News vom 14.02.2002 - 22.02.2001

1. "2002 wird das Schicksalsjahr der Südharzstrecke"!
2. Hangrutsch: Streckensperrung nun bis Mai - Onlineauskünfte erst ab März richtig!
3. Schienenverkehr zwischen Nordhausen und Walkenried eingestellt!

 

1. "2002 wird das Schicksalsjahr der Südharzstrecke"!

Ausgerechnet das Wahljahr 2002 wird zum Schicksalsjahr der Südharzstrecke Northeim - Nordhausen werden. So jedenfalls sieht es die Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz", die sich seit Jahren und mit zunehmender Unterstützung durch die Politik um eine Besserung der Verhältnisse auf dieser Verbindung bemüht.

"Wir haben Hunderte von Briefen geschrieben, Gespräche geführt, zuletzt 2.500 Unterschriften gesammelt und Frau Minister Dr. Knorre übergeben. Wir haben zahlreiche Vorschläge zur Steigerung der Attraktivität und Verbesserung der Fahrpläne eingebracht. Wir konnten uns über einige Fortschritte wie den Stundentakt, durchgehende Züge nach Göttingen und Braunschweig und neue Fahrzeuge freuen - aber alles droht angesichts der Ignoranz der Deutschen Bahn Netz zur Makulatur zu werden" resümiert Sprecher Michael Reinboth den heutigen Stand der Dinge.

Denn zum einen hat die DB Netz es mit der Behebung des Hangrutsches oberhalb des Walkenrieder Tunnels nicht eilig. Fast 3 Wochen sind vergangen, ohne dass die Arbeiten, die zu einer Wiederaufnahme des Zugverkehrs führen, begonnen hätten. Dabei hätte das frost- und schneefreie Wetter die Arbeiten durchaus begünstigt. Zum anderen aber - und das könnte sich wesentlich schlimmer auswirken - droht zwischen Ellrich und Woffleben die dritte Verzögerung der Sanierungsarbeiten. "Für 2000 versprochen, für 2001 zugesichert - die Fahrpläne für den Busverkehr hingen schon aus! - und schließlich für Frühjahr 2002 angekündigt, wird daraus wohl wieder nichts werden. Schade, denn man hätte mit der Bündelung der Arbeiten am Tunnel und bei Woffleben viel Geld sparen und den Fahrgästen viel Unbill ersparen können" kommentiert Reinboth die Lage im Februar 2002.

"Höchste Eisenbahn" befürchtet nun, dass die DB Netz den schlechten Zustand des Gleises zwischen Ellrich und Woffleben und die selbst herbeigeführten Verzögerungen bei der Sanierung zum Anlass nimmt, den Zugverkehr zwischen diesen beiden Orten "vorübergehend" einzustellen. In Thüringen hat die Bahn diese Taktik schon oft mit Erfolg angewandt und musste letztlich vom Eisenbahn-Bundesamt an seine Pflichten erinnert werden. "Von Tempo 30 bis Tempo 0 ist es nur ein kleiner Schritt" befürchtet Reinboth, der den Beteuerungen einiger Bahnoberer, dass es hierzu nicht kommen werde, keinen Glauben mehr schenkt.

Güterverkehr muss weite Umwege fahren

Fahrgäste können umsteigen - ob sie es gern tun, ist eine andere Sache. Güter können dies nicht. "Der durchgehende Güterverkehr war dank der Initiative einer Privatbahn gerade wieder angelaufen - nun müssen die Züge zwischen Scharzfeld und Nordhausen beinahe täglich den weiten Umweg über Eichenberg nehmen. Ein klarer Wettbewerbsnachteil für die heimische Wirtschaft" kommentiert Reinboth. Die Bahn, so Reinboth, sei offenbar an den zusätzlichen Erträgen durch die Güterzüge - jeder Zug bringt Geld in die Kassen von DB Netz! - nicht sonderlich interessiert. Oder hat man es nicht eilig, weil es um ein Konkurrenzunternehmen von DB Cargo geht?

Bauarbeiten sichern Arbeitsplätze

Die Initiative weist auf einen anderen Zusammenhang hin: Die Arbeiten am Tunnel und zwischen Ellrich und Woffleben können für mehrere Wochen auch Aufträge für das heimische Baugewerbe bedeuten. "In einer Zeit, in der alle nach Arbeit für das Baugewerbe rufen, sollten wir solche Arbeiten doch wohl sehr willkommen heißen" merkt Sprecher Reinboth an, der nicht verstehen kann, dass man im Südharz diese Chance nicht ergreifen will.

Alle Kräfte noch einmal anspannen

Höchste Eisenbahn will nochmals alle Kräfte anspannen, um DB Netz endlich zur Aufnahme der längst fälligen Arbeiten zu bewegen. "Entweder es wird 2002 weiter saniert oder nie mehr, denn irgendwann sind die Mittel alle oder woanders verbaut" meint Reinboth. Die Initiative hat vor einigen Tagen Verkehrsminister Bodewig und alle MdB der Region angeschrieben und um Mithilfe gebeten. Ministerin Dr. Knorre hat ihrerseits bei der Entgegennahme der Unterschriften in Herzberg am Harz ihre Unterstützung zugesichert. "Landrat Reuter bemüht sich sehr, und Bad Sachsa, Bad Lauterberg und Walkenried haben sich inzwischen ebenfalls an Bahn und Bund gewandt" weiss Reinboth das Engagement örtlicher Politiker zu schätzen. "Aber", seufzt der Sprecher, "vielleicht müssen wir eine Demo auf dem Potsdamer Platz anmelden, um DB Netz endlich aus dem Sessel zu bekommen": Dort, unter Nr. 1, residiert nobel die DB-Zentrale - und zahlt in einer Woche mehr Miete, als die Sanierung der Südharzstrecke insgesamt verschlingt...

Michael Reinboth

2. Hangrutsch: Streckensperrung nun bis Mai - Onlineauskünfte erst ab März richtig!

Streckensperrung
Mittlerweile geht man auch bei der Bahn offiziell von einer längeren Sperrung des Walkenrieder Tunnels aus, obwohl heute die ersten Baumassnahmen eingeleitet wurden. Nachdem der Bahnsprecher Frohns noch vergangene Woche von einigen Wochen gesprochen hat, sind es nun lt. aktuellen Presseberichten einige Monate geworden.

Dies bestätigt genau das Bild, welches unsere Initiative von Bahnsprecher Frohns vor einigen Wochen bekam: Wir haben nach dem schleppenden Beginn der Hangrutschanalyse darauf hingewiesen, dass schon einige Zeit verstrichen sei und wenn dies so weiterginge bald Ostern wäre... Herr Frohns unterbrach und wies daraufhin, dass dann auch bald Weihnachten käme.

Hat die DB AG von Anfang an schon mehr gewusst? 
Ist dies der richtige Umgang und die richtige Informationspolitik gegenüber Bahnkunden?

Bahncomputer
Seit dem 21.02.2002 werden im Bahncomputer die Regionalbahnen bei Auskünften und aktuellen Daten im Reisenden Informationssystem (RIS) richtig angezeigt. Bei den Regionalexpresszügen wird der SEV weiterhin verschwiegen. Dies könnte sich aber noch ändern, da immer Freitags die neuen Daten eingespielt werden, wobei der Annahmeschluss der vorherige Dienstag ist. Für die Südharzstrecke würde dies bedeuten, dass etwaige Änderungen bis zum 26.02.2002 für das Update bereitgestellt werden müssten, damit diese dann am 01.03.2002 zur Verfügung stünden. 
Immerhin vier Wochen nach dem Hangrutsch!

Fazit nach vier Wochen Hangrutsch:
Bei diesem Hangrutsch -an dem die Deutsche Bahn erwiesener Maßen unschuldig ist- hat sich allerdings folgendes gezeigt:

Die seit einigen Jahren übertriebene Forcierung der Arbeitsteilung bei der DB AG deckt die daraus resultierenden operativen Nachteile schonungslos auf!

So ist Unternehmenspolitik eindeutig auf die Optimierung der einzelnen Geschäftsbereiche ausgerichtet. Jeder Geschäftbereich strebt folgerichtig ein Optimum an. Dies führt aber bei sehr komplexen Unternehmen -wie es die DB AG ist- nur in seltensten Fällen zu einem Gesamtoptimum. Aber genau dieses Gesamtoptimum benötigt die Geschäftsführung der DB AG für ihr Ziel der Börsenfähigkeit.  

So lange die DB AG die Differenzierung weiter forciert und die Integration der Arbeitsteilung in hohem Maße vernachlässigt, darf es niemanden wundern, wenn z.B. bei einem kleinen Hangrutsch der nötige Überblick zur Bewältigung ALLER notwendigen Maßnahmen bei der DB AG von vornherein fehlt!

3. Schienenverkehr zwischen Nordhausen und Walkenried eingestellt!

NEUES VON DER BAHN: BUSVERKEHR OHNE BAUMASSNAHMEN

"Die Zustände bei der Deutschen Bahn werden immer schlimmer. Sie mit dem Wort Balkanverhältnisse zu umschreiben, wäre eine Beleidigung dieser Region" kommentiert Michael Reinboth, Sprecher der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz", den seit heute herrschenden Betrieb zwischen Northeim und Nordhausen.

Ohne Ankündigung hat die Deutsche Bahn Regio seit Donnerstag früh den gesamten Schienenverkehr zwischen Walkenried und Nordhausen eingestellt und setzt Busse ein. Kein Fahrgast wurde vorher informiert. Ratlose Reisende standen um 6 Uhr auf den Bahnsteigen in Ellrich und Woffleben und warteten vergeblich auf ihren Zug. Statt dessen kam ein Bus. Anschlüsse in Nordhausen gingen mehrfach in die Brüche.

"Einziger Grund für diese Maßnahme wäre die Aufnahme der Bauarbeiten auch zwischen Ellrich und Woffleben, um - wie von uns vorgeschlagen - alle Arbeiten in einem Aufwasch zu erledigen. Genau das aber scheint gar nicht geplant zu sein" meint Reinboth, der hinter der neuerlichen Attacke der Bahn auf ihre Kunden schlichtes Geldsparen vermutet. "Noch vor wenigen Tagen hat man uns wissen lassen, dass mit der Aufnahme der Arbeiten zwischen Ellrich und Woffleben entgegen den Zusagen nicht vor Herbst zu rechnen sei. Also will man sich seitens der Deutschen Bahn Regio nur auf Kosten der Fahrgäste sanieren" vermutet Reinboth, der am Donnerstag Abend selbst Opfer eines verpassten Anschlusses wurde und ein Taxi bemühen musste.

EIN KAPITALER SCHILDBÜRGERSTREICH

Dabei ist das ganze nur ein kapitaler Schildbürgerstreich. Denn zwischen Walkenried und Nordhausen müssen nun ständig 3 Omnibusse hin- und herpendeln. Die Stellwerke in Niedersachswerfen und Woffleben müssen zudem trotzdem besetzt werden, da die IGENO in Woffleben auf jeden Fall ihren Güterzug fahren wird. "Alles besetzt wegen 2 Zügen pro Tag - eine sehr sinnvolle Maßnahme", so Reinboth erbost.

BESTELLT SIND ZÜGE, GEFAHREN WERDEN BUSSE

"Für Reisende mit Gepäck, Kinderwagen und Fahrrädern hat die DB schon lange nichts mehr übrig. Das beweist sie hier im Südharz von Neuem. Denn die Mitnahmemöglichkeiten sind im Bus sehr beschränkt" kommentiert Reinboth, der zudem darauf hinweist, dass die Busse auch keine Toilette haben und die Fahrgäste immerhin 30 Minuten ohne eine entsprechende Möglichkeit verbringen müssen.

Das Land Thüringen hat allerdings Züge und keine Busse bestellt. "Wenn sich die ganze Sinnlosigkeit der Maßnahme bei der NVS in Erfurt herumspricht, hoffen wir auf ein heilsames Donnerwetter - oder die Beauftragung der Erfurter Bahn mit der Durchführung des Zugverkehrs. Denn DB Regio hat den letzten Kredit soeben verspielt" so Reinboth weiter.

BIS MAI DOCH NOCH SANIERUNG MACHBAR?

Nach Auffassung der Initiative hat die DB nur noch eine Chance, ihre Reputation im Südharz wieder herzustellen: Indem sie umgehend mit der Sanierung zwischen Woffleben und Ellrich beginnt und beide Maßnahmen bis Mai abschließt. "Schließlich sollte das ja schon im letzten Herbst gelaufen sein..." meint Sprecher Reinboth süffisant, denn er rechnet nicht damit, dass die Bahn das noch hinbekommt.

"Höchste Eisenbahn" erwartet von den regionalen Politikern, dass sie umgehend bei der Bahn intervenieren und für die Abstellung des jetzt angerichteten Unsinns sorgen.

Michael Reinboth