News vom 01.04.11 bis 30.04.11

1. DB Netz macht das Chaos im Südharz komplett - Fotodokumentation zeigt eklatante Planungsfehler auf (Stand: 17.04.2011)
2. Dauerstreik bei Metronom hat erhebliche Folgen für den Südharz (Stand: 18.04.2011)
3. Vom Südharz nach Hannover – ohne Metronom? --> Fahrplandownload (Stand: 18.04.2011)
4. Nordhausen: 10 Tage Schienenersatzverkehr fast ohne Bauarbeiten - Initiative: 1/2 Tag Bauarbeiten hätte gereicht  (Stand: 20.04.2011)

1. DB Netz macht das Chaos im Südharz komplett - Fotodokumentation zeigt eklatante Planungsfehler auf (Stand: 17.04.2011)
Der Schienenersatzverkehr zwischen Bad Lauterberg-Barbis und Northeim ist am Sonntag früh planmäßig angelaufen. Die DB Regio hat ihre Zusage wahrgemacht und besetzt jeden zwischen Bad Lauterberg-Barbis und Nordhausen hin- und herpendelnden Zug mit einem Begleiter, der Auskunft erteilt und bei Fragen weiterhilft.

Wer sich – zum wiederholten Male – nicht an die Spielregeln hält und damit das ohnedies infolge überstandener oder noch erfolgender Streiks und achtwöchiger Bauarbeiten an diversen Punkten der Südharzstrecke herrschende Durcheinander in ein Chaos verwandelt, ist die Deutsche Bahn Netz.

Man erinnere sich: DB Netz war es auch, welche durch Verweigerung des eingleisigen Zugverkehrs den Bus-Ersatz erst hervorgerufen hat. Und nun bringt derselbe Betrieb ihn sogleich wieder durcheinander. Wer heute früh den Aushang an der Ersatzhaltestelle in Barbis studierte, wurde mit dem Hinweis überrascht, dass diese – in allen Publikationen enthaltene – Haltestelle vom 17. bis zum 21.4. gar nicht bedient wird und man sich doch bitteschön in dieser Zeit in die Oderfelder Straße begeben möchte. Diese liegt nicht 20, sondern 200 Meter vom Haltepunkt entfernt und macht alle Umsteigevorgänge zu einer Tortur bzw. unmöglich.


Gut erklärter Lageplan.
Haltestellen liegen aber sehr gefährlich an stark befahrener Bundesstraße, im unübersichtlichen Bereich ohne Tempolimit!
Warum wird nicht der 50 Meter entfernte Schützenplatz genutzt?

1. Ersatzhaltestelle Nähe Bahnhof: Richtige Abfahrt in Richtung Northeim mit falschem Schild, ohne Fahrplan


Bus im Hintergrund Abfahrbereit nach Northeim


2. Ersatzhaltestelle mehrere 100 Meter entfernt: "Falsche" Abfahrt in Richtung Northeim, ohne Fahrplan


1. Ersatzhaltestelle Nähe Bahnhof: Richtige Ankunft aus Richtung Northeim mit falschem Schild, ohne Fahrplan


Bereitstellung Zug nach Nordhausen


2. Ersatzhaltestelle mehrere 100 Meter entfernt: "Falsche" Ankunft aus Richtung Northeim, ohne Fahrplan


2. Ersatzhaltestelle mehrere 100 Meter entfernt: "Falsche" Ankunft aus Richtung Northeim im Detail, ohne Fahrplan

Völliges Chaos wird nun noch dadurch angerichtet, dass die Busse selbstverständlich dort abfahren, wo sie es sollen, weil ja unter anderem am 17.4. gar keine Bauarbeiten stattfinden. Diese sind – laut Harzkurier – erst für die Nacht vom Montag auf Dienstag vorgesehen. Warum dann die Busse schon am 17. und 18.4. im Oderfeld abfahren sollen, bleibt das Geheimnis des Unternehmens Deutsche Bahn.

Ab dem 2. Mai fahren die Züge wieder bis Herzberg durch. Es wäre völlig problemlos, die Bauarbeiten am Bahnübergang in Barbis auf die Zeit nach dem 2. Mai zu legen, wenn es keine Ersatz-Haltestelle mehr gibt. Das aber hieße, auf den Kunden Rücksicht zu nehmen – etwas, was der Deutschen Bahn Netz noch nie in den Sinn gekommen ist. Sie muss sich ja mit den Kunden nicht auseinandersetzen!

„Höchste Eisenbahn“ war am 17.4. vor Ort in Barbis und konnte sich von dem angerichteten Durcheinander überzeugen. Dank der Vernunft der Busfahrer und der anwesenden DB Regio-Begleiter konnte Schlimmeres verhindert werden. Wie es weitergeht, konnte am Sonntag mangels Erreichbarkeit Verantwortlicher nicht geklärt werden.
Michael Reinboth (Artikel)
Burkhard Breme (Bilder)

 

2. Dauerstreik bei Metronom hat erhebliche Folgen für den Südharz (Stand: 18.04.2011)
Die Züge der Südharzstrecke Göttingen – Nordhausen und der Westharzstrecke Herzberg – Braunschweig werden nach der Einigung zwischen der DB und der GDL nicht mehr bestreikt werden. Auch in den letzten Wochen war dies wegen der vorwiegend beamteten Lokführer in dieser Region eher die Ausnahme. So weit, so gut.

Der anhaltende Tarifkonflikt zwischen den „Privaten“ und der GDL wirkt sich bei einigen Bahnen gar nicht (Nordwestbahn, Nordbahn) oder doch nur in beherrschbarem Umfang aus. So fielen bei HEX etwa 30 % der Züge aus und wurden überwiegend durch Busse ersetzt. Die AKN konnte im Hamburger Vorortverkehr immer noch einen halbstündlichen Verkehr anbieten.

Ein Unternehmen trifft es jedoch mit schöner Regelmäßigkeit hart. Bei Metronom fallen bis zu 80 % der Züge aus. Hierbei ist der Südabschnitt Uelzen – Hannover – Göttingen am meisten betroffen. Für die Kunden der Südharzstrecke bedeutet dies: Auch wenn die eigenen Züge fahren, bestehen in Northeim nur sehr selten Anschlüsse nach Hannover und zurück. Es verkehren zumeist nur die drei IC und vereinzelte Metronome, die jedoch kaum kalkulierbar sind. Einen „Notfahrplan“ wie AKN, Nordostseebahn oder auch HEX scheint man beim Metronom nicht realisieren zu können.

In den nächsten Wochen kommt es jedoch, weitere Streiks vorausgesetzt (und dies ist sehr wahrscheinlich), knüppeldick. Die Busse des Schienenersatzverkehrs zwischen Barbis bzw. Herzberg und Northeim sind dort auch nach und von Göttingen auf den Metronom ausgerichtet. Fährt dieser nicht, verlängert sich die Wartezeit in Northeim auf den nächsten DB-Zug um rund 25 Minuten. In der Gegenrichtung muss man Göttingen etwa 20 Minuten früher verlassen als eigentlich laut „Ersatzfahrplan“ vorgesehen. Nur im Berufsverkehr bestehen in Northeim Anschlüsse zwischen den Bussen und DB-Zügen – oder aber es fährt ein direkter Bus zwischen Herzberg und Göttingen und zurück, mit dem das Problem umgangen wird.

Bei anhaltendem Tarifkonflikt zwischen den Privatbahnen und der GDL sind Abwanderungen von Kunden auch im Südharz zu erwarten, da die wichtige Verbindung nach Hannover ausfällt und während der Bauarbeiten auch der Umweg über Göttingen mit langen Wartezeiten und Hindernissen gespickt ist. Das Bestreiken der „Dritten“ führt also auch zu Kundenverlusten dort, wo wir sie uns eigentlich nicht leisten können. Bauarbeiten und Streiks kumulieren zu einer gefährlichen Mischung, die alle in den letzten Jahren erreichten Zuwächse im Südharz wieder zunichtemachen kann.

Auch wenn unterschiedliche Unternehmen fahren, ist die Bahn dennoch ein System. Wir eines oder mehrere der Systemglieder außer Gefecht gesetzt, bleibt dies eben nicht ohne Folgen für den vermeintlich intakten Bereich.

Ob hierüber schon mal jemand nachgedacht hat? Bei der GDL wohl kaum.
Michael Reinboth

3. Vom Südharz nach Hannover – ohne Metronom? --> Fahrplandownload (Stand: 18.04.2011)
Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass es in den kommenden Wochen nicht nur Bauarbeiten zwischen Herzberg und Northeim und die damit verbundenen Probleme gibt, sondern dass darüber hinaus über Tage hinweg wegen des Streiks der in der GDL organisierten Lokführer so gut wie keine Metronom-Züge zwischen Northeim und Hannover bzw. Göttingen fahren werden.

Bei den letzten Streiks hat es Metronom nicht geschafft, einen verlässlichen Notfahrplan aufzustellen. Zwischen Göttingen und Hannover ging fast nichts mehr. Statt der rund 20 Züge pro Richtung fuhren maximal 2 bis 5, und auch diese auf „Zuruf“ und nicht planbar. Die Geschäftsleitung in Uelzen ist offenbar mit der Streiksituation völlig überfordert.

Wie aber kommen wir aus dem Südharz nach Hannover, wenn zwischen Herzberg und Northeim nur ein Bus und der Metronom gar nicht fährt und wir eigentlich auch das Auto nicht nehmen können oder wollen?

Über Northeim und Göttingen mit Bus und IC/ICE
An Werktagen verkehren ab Northeim noch 2 IC in Richtung Hannover und von dort 1 IC auch retour. Diese Züge werden mit dem Busersatzverkehr erreicht. Zudem können ab Herzberg die an Werktagen direkt verkehrenden Busse zwischen Herzberg und Göttingen benutzt werden, die dort ebenfalls IC- oder ICE-Anschlüsse nach und von Hannover haben.

Alles andere ist von übel. Die in Northeim ankommenden bzw. abfahrenden Busse vermitteln in Richtung Göttingen zumeist Anschlüsse an den Metronom (und umgekehrt) – der aber wird bestreikt. Mit der nachfolgenden Regionalbahn kommt man nach Göttingen und von dort auch mit IC und ICE nach Hannover, aber das ist mühsam und mit viel Warterei verbunden.

Über Seesen und Kreiensen
Geht es nicht, wenn der Metronom bestreikt wird.

Über Salzgitter-Ringelheim
Hier funktioniert es jede Stunde (Sonntags alle 2 Stunden) – aber man muss Geduld mitbringen, da die Wartezeit in Ringelheim jeweils 40 Minuten beträgt. Aber: Es klappt stündlich in beiden Richtungen. Von Herzberg weiter in Richtung Nordhausen geht es bis zum 1.5. alle 2 Stunden, danach, wenn die Züge wieder bis Herzberg verkehren, stündlich.

Über Braunschweig
Auch hier klappt es jede Stunde in beiden Richtungen, Sonntags zweistündlich. Für die Anschlüsse nach und von Nordhausen gilt das unter Ringelheim aufgeführte. Bei Nutzung des Niedersachsen-Tickets gibt es auch keinen Stress mit dem Fahrpreis, da der Umweg keine Rolle spielt.

Über Bad Harzburg
Nanu? Doch, das geht, und zwar stellenweise sogar sehr elegant. Man nimmt ab Walkenried den Linienbus nach Braunlage und von dort den Bus nach Bad Harzburg, wo man direkten Anschluss nach Hannover hat. Das funktioniert sogar Samstag und an Sonn- und Feiertagen. Ein Beispiel: Montag bis Freitag Walkenried ab 8.13 Uhr, Braunlage ZOB 8.51/9.00 Uhr, Bad Harzburg 9.38/9.52, Hannover an 11.06 Uhr. Oder Samstag und Sonntag Walkenried ab 10.13 über Braunlage und Bad Harzburg, Hannover an 13.06 Uhr. Die Verbindungen werden vom Auskunftssystem der Bahn auch angezeigt. Das Niedersachsenticket gilt auch hier ab 9 Uhr bzw. am Wochenende immer. Der Umstieg in Braunlage ist völlig unkritisch, der in Bad Harzburg eigentlich auch. Und man kommt am Brocken vorbei und kann den schönen Oberharz genießen.

Fazit: Schön ist das nicht, was die GDL mit dem Metronom anstellt, und es wird sich vermutlich im Hinblick auf die Fahrgastzahlen auch bitter rächen. Für die Südharzer Berufspendler bleiben die wenigen IC-Verbindungen, die aber recht flott sind, für das übrige Publikum bieten sich vor allem die Wege über Ringelheim oder Braunschweig an. Bad Sachsa, Walkenried und Umgebung haben noch die Möglichkeit, über den Harz und Bad Harzburg zu reisen.

Die Bauarbeiten sind am 27. Mai beendet. Wie lange der Tarifkampf beim Metronom währt, wissen wir nicht. Nach dem 27. Mai gibt es natürlich wieder wesentlich mehr und bessere Möglichkeiten über Göttingen. Bis dahin gilt: Improvisieren, das Auto nehmen oder gar nicht fahren.
Michael Reinboth

4. Nordhausen: 10 Tage Schienenersatzverkehr fast ohne Bauarbeiten - Initiative: 1/2 Tag Bauarbeiten hätte gereicht (Stand: 20.04.2011)
Wer seit der Aufhebung der Sperrung im Bereich Nordhausen wieder einmal mit dem Zug dorthin fährt, der stellt erstaunt fest, dass im Bereich der Einfahrt aus Richtung Northeim fast gar nichts gemacht worden ist. Ein wenig Reparatur, ein wenig nachgestopft, das ist alles - und dafür durften die Züge aus Richtung Northeim 10 Tage lang nicht in den Bahnhof Nordhausen hinein fahren.

Unser Verdacht, dass auch hier DB Netz einmal mehr den für sie bequemsten Weg gegangen ist, hat sich voll bestätigt. Der Schienenersatzverkehr mit zahlreichen verpassten Anschlüssen war vollkommen unnötig. Die wenigen Arbeiten auf der "Ellricher Seite" des Bahnhofs Nordhausen hätten sich binnen Stunden erledigen lassen.

Fazit: Wieder einmal wurden die Reisenden nach dem Willen von DB Netz schlecht behandelt. Aber irgendwo müssen die hohen Gewinnmargen ja auch herkommen.
Michael Reinboth

 

 

 

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