News vom 01.01.10 bis 31.01.10
1. 500. Newsletter der Initiative
mit historischem Video von der Grenzöffnung 1989
(Stand: 03.01.2010)
2. Harz-Kursbuch 2010: Erweiterung
der Darstellung von Verbindungen im Südostharz
(Stand: 02.01.2010)
3.
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vereinbaren Wettbewerbsfahrplan -
Alle grenzüberschreitenden Schienennahverkehre werden bis 2014 ausgeschrieben
(Stand: 02.01.2010)
4. Initiative: Bei Ausschreibung des Zugverkehrs auf durchgehende Verbindungen
achten
(Stand: 11.01.2010)
5. Westharzstrecke Braunschweig –
Herzberg: Kaum noch pünktliche Züge und reihenweise Anschlussverluste
(Stand: 11.01.2010)
6.
Initiative: Auch ein Nicht-Ereignis kann erfreuen
(Stand: 11.01.2010)
7. Süd-Westharzstrecke: Marode
Infrastruktur in Gittelde lässt Anschlüsse platzen
(Stand: 25.01.2010)
1. 500. Newsletter der Initiative
mit historischem Video von der Grenzöffnung 1989
(Stand: 03.01.2010)
In diesen Tagen verschicken wir unseren 500. Newsletter. Seit Gründung der
Initiative 1997 dienen E-Mails als Hauptkommunikationsmedium innerhalb der
Initiative, um den gleichen Informationsstand innerhalb der angeschlossenen
Verbände sicherzustellen. Ende 1997 haben wir daraus einen
journalistisch bearbeiteten Newsletter abgeleitet.
Aktuell erhalten über 160
Interessierte unseren Newsletter. Die Empfänger sind Vertreter der
uns unterstützenden Umwelt- und Verkehrsverbände, Entscheidungsträger des ÖPNV,
Politiker auf Kommunal- Landes- und Bundesebene sowie interessierte ÖPNV-Kunden.
Stets war es und ist es auch zukünftig unser Ziel über
Sachverhalte zu berichten, die uns als ÖPNV-Kunden wichtig sind bzw. uns als
selbstverständlich erscheinen. Bei zu großer Abweichung unserer
Erwartungshaltung von den tatsächlichen Gegebenheiten haben wir entsprechende
Forderungen und auch Lösungsansätze in unseren Newslettern formuliert.
So sprachen wir uns in unseren Newslettern u.a. nachdrücklich für Sanierungen,
Bauarbeiten außerhalb der Winterzeit, besser organisierten SEV, neue
attraktivere Züge,
besser abgestimmte Fahrpläne und Ausschöpfung der zugewiesenen ÖPNV-Mittel aus.
Dies hat uns nicht immer Sympathien beschert, aber offensichtlich waren die 500 Newsletter nicht ganz umsonst: Die meisten der oben genannten Schwerpunktthemen sind für uns Südharzer weitestgehend Geschichte und haben sich mit dem sehr wetteranfälligen ICE-Verkehr und der lahmenden S-Bahn in Berlin auf andere Teile der Bundesrepublik verlagert.
Apropos Geschichte: Als kleines Dankeschön für das Interesse an
unseren Newslettern
und der Arbeit unserer Initiative haben wir ein kleines Video von dem wohl
schönsten Tag der jüngeren Südharzer Geschichte veröffentlicht:
Die Grenzöffnung 1989 mit der Ankunft des zweiten Personenzuges in Walkenried
aus Ellrich am 12.11.1989. Viel Freude beim Zusehen!
Burkhard Breme
2. Harz-Kursbuch 2010: Erweiterung
der Darstellung von Verbindungen im Südostharz
(Stand: 02.01.2010)
Sehr geehrte Leser des Harz-Kursbuchs 2010,
über die Feiertage bestand ausreichend Gelegenheit, die Fahrpläne der
VGS-Südharzlinie und die der Bahn im Raum Aschersleben-Hettstedt noch einmal
abzugleichen. Um den sehr regelmässigen und auch am Wochenende umfangreichen
Busverkehr parallel zur „Kanonenbahn“ darstellen zu können, wurde neben
Hinweisen auf Busanschlüsse in Aschersleben in der Relation Magdeburg –
Hettstedt noch eine neue Tabelle „zu 50“ eingefügt, in welcher der Busverkehr
zwischen Aschersleben, Hettstedt und Lutherstadt Eisleben bzw. Sangerhausen mit
entsprechenden Zuganschlüssen erläutert wird. Die beiden hier im Stunden- bzw.
am Wochenende 2-Stunden-Takt verkehrenden Linien gehören zu den Grundlinien des
Landes Sachsen-Anhalt. Zusätzlich gibt es noch die Buslinie Hettstedt –
Sangerhausen mit einigen Fahrten Mo bis Fr.
Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf weitere Zug-Bus- oder Bus-Bus-Anschlüsse, darunter
Lutherstadt Eisleben – Magdeburg und zurück mit Umstieg in Klostermansfeld Bahnhof (Zug Klostermansfeld – Magdeburg, Bus Lutherstadt Eisleben – Klostermansfeld)
Lutherstadt Eisleben – Wippra und zurück mit Umstieg in Klostermansfeld Bahnhof
Hettstedt – Ballenstedt – Gernrode – Quedlinburg mit Umstieg in Aschersleben Bahnhof (Bus/Bus)
Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Tabellen Berga-Kelbra – Stolberg und Klostermansfeld – Wippra um zusätzliche Anschlussangaben erweitert.
Alle Zuganschlussangaben für die Strecke Halberstadt – Aschersleben – Sandersleben – Halle beziehen sich auf den ab 10.01.2010 geltenden „Ersatzfahrplan“ wegen des Ausfalls der Neigetechnik. Auch in die Tabelle Dessau – Aschersleben sind die Anpassungen hierzu eingearbeitet worden.
Da das „Harz-Kursbuch“ in der gedruckten Fassung sich gut
verkauft, denken wir über eine Neuauflage nach, in die dann alle
zwischenzeitlichen Änderungen vollständig eingehen.
Michel Reinboth
3.
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vereinbaren Wettbewerbsfahrplan -
Alle grenzüberschreitenden Schienennahverkehre werden bis 2014 ausgeschrieben
(Stand: 02.01.2010)
Gemeinsame Presseinformation
Hannover, Unna, Braunschweig, den 22.12.2009
Unter Federführung der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) haben
die
niedersächsischen Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV)
gemeinsam mit dem angrenzenden nordrhein-westfälischen SPNV-Aufgabenträger eine
Rahmenvereinbarung über die langfristige Wettbewerbsplanung unterzeichnet. LNVG,
Region Hannover, Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) und Zweckverband
Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) legen darin die Eckpunkte für die Durchführung
künftiger
Ausschreibungen fest.
„Wir wollen bis Ende 2014 alle mehrheitlich niedersächsischen Netze mindestens
einmal im
Wettbewerb vergeben haben“, so Hans-Joachim Menn, Sprecher der LNVG-
Geschäftsführung am Dienstag in Hannover. „Dafür haben wir jetzt gemeinsam mit
unseren
Nachbarn die Grundlagen geschaffen.“
Die Rahmenvereinbarung trifft Regelungen für alle Netze, die bisher noch nicht
ausgeschrieben wurden und die aufgrund der Verkehrsvertragssituation bei den
beteiligten
Aufgabenträgern nicht vor Ende 2013 im Wettbewerb vergeben sein können. Dabei
werden
Eckpunkte zum künftigen Netzzuschnitt und zum Betriebsaufnahmezeitpunkt
festgelegt.
So soll die Linie Ottbergen – Bodenfelde – Göttingen künftig zu dem zu Ende 2013
unter
Federführung des NWL auszuschreibenden Ems-Senne-Weser-Netz gehören.
Die übrigen Linien westlich und östlich des niedersächsischen Leinetals werden
im
sogenannten „Harz-Weser-Netz“ zusammengefasst, dem auch die Linie Hannover – Bad
Harzburg zugeordnet wird. Dieses Netz soll zu Ende 2014 unter Federführung der
LNVG
ausgeschrieben werden.
Für den Abschnitt Holzminden – Kreiensen wird eine Bedienung sowohl durch Züge
des
Ems-Senne-Weser-Netzes als auch des Harz-Weser-Netzes angestrebt.
Unter Federführung des Zweckverbandes Großraum Braunschweig und ebenfalls zu
Ende
2014, sollen die Leistungen der Linien Hannover – Wolfsburg, Wolfsburg –
Braunschweig
und Braunschweig – Hildesheim wettbewerblich vergeben werden. Dieses Netz wird
ggf. um
die Verkehrsleistungen zwischen Braunschweig und Helmstedt erweitert.
Das Größte der geplanten Ausschreibungsnetze besteht aus den
Regionalexpress-Linien
Braunschweig – Hannover – Rheine/Bielefeld und Münster – Rheine – Emden. Dort
hat bei
vier beteiligten Aufgabenträgern wiederum die LNVG die Federführung. Auch dieses
Netz
soll durch den künftigen Betreiber zu Ende 2014 in Betrieb genommen werden.
Durch die Verteilung der Federführung auf den Aufgabenträger mit dem jeweils
größten
Leistungsanteil ist es möglich, mehrere Verfahren in Ausrichtung auf den
gleichen
Betriebsaufnahmezeitpunkt durchzuführen. Dazu Ludger Siemer, Geschäftsführer des
NWL:
„Wir haben in den letzten Jahren bei gemeinsamen Ausschreibungen schon sehr
effizient
mit den niedersächsischen Partnern zusammengearbeitet. Ich freue mich, dass wir
das nun
zielgerichtet fortsetzen.“
Kontakte:
Rainer Peters
Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG)
(0511) 53333 – 170
peters@lnvg.de
Uli Beele
Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL)
Tel.: 02303/95263-12
Mobil: 0163/2531614
u.beele@nwl-info.de
Ulrich Kegel
Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB)
(0531) 24262-11
u.kegel@zgb.de
Klaus Abelmann
Region Hannover
(0511) 616-22080
Quelle: http://www.lnvg.niedersachsen.de/download/pi/2009-12-22.pdf
4. Initiative: Bei Ausschreibung des
Zugverkehrs auf durchgehende Verbindungen achten
(Stand: 11.01.2010)
Die LNVG hat jüngst angekündigt, bis 2015 den
Zugverkehr im Harz-Weser-Netz in mehreren Losen auszuschreiben und zu vergeben.
Das ist im Prinzip für die Kunden des Nahverkehrs eine gute Nachricht, denn alle
Erfahrung zeigt, dass nach Ausschreibungen bessere Leistungen und vor allem ein
besserer Service angeboten werden. Interessanter Weise auch bei der Deutschen
Bahn, die erstaunlicherweise wieder zum Einsatz von Zugbegleitpersonal fähig
ist, wenn sie es denn muss. Personal, welches wohlgemerkt Fahrscheine verkauft
und berät – etwas, was uns im Südharz nun schon viele Jahre fehlt, aber
andernorts, zum Beispiel beim „Harz-Elbe-Express“ oder der NordWestBahn, längst
üblich ist. Dort gibt es sogar Fahrscheinautomaten und Faltblätter mit
Informationen im Zug – davon träumen wir hier schon lange. Es geht auch bei der
DB, wie die Züge zwischen Nordhausen und Erfurt beweisen.
Bei der Ausschreibung hat man nun die Strecke Göttingen – Bodenfelde – Ottbergen vom übrigen Harz-Weser-Netz abgetrennt und wird sie zusammen mit Aufgabenträgern in Westfalen ausschreiben. Dies könnte, positiv gedacht, bedeuten, dass man über durchgehende Züge zwischen Paderborn und Göttingen nachdenkt. Nicht nur ein Gedanke, sondern eine Gewissheit ist es dann aber auch, dass durchgehende Züge aus dem Südharz nach Westfalen und zurück ein für allemal der Vergangenheit angehören werden.
Denn im Gegensatz zur Strecke Kreiensen – Holzminden, wo man darüber nachsinnt, Züge des Harz-Weser-Netzes und des westfälischen Netzes parallel fahren zu lassen, ist hiervon zwischen Bodenfelde und Ottbergen nicht die Rede. Die letzte Chance, die Tourismusregion Südharz umsteigearm mit Westfalen und dem Ruhrgebiet zu verknüpfen, wäre vertan.
Auch bei weiteren Punkten im Rahmen der Ausschreibung gilt es aufzupassen: In welchem Umfang wird der durchgehende Zugverkehr aus dem Südharz nach Göttingen fixiert? Was ist mit Zuganschlüssen in Salzgitter-Ringelheim – immerhin wird die Strecke Bad Harzburg – Hildesheim zusammen mit dem Harz-Weser-Netz ausgeschrieben? Was wird aus dem Taktknoten Herzberg und wird eventuell Seesen auch ein solcher? Und so weiter.
Die regionale Politik täte gut daran, sich rechtzeitig in die Ausschreibung einzubringen, indem sie Fragen und Forderungen formuliert und dies nicht allein den Experten in Hannover überlässt. Vor allem der überregionalen Erreichbarkeit des Südharzes muss im Rahmen einer Ausschreibung besser Rechnung getragen werden als es heute der Fall ist. Einzig Göttingen steht uns derzeit als Fernverkehrsknoten zur Verfügung, der schnell erreichbar ist – die Umsteigefreiheit hat man uns zu 50 % ja schon genommen. Braunschweig ist nur in Bezug auf Berlin wichtig. Und vernünftige Anbindungen in das Ruhrgebiet gibt es nicht mehr, wenn man von einem einzigen durchgehenden Zugpaar Nordhausen – Ottbergen und zurück absieht. Aber damit wäre nach Vergabe der Strecke Göttingen – Ottbergen ja auch Schluss.
Zu wünschen wäre auch, dass man von der LNVG vor der
Ausschreibung etwas über die beabsichtigte Fahrplangestaltung erfährt und nicht
erst dann, wenn der Sieger feststeht.
Michael Reinboth
5. Westharzstrecke Braunschweig –
Herzberg: Kaum noch pünktliche Züge und reihenweise Anschlussverluste
(Stand: 11.01.2010)
Auf der Westharzstrecke der Deutschen Bahn zwischen Braunschweig und Herzberg
ist seit einigen Wochen gründlich „der Wurm drin“. Besonders am Vormittag häufen
sich die Zugverspätungen mit Anschlussverlusten. Als Grund wird zumeist eine
„Weichenstörung“ angegeben.
Am Montag, den 4.1. vormittags war es mal wieder so weit: Ankunft des Zuges aus Braunschweig, planmäßig um 9.21 Uhr in Herzberg, mit knapp 20 Minuten Verspätung und Verlust der Anschlüsse nach Nordhausen und Göttingen. Abfahrt des Gegenzuges mit 10 Minuten Verspätung. Infolge des Kreuzungsaufenthaltes in Gittelde erhielt auch der nachfolgende Zug nach Herzberg rund 10 Minuten Verspätung… und so weiter.
Am 7.1. vormittags ein noch schlimmeres Bild. Teilweise bis zu 30 Minuten Verspätung wiesen die Züge auf. Anschlüsse in Herzberg nach Göttingen, in Seesen nach Kreiensen, in Braunschweig nach Berlin gab es natürlich nicht. Wieder wurde eine „Weichenstörung“ als Grund benannt. Dies war auch an den 2 Tagen vor Fahrplanwechsel am 11. und 12.12.2009 schon der Fall gewesen.
„Wir befürchten massive Fahrgastverluste aufgrund der Unzuverlässigkeit der Bahn besonders auf der Westharzstrecke – Fahrgastverluste, die für die Landesnahverkehrsgesellschaft und DB Regio ein Anlass sein könnten, bei der nächsten Sparrunde den Zugverkehr auf der Westharzstrecke und der Südharzstrecke einzuschränken, denn dort fehlen zumindest die verärgert abgesprungenen Umsteiger.
Über die Gründe für die sich massiv häufenden Verspätungen
kann man nur spekulieren. Die Gleise zwischen Herzberg und Braunschweig sind im
Laufe der letzten Jahre fast vollständig erneuert worden. Gespart wird bei der
Bahn aber offensichtlich weiterhin bei der vorbeugenden Wartung aller
Einrichtungen, die nicht unbedingt der Sicherheit dienen. Zudem ist ganz
offensichtlich die Störungsbehebung mangels Personal schwerfällig und zieht sich
in die Länge. Inwieweit sich die Bestellorganisationen, in diesem Falle die LNVG
in Hannover und der ZGB in Braunschweig, angesichts solch schlechter
Leistungserbringung an DB Regio oder gar DB Netz schadlos halten können, ist
unklar. Und ob die Fahrgäste für das Warten und Frieren auf den Bahnsteigen
jemals entschädigt werden, bleibt ebenso offen. Vermutlich nicht. Denn die Bahn
mag eine miserable Betriebsführung haben – an guten Juristen hat es dort aber
nie gefehlt.
Michael Reinboth
6.
Initiative: Auch ein Nicht-Ereignis kann erfreuen
(Stand: 11.01.2010)
Für gewöhnlich kommentieren wir hier für den ÖPNV mit Bahn und Bus erfreuliche
oder – leider wesentlich häufiger – unerfreuliche Ereignisse. Ganz selten gilt
es einmal, ein ausgebliebenes Ereignis zu kommentieren.
Ob wir in der kommenden Woche über ausgebliebene Verspätungen im Zugverkehr im Südharz angesichts neuer Schneefälle schreiben dürfen, steht noch dahin. Aber ein Ereignis, welches uns mit schöner Regelmäßigkeit zum Jahreswechsel ereilt hat, ist dieses Mal tatsächlich ausgeblieben:
Die übliche Preiserhöhung des VSN.
Wir zögern nicht, dieses als guten und richtigen Schritt in die richtige Richtung zu bezeichnen. Freilich bedeutet beim VSN aufgeschoben vermutlich nicht auch aufgehoben. Im April 2010 kann man ja immer noch zur Tat schreiten. Fürs Erste aber freuen wir uns, dass der teure VSN den Abstand zu einigen Verbünden ringsum, die ihre Preise angehoben haben, etwas verringert hat. Er ist zwar immer noch deutlich teurer als andere, aber um etwa 3 % weniger gravierend. Ob dies eine Trendwende hin zum Kunden bedeutet, hoffen wir, vermögen aber noch nicht ganz daran zu glauben.
Denn die „große Politik“ vermag zwar die Gastronomie mehrwertsteuermäßig zu entlasten und große Worte im Hinblick auf die Erderwärmung und die Umweltbelastung zu sprechen, zu einer Entlastung oder gar Förderung des ÖPNV ist man aber nicht willens. Steuerentlastungen überall, nur nicht für die Betriebe des Nahverkehrs. Und schon gar nicht für Fahrkarten des Fernverkehrs.
Der ÖPNV hat es nicht leicht. Seine Kunden erst recht nicht, denn zu hohen Preisen kommen noch dürftige Leistungen der Deutschen Bahn. Seinen Ruf, pünktlich zu sein, hat das „Harz-Weser-Netz“ seit geraumer Zeit schon eingebüßt. Fürs Herumstehen auf kalten Bahnhöfen muss man aber nun nicht auch noch mehr bezahlen.
Und das ist doch schon fast eine gute Nachricht.
Michael Reinboth
7. Süd-Westharzstrecke: Marode
Infrastruktur in Gittelde lässt Anschlüsse platzen
(Stand: 25.01.2010)
Spätestens seit dem Fahrplanwechsel am 13.12.2009 kommt es bei den Zügen der
Westharzstrecke auf jede Minute an. Zu den gewohnt schlanken, also mit wenig
Wartezeit verbundenen Anschlüssen in Herzberg und Braunschweig sind nun
zweistündlich noch solche in Seesen hinzugekommen. Diese sind Bestandteil des
„IC-Wegfall-Ersatzpakets“ von Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) und Bahn und
sollen einmal die IC und zum anderen die vor einem Jahr gestrichenen Anschlüsse
in Salzgitter-Ringelheim kompensieren.
Doch genau einen Tag vor dem Fahrplanwechsel brach die jahrzehntealte Infrastruktur des Kreuzungsbahnhofs Gittelde zum ersten Mal zusammen, und das gleich für anderthalb Tage. Eine Weiche ließ sich nicht mehr stellen. Amtlich wird so etwas als „Weichenstörung“ bezeichnet, aber was sich in Gittelde seither abzeichnet, ist wohl als gestörtes Verhältnis zur Pünktlichkeit und zum Kundenservice zu bezeichnen. Denn seither trat diese oder eine ähnliche Störung weitere drei Mal auf, vorläufig zuletzt am 18. Januar. Jedes Mal werden die Züge um 10 bis 15 Minuten verspätet, denn Gittelde ist nicht irgendein Bahnhof, sondern ein „Kreuzungsbahnhof“, wo sich zwei Züge der Linie Braunschweig – Herzberg planmäßig begegnen. Und wenn dort eine Weiche nicht richtig arbeitet, müssen die Zugbegegnungen („Kreuzungen“) an einen anderen Punkt verlegt werden. Nach radikalem Schrumpfkurs der Infrastruktur infolge des geplanten Börsengangs des Staatsunternehmens geht das zum Beispiel in Osterode nicht mehr, im Bahnhof Seesen auch nicht, sondern nur auf freier (zweigleisiger) Strecke vor Seesen und bedingt in Münchehof, weil es dort noch Gleise für Güterzüge gibt.
Gittelde spielt also im Konzept der Westharzstrecke eine wichtige Rolle. Um so unverständlicher ist es, dass das Harz-Weser-Netz es mit einer richtigen Reparatur des Schadens offenbar nicht eilig hat. Dort wird trotz Verspätung für jede Zugfahrt kassiert, aber es ist anscheinend kein Geld vorhanden, um Draht, einige Umlenkrollen und vielleicht Schmiermittel zu besorgen – denn mit dieser an sich bewährten mechanischen Technik arbeitet dieser Bahnhof noch. Bis eine Umstellung auf den automatischen Betrieb, ferngesteuert aus Göttingen, erfolgt, werden noch Jahre vergehen. Augenscheinlich ist man beim Harz-Weser-Netz fest entschlossen, im Hinblick auf diesen (immer wieder verschobenen) Termin in Gittelde nur noch Provisorien walten zu lassen. Leidtragende sind die Kunden, die ihre Anschlüsse verpassen. Wenn aufgrund dieser ärgerlichen und häufigen Störungen dann Kunden dauerhaft wegbleiben, ist dies ebenfalls kein Problem des Netzes, sondern eines des Betreibers DB Regio aus dem gleichen Konzern (der folglich den Mund zu halten hat) und der LNVG, die sich über niedrige Zuwachsraten dann freilich nicht zu wundern braucht.
Am Ende wird dann wegen zu geringer Inanspruchnahme der Zugverkehr ausgedünnt. Aber auch bei einem 2-Stunden-Takt wird der Kreuzungsbahnhof Gittelde immer noch gebraucht…
„Höchste Eisenbahn“ hat DB Netz, DB Regio und die LNVG am 19.01. aufgefordert, sich umgehend um eine nachhaltige Lösung des Problems zu kümmern.
Das „Harz-Weser-Netz“ ist kürzlich in einem anderen Punkt
der Aufsichtsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA), negativ aufgefallen, weil
es sich über eine Anordnung desselben hinweggesetzt und im Bahnhof Ottbergen
einfach ein Gleis abgeklemmt hatte. Sparen um jeden Preis ist also ganz
offensichtlich in diesem Regionalnetz der Deutschen Bahn nicht unbekannt.
Michael Reinboth
Siehe auch Harz-Kurier Artikel
http://www.harzkurier.de/news.php?id=10190