News ab 01.01.04

1. ÖPNV im Harz: Nordharzer Fahrplan tilgt den Südharz von der Landkarte (Stand: 04.01.04)

„Ich erinnere mich noch gut an Landkarten, die mir mein Onkel in Nordhausen zu DDR-Zeiten zeigte. Da war der Westharz ein großer weißer Fleck. Offenbar ist diese Denke jetzt beim Zweckverband Großraum Braunschweig mit dessen Verbundtarif Region Braunschweig (VRB) eingezogen, denn dort hat man den Südharz radikal aus den Fahrplänen getilgt. Es gibt ihn nicht mehr – weder in Linien- noch in Anschlussform“ kann Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ seinen Zorn über diesen abermaligen Rückschlag in der gemeinsamen Vermarktung des Harzes nicht verbergen.

Der frühere Fahrplan HARZ des Kreises Goslar wurde zum 14.12. durch eine Teilausgabe Goslar des VRB ersetzt. Und hierbei wurden alle Hinweise auf weiterführende Fahrten in den Südharz getilgt. Für den VRB endet der Harz in St Andreasberg – ohne Anschlüsse nach Bad Lauterberg und Scharzfeld – und Hohegeiß – ohne Anschlüsse nach Walkenried und Bad Sachsa.

„Dies schwächt zum einen die Busverbindungen und zum anderen auch die Südharzstrecke, denn es wird Reisenden aus Braunlage nun vorgegaukelt, dass ihnen nach Göttingen nur der Weg über Bad Harzburg und Kreiensen bleibt, obgleich der über Walkenried kürzer und billiger ist“ führt Reinboth weiter aus. Seitens der Initiative hat man reagiert und der Kurverwaltung Braunlage spontan einen „Kleinen Südharzer“ übersandt – in diesem von der Initiative herausgegebenen Plan fehlen nämlich weder die Verbindungen über St Andreasberg noch die über Hohegeiß.

„Es kann aber doch nicht Aufgabe einer Initiative sein, Versäumnisse der Zweckverbände in Braunschweig (ZGB) und Göttingen (ZVSN) zu reparieren. Der ZGB muss jedenfalls umgehend ein Ergänzungsheft auflegen, welches die genannten Fahrpläne enthält“ fordert Reinboth.

Michael Reinboth

 

2. Initiative will Besteller, Politiker und Öffentlichkeit mobilisieren - Frühjahrstreffen am 21.02.04 in Scharzfeld (Stand: 05.01.04)

Wegen der seit dem Fahrplanwechsel herrschenden Zustände auf der Südharzstrecke will die Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" die Besteller der Züge - das sind die Nahverkehrsgesellschaften in Hannover und Erfurt - sowie die verantwortlichen Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker und nicht zuletzt die Öffentlichkeit im Südharz mobilisieren.

"Herr Dr. Gorka von der LNVG Niedersachsen sah bis vor kurzem noch keinen Handlungsbedarf im Südharz. Wenn er jetzt nicht gegeben ist, wann dann?" fragt Michael Reinboth, einer der Sprecher der seit vielen Jahren für den Erhalt und den Ausbau der Strecke kämpfenden Südharzer. "Uns wird aus Hannover immer wieder die nicht allzu gute Nutzung der Züge vorgehalten, obgleich es ja unter anderem Aufgabe der LNVG ist, für mehr Fahrgäste zu sorgen. Wie, so fragen wir, sollen denn mehr Kunden gewonnen werden, wenn die Züge langsamer und unpünktlicher werden?"

Die LNVG habe, so Reinboth weiter, in vielen eher ländlichen Regionen durchaus für neue Impulse gesorgt. Dann seien auch die Kunden gekommen. Nur im Südosten von Niedersachsen sei bislang nichts passiert. "Wir erwarten von der LNVG endlich Aktionen und Programme zugunsten unserer Region, die Ihre Bahnstrecken genau so braucht wie Südoldenburg, Ostfriesland oder der Landstrich um Rinteln" fordert Reinboth die LNVG zum Handeln auf. "Kurzfristig müssen zunächst einmal die bahnseitig zugesagten, nun aber offenbar auf die lange Bank geschobenen Investitionen um Walkenried und Scharzfeld durchgesetzt werden" meint Reinboth und spielt dabei auf die im Netz - offenbar vollkommen unabgestimmt mit den Fahrplanern - ausgelösten neuen 30 km/h-Abschnitte an. "Wenn das Aufstellen neuer Geschwindigkeitstafeln die einzige Aktivität der DB Netz im Jahr 2004 bleibt, dann können wir uns langfristig von der Südharzstrecke wohl verabschieden - und damit von einer Bahnlinie, die werktäglich von mehr als 2.500 Kunden genutzt wird und die auch für den Tourismus im Südharz bedeutsam ist. Anderswo wurden inzwischen Strecken mit lediglich einigen hundert Kunden auf Vordermann gebracht - aber mit uns Südharzern kann man es ja offenbar machen" so der sichtlich erboste Reinboth weiter.

Von "skandalösen Zuständen" im Schienenverkehr in Nordthüringen spricht inzwischen offiziell die Nahverkehrsgesellschaft Thüringen (NVS) in Erfurt. In einem Schreiben an die Initiative listet sie die rund um Nordhausen vorhandenen Schwachstellen auf. Besonders die Strecke nach Kassel - einst ein Vorzeigeprojekt der deutschen Einheit - ist hiervon betroffen. "Gut klappt es vor allem auf der Strecke nach Ilfeld - und die gehört der Harzer Schmalspurbahn…." kommentiert Reinboth bitter.

Mit vorläufigen Maßnahmen versucht die DB immerhin inzwischen, die Anschlüsse für die Kunden in Northeim sicherzustellen. Dies geht aber zu Lasten der Fahrzeit nach Nordhausen.

Aktionen erwartet "Höchste Eisenbahn" auch von den für den Südharz zuständigen Abgeordneten des Bundestages und der Landtage. Die MdB und MdL der Region sowie der aus Nordhausen kommende Landesminister Dr. Zeh erhalten in diesen Tagen Post von der Initiative. "Einige müssten sich aber selbst von der Bahn auf den Arm genommen fühlen, denn zum Beispiel wurden auf der Fahrt mit MdB Fischer und MdL Seeringer Pläne vorgelegt, die nunmehr offenbar in den Schubladen verschwunden sind."

Schließlich müssen nach Auffassung von "Höchste Eisenbahn" auch die Kommunalpolitiker und hier vor allem die Landräte und Bürgermeister wieder ran. "Hier hat man sich in den letzten Jahren ja wirklich vielfach bemüht. Aber man muss erkennen, dass nur der die Nase vorn hat, der den Mittel verwaltenden Stellen ständig auf die Bude rückt. Das gilt auch für uns selbst, denn wir haben nach den letzten Zusagen ebenfalls geglaubt, einmal durchatmen zu können. Aber genau hierauf scheint man bei der Bahn nur gewartet zu haben." Die Durchsetzung der vollständigen Sanierung der Südharzstrecke muss, so Michael Reinboth abschließend, ein ebensolcher Dauerbrenner werden wie die Entlastung von Barbis. Denn der Südharz brauche auch eine leistungsfähige Schienenanbindung.

Am 21. Februar 2004 will "Höchste Eisenbahn" in Scharzfeld ab 13.30 Uhr im Hotel Thiele (gegenüber dem Bahnhof) weitere Aktionen beraten und auf den Weg bringen.

Michael Reinboth

3. Verschlechterungen auf Südharzstrecke - Initiative wendet sich erneut an die Landesnahverkehrsgesellschaft in Hannover (Stand: 05.01.04)

"Die Landesnahverkehrsgesellschaft als Besteller der Züge im Südharz muss endlich tätig werden und der Bahn die gelbe Karte zeigen. Wenn man die Absicht hegt, das Netz in Südniedersachsen dauerhaft durch die DB Regio betreiben zu lassen, dann müssen seitens der Bahn Taten folgen. Was wir jetzt sehen, ist absolut kontraproduktiv." Michael Reinboth von "Höchste Eisenbahn" hat sich erneut an Dr. Gorka von der LNVG gewandt und in einem weiteren Schreiben die seit dem Fahrplanwechsel am 14.12. herrschenden Zustände auf der Strecke Northeim - Nordhausen geschildert.

Anschlüsse gefährdet oder weg

Die gut gemeinte Maßnahme, angesichts neuer Langsamfahrstellen die Regionalexpresse sich in Walkenried statt in Ellrich begegnen zu lassen, führt zwar dazu, dass der nach Northeim fahrende RE die Rhumestadt‚ nur' mit 3 Minuten Verspätung erreicht und damit der Anschluss an den IC nach Göttingen gerade noch herstellt (der IC nach Hannover wird wegen des zehnminütigen Übergangs immer geschafft), dafür aber erhält der RE nach Nordhausen nun quasi planmäßig 10 Minuten Verspätung. Das reicht zwar für den Anschluss nach Halle, aber der beliebte Übergang zur Harzer Schmalspurbahn in Niedersachswerfen ist einstweilen dahin.

Mehr noch: Durch die Verspätung ist in Herzberg auch der Anschluss vom RE an den Linienbus nach Osterode in Frage gestellt. Auf jeden Fall muss man die Beine in die Hand nehmen.

DB Netz arbeitet weiterhin nicht mit anderen Stellen zusammen!

"Über die mangelnde Zusammenarbeit von DB Netz und DB Regio könnte man an sich lachen, wenn es nicht so negative Folgen für den Südharz hätte" ergänzt Reinboth. Denn just in dem Moment, wo DB Netz - wider alle Zusagen gegenüber den Südharzer Politikern - neue Langsamfahrstellen einrichtet, verbummelt DB Regio den Regionalexpress nach Nordhausen um mehrere Minuten, die nun fehlen, um Ellrich rechtzeitig erreichen zu können. Die Folge: 10 Minuten Standzeit in Walkenried, nur um den Gegenzug leidlich pünktlich durchzuschleusen.

Hintergrund: Bereits im Frühjahr 2002 wies unsere Initiative anlässlich der Walkenrieder Konferenz auf die mangelnde Zusammenarbeit zwischen DB Netz und den anderen Stellen hin und erhielt dafür auch Unterstützung aus dem Teilnehmerkreis.
Der Konzernbevollmächtigte Meyer sicherte seinerzeit Besserung zu! (Burkhard Breme)

Zu einer leichten Fahrplankorrektur, die bis zur Durchführung der Bauarbeiten Ordnung schaffen könnte, kann man sich bahnseitig offenbar aber nicht durchringen. "Das macht ja Arbeit" kommentiert Reinboth, der der LNVG vorgeschlagen hat, den RE ab Nordhausen 1 Minute eher abfahren zu lassen und ihn bis Ellrich um weitere 2 Minuten zu beschleunigen sowie auf die Standzeit in Ellrich von 2 Minuten zu verzichten. Dann könnte dieser Zug Walkenried 5 Minuten früher erreichen. Er wäre in Northeim wieder pünktlich, der andere Zug hätte in Nordhausen kaum noch Verspätung.

In Thüringen: Tempo 70 auf für 100 ausgebauter Strecke

Fatal wirkt sich nach Meinung der Initiative nun auch aus, dass man im östlichen Bereich auf total saniertem Gleis wegen "irgendwelcher Verwaltungsvorgänge" (Reinboth) statt 100 nur 70 fährt und damit 2-3 Minuten wichtige Fahrzeit verschenkt. "Es ist ein Skandal und zeugt vom leichtfertigen Umgang der DB Netz mit ihrem Geld, wenn über ein Jahr nach Abschluss der Arbeiten zwischen Ellrich und Woffleben auf 5 km Länge nur 70 statt 100 gefahren wird, obwohl alles fertig ist. Und in Salza bekommen sie einen Bahnübergang seit Monaten nicht in den Griff, was auch dort zu 70 statt 100 führt" erregt sich der Sprecher über die Machenschaften der Bahn.

Initiative: LNVG muss Druck machen

Höchste Eisenbahn fordert von der LNVG, jetzt in ihrer Eigenschaft als Besteller der Zugleistungen bei DB Regio "Druck zu machen", um schnellstmöglich zu Bauarbeiten und zu planmäßigen Fahrplanzuständen zurückkehren zu können.

Michael Reinboth

 

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