News vom 01.07.07 bis 31.07.07

1. Bahnübergang in Nordhausen seit mehreren Tagen gestört – alle Züge verspätet (Stand: 09.07.07)
2. Bahnübergang in Nordhausen wurde durch Blitzschlag lahmgelegt
(Stand: 10.07.07)
3. Neuer Radwanderweg zwischen Walkenried und Braunlage auch per Bus erreichbar
(Stand: 10.07.07)
4. Aus Anlass der Einweihung des Radwanderweges zwischen Walkenried und Braunlage - Kurze Geschichte der „Südharzbahn“ Walkenried – Braunlage und Braunlage - Tanne
(Stand: 10.07.07)
5. Gescheiterte Tarifverhandlungen - Initiative zeigt sich betroffen und fordert mehr Besonnenheit (Stand: 19.07.07)
6. Tarifverhandlungen der Lokführer - Auswirkungen eventueller Streiks im Harz-Weser-Netz eher gering
Antwort auf den Artikel von Herrn Michael Reinboth
(Stand: 21.07.07)
7. Ab Dezember zurück in die Zukunft - Fahrplan 2006 wird 2008 wieder gefahren (Stand: 25.07.07)
8. Tarifstreit der Lokführer - Bedrohung der Kunden ist keine Lösung  (Stand: 26.07.07)

1. Bahnübergang in Nordhausen seit mehreren Tagen gestört – alle Züge verspätet (Stand: 09.07.07)

Erst vor zwei Wochen wurde nach mehreren Jahren des Untätigseins die Geschwindigkeit der Züge zwischen Niedersachswerfen und Nordhausen wieder von 70 auf 100 km/h heraufgesetzt. Doch damit ist es seit Freitag vergangener Woche schon wieder vorbei. Wegen einer Störung des Bahnübergangs „Am Schurzfell“ in Salza müssen alle Züge in beiden Richtungen anhalten und können erst nach Sicherung und Warnsignal weiterfahren. Die Verspätung in Richtung Nordhausen beträgt dadurch bis zu 5 Minuten, in Richtung Ellrich 2-3 Minuten.

„Es ist kaum noch nachvollziehbar, wie die Deutsche Bahn in solchen Fällen verfährt. Offenbar gibt es keine Ersatzteile, oder man ist nicht Willens oder in der Lage, diese schnell herbeizuschaffen. Derweil müssen sich Triebfahrzeugführer bis zu 36 Mal pro Tag äußerst vorsichtig verhalten und Kunden mit den Verspätungen leben“ merkt Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ an.

Die Initiative hat sich mit der Leitung des Harz-Weser-Netzes in Verbindung gesetzt und eine schnelle Behebung des Mangels gefordert. Sollte dies längere Zeit in Anspruch nehmen, verlangt „Höchste Eisenbahn“ die Sicherung des Überwegs durch einen Posten, damit zum einen die Verspätungsursache behoben und zum anderen kritische Situationen an der Straße vermieden werden.
Michael Reinboth

2. Bahnübergang in Nordhausen wurde durch Blitzschlag lahmgelegt (Stand: 10.07.07)

Nach Angaben des Harz-Weser-Netzes wurden am 02.07.2007 im Umfeld von Nordhausen mehrere Bahnübergänge durch Blitzschlag beschädigt. Die notwendigen Reparaturarbeiten hatten den Bestand an Ersatzteil-Baugruppen aufgebraucht. Daher konnte auf die nächste Störung vom 06.07.2007 nicht adäquat reagiert werden. Die Störung sollte im Laufe des heutigen Tages behoben werden.
Burkhard Breme

3. Neuer Radwanderweg zwischen Walkenried und Braunlage auch per Bus erreichbar (Stand: 10.07.07)

Zwar ist der neue Radwanderweg auf der Trasse der ehemaligen Südharzbahn zwischen Walkenried und Braunlage noch nicht offiziell eröffnet und beschildert, doch kann man ihn auf dem Abschnitt von Walkenried bis zur ehemaligen Haltestelle Kaiserweg bereits befahren und begehen. Von Kaiserweg bis Braunlage muß noch etwas improvisiert werden, doch auch hier fehlen nur einige hundert Meter, um die alte Trasse durchgängig erlebbar zu machen. Leider haben Holzfäll- und rückarbeiten gerade am Kaiserweg die Verbindung unterbrochen, und man muß ein kleines Stück auf die Straße ausweichen.

Wer von Walkenried nach Braunlage – oder umgekehrt – wandern oder Rad fahren will, der kann verschiedene Punkte des Weges auch mit dem Linienbus der Linie 455 Bad Sachsa – Braunlage erreichen. Die Mitnahme des Fahrrades im Bus ist kostenlos.

An folgenden Punkten kann man vom Linienbus auf den neuen Radwanderweg wechseln:

Walkenried Bahnhof täglich im 2-Stunden-Takt Wieda Süd bis Wieda Nord täglich, individueller Fahrplan Brunnenbachsmühle täglich 2-3 Mal bedient Braunlage Bahnhof täglich im 2-Stunden-Takt

Die Busse fahren zwischen Walkenried und Braunlage (über Zorge und Hohegeiß) an allen Tagen im 2-Stunden-Takt. Am Samstag wird zwischen 8 und 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen zwischen 10 und 18 Uhr gefahren. Wieda wird meistens mit Stichfahren von Bad Sachsa oder Walkenried bedient. An Samstagen wie an Sonn- und Feiertagen wird der Ort morgens, mittags und nachmittags von je 3 Fahrten angefahren. Die Brunnenbachsmühle wird ebenfalls täglich bedient, aber nur von einzelnen Fahren, die zwischen Hohegeiß und Braunlage den Umweg über die so genannte „Stahlhaistraße“ nehmen.

Da alle Züge der Südharzstrecke Fahrräder ebenfalls kostenlos mitnehmen, kann man bis Walkenried Bahnhof natürlich auch per Zug anreisen und dort auf den Bus umsteigen oder eben schon ab Walkenried den Drahtesel besteigen.

Die genauen Fahrzeiten können den Faltblättern der Linie 455, dem Fahrplanbuch Westharz oder den Aushängen an den Haltestellen entnommen oder bei der Firma Hahne in Hohegeiß erfragt werden. Wegen des beschränkten Platzes im Bus ist die Fahrradmitnahme bei größeren Gruppen nicht möglich.

Da die alte Südharzbahn, die von 1899 bis 1963 Walkenried mit Braunlage verband, ohne Zahnstange auskam, sind die Steigungen mäßig. Besonderer Anstrengungen bedarf es also nicht, etwas Ausdauer ist auf dem Weg nach oben aber schon erforderlich.

Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ bedankt sich bei den Initiatoren des neuen Weges und bei allen, die dessen Herrichtung ermöglicht haben – immerhin sind mehr als 40 Jahre Gras (und Bäume) über der Trasse gewachsen. Nun kann man aber wieder erkennen und erleben, wie überlegt unsere Vorfahren die Steigung zwischen Walkenried und Brau
Michael Reinboth

4. Aus Anlass der Einweihung des Radwanderweges zwischen Walkenried und Braunlage - Kurze Geschichte der „Südharzbahn“ Walkenried – Braunlage und Braunlage - Tanne (Stand: 10.07.07)

Die „Südharzbahn“ zwischen Walkenried und Braunlage und ihr Abzweig von Brunnenbachsmühle nach Tanne wurden im gleichen Jahr wie die Harzquerbahn, nämlich 1899, fertig gestellt. Im Unterschied zu dieser heute noch blühenden Strecke vollendete sich das Schicksal der meterspurigen Kleinbahn, die zu den Verkehrsbetrieben Bachstein gehörte, schon 1962, und ein Jahr später war die Strecke bereits abgebaut. Die Verbindung nach Tanne musste teilungsbedingt ihren Betrieb schon 1945 einstellen.

Die Südharzbahn war Teil des weitläufigen Schmalspurnetzes im Harz und wurde in Sorge auch direkt mit der Harzquerbahn verbunden, was zu ihrer Blütezeit den Übergang von Kurswagen von Braunlage zum Brocken möglich machte. Nicht zu vergessen ist allerdings auch ihre Bedeutung für die Wirtschaft im Südharz und um Braunlage: In Braunlage wurde immerhin über viele Jahre eine Verlängerung durch die Stadt bis zum Steinbruch am Wurmberg betrieben, und die Hüttenbetriebe in Wieda und Tanne waren bei der Zufuhr von Rohstoffen und der Abfuhr ihrer fertigen Produkte gleichfalls von der Südharzbahn abhängig. Die eigene wirtschaftliche Betätigung der Südharzbahn, der Betrieb eines Steinbruchs und die Herstellung von Schotter, währte allerdings nur wenige Jahre und endete schon vor dem ersten Weltkrieg. Im „Blumenberg“ bei Walkenried erinnert allerdings die Ruine des alten Schotterwerks noch heute an diese Zeit.

Überlegte Trassierung ermöglichte Anstieg ohne Zahnstange

Die Südharzbahn wurde so angelegt, dass sie auf der ganzen Länge, obwohl einige hundert Höhenmeter zu überwinden sind, ohne Spitzkehren und Zahnstange auskam. Um Höhe zu gewinnen, wurden insbesondere zwischen Wieda und der Haltestelle Kaiserweg Täler ausgefahren. Am spektakulärsten ist dies im Weinglastal bei Wieda zu beobachten, welches voll ausgefahren wird. Am hinteren Ende der Kehre befindet sich noch heute der alte Bahnhof Stöberhai. Wer heute mit dem Fahrrad durch das Weinglastal fährt, hat ein leichtes „Gotthard“-Gefühl, denn er sieht manche Punkte zwei Mal (allerdings nicht drei Mal wie die Kirche von Wassen). Aber auch zwischen dem Eselstieger Grund und dem Kaiserweg geht es noch mal in einer weiten Kurve nach oben. Der höchste Punkt der Strecke liegt übrigens an eben dieser alten Haltestelle. Von dort senkt sich die Strecke in das Tal des Brunnenbachs hinab, um ab dem ehemaligen Bahnhof Brunnenbachsmühle wieder etwas zu klettern, um die „Wasserscheide“ zwischen Brunnenbach und Bode zu überwinden.

Zwei Felseinschnitte zeugen heute noch von der Schwierigkeit, Kurven anzulegen, die einem bestimmten Mindestradius entsprachen: Einer unmittelbar am Bahnhof Stöberhai und einer am Eselstieger Grund.

Viele Bahnhöfe – einige davon sogar noch erhalten

Die Südharzbahn hatte viele Stationen, von denen einige bis heute überlebt haben: Das Empfangsgebäude von Walkenried steht noch, ebenso jenes von Wieda Mitte (am Kurhaus), der Bahnhof Stöberhai, heute eine idyllisch gelegene Gaststätte, die Brunnenbachsmühle (heute ein Schulheim der Forstverwaltung) und – leider etwas verkommen – der Bahnhof von Braunlage. Der alte Bahnhof Wiedaer Hütte ist heute unter Tennisplätzen verschwunden, ebenso die Haltestellenhäuser von Wieda Süd und Kaiserweg.

Wer aufmerksam den Radwanderweg beobachtet, der findet als weitere Reminiszenz an die Kleinbahn noch diverse massive Kilometersteine a la Bachstein mit dem herausgemeißelten Kreis für die Aufnahme der Kilometerangabe.

Reisen über den Harz waren „kreuz und quer“ möglich

Die Südharzbahn war an mehreren Punkten mit anderen Strecken verbunden, was ein Reisen nicht über quer über den Harz, sondern auch „kreuz“ oder besser schräg durch den Harz erlaubte. In Walkenried bestand die Verbindung zur Strecke Northeim – Nordhausen, in Sorge zur Harzquerbahn – mit eigenem Verbindungsgleis – und in Tanne wiederum zur Strecke Tanne – Blankenburg der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn. Auch diese ist im Abschnitt Tanne – Königshütte längst verschwunden – und in einen Radweg umgewandelt worden… Immerhin konnte man aber bis 1945 von Walkenried per Zug die eigene Kreisstadt Blankenburg nördlich des Harzes erreichen, danach nur noch die neue Kreisstadt Braunlage. In Walkenried und Tanne konnten normalspurige Güterwagen auf die Kleinbahn „umsteigen“, und zwar mittels so genannter Rollbockanlagen. Noch bis 1962 wurden derart, von einem Triebwagen gezogen, große DB-Güterwagen bis nach Braunlage gebracht.

Der Dampfbetrieb hielt sich auf der Südharzbahn zwar recht lange, doch wurden nach dem zweiten Weltkrieg die meisten Leistungen durch Triebwagen übernommen, von denen einer ein Eigenumbau der Verkehrsbetriebe Bachstein war und der andere eine moderne Neuanschaffung von MAN. Dieser Triebwagen existiert noch heute, und zwar bei der Härtsfeldbahn in Neresheim in Ostwürttemberg.

Wenige Unfälle – diese jedoch schlagzeilenträchtig

Die Südharzbahn hatte zeit ihres Bestehens nur wenige Unfälle zu vermelden. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auch wenig erstaunlich. Spektakulär waren allerdings zwei Zusammenstöße mit der gummibereiften Konkurrenz, einer mitten im Stadtgebiet von Braunlage und einer, der 1928 mehrere Todesopfer forderte, am Überweg der Straße nach Bad Sachsa, dort, wo sich heute der „Mönchswald“ befindet. Hier stieß ein Personenzug mit einem Reisebus mit Ausflüglern aus Wolfenbüttel zusammen. Ansonsten konnte man sich auch bei extremen Witterungsbedingungen, Schnee und Eis, auf die Südharzbahn verlassen.

Die Nachfolge traten Buslinien an

1962 wurde die Stilllegung der Südharzbahn nicht weiter tragisch genommen – Gedanken an Museumsbetrieb und touristische Attraktionen gab es seinerzeit noch nicht. In Wieda war man sicherlich froh, die Strecke aus der Ortsdurchfahrt heraus zu haben. Die Nachfolge trat zunächst die Buslinie Walkenried – Wieda – Braunlage an, die zeitweise sogar mit einem Gepäckanhänger verkehrte. Schon bald wurde aber auch sie ausgedünnt und ist heute bis auf die Stichstrecke Walkenried – Wieda verschwunden. Von Walkenried nach Braunlage verkehrt heute die Linie 455 über Zorge und Hohegeiß, dies allerdings deutlich häufiger als es früher die Südharzbahn tat, die es nie auf mehr als 5 Fahrtenpaare zwischen Walkenried und Braunlage und ebenso viele zwischen Braunlage und Tanne brachte. Immerhin: Im Abschnitt Brunnenbachsmühle – Braunlage waren damit täglich bis zu 20 Züge unterwegs – das muß schon kräftig gepfiffen und gebimmelt haben…
Michael Reinboth

5. Gescheiterte Tarifverhandlungen - Initiative zeigt sich betroffen und fordert mehr Besonnenheit (Stand: 19.07.07)

Arbeitskampf auf dem Rücken der Kunden: Das wird nicht gut gehen! - Gedanken eines vom Streik der Lokomotivführer Betroffenen

Eines vorab: Als Dritter über die Notwendigkeit eines Arbeitskampfes, über die Motive des Arbeitgebers und der Arbeitnehmer urteilen zu wollen, ist schwierig. Deswegen steht hier auch nicht der Arbeitskampf an sich zur Debatte, sondern die Art und Weise, wie er ausgetragen wird – auf dem Rücken der Kunden nämlich – und die Folgen, die dieser Arbeitskampf, wenn er noch länger anhalten wird, haben wird. Die könnten nämlich verheerend sein.

Was bei der letzten Streikaktion am Dienstag voriger Woche fallweise mit den Kunden getrieben wurde, die sich der Deutschen Bahn und ihren Zügen anvertraut haben, spottete jeder Beschreibung und grenzte zum Teil an Nötigung. In Hamburg, aber eben auch im uns benachbarten Wolkramshausen wurden Züge auf freier Strecke gestoppt und die Fahrgäste mehr als zwei Stunden eingesperrt. Das zeugt von einer Einstellung gegenüber dem Kunden, die in Bezug auf die Zukunft der Deutschen Bahn Regio nachdenklich stimmt. Schließlich ist es der Kunde, der für den größten Teil des Gehalts der Lokführer aufkommt und der hier in übler Form missachtet wird. Was, wenn diese Einstellung Schule macht? Was hätte es ausgemacht, noch einige hundert Meter weiter bis zur nächsten Station zu fahren? Genau: Dann hätte ein nicht streikender Kollege ja mit seinem Zug vorbei- oder weiterfahren können…

Aber abgesehen von diesen sehr bedauerlichen Einzelfällen, die – Streik hin, Streik her – für die Verursacher Konsequenzen haben müssen, weil man so in keinem Fall mit dem Kunden verfährt, der hier als Geisel eigener Interessen herhalten musste, droht mittelfristig noch eine ganz andere Gefahr.

Weite Teile des Netzes der DB dienen dem Regionalverkehr, der von den Ländern bzw. den dort geschaffenen Bestellorganisationen – wie der LNVG in Niedersachsen – bestellt und bezuschusst wird. Mehrere Milliarden Euro pro Jahr werden hierfür aufgewendet. Bestellt wird, damit gefahren wird, und nicht fürs Nichtfahren. Bund und Länder werden ihr Interesse an dieser Art des Nahverkehrs verlieren, wenn die Zahl der Fahrgäste aufgrund von Streiks sinkt. Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ bemüht sich seit mehr als 10 Jahren, die Sanierung der Strecken im Südharz voranzutreiben, mehr Züge auf die Strecke zu bekommen und hierdurch mehr Fahrgäste für die Bahn zu gewinnen, um eine Abbestellung und nachfolgende Stilllegung zu vermeiden. Anhaltende Arbeitskampfmaßnahmen werden die gerade gewonnenen Kunden wieder vertreiben. Mehr als 10 % neue Fahrgäste waren ein gutes Zeichen – sie und andere werden abwandern, wenn sie nicht mehr zuverlässig zur Arbeit kommen. Eltern werden nicht lange zusehen, wie ihre Kinder Schulstunden verpassen, weil ein Zug streikbedingt ausfällt – sie werden Busse fordern, die zuverlässig verkehren, weil sie nicht den Machtkämpfen der Herren Schell und Mehdorn dienen.

Ein anhaltender Streik könnte der Anfang vom Ende des Schienenverkehrs im ländlichen Raum sein. Im Fernverkehr wird nun der Ruf nach Fernbus-Konzessionen lauter werden. Zu Recht – Man möchte mobil bleiben, und wenn es die Bahn nicht möglich macht, muß es eben anders gehen.

Dort, wo das Interesse am Nahverkehr erhalten bleibt, werden die Bestellorganisationen immer öfter und mehr ausschreiben. Dort dürfte die DB Regio in Zukunft keine Chance mehr haben, der Kosten wegen, aber auch der Einstellung dem Kunden gegenüber wegen. Oder möchten Sie sich gern einem Lokführer anvertrauen, der sie einige Wochen zuvor eiskalt 2-3 Stunden auf freier Strecke abgestellt hat, ohne sich weiter um Sie zu kümmern?

Alles in allem gibt es bei diesem Arbeitskampf nur Verlierer: Die Bahn verliert Umsatz und Strecken, die Lokführer ihre Jobs und der ländliche Raum möglicherweise ein alternatives Verkehrsmittel. Damit gehört umweltfreundliche und nachhaltige Mobilität dort der Vergangenheit an.

Aber daran denkt in der Verbissenheit des Machtkampfs von den handelnden Akteuren wohl eher niemand. Und so wird in wenigen Wochen eingerissen, was über Jahre an Vertrauen aufgebaut worden ist. Gedanklich hat sich Herr Schell aber vom Schienenverkehr wohl schon verabschiedet – wie anders ist es zu erklären, daß er Lohnzuwachs in Form von Tankfüllungen (!) errechnet und dies per Rundfunkinterview auch noch verbreitet? Von Monatskarten hat er nicht gesprochen…

Die Akteure von „Höchste Eisenbahn“, die bis vor wenigen Wochen noch um das Rückgängigmachen von Zugstreichungen gekämpft haben, stehen fassungslos vor diesem Arbeitskampf und seinen Folgen. Alles umsonst, weil bei der Bahn inzwischen Gewerkschaften gegeneinander antreten. So haben wir uns die Förderung des Nahverkehrs im Südharz ganz und gar nicht vorgestellt.

Dies meint ganz privat ein sehr nachdenklich gewordener

Michael Reinboth

6. Tarifverhandlungen der Lokführer - Auswirkungen eventueller Streiks im Harz-Weser-Netz eher gering
Antwort auf den Artikel von Herrn Michael Reinboth
(Stand: 21.07.07)

Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte - liebe Kunden!

Mein Name ist Torsten Bergmann. Ich bin seit der Gründungsversammlung der Initiative Höchste Eisenbahn für den Südharz Mitglied der Initiative. Ich habe mich noch vor Gründung der Initiative zusammen mit meinen Northeimer Lokführerkollegen für den Bau eines Haltepunktes an der Mühlentorkreuzung in Northeim eingesetzt.

Harz-Weser-Bahn
Auch habe ich in Eigeninitiative eine Broschüre "Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten entlang der Harz-Weser Bahn" erstellt und im Internet veröffentlich und betreibe seitdem die Homepage "www.harz- weser-bahn.de" . Dabei habe ich erstmals den Namen "Harz-Weser-Bahn" verwendet. Ich bin seit nunmehr zwanzig Jahren Lokführer, angefangen 1981 beim Bahnbetriebswerk Göttingen als Maschinenschlosser Lehrling. Mein Herz hängt an der Bahn, wie sie war und wie sie ist. Im Februar 1998 wählten mich meine Kollegen zum Ortsgruppenvorsitzenden der GDL Ortsgruppe Northeim.

Verhaltensrichtlinien der GDL
Ich kann Ihnen versichern, dass die Verhaltensrichtlinien der GDL zum Arbeitskampf für das Fahrpersonal nicht zulassen das mit Personen besetzte Züge auf freier Strecke bestreikt werden! Wenn ein Personenzug wegen bestreikter Züge nicht in einen Bahnhof einfahren kann, wird ein Gleis geräumt, so das der Zug von der freien Strecke in den Bahnhof einfahren kann. Wenn, wie in Hamburg geschehen Reisende aussteigen und deshalb zu deren Sicherheit der Strom abgeschaltet werden muß, können natürlich keine Gleise geräumt werden. Zu dem von Herrn Reinboth genannten Fall in Wolkramshausen ist mir leider nichts bekannt.
Zitat aus den Verhaltensrichtlinien der GDL zum Arbeitskampf für das Fahrpersonal: Wenn Ihr Euch zu Beginn des Arbeitskampfes mit dem Zug auf freier Strecke befindet, fahrt – soweit betrieblich möglich – (...) mit Reisezügen bis zum nächsten Bahnhof, Bahnsteig, Haltepunkt weiter (möglichst nicht in Tunneln und auf Brücken halten). Beteiligt Euch erst dann an der Arbeitskampfmaßnahme. Schlusssatz: Die Sicherheit der Reisenden ist oberstes Gebot und muss ständig gewährleistet sein. Vor allem ist darauf zu achten, dass das Aussteigen auf freier Strecke unterbleibt.

Etwas zur Geschichte dieser Tarifauseinandersetzung
Im Jahr 2003 hatte die Transnet mit der Bahn einen Tarifvertrag ausgehandelt und bereits unterschrieben, die den Lok- und Zugführern, und nur denen, Mehrarbeit bis zu 18 Schichten im Jahr gebracht hätten. Den Lok- und Zugführern erklärt man, das diene der Sanierung des Unternehmens. Ein Warnstreik gegen diesen Tarifabschluss der Transnet, an dem sich die Transnet auch beteiligte (?) konnte den Arbeitgeber zum Einlenken bewegen. Damals wurde, damit nicht andere über die Köpfe der Lokführer entscheiden (immerhin organisiert die GDL ca. 80% der Lokführer), erstmals von der GDL ein Spartentarifvertrag gefordert. Leider lies sich das damals nicht durchsetzen. Im Mai letzten Jahres wurde auf der Generalversammlung der GDL in Fulda beschlossen für die Lok- und Zugführer einen eigenen Tarifvertrag zu fordern. Der Arbeitgeber reagierte im Dezember 2006 mit einer Feststellungsklage gegen die GDL ohne das Einzelheiten zu den Forderungen im Tarifvertrag bekannt waren. Im März wurde dann dem Arbeitgeber ein Entwurf dieses Tarifvertrages übergeben mit der Aufforderung mit der GDL darüber zu verhandeln. Zu einem "Gespräch" war der Arbeitgeber aber erst nach dem ersten Warnstreik bereit. Ich hatte die kleine Hoffnung das nach den Gesprächen am 19. Juli weitere Verhandlungen folgen würden. Aber leider kommt der Arbeitgeber uns kein Stück entgegen. Verhandlungsangebote waren bis heute nur Lippenbekenntnisse.

Tarifvertrag für Fahrpersonal
Vor allem fordern wir einen eigenen Tarifvertrag, wie auch immer der später heißen mag. Ziel ist das die Lok- und Zugführer über ihre eigenen Angelegenheiten selber mit dem Arbeitgeber verhandeln können. Für die Lokführer fordern wir ein Anfangsgehalt von 2500,- € (Zugbegleiter 2180,- €), brutto wohlgemerkt, das nach Konzernzugehörigkeit und Berufserfahrung steigt und nach 30 Jahren 2999,74 € (Zugbegleiter 2615,78,- €) beträgt. In diesen Beträgen wäre ein Teil der heute extra gezahlten Zulagen bereits enthalten. Berücksichtigten muss man auch die Lohnentwicklung der letzen 12 Jahre und die verlängerten Arbeitszeiten. So kommt man auf eine Reallohnentwichlung von minus 10% seit der Privatisierung. Die im Newsletter 411. erwähnte Tankfüllung ist für das Fahrpersonal eine praktikable Rechengröße. Bei unseren Arbeitszeiten ist ein erreichen des Arbeitsplatzes mit dem Zug bei den meisten Schichten ausgeschlossen. Von den 21 in Northeim von Mo-Fr zu fahrenden Schichten fangen 10 Schichten zwischen 3.03 und 5.33 Uhr an und 7 enden zwischen 21.16 und 1.12 Uhr. Das heißt gerade einmal 4 Schichten können von einem Kollegen der an der Strecke nach Nordhausen wohnt mit dem Zug erreicht werden. Zu allen anderen braucht man den Pkw. Aus anderen Richtungen sieht es ähnlich aus.

Wie wird es weitergehen
So wie es zur Zeit aussieht wird es leider zu weiteren Streiks kommen. Natürlich wird das die Kunden treffen. Aber wie sollte ein Lokführer sonst streiken? Am Potsdamer Platz demonstrieren dürfte Herrn Mehdorn nur ein müdes Lächeln entlocken. Die beiden bisherigen Warnstreiks wurden, wegen der Kunden, 24 Stunden vorher angekündigt. Der zweite Streik wurde in die Zeit von 8-11 Uhr gelegt um Pendlern die Möglichkeit zu geben zur Arbeit zu kommen.
Im Harz Weser Netz, besonders in Northeim, Kreiensen und Ottbergen ist die Zahl der nicht beamteten Lokführer äußerst gering, so das hier die Auswirkungen eines Streiks gering waren und auch bleiben werden.

Der Weg für die GDL in der nächsten Zeit wird schwer. Mehdorn und Transnet-Chef Hansen (der Mehdorn so wunderbar bei seinen Börsenplänen unterstützt) werden eine Hetzkampagne gegen die GDL führen und versuchen die Öffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen. Schwarzmalerei und einseitige Berichterstattung scheint hier ein Weg zu sein. Der GDL bleibt nur durchzuhalten.

Ich hoffe bei unserer Kundschaft, besonders bei unseren "Stammkunden" in der nächsten Zeit auf ein wenig Verständnis. Vielleicht kommt doch noch ein verhandelbares Angebot von der Bahn, dann bleibt alles friedlich. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Torsten Bergmann
Ortsgruppenvorsitzender der GDL Ortsgruppe Northeim
torstenbergmann@gmx.de

7. Ab Dezember zurück in die Zukunft - Fahrplan 2006 wird 2008 wieder gefahren (Stand: 25.07.07)

Dank des 15-Millionen-Ausgleichs des Landes Niedersachsen für die fehlenden Regionalisierungsmittel des Bundes können einige der Abbestellungen des letzten Fahrplans 2007 ab 9. Dezember 2007 für das Fahrplanjahr 2008 wieder rückgängig gemacht werden. Andere, zunächst angekündigte Einschränkungen unterbleiben.

Hiervon sind die beiden Bahnstrecken im Südharz positiv betroffen. Auf der Strecke Göttingen – Northeim – Nordhausen wird der heutige Fahrplan unverändert beibehalten, und auf der Strecke Herzberg – Seesen – Braunschweig werden die heute am Samstag in Gittelde endenden und beginnenden Züge wieder bis und ab Braunschweig fahren, so dass am Samstag bis 14 Uhr der Stundentakt zwischen dem Südharz und Braunschweig wieder hergestellt wird. Hier fehlt zwar noch das letzte „ok“ der DB Netz, doch geht man bei der LNVG davon aus, dass der Fahrplan auch auf dieser Strecke wieder so angeboten werden kann wie 2006.

Es bleibt allerdings bei der linienreinen Führung der Züge, zu dem 2006 angebotenen Tausch der Linien kommt es nicht wieder. „Linienrein“ bedeutet, dass die Züge vollständig auf den Laufwegen Göttingen – Nordhausen und zurück sowie Herzberg – Braunschweig und zurück fahren. Das Angebot ist hierdurch gut merkbar, allerdings ist aus dem östlichen Kreis Osterode nach Braunschweig immer ein Umsteigen in Herzberg vonnöten.

„Wir freuen uns, dass es gelungen ist, den alten Fahrplan wieder zu bekommen, und bedanken uns bei allen, die mitgeholfen haben, das Land Niedersachsen von der Notwendigkeit eines Teilausgleichs der Regionalisierungsmittel zu überzeugen“ meint Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“. Die Initiative geht auch davon aus, dass es zu einer verbesserten Neuauflage des Fahrplansbuchs Westharz kommt – für die Kunden im Südharz mithin überwiegend gute Kunde.

Zwischen Nordhausen und Erfurt sowie Nordhausen und Halle sind keine Abbestellungen geplant, was bedeutet, dass die bewährten stündlichen Verbindungen nach Mitteldeutschland über Nordhausen beibehalten werden. Die IC-Übergänge in Northeim bleiben ebenfalls erhalten. In den Solling und nach Ottbergen geht es ab Northeim zwar alle 2 Stunden weiter, doch muß hier wegen der Bevorzugung der Göttinger Linie nun immer in Bodenfelde umgestiegen werden. „Höchste Eisenbahn“ sieht hierdurch die Sollingbahn als „klar geschwächt“ an.
Michael Reinboth

8. Tarifstreit der Lokführer - Bedrohung der Kunden ist keine Lösung  (Stand: 26.07.07)

Frau Suckale, Verhandlungsführerin der Deutschen Bahn im Konflikt mit den Lokführern, greift zum äußersten Mittel: Sie droht mit Preiserhöhungen, sollten die Lokführer sich durchsetzen.

Abgesehen davon, dass die meisten Fahrpreise inzwischen außerhalb der Deutschen Bahn entschieden werden, nämlich in den vielen Verkehrsverbünden, ist es absolut unverständlich, den vom Streik wirklich Betroffenen, nämlich den Kunden der Bahn, die tagtäglich auf dieses Verkehrsmittel angewiesen sind – und zu denen Frau Suckale dank eines Firmenwagens nicht gehört – auch noch zu drohen, dass es für sie teurer wird, weil man sich konzernintern nicht einigen kann.

Dies zeigt, auf welches Niveau der Streit um den Streik inzwischen abgeglitten ist. Der Kunde wird allenfalls noch am Rande erwähnt, beiden Seiten geht es ums Prinzip.

Um es ganz klar festzuhalten: Das Gehalt der Lokführer wird nicht von Frau Suckale aufgebracht, sondern von den vielen Kunden, welche die Bahn im Personen- und Güterverkehr hat. Und – jedenfalls für den Nahverkehr – von der öffentlichen Hand in Form von Regionalisierungsmitteln.

Auf die Drohung mit Preiserhöhung kann es insoweit nur eine Antwort geben: Es muß mehr Wettbewerb her.
Michael Reinboth

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