderübergreifenden Zusammenarbeit der Kommunen wird derzeit die Forderung nach der Schaffung eines Straßen-Harzrings durch vierspurigen Ausbau weiterer Straßenabschnitte gefeiert und begrüßt. An dieser gemeinsamen Resolution, die außer dem Porto bei den einreichenden Kommunen sonst keine weiteren Kosten verursacht, ist sicher die Tatsache, dass Orte aus drei Bundesländern sie gemeinsam auf den Weg gebracht haben, zu begrüßen. Ansonsten ist es kein allzu großes Kunststück, bei Dritten, in diesem Falle Ländern und dem Bund, Geld und Aktivität einzufordern.

Ganz anders sieht es mit der Gemeinsamkeit aus, wenn es darum geht, seit langem auf dem Tisch liegende, gemeinsame Hausaufgaben zu erledigen. Denn hier muss man selbst aktiv werden, Überzeugungsarbeit leisten, Widerstände überwinden und nötigenfalls auch selbst in die Tasche greifen. Und genau hier passiert leider wenig bis nichts. Ein geradezu klassischer Fall ist HATIX.

HATIX ermöglicht Gästen und Urlaubern im Landkreis Harz, das Omnibusliniennetz in diesem Kreis kostenlos zu nutzen. Das Vorzeigen der Gästekarte genügt, um freie Fahrt zu erlangen. Ein Service, der gern und immer häufiger in Anspruch genommen wird, den „sanften Tourismus“ fördert und von den Urlaubern auch als echter Mehrwert empfunden wird. Die Nutzerzahlen sprechen Bände und geben den Initiatoren recht. In den Kreisen Goslar und Osterode am Harz in Niedersachsen und im Kreis Nordhausen in Thüringen ist HATIX hingegen ein Fremdwort. Hier muss der Urlauber für die Fahrt im Bus zahlen. Die „Urlauberkarte“ des Übergangstarif Harz wird nicht beworben und kann allenfalls als „Bückware“ durchgehen, die man erst auf energisches Nachfragen bekommt. Dies führt zu der grotesken Situation, dass ein Urlauber aus Wernigerode kostenlos bis nach Braunlage fahren kann, ein Urlauber aus Braunlage hingegen für die Fahrt nach Wernigerode zahlen muss. Der Beispiele gibt es viele. Sie rufen bei unseren Gästen, die im Schwarzwald und anderswo schon seit Jahren in den Genuss kostenloser ÖPNV-Nutzung kommen, nur noch Kopfschütteln hervor.

Die Ausdehnung von HATIX auf den gesamten Harz wäre eine echte gemeinsame Leistung Harzer Kommunen. Im Unterschied zur Verabschiedung einer Resolution verursacht sie allerdings Arbeit und ist auch weniger populär als die Forderung nach schneller Fahrt auf breiten Straßen. Deswegen wohl taucht sie nicht auf.

Man sollte die Leistung unserer Kommunalpolitiker weniger am Verabschieden von Forderungen gegenüber Dritten als vielmehr daran messen, inwieweit es ihnen gelingt, den Harz durch eigene Taten und Leistungen zu fördern. Und da gibt es jedenfalls in Sachen ÖPNV einen gewaltigen Nachholbedarf. Aus Anlass der Straßenbau-Resolution fordert „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ unsere Lokalpolitiker daher auf, endlich beim Thema „Kostenlose Beförderung unserer Urlauber in Bahn und Bus“ tätig zu werden und diese Hausaufgabe zu erledigen.

Im Auftrag
Michael Reinboth

2. Kommentar: Streiken, bis alle Kunden sich verlaufen haben?  (Stand 26.04.2015)
Die aktuelle Streikwelle der Lokomotivführer, die vorrangig dem Machterhalt ihres Vorsitzenden Weselsky dient und sich erst in zweiter Linie um Löhne und Arbeitsbedingungen dreht, ist für die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ Anlass zu großer Sorge um die Zukunft des Schienenverkehrs im Südharz.

Zwar wurden die letzten beiden Streiktage dank eines brauchbaren, Züge mindestens im 2-Stunden-Takt vorsehenden „Notfahrplans“ im Südharz mit Anstand bewältigt, doch waren und sind die Unsicherheiten bei den Fahrgästen groß. Und sie werden es allem Anschein nach auch bleiben, denn die GDL und ihr Vorsitzender geben nicht auf und sind offensichtlich gewillt, dem Ziel des Machterhalts alles andere unterzuordnen und sogar das partielle Verschwinden des Systems „Eisenbahn“ von der Landkarte in Kauf zu nehmen.

Denn während es in den Metropolen und Ballungsräumen kaum Alternativen zum Schienenverkehr gibt und die Kunden, wenn auch zähneknirschend, zur Bahn zurückfinden, sieht es diesbezüglich sowohl im Güterverkehr als auch im Nahverkehr der ländlichen Räume anders aus. Hier gibt es Alternativen durch Verlagerung der Verkehre auf die Straße, und genau dies findet nach der Beobachtung von „Höchste Eisenbahn“ aktuell auch statt.

„Wer kann, kehrt der Bahn den Rücken. Wir werden wieder auf den Stand zu Beginn der neunziger Jahre zurück geworfen, wo es im ländlichen Raum überwiegend die Zwangskunden waren, die, auch als „4 A“ bezeichnet (Alte, Ausländer, Auszubildende, Arme), die Züge nutzten. Das überzeugende Angebot der letzten Jahre mit dem Taktfahrplan hat dafür gesorgt, dass Süd- und Westharzstrecke neue Kunden gewinnen konnten. Die Pendlerparkplätze an den Bahnhöfen sprechen da Bände – sie zeigen aber auch, dass die Leute ihr eigenes Auto als Alternative nutzen können, wenn die Bahn nicht mehr zuverlässig ist“ erläutert Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“. Trotz des veröffentlichten und – bis auf eine Ausnahme am Mittwoch – auch exakt so gefahrenen „Notfahrplans“, der vorrangig am Bedarf der Pendler und Schüler ausgerichtet war, und trotz der Tatsache, dass jenseits von Northeim, Göttingen oder Ringelheim andere Unternehmen wie CANTUS, metronom und ErixX ohne jede Einschränkung fuhren, waren die Züge spürbar leerer als sonst. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, wenn die GDL weiter streikt. Und hieran besteht kein Zweifel.

„Um Kunden schert sich in dieser Auseinandersetzung niemand mehr – und solche Behandlung lassen wir uns auf Dauer eben nicht bieten. Wehren können wir uns nur durch die Weigerung, mit der Bahn zu reisen, wo immer wir die Möglichkeit hierzu haben. Das Verhalten der GDL ist ein Skandal. Sie tritt nach denjenigen, welche mit ihrem Fahrgeld in erheblichem Maße für die Löhne und Gehälter aufkommen. Das kann und wird nicht ohne Folgen bleiben. Wenn der Schienenverkehr im ländlichen Raum das Desaster überhaupt überlebt, wird es sehr lange dauern, das verlorene Vertrauen wieder herzustellen“ resümiert Reinboth, der seit mehr als 40 Jahren für den ÖPNV kämpft und über Aussagen von Lokführern wie „wir müssten noch viel länger streiken“ nur noch den Kopf schütteln kann.

Denjenigen, welche am Mittwoch und Donnerstag den Schienenverkehr im Südharz geplant und dann auch aufrecht erhalten haben, gebührt gleichwohl ein Dankeschön. Denn sie werden sich vermutlich auch noch hämische Kommentare der Streikenden anhören müssen, obwohl sie als Beamte oder anders Organisierte zur Arbeit verpflichtet waren und sind.

An den zwei letzten Streiktagen wurde im Gegensatz zum November im Südharz ein durchaus passabler Fahrplan angeboten, der auf der Südharzstrecke zwischen Northeim und Nordhausen immerhin 25 Züge (und damit mehr als 2/3 des sonstigen Angebots) und auf der Westharzstrecke zwischen Herzberg und Braunschweig ein zweistündliches Angebot und damit ca. 50 % aller Züge vorsah. Natürlich gab es Lücken und auch Wartezeiten in Herzberg, wenn die Pläne von Süd- und Westharzstrecke nicht zueinander passten, aber länger als eine Stunde musste man nicht warten. Praktisch alle Züge, die Göttingen als End- oder Startpunkt hatten, fuhren und stellten in Northeim und Göttingen Anschlüsse zum metronom, zum CANTUS, zur NordWestbahn und zu dem Drittel der Fernzüge her, welches auch an den Streiktagen fuhr. Jenseits von Nordhausen freilich wurde es düster. Zwischen Nordhausen und Halle gab es kein Angebot (einige Züge fuhren, aber das war vorher nicht bekannt und auch nicht verlässlich), zwischen Nordhausen und Erfurt fuhren zweistündlich Schnellbusse, ergänzt um 5 Zugpaare zwischen Erfurt und Wolkramshausen. Schnellbusse im 2-Stunden-Takt gab es auch zwischen Nordhausen und Leinefelde, wo wiederum Anschluss an die Züge zwischen Erfurt und Kassel bestand, die weitgehend nach Plan fuhren. Schlecht sah es ferner zwischen Northeim und Bodenfelde aus, denn hier waren nur Busse unterwegs, die im Vergleich zu den Zügen erheblich länger brauchten. Immerhin: Ab Bodenfelde fuhr die NordWestBahn zuverlässig und stündlich nach Ottbergen und Paderborn.

Es kann freilich noch viel schlimmer kommen: Wenn die größere EVG im Kampf um Mitglieder ebenfalls zum Streik aufruft, wird vermutlich gar nichts mehr gehen, denn dann fallen auch die Stellwerke und andere Teile der Infrastruktur aus. Private Bahnen können dann, selbst wenn sie es wollten, auch nicht mehr fahren. „Spätestens dann wird auch den bislang sehr passiven Politikern klar werden, dass der von der GDL angezettelte Kampf zweier Gewerkschaften die Zukunft eines großen Unternehmens und die Zukunft des Schienenverkehrs in Deutschland massiv gefährdet.“
Michael Reinboth

3. Harz: Neues „Harz-Kursbuch“ für den Sommer 2015 erschienen  (Stand 26.04.2015)
„Auch wenn der Zustand des öffentlichen Nahverkehrs am und im Harz nicht gut ist – wir geben nicht auf und werden weiter für die Nutzung von Bahn und Bus werben“ beschreibt Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ den Hintergrund, vor dem das neue, ab 25.4. gültige „Harz-Kursbuch“ der Initiative erarbeitet worden ist. Aktuell geben die wiederholten und nicht mehr nachvollziehbaren Streiks der GdL und der Stillstand in Tariffragen („HATIX“) Anlass zur Sorge.

Gleichwohl haben die Aktiven der Initiative wieder keinen Aufwand gescheut und auf 200 Seiten Informationen über alle im und am Harz verkehrenden Bahn- und Buslinien zusammengetragen. Die einheitlichen Fahrplantabellen werden durch mehrere Übersichtskarten zum Nah- und Fernverkehr, Hinweise zu den Harzer Knotenpunkten, zu Ausflugszielen und Wanderwegen und einiges mehr ergänzt. Der Stand aller Fahrpläne entspricht Mitte April 2015. Für die Harzer Schmalspurbahnen ist deren Sommerfahrplan, der am 25.4. in Kraft getreten ist, enthalten. Auch die jüngste Entwicklung im Wippertal, wo die „Wipperliese“ ihren Betrieb einstellen musste und durch mehrere Buslinien ersetzt wird, wurde berücksichtigt.

Der Untertitel des rein ehrenamtlich erstellten mit 2,00 € und nach wie vor sehr preiswerten Buchs lautet neu „Reisen und Wandern mit Bahn und Bus im Harz“ und trifft damit die Intention der Initiative recht genau. Denn wie man sich mit dem ÖPNV rund um den und im Harz bewegen und was man alles unternehmen kann, ist diesem Werk gut zu entnehmen. „Natürlich können wir nicht alle Baustellen und Umleitungen abbilden, die sich im Laufe des Jahres ergeben. So aktuell kann nur das Internet sein. Aber wo immer möglich, haben wir auch Hinweise hierauf berücksichtigt. Außerdem sind weiterführende Hinweise zu den Informationsquellen aller Verkehrsbetriebe und Verbünde im Harz enthalten“ erläutert Reinboth. Das „Harz-Kursbuch“ wurde bereits an alle bekannten Verkaufsstellen ausgeliefert und kann ab sofort dort oder bei der Initiative erworben bzw. angefordert werden.
Michael Reinboth

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