1. 10jähriges Jubiläum der Wiedereröffnung des Reisezugverkehrs zwischen Northeim und Nordhausen!
1.
Am 11.11.1999 erschien im Harz-Kurier ein Artikel von Herrn Adolf Bischof
über ein Gedenktreffen der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands in Ellrich
anlässlich des 10jährigen Jubiläums der Wiedereröffnung der Südharzstrecke.
Dieser Artikel wurde uns freundlicher Weise zum Abdruck zur Verfügung gestellt!
Nicht vergessen: Der erste
Schienen-Lückenschluß 1989 fand im Südharz statt
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Eisenbahner hielten in Ellrich Rückblick
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"Warum habt Ihr das gemacht?" Diese Frage, so der
Eisenbahn-Gewerkschafter Horst Krieter aus Katlenburg-Lindau, sei ihm und seinen
Eisenbahner-Kollegen vom Bahnhof Herzberg damals in jenen denkwürdigen
Novembertagen 1989 häufig gestellt worden. In dieser Woche wiederholte Horst
Krieter bei einem Erinnerungstreffen in Ellrich seine oft gegebene Antwort. Sie
knüpfte an Michail Gorbatschow an: "Wir wollten nicht zu spät
kommen."
Am 12. November 1989 waren Eisenbahner aus Nordhausen/Ellrich und aus
Herzberg/Northeim schon sehr früh hellwach. In einer auf allen Gebieten
improvisierten Kooperation schlossen sie die Schienenlücke zwischen Walkenried
und Ellrich und "bahnten" bereits am ersten Tag Tausenden von
Menschen, die damals noch DDR-Bürger waren, auf der Schiene den Weg über die
offene Grenze.
Im Gasthaus "Zum Schwanenteich" in Ellrich trafen sich jetzt
Eisenbahner aus Nordhausen und aus Herzberg bei Kaffee, Kuchen und Häppchen zum
Erinnerungsgespräch. Es stand unter dem Motto: "Was wir in den Tagen
erlebt haben, das waren Stories!" Eisenbahner-West: "Die Züge waren
schon rappelvoll. Aber es wollten immer noch welche mit. Da haben wir sie durch
die Waggonfenster geschoben, und von drinnen wurde gezogen." -
Eisenbahner-Ost: "Ich hatte drei Nachtschichten und zwei Spätschichten auf
dem Bahnhof Nordhausen hinter mir. Als ich im Bahnhof Ellrich meine Ablösung
erwartete, hieß es: Wenn du bis hierher gefahren bist, kannst du auch noch
weiter nach Walkenried fahren."
Die Männer und Frauen vom rollenden Rad, hüben und drüben, waren sich einig:
"Es war eine unwahrscheinliche Begeisterung da, die uns getragen hat. Es
waren erhebende Stunden." - Der Anstoß zum Erinnerungsgespräch war von
Horst Krieter aus Katlenburg und Alfred Hildebrandt aus Herzberg ausgegangen.
Die Nordhäuser Kolleginnen und Kollegen waren gerührt: "Es freut uns,
dass ihr uns Ostindianer nicht vergessen habt."
Das war in Ellrich in dieser Woche keine offizielle Feier, sondern für
Eisenbahner hüben und drüben eine Stunde der Besinnung auf das, was vor zehn
Jahren geschah, als sie so entschlossen für die Südharzbahnstrecke handelten.
Es lag nahe, dass auch die Zukunft der Südharzstrecke ein Thema war. Michael
Reinboth, Sprecher der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz",
der zum kleinen Kreis der Eingeladenen gehörte, bezeichnet die Erhaltung und
Ertüchtigung der Strecke als "unsere Herzensangelegenheit". Es dürfe
nicht vergessen werde, dass hier im Südharz und nirgendwo anders
der erste Eisenbahn-Lückenschluß in jenen schicksalhaften Tagen der Wende
vollzogen worden sei.
Michael Reinboth freute sich, dass die Eisenbahn-Initiative auch im Raum
Nordhausen immer mehr Unterstützung findet. Er lobte die "offenen
Ohren", die sie seit geraumer Zeit bei den Dienststellen der Deutsche Bahn
AG in Halle und Leipzig finde. Er wolle sich im Namen seiner Mitstreiter bei
allen Eisenbahnern von Nordhausen bis Northeim herzlich für die Leistungen der
letzten zehn Jahre bedanken. Sie hätten sich immer in der Kunst der
Improvisation bewährt.
Die Gesprächsrunde in Ellrich war sich einig, dass nur mit einer erhöhten
Attraktivität der Südharzstrecke entsprechende Fahrgastzahlen zuzuführen
sind. Michael Reinboth: "Wir wollen flott, schnell und elegant von
Nordhausen nach Northeim/Göttingen und möglichst auch bis Altenbeken
fahren." Ein flotteres Stück Südharzstrecke ist durch Sanierung zwischen
Niedersachswerfen und Salza gerade fertig geworden und kann ab sofort schneller
befahren werden. Noch aber fehlen Sanierungsmaßnahmen für den "Sachsenstein"-Abschnitt
bei Bad Sachsa und für die Bahnhofsausfahrt Wulften. Michael Reinboth:
"Wer am lautesten schreit, kriegt was. Wir haben laut geschrieen, das hat
sich bereits gelohnt. Deshalb schreien wir weiter!"
Die Eisenbahner-Erinnerungsrunde in Ellrich wird kaum etwas gegen diese Unterstützung
aus Fahrgastkreisen einzuwenden haben.
Adolf Bischof
Harz-Kurier
Herzberg