News vom 01.11.11 bis 30.11.11

1. Aktuelle ÖPNV Geschichten aus Südniedersachsen (Stand: 07.11.2011)
FLOP: „Gittelde-Bad Grund (Harz)“: Optimierung auf Kosten der Kunden +++
Herzberg: Optimierung zu Lasten der Flexibilität +++ Göttingen: ICE-Halt-Zusage gebrochen ... mit Folgen für Südharz +++ Noch Landkreis Osterode: ÖPNV zählt nicht zu den Kreistags-Eckpunkten
TOP: Nordhausen: Neue Buslinie im Südharz +++ Walkenried: Harz-Kursbuch steht Anfang Dezember wieder zur Verfügung

„Gittelde-Bad Grund (Harz)“: Optimierung auf Kosten der Kunden
Die Wiederaufführung des Klassikers „Wir optimieren, koste es was es wolle“ erleben die Kunden der Deutschen Bahn derzeit im Bahnhof Gittelde, der übrigens ab 11.12.2011 den schönen Namen „Gittelde-Bad Grund (Harz)“ führen wird – hoffentlich wird das lange Schild ordentlich festgeschraubt.

DB Netz, seit jeher selbstherrlich agierend und außer den wohl oder übel gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligten niemand in seine Planungen einbeziehend, baut, um der zukünftig unbesetzten Kreuzungsstelle Gittelde schon mal den Weg zu ebnen, an Stelle des zweiten, vom Empfangsgebäude aus zugänglichen Bahnsteigs einen Außenbahnsteig, der nur über den Bahnübergang zu erreichen ist, der selbstverständlich beim Verkehren der Züge geschlossen wird. Das Dumme: Gittelde ist nicht nur stündlicher Kreuzungspunkt von Zügen, sondern zugleich auch Knotenpunkt für die Buslinie nach und von Bad Grund, deren Fahrplan in den letzten Jahren dankenswerter Weise mit dem der Züge recht gut abgestimmt worden ist.

Nun kommen die Busse mitunter zu Zeiten an, an denen die Schranke bereits geschlossen ist. Die aus Bad Grund kommenden Reisenden erreichen mithin ihren Zug nach Osterode, für den sie nun erheblich längere Fußwege in Kauf nehmen müssen, nicht mehr.

Macht nichts – Hauptsache, DB Netz kann in einigen Jahren den Mitarbeiter aus Gittelde abziehen und Geld sparen.

Die bisher gemachten Vorschläge helfen nur bedingt weiter. Eine Vorverlegung der Busfahrzeiten ist für alle anderen Fahrgäste ärgerlich und könnte u.a. in Clausthal-Zellerfeld ZOB zu Anschlussverlusten führen. Die Idee, doch beide Züge vom gleichen Gleis abfahren zu lassen, ist brillant, beschwört aber stündlich einen Frontalzusammenstoß der Triebwagen herauf, da diese sich bekanntlich in Gittelde treffen und jeder ein Gleis für sich braucht. Vielleicht meinte der Planer des ZVSN, von dem dieser Gedanke stammt, aber auch eine Verlegung der Kreuzung an einen anderen Ort – damit ginge dann gleich der ganze Taktfahrplan zu Bruch.

Über das Problem, an einen Fahrschein zu gelangen – der Automat steht am Hausbahnsteig – und dann noch rasch über die Schranke zum anderen Zug zu rennen, haben wir dabei noch gar nicht geredet.

Das Kind ist nun tief im Brunnen drin, und alle – außer den Ortsbürgermeistern, die das Problem geahnt haben – tun nun völlig überrascht, dass es einen Bahnhof gibt, an dem es auch noch Busanschlüsse zu beachten gilt. Luschig, oberflächlich und lustlos könnte man diese Art der Planung nennen. Als leidlich pragmatische Lösung böte sich an, den jeweils stärker frequentierten Zug an den Hausbahnsteig zu nehmen, im vorliegenden Falle also den Zug nach Osterode. Das würde freilich eine Änderung der Bahnhofsfahrordnung erfordern und damit vermutlich alle Kräfte bei DB Netz für Wochen von anderen wichtigen Aufgaben abhalten.

Da müssen wir uns über Schwierigkeiten, die Zahl der Fahrgäste im Westharz zu steigern, eigentlich nicht mehr wundern….

Das Positive, immerhin, zum Schluss: Angeblich werden beim Bahnsteigumbau auch gleich die ständig reißenden Signal- und Weichendrähte mit erneuert. Schau’n wir mal!

Herzberg: Optimierung zu Lasten der Flexibilität
Auch dieses Stück wird im Südharz in Kürze wieder aufgeführt. DB Netz baut den Westkopf des Bahnhofs Herzberg um. Aha, jetzt kommt also die flexible Einfahrt aus Osterode nach Gleis 2! Weit gefehlt, es geht einmal mehr um den Rückbau überflüssiger Gleise und eine „Verschlankung“ des Gleisplans. Hiergegen könnte man auch einiges einwenden, aber das betrifft den Güterverkehr und ist nicht unser vorrangiges Thema. Jedoch wurde immer wieder betont, dass man bei einem Umbau des Herzberger Westkopfs die derzeit einseitige Kreuzungsweiche in eine doppelte solche bzw. zwei Weichen umbauen wolle, um den Zügen aus Osterode (bzw. Nordhausen) die Ein- und Ausfahrt nach/von Gleis 2 zu ermöglichen. Dies würde zukünftig ja immerhin denkbare Linientausche erlauben. Außerdem würde es die betriebliche Flexibilität erhöhen. Man denke nur an die Verspätungen, die dadurch verursacht werden, dass der von Nordhausen nach Northeim fahrende Zug am Einfahrsignal des Bahnhofs Herzberg warten muss, bis der wieder mal zu späte Zug aus Braunschweig nach Gleis 4 gekommen ist.

Vorgenommen wird aber einmal mehr nur der Rückbau. Weder der Weichenumbau noch eine etwaige Signalversetzung am Gleis 1, welche die zeitgleiche Einfahrt der Züge aus Nordhausen und Osterode erlauben würde, ist vorgesehen. Wo käme man auch hin, wenn man dem Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (derzeit DB Regio) auch noch einen flüssigeren Betrieb ermöglichen würde!

Göttingen: ICE-Halt-Zusage gebrochen ... mit Folgen für Südharz
Zusagen der Deutschen Bahn sind nicht allzu viel wert. Eine Bestätigung dieser Tatsache liefert dieser Tage der Fernverkehr. Nach der schon gebrochenen Zusage, ab Sommer 2011 den weggefallenen ICE-Halt um 7.17 in Göttingen nach Frankfurt wieder einzurichten, wird nun die seinerzeit nachgeschobene Zweitzusage, dieses beim Fahrplanwechsel im Dezember 2011 nachzuholen, erneut gebrochen.

Dass man uns Brunnenfrösche von der Initiative zum Narren hält, sind wir ja schon gewohnt. Dass man dergleichen mit Oberbürgermeistern, Land- und Bundestagsabgeordneten auch tut, ist freilich neu und zeigt, wie lang die Schatten der Mehdorn-Ära bei der Bahn sind.

Leidtragende sind weiterhin die Südharzer, die keinen Anschluss nach Frankfurt haben. Denn das Argument, der Göttinger Bürger hätte ja mehrere ICE in ähnlicher Zeitlage verfügbar, trifft nun mal auf uns nicht zu – wir hätten nur diesen. Und unser schon mehrfach vorgebrachter Vorschlag, doch bitteschön die Regionalbahn nicht 5 Minuten in Northeim herumstehen zu lassen, sondern zügig nach Göttingen zu führen, um einen Übergang zum Cantus um 7.14 nach Kassel zu ermöglichen, wurde weder von der LNVG noch von DB Netz/DB Regio geprüft, geschweige denn umgesetzt.

Die Zahl der Reisenden zwischen Herzberg und Northeim steigt nicht mehr – warum wohl? Schlechte Anschlüsse nach und von Hannover, Umsteigezwang alle 2 Stunden nach Göttingen und „on top“ die Kappung eines nicht uninteressanten Anschlusses nach Kassel und Frankfurt – wo bitte sollen da Zuwächse herkommen?

Noch Landkreis Osterode: ÖPNV zählt nicht zu den Kreistags-Eckpunkten
Im Zuge der Verhandlungen mit den Landkreisen Göttingen und Northeim über eine Fusion hat sich der Kreistag in Osterode eine Reihe von Eckpunkten gegeben. Der ÖPNV gehört nicht dazu – wen wundert’s? Die Zahl der Kreistagsabgeordneten, die einen Zug oder Bus von innen kennen, sinkt von Wahl zu Wahl. Dass die „Verkehrsgemeinschaft Harz“ zu erhalten ist, dass es auch im ÖPNV darauf ankommt, den Harz als Einheit zu behandeln und zu vermarkten – kein Thema!

Auch die Fraktion der Grünen war offenbar nicht in der Lage, diesen Eckpunkt zu markieren. Hierüber sind wir einigermaßen enttäuscht. Der neue Kreissitz Göttingen ist weit, weit weg – von Walkenried aus in „Zone 10“ des VSN-Tarifs. Einen Besuch in der Kreisstadt kann man sich da schon fast nicht mehr leisten. Dass der Tarif in einem neuen Gebilde so nicht bleiben kann, hat sich auch noch nicht herumgesprochen. Gewiss, die Masse sitzt im Auto – aber der Kreistag ist für alle Bürger zuständig und damit auch für die, welche Bahn und Bus nutzen.

Der Eckpunkt „Umgang mit dem ÖPNV“ sollte vom neuen Kreistag schnellstmöglich nachgetragen werden.

Nordhausen: Neue Buslinie im Südharz
Die Verkehrsbetriebe Nordhausen (VBN) setzen zum 11.12.2011 ein neues Konzept auf ihrer Linie 23 um, welches dazu führt, dass es Montag-Freitag nun wieder durchgehende Busse zwischen Nordhausen und Benneckenstein und Samstag sowie Sonn- und Feiertag auch zwischen Nordhausen und Hohegeiß gibt. Nicht nur das: Es gibt auch eine ganze Menge guter Anschlüsse in Benneckenstein nach und von Wernigerode und in Hohegeiß nach und von Braunlage bzw. Walkenried. Hierdurch erweitert sich die Bandbreite möglicher Ausflugs- und Wandertouren beträchtlich. Für Hohegeiß und Braunlage ist die neue Linie eine echte Bereicherung. Sie ergänzt die heute schon vorhandenen Verbindungen Braunlage – Nordhausen und zurück über Walkenried und schafft für Braunlage zudem neue Verbindungen u.a. nach Rübeland oder Blankenburg.

„Höchste Eisenbahn“ wurde im Vorfeld der Fahrplangestaltung befragt und freut sich über das neue Konzept, welches hoffentlich genug Kunden findet, um es dauerhaft etablieren zu können.

Nota bene: Es handelt sich um eine Buslinie, welche West- und Ostharz, Nord- und Südharz miteinander verknüpft. So etwas ist seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen.

Die HVB Wernigerode wollte da nicht zurückstehen und hat eine Reihe von Fahrten der Linie Hohegeiß – Benneckenstein in durchgehende Fahrten nach und von Wernigerode umgewandelt – auch dies eine Bereicherung für Braunlage und Hohegeiß.

Walkenried: Harz-Kursbuch steht Anfang Dezember wieder zur Verfügung
Die oben genannten neuen Fahrten sowie einige Änderungen bei Bahn und Bus finden Eingang in das neue „Harz-Kursbuch“, welches ab 11.12.2011 gilt und in der Woche vor dem Fahrplanwechsel bei den üblichen Verkaufsstellen (und direkt bei Michael Reinboth) sowie im Online-Shop des HTV erhältlich sein wird. Auf nunmehr 125 Seiten findet der Harzgast alles über den ÖPNV im gesamten Harz.

Wir halten uns also nicht an den Beschluss des Osteroder Kreistages, sondern betrachten den Harz weiterhin als eine touristische und auch sonstige Einheit…

Eine Reihe von Tabellen wurde erweitert, neue Tabellen für die Überquerung des Harzes wurden angelegt. Das Buch wird weiterhin für 2,00 € zu bekommen sein. Die Internet-Version wird ebenfalls rechtzeitig bereitstehen.

Die „Verkehrsgemeinschaft Harz“ gibt ihr Fahrplanbuch für die Kreise Osterode und Goslar ebenfalls wieder heraus. Es wird dank der Patenschaft der Initiative auch bei den bekannten Südharzer Verkaufsstellen angeboten werden.

Autor: Michael Reinboth
Zusammenstellung: Burkhard Breme

 

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