News vom 01.06.11 bis 30.06.11

1. Weiter Streiks bei Metronom - Süd-Niedersachsen wird beim Notfahrplan deutlich benachteiligt (Stand: 26.06.2011)
2. Nach Beendigung der Bauarbeiten - Südharzstrecke in technisch einwandfreiem Zustand
(Stand: 28.06.2011)

1. Weiter Streiks bei Metronom - Süd-Niedersachsen wird beim Notfahrplan deutlich benachteiligt (Stand: 26.06.2011)
Kürzlich wurde in der Presse das Thema „Geisterfahrer auf der Schiene“ aufgegriffen, wobei es hier vorrangig um angebliche oder tatsächliche Mängel bei privaten Bahnen im Güterverkehr ging bzw. geht.

Dass gesetzliche Standards und Pflichten auch von Privatbahnen einzuhalten sind, gehört auch für „Höchste Eisenbahn“ zu den Grundprinzipien des Schienenverkehrs. Jede Gewerkschaft, die sich diesbezüglich engagiert, verdient unsere Sympathie.

Im Personenverkehr sind auf der Schiene nun schon seit einigen Monaten die tarifpolitischen Geisterfahrer unterwegs und haben nun offensichtlich auf beiden Seiten noch einmal richtig Gas gegeben. Die einen beharren mantraartig auf ihrem Rahmen-Tarifvertrag, die anderen lehnen ihn – im Falle reiner Vorortbahnen wohl durchaus auch mit einiger Berechtigung – ab. Die Folge: In Süd-Niedersachsen verkehren die Metronome, immerhin Herzstück des gesamten schienengebundenen Nahverkehrs, nur mehr sehr eingeschränkt bis gar nicht.

Hiervon ist auch der Südharzer Fahrgast massiv betroffen. Zwar kann er dank Beendigung der Bauarbeiten nun wieder metronomfrei nach Göttingen und zurück reisen, aber wenn er für „kleines Geld“, sprich mit Niedersachsen- oder Quer-durchs-Land- oder Wochenendticket, nach Hannover, Hamburg, Bremen reisen will, geht es nicht. Vom Berufspendler einmal ganz zu schweigen, der sich wohl, wenn er Hannover als Ziel hat, wieder auf den eigenen fahrbaren Untersatz besinnen muss.

„Metronom“ hat sich, was die Veröffentlichung von Not- und Ersatzfahrplänen betrifft, gesteigert (es ist ja nun auch schon Routine…). Man kann schon recht früh nachlesen, was fährt und was nicht. Hierbei fällt allerdings auf, dass Süd-Niedersachsen im Vergleich zum Großraum Hamburg und zum Großraum Bremen erheblich benachteiligt wird. Während es dort oben zumeist gelingt, einen stabilen und für Pendler so eben noch akzeptablen Plan auf die Beine zu bringen, fallen südlich von Hannover die Züge reihenweise aus. Es ist nicht einmal möglich, ein minimales Angebot für Pendler zu schaffen mit, sagen wir, zwei Zügen früh und drei Zügen nachmittags je Richtung. Mal fährt ein Zug, mal nicht – darauf kann sich kein Pendler verlassen.

Das Unvermögen von „Metronom“, einen sinnvollen Notfahrplan zu fabrizieren, strahlt natürlich auch auf die DB Regio-Züge aus, die in Northeim oder Kreiensen mit dem Metronom verknüpft sind. Sie kommen nicht weiter bzw. gar nicht erst an. Folglich müssen sie ganz auf das Bahnfahren verzichten, was auch die Fahrgastzahlen unserer Südharzer Züge negativ beeinflusst. Unsere Befürchtung, dass nach langen Bauarbeiten und infolge ständiger Streiks die Kunden einzeln mit Handschlag begrüßt werden können, hat sich leider bestätigt.

Es wird Zeit, die Geisterfahrerei zu beenden. Dabei wird hier nicht gefordert, dass Seite A oder B nachzugeben hat. Am besten wohl beide, wie dies bei „Tarifpartnern“ üblich ist. Aber von einer Partnerschaft kann hier wohl schon nicht mehr gesprochen werden, eher von einer Tariffeindschaft, die für die kommenden Jahre nichts Gutes verheißt. Bis es zu einem wie auch immer gearteten Abschluss kommt, erwarten wir von „Metronom“, dass das Unternehmen sich dazu bequemt, einen Notfahrplan aufzubauen, der auch für Süd-Niedersachsen ein sinnvolles Angebot vorsieht.

Und vom Aufgabenträger und Financier des Nahverkehrs, der LNVG, erwarten wir, dass man diesbezüglich mal zum Telefonhörer greift und in Uelzen anruft. Nicht nur die Heide ist zu bedienen, sondern auch das Leinetal.
Michael Reinboth

2. Nach Beendigung der Bauarbeiten - Südharzstrecke in technisch einwandfreiem Zustand (Stand: 28.06.2011)
Seit einigen Wochen rollen die Züge zwischen Göttingen, Northeim und Nordhausen wieder ungehindert durch den Südharz, die als schier endlos wahrgenommene Zeit der diversen Schienenersatzverkehre ist vorüber. Es wird, so ist zu hoffen, in den kommenden Jahren auch nicht mehr erforderlich sein, derart umfangreiche und lang anhaltende Ersatzverkehre zu organisieren.

Wer seither die Züge der Südharzstrecke benutzt hat, wird bemerkt haben, dass diese auf den erneuerten Abschnitten wesentlich ruhiger rollen. Das Reisen zwischen Northeim und Nordhausen hat eine durchaus merkliche Komfortsteigerung erfahren. Soweit wir das bisher feststellen konnten, hat sich freilich an den möglichen Höchstgeschwindigkeiten nichts geändert. Trotz ausgezeichneten Gleiszustandes ist nach wie vor bei 100 km/h Schluss. Zur Verbesserung der Fahrplanstabilität bei Verspätungen, zu denen es vor allem in Herzberg infolge des Abwartens der Züge aus Braunschweig immer wieder einmal kommt, hätte man sich eine Anhebung auf 120 km/h auf der „Flachlandstrecke“ Herzberg – Northeim durchaus vorstellen können.

In Herzberg ist der Gleisplan merklich reduziert worden, wobei, dies sei zugestanden, vorwiegend schon lange nicht mehr benutzte Gleise abgeklemmt wurden. Immerhin wurden einige der verbleibenden Ausweich- und Ladegleise gleich mit saniert und erlauben langfristig die Nutzung für die Holzverladung bzw. das Abstellen und Überholen von Ganzzügen mit Holz oder Kalk aus Scharzfeld. Die weniger gut gelungene Gestalt der westlichen Einfahrt in den Bahnhof bleibt uns freilich erhalten – und mit ihr die fehlende Flexibilität im Verspätungsfall. Hier dürfte eine Verbesserung wohl erst beim Anschluss an das elektronische Stellwerk zu erwarten sein – und der ist bekanntlich weit, weit nach hinten verschoben worden. Immerhin aber wurden die Weichen im Ostkopf auf elektrischen Antrieb umgerüstet (wohl nicht ohne Geburtswehen, denn es wurde nach Scharzfeld lange auf dem „falschen“ Gleis gefahren), was ihren Anschluss an ein „EStW“ leichter machen dürfte.

In Wulften kann nunmehr auf beiden Seiten niveaugleich ein- und ausgestiegen werden, auch dies eine durchaus begrüßenswerte Verbesserung. Obgleich auch in Katlenburg an den Gleisen gewerkelt wurde, ist es hier nicht gelungen, den Bahnsteig in Fahrtrichtung Herzberg gleich mit anzuheben – Schade. In Herzberg wurden die Bahnsteige zwar auch nicht angepasst, aber immerhin wurden abgängige Bahnsteigkanten wieder in Ordnung gebracht. Hier müssen wir auf die Maßnahmen aus dem niedersächsischen Bahnhofsprogramm warten.

Die meisten Bahnhöfe an der Südharzstrecke verfügen nun auch über die elektronischen Anzeigesysteme, auf denen Verspätungen und andere Unregelmäßigkeiten angezeigt werden (hoffentlich nicht zu oft). Verbesserungen der Reisendeninformation sind immer zu begrüßen, also auch diese.

Was fehlt nun noch? Die Einfahrt in den Bahnhof Walkenried aus Richtung Westen ist seit 1989 eine ständige Quelle langsamen Fahrens. Lange schon ist hier vorgesehen, die durchgehende Zweigleisigkeit wieder herzustellen, um einerseits flott in den Bahnhof ein- und ausfahren zu können und andererseits das Tempo vom Sachsenstein her grundsätzlich anheben zu können (heute werden die Züge aus Richtung Westen im Grunde schon ab Vorsignal Walkenried, mithin praktisch wenige hundert Meter nach Abfahrt in Bad Sachsa, ausgebremst). So lange Walkenried als Bahnhof besetzt bleibt, muss hierzu auch kein Umbau der Bahnsteige erfolgen. Ein Außenbahnsteig wäre hier aufgrund der dann enormen Entfernung zur Bushaltestelle auch nicht wünschenswert. Die Bauarbeiten in Niedersachswerfen, die sich ankündigen, dienen primär dem Ziel, den Gleisplan drastisch zu vereinfachen (und das Verladen von Holz künftig dort unmöglich zu machen), aber ein paar neue Weichen dürften immerhin dennoch dabei herausspringen.

Bleibt als Dauerbrenner der Bahnhof Nordhausen. Die jetzt genutzte Bahnsteigkante (offiziell Gleis 5) ist nicht wirklich gut, da es keinen Wetterschutz gibt und die Wege zu den Zügen auf den Gleisen 2 und 4 ziemlich lang sind. Auch ist der Bahnsteig sehr niedrig und in keinem guten Zustand, bei Regen mit Pfützen reichlich ausgestattet, oft unmittelbar an den Ausstiegstüren. Hier ist es nach wie vor unser Wunsch, die Südharzer Züge auf das Gleis unmittelbar am Hausbahnsteig zu bekommen: Letzterer ist vollständig überdacht und auch sonst gut in Schuss. Der jetzige Kopfbahnsteig könnte dann sogar aufgegeben werden: Das müsste doch für die Rückbaufans im Bahn-Controlling wirklich Anlass genug sein, über eine Änderung intensiv nachzudenken!
Michael Reinboth

 

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