News vom 14.07.2002 bis 29.07.2002

1. Südharzstrecke: Güterverkehr boomt - Gleise werden knapp!
2. Weitere historische Bilder von der Südharzstrecke!
3. Niedersachsen plant Zehn-Jahres-Vertrag mit der DB AG!

 

1. Südharzstrecke: Güterverkehr boomt - Gleise werden knapp!

Anlieger werden es ebenso wie Eisenbahnfans schon bemerkt haben: Seit einigen Wochen boomt auf der Südharzstrecke zwischen Nordhausen und Northeim wieder der Güterverkehr und wird in vollem Umfang auch über den Sachsenstein abgewickelt.

Nach dem Rückzug der DB Cargo von den allermeisten Tarifpunkten entlang der Strecke musste man mit einem völligen Zusammenbrechen des restlichen Güterverkehrs rechnen. Doch ist - vor allem Dank der Initiative des Scharzfelder Dolomitwerks, welches hierdurch den Südharzer Strassen täglich mehrere Dutzend zusätzliche Lkw-Fahrten erspart - das Gegenteil der Fall.

Privatbahnen und DB Cargo im Rennen

Das Scharzfelder Werk wird inzwischen durch zwei private Eisenbahnunternehmen mehrmals wöchentlich bedient. Während nach Osten die zur Connex-Gruppe zählende Regionalbahn Bitterfeld mit teilweise hochmodernen Lokomotiven den Verkehr in Ganzzügen abwickelt, ist es nach Westen hin die Westfälische Almebahn, die einerseits Braunkohlenstaub heranfährt und andererseits ebenfalls Ganzzüge unter anderem in Richtung Bad Segeberg abfährt. Die "WAB" setzt hierbei auf aufgearbeitete ehemalige Loks der Deutschen Reichsbahn, darunter die bekannte "Taigatrommel".

Zum Silber und Blau der RBB und Grün und Gelb der WAB gesellt sich aber auch verkehrsrot, denn auch DB Cargo ist weiterhin im Rennen. Derzeit werden werktäglich 1-2 komplette Züge mit Mergel aus dem Werk herausgezogen und gen Osten abgefahren. Zusammen mit den zugehörigen Leerwagenzügen und Lokomotivbewegungen bringt dies erheblichen Mehrverkehr vor allem zwischen Scharzfeld und Nordhausen. Bis zu 4 Güterzüge an einem Werktag waren schon zu beobachten, wobei das "Durchschleusen" dieser Züge bei stündlichen Personenzügen in beiden Richtungen schon ein kleines Kunststück ist.

Infrastruktur weiter vorhalten

Bei der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" ist man über den Boom und das Engagement der Scharzfelder Dolomitwerker hoch erfreut, bringt doch jede Güterzugfahrt erhebliche Trasseneinnahmen, mit denen die Infrastruktur der Strecke weiter verbessert werden kann. "Man sieht aber auch, dass der voreilige Rückbau der Gütergleise mitunter große Zukunftsaussichten verbaut" meint Michael Reinboth von der Initiative, der darauf setzt, dass im Rahmen des "Regent"-Programms der Bahn eine ausreichende Struktur für den Güterverkehr im Südharz vorgehalten wird und auch Zugüberholungen und Zugkreuzungen auf mehreren Stationen möglich bleiben. "Die untere Grenze ist eigentlich schon erreicht, denn der Kreuzungsbahnhof Woffleben steht nicht mehr zur Verfügung. Scharzfeld, Walkenried, Ellrich und Niedersachswerfen werden unbedingt benötigt, um den Verkehr auf der Strecke flüssig halten zu können". Immerhin konnten in Scharzfeld kurzfristig weitere schon abgemeldete Gleise wieder verfügbar gemacht werden.

Trotz Mehrverkehr: Es wuchert weiter

Ein schlechtes Zeugnis stellt man bei der Initiative der Bahn in punkto Streckenpflege aus. Güter- wie Personenzüge müssen sich bei Walkenried am Sachsenstein mittlerweile durch einen Dschungel kämpfen, denn trotz mehrfacher Hinweise hat die Bahn keinen Finger gerührt, um dem wild wuchernden Grün zwischen den Gleisen beizukommen. Üppiger Bewuchs macht, wenn nichts getan wird, das Gleisbett kaputt. "Wir wundern uns schon ein wenig über das Desinteresse der Bahn" kommentiert Reinboth, der erwägt, erneut das Eisenbahn- Bundesamt als Aufsichtsbehörde der Bahn auf diesen Umstand hinzuweisen.
Michael Reinboth

2. Weitere historische Bilder von der Südharzstrecke!

scharzfeld_3x204-280692.jpg (99375 Byte) Mit Schaden an einem Bremsventil blieb im Juni 1992 204 838 (hinten) in Scharzfeld liegen. Nordhausen schickte gleich zwei Ersatzmaschinen (sicher ist sicher) und nach fast zwei Stunden Schmoren in der Sonne ging es auch schon weiter. Der Scharzfelder Bahnhofswirt machte außerplanmäßig auf und wahrscheinlich das Geschäft des Monats.
Mit freundlicher Unterstützung von Frank Bachmann http://www.zu-den-zuegen.de
ellrich_216_051089.jpg (125392 Byte) 216 202-2      Ellrich      05.10.89      Foto: U. Steuber
Mit freundlicher Unterstützung von
Thomas Konz http://www.bahnphoto.de

Durchfahrt eines Güterzuges aus der DDR durch das "Eiserne Tor" hinter Ellrich. Das besondere an diesem Szenario ist, dass nur 5 Wochen später diese menschenverachtende Grenze verschwand und ab dem 12.11.1989 täglich tausende Menschen diese Stelle mit der Bahn passierten, an der 40 Jahre lang nur Güterzüge fahren durften.

3. Niedersachsen plant Zehn-Jahres-Vertrag mit der DB AG!

25.07.2002 
Das Land Niedersachsen will mit der DB AG ein Zehn-Jahres-Vertrag über den Schienenpersonennahverkehr abschließen. Verkehrsministerin Susanne Knorre "habe Verständnis für den Wunsch der DB, Planungssicherheit zu bekommen", wie sie gegenüber dpa sagte. Niedersachsen plant diesen Schritt, obwohl die Vergabekammer Magdeburg am 6. Juni dieses Jahres einen ähnlichen Vertrag in Sachsen-Anhalt aufgehoben hat. Wie das Verkehrsministerium gegenüber eurailpress sagte, halte man den Vertragsentwurf aber für rechtmäßig. Entscheidender Unterschied zu Sachsen-Anhalt sei, dass in dem Vertrag eine gezielte Staffelung zur Abbestellung von Leistungen festegeschrieben werden soll, so ein Sprecher des Ministeriums. Dies führe zu "planbarem Wettbewerb", da die Privaten kurzfristig gar nicht in der Lage seien, Leistungen zu übernehmen, so der Sprecher weiter. Der neue Verkehrsvertrag soll zum 1.1.2003 in Kraft treten.

In Niedersachsen werden demnächst rund 23 Prozent der Nahverkehrsleistungen auf der Schiene von Nicht-DB-Bahnen betrieben. So wurde das Weser-Ems Netz ausgeschrieben (Betreiber die Connex-Tochter Nord West Bahn) und in Ausschreibung befindet sich die Strecke Elze - Hameln - Löhne. Die Züge zwischen Hamburg und Bremen bzw. Uelzen wurden frei ohne Ausschreibung an ein Konsortium um die Osthannoversche Eisenbahn vergeben. Für diese Strecken hält Niedersachsen als einziges Bundesland einen Fahrzeugpool vor, der auch künftig weiter ausgebaut werden soll. Für DB-Leistungen wird es allerdings keinen Fahrzeugpool geben, wie der Verband Mehr Bahnen! angeregt hat.

Quelle: eurailpress http://www.eurailpress.com/news/news.php3?id=1187 

Anmerkung der Initiative: Die Vorstellungen des Landes Niedersachsen zum ÖPNV (Stand Juni 2001) stehen unter http://www.mw.niedersachsen.de/media/mw_zug.pdf (ca. 600KB) zum Download bereit.