News vom 01.02.14 bis 28.02.14

1. Südharz: Schleichende Aushöhlung des ICE-Haltes Göttingen setzt sich fort - „Höchste Eisenbahn“ moniert erneute Anschlussverschlechterungen (Stand 17.02.2014)

2. Herzberg am Harz: Auswertung der ÖPNV-Veranstaltung vom 21.02.2014 - Das Angebot im SPNV  2015-2029: Chancen und Risiken (Stand 23.02.2014)

1. Südharz: Schleichende Aushöhlung des ICE-Haltes Göttingen setzt sich fort - „Höchste Eisenbahn“ moniert erneute Anschlussverschlechterungen (Stand 17.02.2014)
Der ICE-Halt in Göttingen verliert aus Südharzer Sicht immer weiter an Bedeutung. Damit einher geht auch eine ständige Verschlechterung der Anschlüsse nach und von Süddeutschland. Das jüngste Beispiel ist die „vorübergehende“ Streichung von zwei weiteren ICE-Halten in der Universitätsstadt. Der ICE aus Frankfurt, Göttingen an 8.41 Uhr, und der ICE ab Göttingen um 19.17 Uhr nach Frankfurt werden nicht mehr halten. Wegen des nach wie vor akuten Fahrzeugmangels bei der DB werden diese Züge durch IC ersetzt, die wegen ihrer geringeren Geschwindigkeit Halte auslassen müssen.

Die DB vertröstet erneut mit der Aussage, dass „zeitnaher Ersatz“ vorhanden sei. Diese Aussage ist – und dies nicht zum ersten Male – falsch. Ersatz mag es für Göttingen selbst geben, nicht jedoch für die zahlreichen Anschlussreisenden in den und aus dem Harz, die wieder einmal im Ragen stehen. Denn die „zeitnahen“ Ersatzzüge verpassen die Anschlüsse, für Harzer Reisende entsteht eine erneute Lücke im Fahrplantakt.

Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“ hat keinerlei Verständnis für die Aktion der Bahn. „Es ist ja nicht der erste Anschluss, der in die Binsen geht. Am frühen Morgen wird aus dem Harz der ICE um 7.17 Uhr nach Frankfurt nicht erreicht, weil unser Zug erst um 7.12 in den Göttingen Bahnhof darf und 5 Minuten Übergangszeit nicht ausreichen. Am Abend rauscht der ICE aus Wien ebenfalls taktwidrig in Göttingen durch, weil es Fahrplankonflikte mit einem ICE-Sprinter gibt. Nun fallen zwei weitere Halte weg. Der so genannte Takt wird immer löchriger“ meint Reinboth.

Er sieht auch die Befürchtung, dass ab 2016 eine komplette Linie über Göttingen gestrichen wird, erneut bestätigt. „Die Bahn hat einfach nicht genug Züge, um das heutige Angebot abdecken zu können, und will uns weismachen, dass es ab 2016 möglich sein wird, eine völlig neue ICE-Linie einzurichten. Das ist schlicht und einfach nicht wahr, und die Politiker der Region sollten sich hier auf keinen Fall von den Aussagen der Bahn täuschen lassen.“ Denn, so Reinboth, neue Züge seien weit und breit nicht in Sicht. Im Gegenteil: Bau und Inbetriebnahme neuer ICE- und IC-Züge verzögern sich immer weiter – was nicht unbedingt an der Bahn liegt, im Ergebnis aber für die Kunden immer negativ ist.

„Das Land Niedersachsen führt mit der Bahn Gespräche über neue Trassen oder die Weddeler Schleife, merkt aber offenbar gar nicht, dass demnächst ganze Linien einen Bogen um den Landessüden machen werden“ merkt Reinboth zudem in Richtung Hannover an.
Michael Reinboth

2. Herzberg am Harz: Auswertung der ÖPNV-Veranstaltung vom 21.02.2014 - Das Angebot im SPNV  2015-2029: Chancen und Risiken (Stand 23.02.2014)
Tagungsband ÖPNV Veranstaltung Herzberg 21.02.2014

Am 21.02.2014 haben in Herzberg am Harz fünf Referenten zur Gestaltung des SPNV-Angebots von 2015 bis 2029 referiert. Wir haben die Ausführungen zusammengefasst und geben sie nachfolgend einschließlich einer Bewertung unsererseits wider. In der Folge – so unser Vorschlag – sollten wir sich ergebende Fragen sammeln und im Benehmen mit den Referenten des 21.02.2014 einer Klärung zuführen.

 Vorab: Wir verstehen das Angebot nicht in engerem Sinne begrenzt auf den Fahrplan, sondern schließen die Zugangsmöglichkeiten (Bahnhofsumfeld, Bahnsteige, Wartemöglichkeiten), den Fahrscheinerwerb, die Fahrzeuge (Ausstattung, Reinigungsgrad), die Pünktlichkeit des durchgeführten Verkehrs und nicht zuletzt die Verknüpfung mit dem Linienbus ein. Deswegen waren auch Referenten der LNVG, der diversen DB-Gesellschaften und –Töchter sowie des ZVSN eingeladen worden, um ein „rundes Bild“ zu erhalten.

Thema 1: Künftige Gestaltung des Angebots (Referent: Joachim Ebinger, LNVG Niedersachsen)

Vortrag der LNVG zum ÖPNV Angebot 2015

Nach Abschluss der Ausschreibung des Dieselnetzes Niedersachsen Süd-Ost (DINSO I), welches u.a. die Strecken Göttingen – Nordhausen, Northeim – Bodenfelde und Braunschweig – Herzberg umfasst, wird die DB Regio, heute schon zuständig für die Durchführung des Verkehrs auf diesen Strecken, dies auch ab Dezember 2014 für weitere 15 Jahre tun. Eingesetzt werden „Altfahrzeuge“, d.h. die bisherigen, seit 2005 auf unseren Strecken verkehrenden Triebwagen der Baureihe VT 648, die allerdings eine gewisse Auffrischung erfahren (siehe hierzu den Vortrag von Michael Fischer, DB Regio).

Die Kosten müssen unter Kontrolle gehalten werden. Dies war u.a. Ziel der Ausschreibung. Die zukünftige Höhe der „Regionalisierungsmittel“ ist wie deren Verteilung auf die Länder noch offen, man geht seitens der LNVG aber davon aus, dass mindestens das derzeitige Angebot auch weiter sichergestellt werden kann.

Der Angebotsgestaltung lag eine Analyse des Fahrgastaufkommens zugrunde, die insbesondere in Tagesrandlagen zu Anpassungen führen wird. Außerdem war man zur Kostensenkung bemüht, Leerfahrten zu vermeiden und die Fahrzeuge möglichst effizient einzusetzen. Dies schränkt die Möglichkeit von zusätzlichen, den Stundentakt ergänzenden Zügen ein. Ferner gibt es einige Grundprämissen:

 Demnach wird es ab Dezember 2014 drei SPNV-Linien im Südharz geben:

Die Linien 80 und 81 überlagern sich zwischen Nordhausen und Northeim zu einem stündlichen Angebot. Bei den nach und von Bodenfelde verkehrenden Zügen gibt es in Northeim unmittelbare Anschlüsse nach und von Göttingen, so dass in dieser Relation fahrzeitmäßig ein stündliches Angebot besteht.

Das Angebot auf der Linie 46 wird aufgestockt. Die Züge verkehren samstags ganztägig stündlich (bisher nur vormittags). Abends wird die Betriebszeit mit einem weiteren Zugpaar um eine Stunde ausgeweitet.

Herzberg ist weiterhin der „integrale Taktknoten“ mit stündlichem Treffen der drei Züge (sowie, hierzu auch Vortrag 5 von Carl-Michael Wieder), der Buslinie 450 nach Bad Lauterberg).

Es wird auch weiterhin Zusatzzüge geben, diese allerdings in geringerem Umfang als heute. Ein Teil der 2009 (nach Wegfall der IC in Northeim) eingeführten Leistungen wird entfallen. Erhalten bleiben ein Frühzug Mo-Fr Herzberg 6.50 – Göttingen (bisher ab Ellrich) und ein Nachmittagszug Mo-Fr Göttingen (neu 17.24) – Herzberg (bisher bis Walkenried). Der zweite nachmittägliche Zug Northeim – Herzberg entfällt ebenso wie die Gegenleistung des ersten Zusatzzuges von Walkenried (18.29) nach Northeim. Der bisher nur Fr, Sa und So verkehrende letzte Zug von Göttingen (21.49) nach Nordhausen verkehrt neu täglich bis Herzberg, aber nur noch Freitag und Samstag von dort weiter bis Nordhausen. Die heutige, nur Montag angebotene Leistung Nordhausen 4.38 nach Herzberg entfällt. Neu ist das Verkehren des Zuges 21.38 ab Nordhausen auch an Samstagen.

Die LNVG wird den personenbedienten Verkauf von Nahverkehrsfahrscheinen am Bahnhof Walkenried nicht weiter bestellen. Inwieweit die Fahrkartenausgabe dort trotzdem erhalten bleiben kann, hängt von anderen Faktoren (u.a. DB Fernverkehr) ab.

Bewertung der Initiative

Grundsätzlich ist die von der LNVG zugesicherte Stabilität des Angebots im Südharz zu begrüßen, zumal einige Faktoren wie rückläufige Bevölkerung und sinkende Schülerzahlen den Erhalt oder die Verbesserung der Nutzung nicht eben erleichtern. Letztlich entspricht auch der Fuhrpark den Erwartungen, wenn es gelingt, die Fahrzeuge während der 15 Jahre angemessen zu unterhalten und rundzuerneuern. Am Ende der Laufzeit des Vertrages werden sie aber über 20 Jahre alt sein.

Für den Südharz gibt es positive wie negative Entwicklungen. Die Ausdünnung der Zusatzzüge ist bedauerlich, man kann allerdings der Streichung bei relativ geringer Nutzung nicht wirklich widersprechen. Gar nicht schön sind zusätzliche Umsteigezwänge in Northeim, die auf die „Reinheit“ der Linienführungen der RB 80 und 81 zurückzuführen sind. Jedes Umsteigen bewirkt, zumal bei knappen Übergängen, Unsicherheit und zusätzlichen Aufwand.

Zu begrüßen ist die regelmäßige und – hoffentlich – stabile Durchbindung Nordhausen – Bodenfelde, die heute Lücken aufweist und zudem noch an einzelnen Wochentagen unterschiedlich ausfällt. Hier liegen allerdings die exakten Fahrpläne noch nicht vor. Seitens DB Regio wird lediglich versichtert, dass man so viele Züge wie möglich durchbinden wird. Vor dem Hintergrund des künftig wegfallenden Umstiegs in Ottbergen (siehe Vortrag 4) kann damit die Relation Nordhausen – Paderborn – Rhein/Ruhr attraktiver gestaltet werden.

Über allem schwebt freilich das Damoklesschwert der Mittelkürzungen durch den Bund ab 2016 sowie (dies sei hier ergänzt) die Forderung des Zweckverbandes in Braunschweig, die Mittel zu seinen Gunsten umzuverteilen. Hier ist erhöhte Aufmerksamkeit angesagt.

Die Ideologie des Fahrscheinverkaufs nur außerhalb des Zuges  führt regelmäßig dann zu Schwierigkeiten, wenn die Automaten defekt sind (sehr häufig) oder gar (zunehmend, siehe Katlenburg) Ziel von Verbrechen werden. Hier ist erhebliches Fingerspitzengefühl der Zugbegleiter gefragt, welches nach unseren Erfahrungen nicht immer gegeben ist. An diesem Punkt muss noch gearbeitet werden.

Zum Thema Anschlüsse kann an dieser Stelle noch nichts gesagt werden. Eine zweite Auswertung zu diesem Thema folgt nach abermaliger Rücksprache mit der LNVG.

 

Thema 2: Ausgestaltung des Angebots durch DB Regio (Referent: Michael Fischer, DB Regio)

Fahrzeuggrundriss und Redesign VT 642 2015.pdf

DB Regio wird die Fahrzeuge im DINSO I einer gewissen Auffrischung unterziehen. Diese beinhaltet

Eine grundlegende Auffrischung mit Einbau neuer Sitze/Sitzpolster usw. ist erst nach 15 Jahren Einsatz vorgesehen, d.h. um 2020 herum. Natürlich werden verschlissene Polster/Vandalismusschäden auch heute schon behoben.

Die Zugbegleiterquote wird erhöht, d.h. es werden mehr Züge als heute begleitet werden (aber: Die Zugbegleiter verkaufen keine Fahrscheine, siehe oben).

Die Anzahl der Automaten an den Bahnsteigen wird ebenfalls erhöht. Als letzter Bahnhof im Netz erhält nun auch Woffleben einen Automaten. Fischer bestätigt, dass an mehreren Bahnhöfen, darunter Gittelde/Bad Grund, Bad Sachsa und Walkenried (wohl erst nach dem Umbau im Zuge der Umstellung der Stellwerkstechnik, Red.) weitere Automaten aufgestellt werden. Damit soll ein Wechsel von einem Bahnsteig zum anderen nur zum Zweck des Fahrkartenerwerbs vermieden werden. 

In Herzberg am Harz werden mehrere Fahrzeuge über Nacht stationiert. Hier wird auch eine Meldestelle für Triebfahrzeugführer eingerichtet. Die in Herzberg abgestellten Fahrzeuge werden nachts gereinigt. Man stehe in Verhandlungen bezüglich der Anmietung von Räumlichkeiten.

(Die Ausführungen werden durch Herrn Waldmann, DB Regio, am Rande der Veranstaltung wie folgt ergänzt: Durch logistische Maßnahmen (Betankungszeitpunkt, Zeitpunkt für die Leerung der Toilettenbehälter) wird sichergestellt, dass für die in Herzberg stationierten Fahrzeuge eine Unterbrechung in Northeim zu den o.g. Zwecken nicht erforderlich wird, d.h. man versuche alles, um die Durchbindung Nordhausen – Bodenfelde betrieblich sicherzustellen. Außerdem arbeitet man zur Zeit einmal mehr am Thema der früheren Ankunft der RB Nordhausen 5.38 – Herzberg 6.26 in Göttingen, aber hier sind endgültige Aussagen noch nicht möglich).

Bewertung der Initiative

Gegen den weiteren Einsatz der bewährten VT 648 spricht nichts, zumal dann, wenn sie vom Komfort her verbessert werden. Wir hoffen, dass es gelingt, in Spitzenzeiten des Schul- und Berufsverkehrs durch Doppelführung einen angemessenen Reisekomfort sicherzustellen. Auf die regelmäßige zweistündliche Durchbindung nach Bodenfelde wird größter Wert gelegt – also nicht mal nur Montag bis Freitag, mal nur Samstag und Sonntag und mal gar nicht: Linie ist Linie, auch bei RB 81. Die Stationierung in Herzberg ist dann in Ordnung, wenn der Reinigungsstandard gewahrt, Vandalismus vermieden und die Pünktlichkeit des morgendlichen Fahrzeugeinsatzes sichergestellt werden kann.

Die zusätzliche Aufstellung weiterer Automaten ist begrüßenswert. Der Komfort bei der Nutzung ist allerdings teilweise sehr schlecht. Die Automaten und ihre Nutzer stehen in vielen Fällen im Regen. Die Displays sind bei Sonneneinstrahlung kaum erkennbar. An außerhalb liegenden Stationen gibt es erhebliche Probleme mit Vandalismus. Es muss sichergestellt werden, dass die Fahrgäste von den – künftig zahlreicheren – Kontrolleuren in Fällen von Störungen angemessen und eben nicht wie potenzielle Schwarzfahrer behandelt werden. Es ist Kunden auch nicht zuzumuten, bei Störungen zwischen weit entfernt und noch dazu durch Bahnübergang getrennten Automaten hin- und herzurennen.
Kurzum: Die angestrebte Vereinheitlichung und Rationalisierung darf nicht zu Lasten des Kunden gehen. Hier wird die Initiative sehr aufmerksam die Entwicklung beobachten, zumal andere Bundesländer einen genau entgegengesetzten Weg gehen und den Fahrscheinverkauf im Zug wieder ausweiten.

 

Thema 3: Aus- und Umbau der Verkehrsstationen (Referent: Detlef Krusche, DB Station&Service)

Neben den Fahrzeugen gehören kundenfreundliche und barrierefreie Stationen zu einem guten Angebot im ÖPNV. Zahlen belegen, dass der Nutzungsgrad an umgebauten Stationen um 10 bis 30 % steigen kann. In diesem Sinne hat DB Station&Service mit Hilfe von Programmen des Landes Niedersachsen (bisher 2, ein drittes ist in Planung) und des Bundes (Konjunkturprogramm nach 2009) bereits viele Stationen umgebaut. Hinsichtlich der Barrierefreiheit setzt der Gesetzgeber aber Grenzen. So sind Aufzüge erst ab 1.000 täglichen Reisenden vorgesehen.

Von den derzeitigen Projekten ist Northeim praktisch abgeschlossen, Kreiensen und Seesen sollen in diesem Frühjahr abgeschlossen werden. Nach dem Umbau von Herzberg Schloß beginnen nun auch die Arbeiten am Herzberger Hauptbahnhof. Hier werden am Hausbahnsteig und am Mittelbahnsteig Aufzüge eingebaut, die Bahnsteige auf 0,55 m Höhe über Schienenoberkante angehoben (passend zu den Fahrzeugen) und auf 140 m Länge verkürzt. Der Rest wird zurückgebaut, ein „sauberes“ Umfeld ohne verunkrautete Restflächen soll hinterlassen werden. Die Bahnsteiglänge ist für das bis 2029 vorgesehene Zugprogramm ausreichend bemessen. Während am Hausbahnsteig nach Abriss der kompletten Überdachung eine kurze Überdachung des Typs „Zwiesel“ (etwa ab Unterführung bis in Höhe Eingang Kiosk „Mein Traum am Gleis“) neu angebracht wird, werden auf dem Mittelbahnsteig zwei Wetterschutzhäuschen aufgestellt.
Zudem werde man das Dach der Unterführung ein Stück verlängern, um weitere Unterstellmöglichkeiten zu schaffen. Der Aufzug am Hausbahnsteig wird so angeordnet, dass man bei Ankunft auf der unteren Ebene den vollen Blick in die Unterführung haben wird. Ferner wird ein taktiles Leitsystem für Sehbehinderte eingebaut, und es werden Anzeiger zur Fahrgastinformation installiert (Krusche: „Herzberg bekommt praktisch einen neuen Bahnhof“).

 Auch in Bodenfelde (und in Holzminden) gibt es Überlegungen, wie der Umstieg/Zugang erleichtert werden kann. Bodenfelde ist für Station&Service ein wichtiger Bahnhof. Konkret sind die Überlegungen aber noch nicht.

Krusche geht auf die mit den diversen Umbauten verbundenen Kosten ein und betont, dass man in die Stationen (mit Hilfe Dritter) erhebliche Beträge investiert habe und dass diese gegenüber früher ein erheblich besseres Bild abgeben. Dies werde auch in Herzberg der Fall sein.

Bewertung der Initiative

Es ist unbestritten, dass sehr viele Stationen entlang der beiden Bahnstrecken auf Vordermann gebracht worden sind und ein deutlich besseres Gesicht haben, den Reisenden aber auch ein besseres Gefühl vermitteln. Der Umbau der gut frequentierten Station Herzberg am Harz und die Ausstattung mit Aufzügen werden sehr begrüßt.
Weniger erfreulich ist die Demontage des Dachs am Mittelbahnsteig und der Ersatz durch lediglich zwei „Wartehäuschen“. Dies erachtet die Initiative als keinesfalls ausreichend, da in bestimmten Zeiten sehr viele Umsteiger den Bahnhof bevölkern, die dann im Falle von Verspätungen oder – bezüglich der Westharzstrecke nicht seltenen – Anschlussbrüchen den Unbilden des Wetters ausgesetzt sein werden. Hier muss u.E. durch wenigstens ein weiteres Haus mit 12 Sitzplätzen nachgebessert werden. Die Reduzierung der Dächer rund um den Hausbahnsteig ist nachvollziehbar, ebenso wird auch der Neubau eines wenn auch kurzen Vordachs begrüßt. Bei den Aufzügen ist zu hoffen, dass diese bei dem etwas peripher gelegenen und nachts nicht besetzten Bahnhof (nach Umstellung der Stellwerkstechnik wird er auch tagsüber nicht mehr besetzt sein) keine Vandalismusschäden eintreten, die das Prinzip der Barrierefreiheit regelmäßig ad absurdum führen. Mindestens muss für solche Fälle ein befahrbarer Überweg zwischen Haus- und Mittelbahnsteig vorhanden sein.

Hinsichtlich des Aufstellorts und des Schutzes der Automaten wird die Initiative das Gespräch sowohl mit Station&Service als auch mit DB Regio suchen, um im Einzelfall nach Abhilfemöglichkeiten zu suchen.

Der Umbau von Bodenfelde darf nicht auf die lange Bank geschoben werden.

 

Thema 4: Der Schienenweg und die Stellwerkstechnik (Referent: Udo Diedrich, DB Netz)

Das Harz-Weser-Netz als zweitgrößtes Regionalnetz der DB weist einen erheblichen Nachholbedarf in Sachen Stellwerkstechnik aus. Es gibt noch eine große Anzahl mechanischer Stellwerke, zum Teil um 1900 entstanden, auf denen immer noch per Hebel und oft kilometerlangen Stelldrähten Weichen und Signale gestellt werden. Dies sichere zwar Arbeitsplätze, aber die Technik kann in absehbarer Zeit nicht mehr in erforderlichem Umfang gewartet werden, weil es weder Wartungspersonal noch Ersatzteile geben wird. Es besteht mithin dringender Handlungsbedarf. Man ist hierzu in Gesprächen und zuversichtlich, den erheblichen Investitionsbedarf absichern zu können. Ab 2018 könne es voraussichtlich mit dem Umbau und dem Anschluss an das elektronische Stellwerk in Göttingen weitergehen.

Damit einher gehen auch Vereinfachungen der Spurpläne in den Bahnhöfen sowie der Umbau von Schrankenanlagen, für die regelmäßig eine Planfeststellung erforderlich ist. Das könne das Verfahren auch in die Länge ziehen. Zum Umbau auf neue Technik gibt es aber keine Alternative.

Die Gleise und Weichen selbst seien in den letzten Jahren weitgehend erneuert worden. Allerdings gibt es durchaus Probleme mit minderwertigen Betonschwellen, die nach wenigen Jahren schon wieder ausgetauscht werden müssen. Auf der Strecke Herzberg – Northeim ist für 2015 noch einmal der Umbau von 12 km Gleis mit einer mehrwöchigen Sperrpause in den Sommerferien vorgesehen.

Die „Beifahranlage“ in Ottbergen und damit die Möglichkeit, Züge der Linien Paderborn – Kreiensen und Paderborn – Göttingen zu kuppeln und zu „flügeln“, was einen Umsteigevorgang einsparen würde, soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Sperrpausen hierfür sind bereits eingeplant.

Diedrich erläuterte, dass die bestehende Zweigleisigkeit zwischen Northeim und Walkenried bei praktisch stündlichem Zugangebot ein gewisser Luxus sei, der allerdings nicht in Frage stehe. Gleichwohl kostet der Bau/Umbau eines Kilometers Gleis rund 400.000 €, Zweigleisigkeit sei also nur da zu rechtfertigen, wo das Zugangebot dies auch wirklich erfordere. Für den Einbau zusätzlicher Kreuzungsmöglichkeiten auf eingleisigen Strecken sieht Diedrich derzeit aus finanziellen Gründen keine Möglichkeiten.

 

Bewertung der Initiative

Dem sehr engagierten Vortrag ist prinzipiell zuzustimmen, auch wenn der Abschied von personenbedienten Bahnhöfen schwer fällt – hier spielt der Aspekt der sozialen Kontrolle eine sehr erhebliche Rolle. Gleichwohl gibt es Schwachpunkte, die einer Lösung zuzuführen sind, die nicht unbedingt allein Thema von DB Netz ist.

Ein solcher absoluter Schwachpunkt ist nach dem Umbau des Bahnhofs Gittelde/Bad Grund die Verknüpfung zwischen Bahn und Bus. Die Wege sind viel zu lang geworden. Die Schranken müssen sehr früh geschlossen werden. Im Grunde müssten sich hier alle Beteiligten an einen Tisch setzen und eine Lösung für den Kunden finden. Diese kann in einer Verlegung der Bushaltestellen in die Höhe des Bahnübergangs liegen. Die Aufstellung eines zweiten Automaten wird die Situation auch entspannen.
In Walkenried steht beim Umbau infolge des Wegfalls des Personals nach 2018 eine ähnlich prekäre Situation an: Die heute kurzen Wege zwischen Bahn und Bus werden sich kundenunfreundlich von 10 m auf über 100 m verlängern – dazwischen eine Schranke und eine zu überquerende Straße, die Bushaltestelle zudem hinter einem Gebäude verborgen. Auch hier müssen frühzeitig alle Beteiligten über eine kundenorientierte Lösung nachdenken. Eine betriebliche Optimierung auf dem Rücken der Fahrgäste lehnen wir ab.

Die Zweigleisigkeit ist für uns eine Option für die Zukunft. Wir geben den Gedanken daran, dass künftig wieder mehr Güter über die Schiene transportiert werden, nicht auf. Der Rückbau auf Eingleisigkeit zwischen Northeim und Ottbergen sowie der Rückbau von Kreuzungsmöglichkeiten zwischen Göttingen und Bodenfelde sowie der Mangel an Kreuzungsmöglichkeiten zwischen Herzberg und Braunschweig führt zu sehr unschönen Fahrplankompromissen mit erheblichen Fahrzeitverlängerungen sowie zu massiver Anfälligkeit bei Verspätungen. Wenn eingleisig, dann mit ausreichend Kreuzungsmöglichkeiten und nicht nur ein Minimalprogramm, welches bei jeder betrieblichen Unregelmäßigkeit zu Schwierigkeiten führt.  

 

Thema 5: Bahn und Bus (Referent: Carl-Michael Wieder, ZVSN Göttingen)

Herr Wieder erläutert die schwierigen Rahmenbedingungen für die Gestaltung insbesondere des Busverkehrs in Südniedersachsen. Rückläufige Schülerzahlen in Verbindung mit zunehmenden Forderungen nach differenzierter Bedienung u.a. nachmittags führen zu einer Explosion der Kosten. Der Zuschussbedarf im Verbandsgebiet wird sich für diese Verkehre von derzeit 2 Mio € auf wohl 4 Mio € erhöhen.

Die Zahl der Fahrgäste im Verbandsgebiet hat sich in den letzten Jahren zwar insgesamt um 100.000 pro Jahr erhöht, aber es ist festzustellen, dass die Schiene um ca. 500.000 zugenommen und der Busverkehr in gleichem Ausmaß abgenommen hat. Hiervon betroffen sind vorwiegend Linien im ländlichen Raum und weniger die auf Göttingen zuführenden Linien, bei denen man den Takt verdichtet und das Qualitätsmerkmal „Regioliner“ eingeführt hat. Jährlich gehen die Schülerzahlen um 3 bis 5 % zurück. Das führt zu ganz erheblichen Ertragseinbußen durch weniger Jahreskarten und gefährdet die Substanz des vorhandenen Netzes. Ganz schlecht sieht es bei den Stadtverkehren aus, wo es in den letzten Jahren massive Rückgänge gegeben hat.

Bei der Vergabe des Teilnetzes, zu dem auch die Linie 450 Herzberg – Bad Lauterberg – St. Andreasberg gehört, konnte man das heutige Angebot und die Umstellung auf niederflurige Fahrzeuge nur durch eine erhebliche Aufstockung des Zuschussbedarfs sicherstellen.

Das Haltestellenprogramm wird mit Hilfe des Landes fortgeführt und es sind auch schon zahlreiche Haltestellen behindertengerecht/barrierefrei ausgebaut worden, doch ist bei dem derzeitigen Tempo des Umbaus nicht damit zu rechnen, dass bis 2020 wie vom Gesetzgeber gefordert alle Haltestellen umgerüstet sein werden. Die Finanzierung ist hier völlig offen.

Die Linie zum Krankenhaus in Herzberg weise im Vergleich zum früheren Anruftaxi immerhin eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Fahrgastzahlen auf und beweise, dass die Umstellung im Prinzip richtig gewesen sei. Gleichwohl müsse der Nutzungsgrad noch erhöht werden, weswegen man zusätzliche Marketingmaßnahmen durchgeführt habe und noch durchführe.
Die Situation in Gittelde/Bad Grund habe man durch Anpassungen im Fahrplan etwas entspannt.
Der Einrichtung einer (zweiten) Haltestelle am Bahnhaltepunkt Bad Lauterberg-Barbis steht grundsätzlich nichts im Weg, allerdings gebe es hierfür keine Zuschüsse. Wieder plädierte für eine zunächst einfache Lösung durch Aufstellung eines Haltestellenschildes in Fahrtrichtung Bad Lauterberg.

Flexible Angebotsformen gibt es im Südharz bereits auf einigen Linien. Sie setzen aber immer das Vorhandensein und die Bereitschaft eines örtlichen Taxiunternehmens voraus. Der ZVSN stehe diesem Thema offen gegenüber und sieht hierin auch eine Möglichkeit, den ÖPNV auch bei sinkenden Schülerzahlen aufrecht erhalten zu können.

 

Bewertung der Initiative

Die Situation des ÖPNV im ländlichen Raum ist zumal dort, wo ein Rückgang der Bevölkerung eintritt (und dies ist bei uns ja leider der Fall), sehr kompliziert. Während die Schiene als Rückgrat einigermaßen gesichert erscheint, gibt es beim Linienbus erhebliche und noch wachsende Probleme. Für uns ist der Bus aber wegen seiner Funktion als Ergänzung des Schienenverkehrs und auch und gerade wegen der Mobilität der Touristen/Urlauber im Harz unverzichtbar. Die Initiative hat sich in Bezug auf die ausufernden Kosten des Schulverkehrs recht klar positioniert und hierfür massive Prügel des ersten Kreisbeigeordneten einstecken müssen, die letztlich aber nicht zu einer Klärung der Sache selbst beigetragen haben. Wir können in Zukunft nicht mehr jeden noch so kleinen Schülerstrom finanziell tragen, und deswegen muss auch über Schulstandorte und deren Bedienung nachgedacht werden.

Hinsichtlich der Krankenhauslinie teilen wir die Auffassung des ZVSN, dass man zuerst einmal eine angemessene Zeit ohne Änderung des Fahrplans abwarten muss. Erfahrungen belegen, dass ein bis zwei Jahre erforderlich sind, um ein Angebot am Markt zu positionieren.

Alles in allem muss man dem Thema „Linienbusverkehr“ in unserer Region aber offensiver begegnen. Hierzu fehlt offensichtlich die Sensibilität. Die Prioritäten liegen anderswo.
Aber es gilt durchaus der Satz „Zeige mir Deine Haltestellen, und ich weiß, wie Du über den ÖPNV denkst“. Diesbezüglich gibt es vorzeigbare und weniger vorzeigbare Kommunen. Wir müssen – gemeinsam – über die Erschließung möglicher neuer Nutzer nachdenken. Dies schließt werbetechnische wie preisliche Überlegungen ein, natürlich unter Beachtung der gesamten Ertragssituation. Die Dinge treiben zu lassen, wäre ganz sicher der falsche Weg. Deswegen wird die Initiative nach Klärung der restlichen Rahmenbedingungen beim Thema Schiene sich vermehrt dem Thema „Was wird aus unserem Linienbusverkehr“ zuwenden.  
Michael Reinboth

 

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