News vom 01.05.08 bis 31.05.08

1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN): Im Harz gingen die Übernachtungszahlen im Februar um 15 Prozent zurück - Initiative nennt Gründe (Stand: 02.05.2008)
2. Bahnfahrplan 2009: Ab Dezember keine Verbindungen nach Hildesheim mehr  - Im Osten schneller und im Westen fehlende Anschlüsse (Stand: 13.05.2008)

1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN): Im Harz gingen die Übernachtungszahlen im Februar um 15 Prozent zurück - Initiative nennt Gründe (Stand: 02.05.2008)

Die „Igel-Busse“ im Nationalpark Bayerischer Wald verkehren schon seit vielen Jahren und ermöglichen dem Urlauber, über Landkreis- und Ländergrenzen einheitlich vermarktet, ein bequemes Reisen mit Bahn und Bus in diesem Bereich des Mittelgebirges. Nun haben zwei andere Regionen in Sachen „Tourismus und öffentlicher Personennahverkehr“ neue Zeichen gesetzt. Der Harz gerät immer weiter ins Hintertreffen: Die „HarzCard“ sieht in punkto Bahn und Bus keinerlei Vergünstigung oder Service für den Gast vor.

Im Schwarzwald kann der Gast seit einigen Jahren mit der Kurkarte das gesamte Mittelgebirge gratis bereisen – eine Region, die an Größe den Harz um ein mehrfaches übertrifft, liegt dem Urlauber per Bahn und Bus kostenlos zu Füßen. Die „Konus“-Gästekarte gilt übergreifend in 8 Verkehrsverbünden und Tarifgemeinschaften und erlaubt problemlos von Baden-Baden bis Waldshut oder von Lörrach bis Calw.

Im Odenwald wurde in diesem Frühjahr das Konzept des „Natour-Bus“ auf eine neue und länderübergreifende Grundlage gestellt. Der an Samstagen und Sonn- und Feiertagen verkehrende Bus mit Fahrradanhänger verbindet den Neckar mit dem Main und durchquert – mit einem Fahrschein erfahrbare – drei Bundesländer, nämlich Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Die Stammlinie wird durch 4 Rufbuslinien ergänzt, was flächendeckendes Wandern und Radfahren im südlichen Odenwald ermöglicht.

Drei Mittelgebirge, drei Konzepte, aber allen ist eines gemeinsam: Der Urlauber bekommt ein übergreifendes Angebot mit Bahn und Bus für eine ganze Region und kann sich ohne großen Aufwand und Detailkenntnisse fortbewegen.

Viele Regionen haben erkannt, dass der Urlauber von heute sich durchaus ökologisch bewusst fortbewegen will und außerdem für seinen Kurbeitrag einen Gegenwert erwartet, der mehr bedeutet als den ermäßigten Eintritt in ein – möglicherweise geschlossenes – Schwimmbad.

Und wie sieht es diesbezüglich im Harz aus, klein und überschaubar, wie er nun einmal ist?

Von der kostenlosen Nutzung von Bahn und Bus für Urlauber sind wir meilenweit entfernt. Die wenigen guten Angebote wie die Urlauberkarte im Westharz werden nicht offensiv vermarktet. Sie gelten auch nicht in allen Verkehrsmitteln.

Ein länderübergreifendes tarifliches Angebot existiert ebenfalls nicht. Die jeweiligen Ländertickets der Bahn enden – anders als zum Beispiel im südlichen Thüringer Wald – exakt an der Landesgrenze zwischen West und Ost. Es gibt sogar tarifpolitisches Niemandsland, zum Beispiel zwischen Walkenried und Ellrich. Wer von Walkenried nach Wernigerode will, muß in Braunlage einen neuen Fahrschein lösen. Wer von Braunlage nach Osterode möchte, darf mit seiner Urlauberkarte keinesfalls in den Zug von Herzberg nach dorthin einsteigen.

Im Ostharz ist man ängstlich darum bemüht, dem dortigen Urlauber jedwede touristische Attraktion im Westharz vorzuenthalten. Man muß es eigentlich gar nicht: Es gibt sowieso keine Verbindung dorthin… Der im Westharz weilende Gast hat ebenso keine Möglichkeit, mit dem Bus zum Beispiel nach Rübeland zu gelangen, um die dortigen Tropfsteinhöhlen zu besuchen.

Aus Anlass des Lokführerstreiks war aus Goslar zu hören, dass man damit kein Problem habe, weil nur relativ wenige Urlauber den Harz mit dem Zug erreichen. Das kennzeichnet trefflich die Grundhaltung des HVV, der einseitig auf den Pkw-Urlauber setzt und damit drauf und dran ist, ein immer wichtiger werdendes Segment völlig zu vernachlässigen. Es ist kein Ruhmesblatt, dass nur wenige mit dem Zug kommen, sondern es zeigt lediglich, dass man einen Trend gründlich verschlafen hat. Die Gesamtzahl der Urlauber könnte höher sein, wenn man sich intensiver um Bahn und Bus kümmern würde – so herum wird ein Schuh daraus.
Michael Reinboth

2. Bahnfahrplan 2009: Ab Dezember keine Verbindungen nach Hildesheim mehr  - Im Osten schneller und im Westen fehlende Anschlüsse (Stand: 13.05.2008)

Ab Dezember 2008 drohen dem Südharz mit Inkrafttreten des Jahresfahrplans 2009 der Deutschen Bahn Verschlechterungen auf der Verbindung Herzberg – Osterode – Salzgitter-Ringelheim – Hildesheim – Hannover und zurück. Nach Fertigstellung der Bauarbeiten im östlichen Abschnitt der Strecke Hannover – Goslar – Halle (Saale) können die hier eingesetzten Neigetechnik-Triebwagen die Gesamtstrecke ca. 15 Minuten schneller zurücklegen. Dies soll offensichtlich so umgesetzt werden, dass im westlichen Abschnitt der Strecke zwischen Hannover und Bad Harzburg die Züge im Knoten Salzgitter-Ringelheim in Richtung Hannover 15 Minuten früher und in Richtung Goslar 15 Minuten später abfahren.

Damit gehen sämtliche Anschlüsse aus dem Süd- und Westharz von der Strecke Herzberg – Braunschweig nach Hildesheim und Hannover und zurück in Ringelheim verloren! Bisher bestand hier alle 2 Stunden in beiden Richtungen ein „schlanker“ Übergang, der dem südwestlichen Harz sehr attraktive Verbindungen sowohl mit Hildesheim als auch mit Hannover ermöglichte. Damit soll es ab Dezember 2008 vorbei sein – und zwar ersatzlos.

Die Strecke Herzberg – Osterode – Seesen – Braunschweig erfährt damit in ihrem südlichen Abschnitt eine erhebliche Verminderung ihrer Attraktivität. Der Kreisstadt Osterode gehen alle Verbindungen nach Hannover und zurück über diesen Weg verloren, es bleibt nur mehr der Weg über Herzberg und Northeim, der weiter und teurer ist. Bei der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ sieht man längerfristig damit auch den bisherigen Stundentakt gefährdet.

Mit Inkrafttreten des Fahrplans 2009 werden die Anschlüsse zwischen der Westharzstrecke und der Stadt des tausendjährigen Rosenstocks so schlecht sein wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich dafür die Eckverbindungen aus dem Westharz nach Goslar, Bad Harzburg, Wernigerode und Halberstadt verbessern. Denn statt des direkten Weges über Seesen muss hier stets der längere – und im Zweifel gleichfalls teurere – Umweg über Ringelheim benutzt werden, da die Infrastruktur des Bahnhofs Seesen kein Treffen mehrerer Züge mehr erlaubt.

Der neue Fahrplan, so sieht man es jedenfalls bei der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“, ist ein schwerer Rückschritt in dem Bemühen, mehr Kunden zu gewinnen. Denn jetzt werden erst einmal alle diejenigen abwandern, die in den letzten Jahren von der schnellen und häufigen Verbindung über Ringelheim nach Hildesheim und Hannover profitiert haben. Die Interessen des Ostharzes haben sich – wieder einmal – gegen die des Südharzes durchgesetzt.
Michael Reinboth

 

  zur Startseite