01.04.2003

Special zum 4. VSN Geburtstag:
+++ Fahrpreiserhöhung trotz eingesparter Gelder beim IR Wegfall +++
+++ Weitere Auflösungserscheinungen --> Durchtarifierungsvertrag gekündigt +++
+++ Initiative fordert einen Neuanfang mit normalen Preisen und besserem Angebot! +++
 

Der teuerste Verkehrsverbund Deutschlands, welcher zugleich das schlechteste ÖPNV-Angebot bietet, zeigt weitere Auflösungserscheinungen. 

Der Durchtarifierungsvertrag, welcher das Umsteigen ohne weiteren Fahrkartenkauf zwischen den einzelnen Verkehrsunternehmen regelt, wurde zum Ende 2003 gekündigt. Damit fällt die elementare Grundlage eines jeden Verkehrsverbundes weg. 

Schon zu Jahresbeginn wurde den Bewohnern aus Harz und Solling der Vorteil des Umsteigens ohne weiteren Fahrkartenkauf in Göttingen zur Hälfte genommen. 
Reisende, die mit dem teuer bezahlten IC von Northeim nach Göttingen fahren müssen, haben ihre Verbundkarte ja nur bis Northeim gelöst und die extra gelöste IC-Fahrkarte gilt nun mal nicht in den VSN Bussen. Hier muss nochmals gelöst werden. 
Dies gilt natürlich auch für Göttinger die nach Northeim fahren und alle anderen Reisenden, die den IC nutzen müssen. 

Dies soll aber nicht heißen, dass alle Reisenden in Göttingen gerne Umsteigen, sondern, dass der ÖPNV im Vergleich zum Auto unter diesen widrigen Zuständen keine Chance hat. 

Der VSN kann und will hierzu keine Alternativen bieten: Durch die Einführung des IC sind die 70.000 € Zuschuss für den IR weggefallen. Anstatt das Leistungsangebot zu verbessern ist das Geld auf Nimmerwiedersehen im VSN Säckel verschwunden. 

Hier fordert die Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" endlich einen Neuanfang unter anderen Rahmenbedingungen nach dem Vorbild vom Verbundtarif Region Braunschweig (VRB). 

Am besten wäre eine Eingliederung in den VRB, dann könnten die eingesparten Gelder des Zweckverbandes in Göttingen gleich für Fahrpreissenkungen genutzt werden. 

Hierdurch würde der ÖPNV auch endlich in Südniedersachsen attraktiver und mehr Reisende würden Busse und Bahnen nutzen!

Entwicklung des ÖPNV seit Bestehen des VSN 

Angebotsentwicklung Zahlreiche Rückschritte im Omnibusnetz 

Auch einige Fortschritte im Omnibusverkehr sind zu verzeichnen 

Seit Jahren vorhandene Mängel wurden im Kreis Osterode nicht abgestellt

Das Angebot im Kreis Osterode am Harz leidet an einigen abstellbaren und für die Nachfrage vermutlich wirksamen Mängeln. Auf diese wird seit Jahren hingewiesen, ohne dass Fortschritte erkennbar geworden wären. 

Einige seien hier genannt: 

a) Die Kreisstadt Osterode am Harz ist für Berufspendler und Lehrlinge aus Richtung Bad Lauterberg, Bad Sachsa, Walkenried und dem Kreis Nordhausen in einer ganz entscheidenden Stunde - nämlich zwischen 6 und 7 Uhr - nicht erreichbar. Auf diesen eklatanten Mangel wurde und wird immer wieder hingewiesen. Zweifellos leidet die Attraktivität des ansonsten vorhandenen Stundentakts darunter, dass ein nicht unerheblicher Personenkreis von der Nutzung morgens ausgeschlossen bleibt. 

b) Bad Grund ist an die Züge der Westharzstrecke, die in Gittelde kreuzen (also idealerweise mit einer Fahrt für beide Richtungen erschließbar wären) trotz vorhandener Möglichkeiten mittels Fahrten der RBB bzw. des Kreisverkehrsbetriebes nicht angebunden. 

c) Die Züge der Südharzstrecke kreuzen wiederum nicht am logisch richtigen Punkt in Walkenried, sondern in Ellrich, was die Verknüpfung zwischen Bus und Zug sowohl in Walkenried als auch in Bad Sachsa teilweise scheitern lässt. 

Mobilitätsstatistik im Landkreis Osterode - dünnstes ÖPNV Angebot in der Region (Stand 01.12.2002) 

Die Mobilität ist mit dem derzeitigen ÖPNV im Kreis Osterode auch im Vergleich zu anderen Harzlandkreisen stark eingeschränkt. Dies ergab eine Untersuchung der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz", die anlässlich fehlender Verbesserungen im Nahverkehrsplan-Entwurf 2003 durchgeführt wurde. 

So hinken die Anbindungsqualitäten der Orte im Landkreis Osterode weit hinter denen der Nachbarlandkreise her. Das Schlusslicht bildet dabei ausgerechnet das Kneipp-Heilbad Bad Lauterberg, welches sich harzweit zu den Tourismusmagneten zählen kann. Während an Sonntagen im Südharzer Bad Lauterberg nur 13 An- bzw. Abreisemöglichkeiten existieren, stehen der Bevölkerung und den Touristen des Nordharzer Ortes Bad Harzburg mehr als 90 An- bzw. Abreisemöglichkeiten zur Verfügung. Der Sprecher der Initiative Burkhard Breme forderte in diesem Zusammenhang die Wiedereinrichtung einer durchgehenden Buslinie von Bad Lauterberg nach Braunlage und verbesserte ÖPNV Anbindungen an die Kreisstadt Osterode. 

In Anbetracht der vielen Möglichkeiten, den ÖPNV auch finanziell zu gestalten - Ausschreibung von Buslinien, Genehmigungswettbewerb, aber auch Umschichtung von Mitteln des RegG und des NNVG vom Ballungsraum Hannover in die Fläche - sind mit der Verbesserung von Anschlüssen und der Verlängerung von Buslinien keineswegs automatisch höhere Kosten verbunden. Außerdem ist zu fragen, welche Erfolge der mit einer nicht unerheblichen Ausstattung versehene Zweckverband bisher vorzuweisen hat. Er ist ja wohl kaum geschaffen worden, um den ÖPNV in der Fläche zu verschlechtern. Allgemein ausgedrückt heißt das: · eine "Entwicklung" des Busverkehrs hat leider nicht stattgefunden · Andere Verbünde wie der VRB können hingegen Zuwächse verzeichnen! Das erklärte Ziel des Zweckverbandes die Nachfrage zu erhöhen und das Angebot zu verbessern scheiterte!

Stadtverkehre wurden nicht berücksichtigt! 
Datenbasis: Einwohner: meinestadt.de 
Übernachtungen: HVV 2000 
ÖPNV: Hafas, diverse Kursbücher 
Stand: 01.12.2002

Tarifentwicklung

Wie teuer ist der VSN ? - Ein Vergleich der Fahrpreise und Fahrpreisstrukturen in der Nachbarschaft 
Stand: Herbst 2002 

Wann immer die Aussage "Der VSN ist teurer als andere Verbünde" kommt, wird von schiefen Vergleichen und anderem gesprochen. 

Die Initiative" Höchste Eisenbahn für en Südharz" wollte es einmal genauer wissen und hat aus den aktuellen Fahrplänen bzw. Broschüren des VSN, 
des Verbundtarifs Großraum Braunschweig (VRB), 
des BVN im Kreis Nordhausen, 
des VGS in den Kreisen Sangerhausen, Mansfelder Land und Aschersleben sowie
der VTO in den Kreisen Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg 
die Preise für vergleichbare Relationen ermittelt. 

Hierbei stand nicht das System (Zahl der Waben usw.), sondern die Vergleichbarkeit der Strukturen im Vordergrund. 

Verbundgröße und Tarife

Das Verbundgebiet des VSN umfasst 3000 qkm, das Verbundgebiet des VRB umfasst 5000 qkm. Die Monatskarte des VSN kostet aktuell (01.04.2003) 143 EUR und ist damit -bei deutlich schlechterem Leistungsangebot- 43,50 EUR teurer als beim VRB. 

Die Monatskarte des VSN dürfte auf die Fläche des VRB bezogen demnach statt 143 EUR nur 59,70 EUR kosten und es müsste eine gleichzeitige Verbesserung des Leistungsangebotes einhergehen! 

Weitere Tarifmängel, die in vier Jahren nicht behoben wurden: 

Fazit: In allen untersuchten Verbundregionen ist die Mobilität preisgünstiger, selbst wenn für den Stadtverkehr ein Aufpreis zu entrichten ist. Die Aussage, dass wir in einem hochpreisigen Verbundgebiet leben (müssen), hat insoweit also durchaus weiter Bestand. 
Dies sollte z.B. die LNVG bei der Bewertung von Fahrgastzahlen keineswegs außer acht lassen. 
Die Behauptung, dass im VSN die weit reisenden Pendler sehr gut wegkommen, muss vor dem Hintergrund der Preise im VRB ebenfalls relativiert werden. 

Im Vergleich zum VRB ist die Monatskarte umgerechnet 2,4mal so teuer! 
Im VRB existieren die genannten Tarifmankos nicht! 
Die Tourismusregionen Harz-Solling-Weser ist besonders vom schlechten Tarifmodell betroffen!

Öffentlichkeitsarbeit 

Präsenz 

Die Präsenz des VSN völlig ungenügend. 
Immer wieder wird unsere Initiative erstaunt angesehen, wenn wir auf das "stündliche Angebot" auf der Südharzstrecke und punktuell ja auch noch passable Busangebot hinweisen. "Davon wissen wir nichts" ist eine gängige Antwort. Da dies auch Beherbergungsbetriebe betrifft, können Urlauber und Kurgäste natürlich auch nichts wissen oder erfahren.

Das ÖPNV-Angebot muss unter die Leute gebracht werden. Hier engagiert sich der VSN entschieden zu wenig:

a) Beim Fahrplan - dem "Katalog" des ÖPNV! - wird eine extrem passive Haltung eingenommen. Die grundverkehrte Einstellung ist die, dass man an diesem auch noch verdienen sollte. 
Im Nachbarkreis Nordhausen geht es da ganz anders zu: Die Fahrpläne werden kostenlos an alle Haushalte verteilt! Im Kreis Osterode müsste wenigstens jedes Hotel, jedes Kurheim usw. über einen Fahrplan verfügen, eigentlich aber auch jeder Haushalt. 

b) Formate sind Geschmackssache. Tatsache ist allerdings, dass 95 % aller Verbünde ein anderes Format als das vom VSN verwendete vorziehen und anstatt eines unförmigen Heftes eine echte Taschenausgabe haben. 

c) In den Ausgaben des Kreises Osterode fehlen wichtige Hinweise wie der auf den Übergangstarif Harz, der gerade für Touristen von einigem Interesse wäre. 

d) Mancher empfindet als die natürlichste Sache der Welt, einen Fahrplan am Bahnhof zu erwerben. Im VSN Fehlanzeige: DB Reise&Touristik will sie nicht verkaufen - und damit hat es sein Bewenden. Auch dies spricht nicht gerade für eine wirklich zielführende Zusammenarbeit. 

e) "Wandern mit dem ..." - Hefte dieser Art oder wenigstens Prospekte mit entsprechenden Tipps gibt es allerorten. Nur nicht in der Tourismusregion Südharz. 

f) Nachdem es im Jahr 2001 noch 4 Ausgaben des Faltblattes "VSN-Info" gegeben hat, erschien 2002 bisher nur eine einzige. Und von dieser gingen den noch geöffneten Bahnhöfen wiederum keine zu.

Fazit: Wenn der VSN eine "rückläufige Nachfrage" konstatiert, sich aber bezüglich der Verankerung des Verbundes an sich und des Angebots derart passiv verhält und eine wesentliche potenzielle Kundengruppe schlicht übergeht, muss man sich wohl zuerst an die eigene Nase fassen und aktiv werden, anstatt das Schicksal zu beklagen.

 

Aus Vorstehendem ergibt sich eine ganz klare Strategie:

a) Vorhandene Schwachstellen im Fahrplan umgehend abstellen, um neue Kundengruppen zu erschließen. 

b) Angebote für Urlauber und Kurgäste generieren und dann natürlich auch publizieren. 

c) Die Präsenz des VSN in der Bevölkerung spürbar verbessern.

Vorschläge zur Einbeziehung von Kurheimen, Pensionen, Hotels usw. in eine Vermarktungskampagne fehlen hier völlig.

Diesen handfesten Themen sollte sich der (Z)VSN endlich zuwenden.

Abschaffung des Fahrgastbeirates - Kundenmeinung nicht gefragt?

Abschließend sei noch auf das traurige Schicksal des Fahrgastbeirates hingewiesen, Indiz dafür, wie halbherzig seitens des ZVSN Dinge betrieben werden. Offiziell haben ja die Fahrgastverbände den schwarzen Peter inne, da sie unfähig waren, den sehr differenzierten Forderungen bezüglich der Zusammensetzung - Männer/Frauen, regionale Ausgewogenheit usw. - nachzukommen. Zuvor wurde allerdings häufig getagt, es wurden auch zahlreiche Anregungen gemacht bzw. Hinweise von Kunden weitergegeben.

Letztlich wurde seitens der Geschäftsführung noch nicht einmal der Versuch unternommen, das Gremium neu zu beleben und den Fahrgästen wieder ein Mitwirkungsrecht einzuräumen. Diese sind - siehe diese Ausarbeitung! - nun gezwungen, ihr Heil über die kommunale Politik und/oder die Presse zu suchen. Hier gibt es ganz sicher gedeihlichere Wege.

Alles in allem bleibt festzustellen, dass nicht die Kunden dem ÖPNV die Freundschaft gekündigt haben, sondern dass der VSN seine selbst gesteckten Ziele aus dem ersten Nahverkehrsplan nicht erreicht oder deren Erreichung nicht einmal in Angriff genommen hat. Ebenso liegt der Verkauf der eigenen Sache im Argen. Da der ÖPNV außerhalb des Schülerverkehrs kein Selbstläufer ist, muss man etwas tun und die Leute auch erreichen. Hierzu sind nicht einmal Ansätze erkennbar.

Es geht auch anders ... und dann kommen auch die Fahrgäste  
"Höchste Eisenbahn" hat auf eigene Kosten diverse Versuche gewagt.

Die selbst gestalteten ortsbezogenen Fahrpläne mit touristischen Hinweisen waren ein voller Erfolg, im Nu vergriffen und mussten mehrfach nachgeliefert werden. 
Der Verkauf über touristische Einrichtungen, Reisebüros und Bahnhöfe (!) wurde unkompliziert geregelt und lief reibungslos. 
Der einzige Fahrplan des VSN, bei dessen Gestaltung örtliche Besonderheiten einflossen, war der für den Bereich Herzberg/Bad Lauterberg/Bad Sachsa/Walkenried. 
Trotz "eigener" Konkurrenz verkaufte sich auch dieser Plan recht gut. 

Wo Bewohner, Urlauber und Kurgäste zum einen Informationen bekommen und zum anderen auch ein einfach gehaltenes Angebot da ist, fahren sie auch mit. 

Die Busse der Linie 455/456 sind deswegen tagsüber auch gut oder jedenfalls besser als vergleichbare ländliche Linien besetzt, obwohl das eingesetzte Material nicht ganz heutigen Standards entspricht (Merke: Besser ein alter Bus, dessen Fahrplan man kennt, als ein ganz moderner, der sich erlköniggleich durch die Landschaft bewegt!).

Michael Reinboth
Burkhard Breme

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