News vom 10.07.2000 - 20.07.2000

1. Welche Auswirkungen hat das fehlende Besucherinteresse der EXPO auf die DB AG?
2.
Am 11.07.2000 in Göttingen: 6. Sitzung des Fahrgastbeirats beim ZVSN!
3. Gemeinderat von Wulften stimmt einer Resolution an die DB AG zu!
4. Die NASA bietet HarzTourCard für den Bereich Sachsen-Anhalt an!

1. Welche Auswirkungen hat das fehlende Besucherinteresse der EXPO auf die DB AG?

Die EXPO-Fahrpläne der DB AG gehen von 130.000 Fahrgästen aus. Dies entspricht 50% der täglich prognostizierten EXPO-Besucher. Schon nach einigen EXPO-Tagen wurde allen klar, dass das Ziel von täglich 266.000 EXPO-Besuchern nicht erreicht werden kann. 
Zurzeit nutzen dadurch täglich nur ca. 30.000 EXPO-Besucher die Anreise mit der Bahn.
Aus diesen Zahlen versucht unsere Initiative nun die Auswirkungen auf die geplanten Einnahmen der DB AG zu berechnen. 

Ein Großteil der EXPO-Besucher kommt aus dem Umland (Umkreis von ca. 150 km). Bei einem angenommenen Fahrpreis von 0,27 DM pro Kilometer entspricht dies 81 DM für eine Rückfahrt. Aufgrund von Fahrpreisermäßigungen seien 50 DM Fahrpreis angenommen.
Bei 150 EXPO-Tagen ergibt dies bei 15 Mio. fehlenden Reisenden ca. 750.000.000 DM an Einnahmeausfällen bei der DB AG. 

Jeder Leser erkennt spätestens hier die Dramatik der Situation, obwohl die eigentlichen Verluste geringer ausfallen dürften, weil nur ein Teil der Züge anlässlich der EXPO verkehren . 
Unsere Initiative möchte noch einmal betonen,  dass es bei dieser Schätzung nicht darum geht, ob nun 750 Mio. DM oder 300 Mio. DM Einnahmenausfälle eintreten. Hier ist die neunstellige Größenordnung das eigentlich Bedenkliche.

In der Praxis sieht das oben genannte theoretische Szenario folgender Maßen aus:
In Fernsehberichten (öffentlich-rechtlich) wurden zur Hauptanreisezeit EXPO-ICE zwischen München und Hannover gezeigt, die mit weniger als 50 Reisenden besetzt waren. 
Zwischen München und Würzburg waren sogar nur fünf statt der möglichen 400 Reisenden gezählt worden. 
Aus Berlin wurden mehrfach EXPO-ICE mit ca. 100 Reisenden gesichtet. 
In einem Abend-ICE3 von der EXPO nach Frankfurt saßen eine Minute vor der Abfahrt weniger als zehn Reisende. 
Aber auch Leerfahrten (hier sind Fahrten gemeint, die der Bereitstellung von rollendem Material dienen, also die schlechte Logistik der DB AG wiederspiegeln) gehören zur Tagesordnung. 
Hier ein Beispiel:
Der morgendliche EXPO Zug Vienenburg (ab 7.01 Uhr) - Hannover (ca. 10-15%ige Auslastung) fährt Abends bis Halberstadt (an 23.17 Uhr) zurück. Damit die Wagengarnitur morgens wieder in Vienenburg zur Verfügung steht, ist eine Leerfahrt zwischen Halberstadt und Vienenburg (49 km) nötig. 
Dieses Zugpaar weist aber noch andere Besonderheiten auf: 

Fazit: Die oben aufgezählten Sachverhalte können unserer Meinung nach nicht gesund für ein Unternehmen sein. Die drohenden Millionenverluste durch schlecht ausgelastete Zugfahrten müssen durch Verlagerung der Reisenden auf die parallel existierenden Verbindungen abgemildert werden.
Hier auf dem Land werden Zugfahrten ohne Ausweichalternativen einfach gestrichen, zur EXPO fahren die Züge ohne Rücksicht auf Verluste "warme Luft" durch die Landschaft.
Hier ist offensichtlich die 165jährige "Berufserfahrung" des Deutschen Eisenbahnwesens unter die Räder gekommen! 

2. Am 11.07.2000 in Göttingen: 6. Sitzung des Fahrgastbeirats beim ZVSN!

In dieser Sitzung geht es u.a. um die Ausrüstung, Gestaltung und Verknüpfung der Haltestellen mit dem Individualverkehr und die Berücksichtigung der Interessen verschiedener Benutzergruppen bei der Ausrüstung und Gestaltung der Fahrzeuge und Haltestellen. Zu diesen Themen wird auch eine Vertreterin der LNVG referieren.
In dem öffentlichen Teil der Sitzung (ab ca. 18 Uhr) wird
der interessierten Öffentlichkeit in der Einwohnerfragestunde die Möglichkeit gegeben Anregungen und Fragen über den VSN vorzutragen.
Die Sitzung findet im Raum 086 der Kreisverwaltung Göttingen, Reinhäuser Landstr. 4 ab 17.00 Uhr statt.

3. Gemeinderat von Wulften stimmt einer Resolution an die DB AG zu!

Der Gemeinderat von Wulften stimmte einer Resolution zur Sanierung der KBS 357 zu. In ihr steht unter anderem geschrieben, dass der schlechte Zustand des Bahnübergangs und die Langsamfahrstelle im Bahnhof Wulften besonders gravierend seien.
Die 1996 gebaute P&R Anlage sei mit GVFG (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) Mitteln in Höhe von 320.000 Mark gefördert worden. Dieser öffentliche Mitteleinsatz könne sich im Nachhinein als Fehlinvestition erweisen, weil durch häufige Zugverspätungen die Umsetzung des Konzepts in Frage zu stellen sei.
Daher fordert die Gemeinde Wulften eindringlich die weitere Sanierung der KBS 357.

Anmerkung: Bei täglich ca. 40 Zugfahrten über die defekten Weicheneinheiten werden aufgrund der ungünstigeren Fahrdynamik 14600 zusätzliche Brems- und Beschleunigungsvorgänge pro Jahr induziert. Bei einem zusätzlichen Spritverbrauch von ca. knapp 1 Liter Dieselkraftstoff pro Vorgang wurden somit seit Bestehen der Langsamfahrstelle (1994) ca. 87.600 Liter Dieselkraftstoff zusätzlich benötigt. Die Kosten hierfür betragen ca. 120.000 DM (ohne Berücksichtigung des zusätzlichen Bremsverschleißes und anderer Auswirkungen durch höheren Verschleiß).
Die Kosten des Weichenausbaus hätten dagegen ca.100.000 DM betragen.

4. Die NASA bietet HarzTourCard für den Bereich Sachsen-Anhalt an!

In einer Pressemitteilung vom 12.07.2000 der NASA heißt es:

HarzTourCard bietet drei Tage Freizeitspaß mit Bahn und Bus

Magdeburg. Mit dem Beginn der Sommerferien am 13. Juli 2000 geht die HarzTourCard an den Start. Unter dem Motto „3 Tage Freizeitspaß" bietet das neue Nahverkehrs-Kombiticket:

· 3 (aufeinanderfolgende) Tage freie Fahrt auf allen Buslinien der Halberstädter Busbetrieb GmbH, der Q-Bus Nahverkehrs GmbH, der Wernigeröder Verkehrsbetriebe GmbH (außer 76 und 77), in allen Bussen und Straßenbahnen der Halberstädter Verkehrs GmbH, in den Regelzügen der Harzer Schmalspurbahnen GmBH (außer Schierke–Brocken) und in allen Zügen der DB Regio AG (2. Klasse) in den Landkreisen Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg

· Ermäßigung bei über 40 touristischen Angeboten in den drei Landkreisen (Schwebebahnen, viele Museen, Bäder, Führungen etc.– Details enthält das Werbefaltblatt)

Die HarzTourCard wird als Einzelticket (DM 29,00) und als Familienticket für 2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder von 6 bis 14 Jahren (DM 69,00) von den Verkehrsbetrieben und Touristinformationen angeboten.

Dies ist unserer Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung. Unsere Initiative hofft, dass die anderen Harzlandkreise diesem Beispiel folgen werden. Wir unterstreichen die Notwendigkeit einer Koordinierungsstelle für eine einheitliche HarzCard, die gemäß unseren Konzepten innerhalb weniger Monate und mit geringen Kosten realisiert werden könnte.