News vom 08.06.2002 bis 08.07.2002

1. Tag der Niedersachsen mit erneuter Marketingschlappe des VSN!
2.
Besorgnis wegen Biotopen auf Südharzer Schienen!
3. Zukunft der Südharzstrecke Nr.1: Bei Ausschreibung hat Connex Interesse bekundet!

4.
Zukunft der Südharzstrecke Nr.2: LNVG - Vermarktungsoffensive Südharz ist möglich!
5. Gegenwart der Südharzstrecke: Wieder falsche EDV Auskünfte für Reisen in den Harz!
6. Vergangenheit der Südharzstrecke
: Missbrauch durch SS zwischen 1933 und 1945!

 

1. Tag der Niedersachsen mit erneuter Marketingschlappe des VSN! 

Traditionell ist der Tag der Niedersachsen ein kultureller Höhepunkt mit einem vielfältigen Rahmenprogramm und mehreren tausend Besuchern. Allerdings kann dabei die Anreise mit dem Auto zu diesem Mega-Event zu einer Geduldsprobe werden.  Aus diesem Grund wiesen die Veranstalter auf die alternativen Anreisemöglichkeiten mit dem ÖPNV hin. Doch wer nun erwartete, dass die Bürger in Südniedersachsen beim Umstieg vom PKW auf den ÖPNV speziell informiert wurden, hatte nicht mit der Gleichgültigkeit des Verkehrsverbundes Südniedersachsen (VSN) gerechnet. 

So bemängelte die Initiative "Höchste Eisenbahn  für den Südharz", dass offensichtlich die übliche Zusammenarbeit von Verkehrsverbünden und Veranstaltern bei Großveranstaltungen hier nicht stattgefunden hat. Selbstverständlich hätten auch rechtzeitig zum Tag der Niedersachsen spezielle Sonderfahrkarten und detaillierte Anreiseinformationen herausgegeben werden können. 
Als positives Beispiel nannte die Initiative den Hessentag, der nächste Woche stattfindet.  Mit dem Slogan "Mit dem RMV zum Hessentag 2002 in Idstein
" rührt der Verkehrsverbund die Werbetrommel mit Sondertickets, Anreisemöglichkeiten, zusätzlichen Fahrten und eigenem Stand schon jetzt kräftig.

Selbst auf der Homepage des VSN war von dem Tag der Niedersachsen keine Rede. Während in den Nachbarverkehrsverbünden schon bei kleineren Anlässen auf die Vorteile des ÖPNV hingewiesen wird, wurden beim VSN nicht nur der dritte Geburtstag am 1.April 2002 verschlafen, sondern nun auch noch der Tag der Niedersachsen.

Der Sprecher der Initiative Burkhard Breme zeigte sich erneut enttäuscht über den VSN und fasste die negativen Vorkommnisse wie folgt zusammen: "Bei besserer Vermarktung hätten sich viele Bürger von der Leistungsfähigkeit des ÖPNV überzeugen können, stattdessen wurde den Südniedersachsen abermals die dramatische Leistungsschwäche des VSN vor Augen geführt."
Burkhard Breme

 

So sehen die Marketingmaßnahmen zu einer ähnlichen Veranstaltung (Hessentag) im Juni beim Rhein Main Verkehrsverbund aus:

Kopie von der Homepage des RMV: http://www.rmv.de/id=tevrffbgu1/coremedia/generator/RMV/Freizeit/FreizeitMitRMVPartner/inhalt.htm?_content=%2FRMV%2FFreizeit%2FFreizeitMitRMVPartner%2F3c_Hessentag2002

Mit dem RMV zum Hessentag 2002 in Idstein

Vom 14. bis 23. Juni findet die größte Traditionsveranstaltung des Landes in Idstein statt. Zahlreiche Besucher von nah und fern werden an diesen Tagen nach Idstein kommen: zu den Veranstaltungen und Open-Air-Konzerten, zur Landesausstellung oder zum Hessentags-Umzug.

Das RMV-Hessentagsprogramm

Auf dem Stand des RMV in Halle 2, Stand 216 bieten wir täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr neben umfangreichen Informationen rund um das Thema Bus und Bahn weitere Serviceleistungen und Highlights:

- Hier erhalten Sie den Hessentagsstempel auf Ihre RMV-Einzelfahrkarte oder RMV-Anschlussfahrkarte.

- Bei unserem Glücksrad sind viele attraktive Preise zu gewinnen.

- Genießen Sie vom 14.6. bis 16.6. und vom 21. bis 23.6. jeweils von 11.00 bis 18.00 Uhr eine zauberhafte Unterhaltung mit den Zauberkünstler Thorsten Strotmann.

- Am 23.6. können Sie von 11.00 bis 17.00 Uhr Portraitkarikaturen von Andreas Otto anfertigen lassen. Stellen Sie Ihr Gesicht eine Minute lang zur Verfügung und Sie erhalten eine witzige Zeichnung.

Wegeleitsystem

Mit dem auffälligen Wegeleitsystem finden Sie schnell und einfach den Weg von vielen Bahnhöfen und S-Bahn-Stationen nach Idstein. Innerhalb Idsteins wiederum weisen Ihnen Banner, Fesselballons und Wegweiser-Tafeln den Weg zum Hessentagsgelände und zurück zum Bahnhof.

Zusätzliche Busse und Bahnen

Damit Sie den Hessentag ohne Stress und Parkplatzsorgen genießen können, bieten Ihnen der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und seine Partner, die Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV), die Deutsche Bahn (DB) und die regionalen Omnibusunternehmen zahlreiche öffentliche Verkehrsverbindungen an.

Vom 14. bis zum 23. Juni wird die Hessentagsstadt täglich bis in die frühen Morgenstunden hinein angefahren.

Die Sonderfahrpläne zum Hessentag sind in die elektronische Fahrplanauskunft eingearbeitet. Dort erhalten Sie am schnellsten die richtige Verbindung zum Hessentag - einfach unten die Haltestelle anklicken.

Einen Überblick über alle Sonderverkehre erhalten Sie unter Verkehrshinweise / Bus und Bahn aktuell (Fahrplangebiet 3c: Rheingau-Taunus-Kreis).

Sonderticket zum Hessentag

Zum Hessentag 2002 in Idstein gibt es vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ein besonders günstiges Fahrkartenangebot: Hin- und Rückfahrt nach/von Idstein zum halben Preis.

Wenn Sie vom 14. bis 23. Juni 2002 eine RMV-Einzelfahrkarte mit dem Ziel-Tarifgebiet 6201 (Idstein) kaufen, dann ist die Rückfahrt für Sie kostenlos. Ihre Fahrkarte muß nur den Stempelaufdruck "Hessentag 2002 Idstein" tragen.

Die Servicestellen, an denen Sie den Stempel erhalten, finden Sie unter Sondertickets.

Attraktive Fahrkarten

Sind Sie in einer Gruppe unterwegs, sollten Sie allerdings auch die RMV-Angebote vergleichen. In manchen Fällen können andere Fahrkarten günstiger sein.

Wenn mehrere Personen gemeinsam zum Hessentag fahren möchten, können Sie die RMV-Gruppen-Tageskarte nutzen. Sie ist gültig für bis zu fünf Personen. Einmal zahlen und den ganzen Tag lang im gewählten Gültigkeitsbereich fahren. Für Gruppen bietet sich auch das neue Hessenticket für bis zu fünf Personen an, gültig in ganz Hessen. Und für Besitzer von RMV-Zeitkarten besteht natürlich die Möglichkeit der Nutzung der RMV-Mitnahmeregelung.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Hessentag 2002 in Idstein - wie beispielsweise Veranstaltungshinweise und Lagepläne - finden Sie unter www.hessentag2002.de.

> An diesen Servicestellen gibt es den RMV-Fahrplan zum Hessentag (PDF, 12KB) > Ihr Wegeleitsystem zum Hessentag in Idstein (PDF, 7KB)

Idstein (Taunus), Limburger Straße

Idstein (Taunus), Bahnhof

2. Besorgnis wegen Biotopen auf Südharzer Schienen!

"Normalerweise freuen wir uns auch über gedeihende Pflanzen. Nur eben nicht zwischen den Schienen!" kommentiert Michael Reinboth, Sprecher der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz", den Zustand einiger Gleisabschnitte zwischen Herzberg und Nordhausen bzw. Bad Lauterberg. Seit Jahren ist hier der früher regelmäßig eingesetzte Unkrautzug der Deutschen Bahn nicht mehr gefahren. Anders zwischen Herzberg und Northeim: Hier ist er, da andere Leute für die Strecke zuständig sind, eingesetzt worden.

Die Auswirkungen von Pflanzenbewuchs zwischen den Schienen sind eher mittelfristig, dann aber gravierend. Die Schotterschicht wird nach und nach undurchlässig, der Oberbau und die Lage des Gleises beginnt zu leiden. "Am Ende werden mit Unschuldsmiene wieder Tempolimits verhängt, die in diesem Falle wirklich vermeidbar sind" meint man bei Höchste Eisenbahn.

Da die neuen - von den zuständigen Stellen genehmigten - Bekämpfungsmittel nicht mehr über die Wurzeln, sondern über die Blätter wirken, muss es, so Reinboth, wohl erst einmal grün werden. Dann aber sollte der Zug fahren. "Man werfe einmal einen Blick auf die Gleise am Sachsenstein bei Walkenried. Da kommen schon kleine Buchen zwischen den beiden Gleisen hoch" ist man bei der Initiative etwas beunruhigt ob der jahrelangen Vernachlässigung dieses Teils der Strecke. "Höchste Eisenbahn" hatte schon 2001 bei der Bahn, belegt mit Fotos, auf das Problem hingewiesen und erwartet nun 2002 endlich eine Reaktion der DB Netz in Leipzig.
Michael Reinboth

3. Zukunft der Südharzstrecke Nr.1: Bei Ausschreibung hat Connex Interesse bekundet!

Bei einer Ausschreibung der Südharzstrecke für den SPNV hat die Connex Regiobahn GmbH in einem Gespräch mit dem MdB Goldmann (FDP) ihr Interesse bekundet. Demnach könnte sich Connex auch die Bedienung in Südniedersachsen gut vorstellen, nachdem sie seit dem 5. November 2000 den Eisenbahnbetrieb auf drei Strecken von insgesamt 300 Kilometer Länge in der Region Weser-Ems als NordWestBahn aufgenommen hat.
Zu dem Thema "Mehr Wettbewerb auf der Südharzstrecke" plant die FDP am 29. Juli 2002 eine Podiumsdiskussion im Hotel Riemann in Bad Lauterberg. Dort sollen die Auswirkungen für die Südharzregion bei einer Ausschreibung diskutiert werden. 
Burkhard Breme

4. Zukunft der Südharzstrecke Nr.2: LNVG - Vermarktungsoffensive Südharz ist möglich!

Bei der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" ging dieser Tage erfreuliche Post von der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) ein. Deren Geschäftsführer Dr. Gorka möchte eine Anregung der Initiative aufgreifen und eine gemeinsame Marketingoffensive mit der Bahn, touristischen Organisationen im Südharz und im Weserbergland und dem ZVSN für wie Weserberglandbahn und die Südharzstrecke starten. Eine ähnliche Aktion läuft bereits im Bereich der Heidebahn zwischen Hannover und Buchholz in der Nordheide.

"Wir begrüßen es außerordentlich, dass die LNVG gerade den Südharz für eine weitere gemeinsame Vermarktungsaktion ausgewählt hat" meint Michael Reinboth, Sprecher der Initiative, hierzu. "Dies bietet eine hervorragende Chance für den Südharz, die Schönheit der Region, die kulturellen und die Freizeitziele in Verbindung mit Bahn und Bus herauszustellen. Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen!"

Mit der Herausgabe eigener ortsbezogener Fahrpläne und Wander- und Ausflugsvorschläge und der Konzeption einer Broschüre für Fahrten zwischen Ottbergen und Nordhausen hat "Höchste Eisenbahn" offensichtlich die richtige Vorarbeit geleistet. Die Initiative wird den Vorschlag der LNVG auf jeden Fall unterstützen und hat Dr. Gorka die aktive Mitarbeit angeboten.
Michael Reinboth

5. Gegenwart der Südharzstrecke: Wieder falsche EDV Auskünfte für Reisen in den Harz!

Wer sich auf alle Auskünfte der aktuellen Hafas CD und der DB AG Onlineauskunft (gültig vom 16.06. - 14.12.2002) verlässt, wird manche Fahrten gar nicht erst antreten. So werden für einige Verbindungen in den Harz (z.B. Walkenried - Torfhaus) statt einer Fahrzeit von gut 1 Stunde für die 32 km lange Strecke knapp 3 Stunden Fahrzeit angegeben. 
Bei der elektronischen Fahrplanauskunft Niedersachsen/Bremen (EFA) ist der ÖPNV im Harz so gut wie nicht existent.  Bei der Abfrage Walkenried - Torfhaus kommt die Antwort "Keine Fahrmöglichkeit innerhalb 24 Stunden!
" und wer nur von Braunlage nach Bad Harzburg möchte wird entweder über Herzberg - Salzgitter-Ringelheim oder über Drei-Annen-Hohne - Wernigerode geschickt.

Als Fehlerursache für das Hafas-System der DB AG fand unsere Initiative heraus, dass bei einigen Bussen der Linie 820 der Halt in Torfhaus fehlt, so dass Fahrgäste erst einmal über den gesamten Harz (auch über Torfhaus) bis Bad Harzburg fahren müssen und erst bei der "Rückfahrt" nach Torfhaus der Ausstieg möglich ist. 
Bei einer anderen Verbindung muss aufgrund eines Wechsels der Liniennummer von 868 auf 820 in Braunlage umgestiegen werden, obwohl es sich um den selben Bus handelt, der dann aber auch in Torfhaus "durchfährt"
.
Da dies leider auch die Anschlussbeziehungen in Walkenried betrifft, werden Reisende aus der Südharzregion folglich auch nicht die Anreise über die Südharzstrecke antreten oder gleich mit dem Auto fahren. 
Im Kleinen Südharzer -Ausgabe Walkenried- sind die besagte Verbindungen korrekt angegeben.
Die falschen Auskünfte durch mehrmaliges Umsteigen könnten nach Ansicht unserer Initiative von vornherein vermieden werden, wenn endlich wieder durchgehende Busverbindungen zwischen Bad Harzburg und Walkenried eingerichtet würden. 

Es ist nicht weiter hinzunehmen, dass der Zuständigkeitswechsel zwischen den Verkehrsverbünden (VRB und VSN) zu Lasten der Fahrgäste geht! 
Burkhard Breme

6. Vergangenheit der Südharzstrecke: Missbrauch durch SS zwischen 1933 und 1945!

Am 14. Juni 2002 veranstaltete die KVHS Osterode in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion und der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" im Hotel "Goldener Löwe" in Walkenried einen offenen Workshop zur Geschichte der Südharzlinie in den Jahren 1933-45. 
Auch die Strecke Northeim - Herzberg - Nordhausen der Reichsbahn war, überwiegend im Auftrag der SS, in das NS-Unrecht eingebunden. 
So verkehrte hier am 22. April 1942 ein Deportationszug, mit dem die Gestapo 941 deutsche Juden von Düsseldorf ins SS-Sonderlager Trawniki bei Lublin im besetzten Polen verschleppte. Fast 30.000 Reichsmark berechnete die Reichsbahn für diese Fahrt in den Tod. In Trawniki wurden 22.000 Juden ermordet. Bei der Räumung der Südharzer KZ am 4./5. April 1945 wurden 9.000 Häftlinge aus den KZ-Lagern Harzungen, Woffleben und Mittelbau-Dora u.a. durch Walkenried und Herzberg transportiert. 
In Viehwaggons gepfercht, ohne Verpflegung erreichten sie nach 6 Tagen das KZ Bergen-Belsen. Ihre Befreiung erlebten viele nicht mehr. Die Leichname von 9 am Gleis nach Scharzfeld gefundenen Deportierten ruhen auf dem Herzberger Friedhof. Eisenbahnen sind unpolitisch. Das schützt sie nicht vor Missbrauch, machte Eisenbahner zu Mitwissern und Mitwirkenden bei den Verbrechen des NS-Staates. Der offene Workshop soll zur Aufnahme regionaler Studien zu diesem Thema anregen.

Zuvor fanden zum Gedenken an die durch den Südharz transportierten westdeutschen Juden auf dem Weg in den Holocaust vom April 1942 sowie an die belgischen und anderen Opfer der Deportationen vom April 1945 (Evakuierung der Südharzer KZ-Lager) Gedenkveranstaltungen in Herzberg statt.
Im Beisein einer 26-köpfigen Delegation aus Belgien unter Leitung des ehem. KZ-Häftlings Leopold Claessens aus Antwerpen wurde vor dem Herzberger Bahnhof ein Gedenkstein enthüllt. Dieser wurde von der Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion mit Unterstützung des Herzberger Industrieunternehmens Bernd Kunze, dem Kalkwerk Gillersheim der Fa. Fels, der Stadt Herzberg und mit technischer Unterstützung der AEK Interform errichtet.
Auf dem Herzberger Friedhof fand eine Gedenkfeier aus Anlass der von der Stadt vorgenommenen Neugestaltung von Begräbnisstätten statt. Hier ruhen neun KZ-Häftlinge, u.a. zwei belgische, deren Leichname Anfang April 1945 entlang der von Scharzfeld kommenden Gleise gefunden wurden.
Burkhard Breme