News vom 08.11.2000 - 12.11.2000

1. Harz-Echo: Wenig Licht, aber viel Schatten im Öffentlichen Personennahverkehr - Der Harz-Gast braucht fünf Kursbücher!
2. Drohende Tunnelschließung bei Uslar würde Südharz vom Ruhrgebiet abhängen - negative Folgen für den Tourismus befürchtet!
3. Verkehrsbericht der Bundesregierung im Kabinet
t- VCD: Keine "Blanko-Schecks" mehr für die Bahn!
4. GRÜNEN-Aktion auf dem Hauptbahnhof Hannover- landesweite Unterschriftenaktion - Interregio muss bleiben!
5. Bauarbeiten im Bahnhof Ellrich: NVS wurde unzureichend von DB Netz AG Südost informiert!

6. Landkreis OHA will für ausfallende RBB Linien Angebote einholen!

 

1. Harz-Echo: Wenig Licht, aber viel Schatten im Öffentlichen Personennahverkehr - Der Harz-Gast braucht fünf Kursbücher!

Herzberg/Nordhausen (of). Anfang Dezember 2000 sollen an der Südharzstrecke Northeim/Nordhausen im Abschnitt Ellrich wieder Sanierungsarbeiten beginnen. Das kündigte Michael Reinboth, 1. Sprecher der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz", in einer Zusammenkunft im Hotel Thiele in Scharzfeld an. Vom 5. bis 19. Dezember 2000 solle gebaut werden. Verbaut würden Gelder, die das Land Thüringen für Maßnahmen im Schienennahverkehr zur Verfügung gestellt habe. Baubeginn müsse noch in diesem Jahr sein, damit die bereitgestellten Fördergelder nicht verfallen.

Die Reisenden auf der Südharzstrecke müssen sich diesmal nicht darauf einstellen in Busse umzusteigen. Der Schienenverkehr solle trotz Bauarbeiten aufrechterhalten werden, sagte Michael Reinboth. Er warnte aber, sich auf Verspätungen einzustellen.

Als kleine Lichtblicke bei aller Tristesse um die Südharzstrecke wertete der Sprecher der Eisenbahn-Initiative den Fortschritt bei den Um- und Ausbauten auf den Bahnhöfen in Nordhausen und in Northeim. Wie in Nordhausen entstehen auch in Northeim jetzt Aufzüge aus der Unterführung zu den Bahnsteigen. Das werde von den Reisenden sicher als große Erleichterung empfunden.

Michael Reinboth zollte auch der Stadt Nordhausen Anerkennung, die sich mit dem Ausbau des Bahnhofsvorplatzes zum Nahverkehrsknotenpunkt bemühe, aus dem Bahnhof was zu machen.

Während sich in Thüringen für die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs einiges rühre, geschehe in Südniedersachsen so gut wie gar nichts, kritisierte der Sprecher der Bahn-Initiative. Er belegte seinen Vorwurf mit Äußerungen von Mitarbeitern der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, dass Südniedersachsen in Sachen Nahverkehrs-Gestaltung am weitesten zurückliege. Aus diesem Raum kämen die wenigsten Anträge, Forderungen und Vorschläge.

Michael Reinboth: "Mit unseren bisherigen Aktivitäten kommen wir nicht weiter. Mit Schmusekurs kommen wir auf keinen grünen Zweig. Wir müssen mehr Dampf im Kessel erzeugen." Er regte an, in Zügen und Bussen Postkarten-Aktionen durchzuführen und/oder Unterschriften der Reisenden zu sammeln, um die "ÖPNV-Lethargie", die hier herrsche, zu durchbrechen.

Burkhard Breme, 2. Sprecher der Eisenbahn-Initiative, verglich die zeitlichen Chancen des Neubaus der Bundesstraße 243 und der Südharzstrecke: Seiner Meinung nach ließe sich die Südharzstrecke durch Sanierung in nur ein bis zwei Jahren so optimieren, dass sich die Reisezeit zwischen Northeim und Nordhausen auf etwa eine Stunde verkürzen würde. Deshalb gehöre die Südharzstrecke in den Bundesverkehrswegeplan.

Die Kreise Osterode und Nordhausen stellen sich mit ihren unzulänglichen verbindenden Verkehrswegen auf Straße (B 243) und Schiene (Südharzstrecke) als Nadelöhr für die großen Verkehrsströme dar, die zwischen Westdeutschland und Ostdeutschland in der Mitte die kürzeste Verbindung suchen. Dafür fehlen die schnellen, guten Lösungen.

Burkhard Breme wies aber auch auf Unzulänglichkeiten für den Zielverkehr in den Südharz hin: Für den anreisenden Gast stelle sich der Harz zwar als eine landschaftliche Einheit dar. Aber es gibt kein optimales Konzept für den Öffentlichen Personennahverkehr im Harz. Wer im Harz öffentliche Verkehrsmittel benutzen will, braucht dazu fünf (!) Kursbücher - und muß sehr oft umsteigen.

Mit Bussen unterwegs - Walkenried zeigt es 

Walkenried (of). Die Samtgemeinde Walkenried lässt es sich im Jahr 5000 Mark kosten, um ihren Gästen ein besonderes Schmankerl zu bieten: In Walkenried, Wieda und Zorge können die Kurkarten-Inhaber kostenlos das öffentliche Busnetz im Samtgemeindegebiet benutzen. Dieses Angebot finde viel Beifall bei den Gästen sagte der Walkenrieder Michael Reinboth jetzt in einer Zusammenkunft der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz".

Adolf Bischof
Harz-Kurier
Herzberg

2. Drohende Tunnelschließung bei Uslar würde Südharz vom Ruhrgebiet abhängen - negative Folgen für den Tourismus befürchtet!

Nach unseren Informationen soll sich der zwischen Uslar und Hardegsen gelegene Ertinghäuser Tunnel in einem sehr schlechten Zustand befinden. Wenn nicht unverzüglich Mittel für die Sanierung des Ertinghäuser Tunnels bereitgestellt würden, würde noch in diesem Jahr die Stilllegung für diesen Streckenabschnitt beantragt, war zuhören. 
Damit wäre die einstige Magistrale Ruhrgebiet - Südharz - Halle/Leipzig unterbrochen. Dies hätte auch negative Folgen die touristische Entwicklung im Südharz. Laut einer vom HVV durchgeführten Marktforschung von April 1998 reisen 25 % der Harzgäste aus den Postleitzahlenbereichen 4 und 5 (Ruhrgebiet/Rheinland) an. Bei den Altergruppen über 50 Jahre liegt der Anteil sogar noch höher... und genau diese Altersgruppe hat die höchste Verweildauer im Harz und reist überdurchschnittlich viel mit der Bahn an. 
Bei einer Tunnelschließung wären die negativen Folgen für den Tourismus im Südharz vorprogrammiert!

3. Verkehrsbericht der Bundesregierung im Kabinett- VCD: Keine "Blanko-Schecks" mehr für die Bahn!

VCD für Offensive zur Sanierung des Bahnnetzes und mehr Verkehr auf der Schiene im Rahmen eines klaren Verkehrskonzeptes
Keine "Blanko-Schecks" mehr für die Bahn

Berlin/Bonn, 8.11.00 * Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat den Verkehrsbericht der Bundesregierung als "Kapitulation" vor den Herausforderungen der wachsenden Verkehrslawine bezeichnet. Die Regierung zeichne in dem Bericht ein Horrorszenario von immer mehr Straßen- verkehr, verzichte aber gleichzeitig auf ein klares Gesamtkonzept zur Lösung der Verkehrsprobleme. Verkehrsminister Klimmt sei mit dem umweltfreundlichen "Überforderungsszenario" des Berichts anscheinend überfordert, sagte VCD-Geschäftsführer Dirk Flege.

Insbesondere das "Gesamtsystem Bahn" brauche eindeutige Ziele. Der Bund müsse die im Grundgesetz verankerte Verantwortung für das Schienennetz wahrnehmen und sich entscheiden, was für eine Bahn er in Deutschland wolle. Entscheidend sei dabei, das Schienennetz aus der DB auszugliedern und in eine eigene Gesellschaft zu überführen, die vom Bahnkonzern rechtlich unabhängig ist. Nur so ließe sich gewährleisten, dass die notwendige staatliche Finanzierung der Schienen- Infrastruktur in Zukunft transparent und verlässlich erfolge, um die Gelder auch dorthin fließen zu lassen, wo sie dringend benötigt werden.

Die seit der Bahnreform vernachlässigte Sanierung des maroden Schienennetzes sei der zentrale Hebel, "damit das Gesamtsystem Schiene nicht vor die Wand fährt", sagte die VCD-Bahnexpertin Petra Niß. Zudem müsse sichergestellt sein, dass die im Rahmen der Bahnreform zugesicherten notwendigen zehn Mrd. DM pro Jahr zur Sanierung der DB AG auch wirklich fließen.

Doch auch das Bahn-Management solle seine unternehmerische Verantwortung endlich wahrnehmen und sich nicht überflüssige Großprojekte wie einen regionalen Transrapid oder die Untertunnelung des Frankfurter Bahnhofs "ans Bein binden". Zukünftige Projekte bedürften einer sorgfältigen Prüfung und ökonomisch sinnvoller Ausschreibung, damit sich die milliardenschweren Planungsfehler bei der ICE-Strecke Köln/Frankfurt und dem Knotenpunkt Berlin nicht wiederholten.

Burkhard Reinartz, VCD-Pressesprecher,
email: presse@vcd.org
internet: www.vcd.org

Einen Download des Verkehrsberichts ist unter
www.suedharzstrecke.de/downloads/verkehrsbericht_2000_08112000.pdf (1,1 MB) oder beim
Verkehrministerium http://www.baunetz.de/bmvbw/f_v_bericht.htm 
abrufbar.

4. GRÜNEN-Aktion auf dem Hauptbahnhof Hannover- landesweite Unterschriftenaktion - Interregio muss bleiben!

Mit einer Protestaktion auf dem Hauptbahnhof in Hannover haben sich Landtagsabgeordnete der Bündnisgrünen am 08.11.2000 für den Erhalt des Interregio in Niedersachsen eingesetzt. Die Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms, der verkehrspolitische Sprecher Stefan Wenzel und weitere Abgeordnete verteilten "Fahrscheine" mit Informationen über die beabsichtigten Kürzungen im Interregio-Verkehr und sammelten Unterschriften gegen die Pläne der Deutschen Bahn. "Der Interregio als Sympathieträger der Bahn darf nicht den Streichplänen zum Opfer fallen," sagte Wenzel. Die Grünen-Politiker erneuerten die Forderung an die Landesregierung, gemeinsam mit anderen Bundesländern eine Interregio-Gesellschaft zu gründen und von der Bundesregierung einen finanziellen Beitrag einzufordern. Da das Land Niedersachsen bislang offenbar nicht in der Lage sei, mit der Bahn und dem Bund eine vernünftige Lösung zu finden, müsse jetzt gemeinsam mit den BahnkundInnen der Handlungsdruck erhöht werden. Die Unterschriftenaktion wird landesweit fortgesetzt.

Auf Initiative der Grünen wird die Zukunft des Interregio auch Thema der Landtagssitzung in der nächsten Woche. Eine Kleine Anfrage soll klären, wie es um die Verhandlungen von Bund, Ländern und DB AG steht, und welche Schritte die Landesregierung ergreifen wird, um die niedersächsischen Interregio-Verbindungen zu retten.

Pressestelle Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Niedersächsischen Landtag
e-mail: Rudi.Zimmeck@lt.niedersachsen.de
Internet: www.nds.gruene.de

5. Bauarbeiten im Bahnhof Ellrich: NVS wurde unzureichend von DB Netz AG Südost informiert!

Unsere Anfrage vom 08.11.2000 bezüglich der verschobenen Bauarbeiten im Bahnhof Ellrich wurde von der Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen mbH (NVS) in einem Schreiben wie folgt beantwortet. Demnach wurde der NVS am 12.10.2000 mitgeteilt, dass in der Zeit vom 06.11.2000 - 24.11.2000 die Bauarbeiten durchgeführt werden sollten. Diese Woche wurde der NVS auf Anfrage mitgeteilt, dass die Bauarbeiten lediglich auf den 10.11.2000 verschoben seien. 
Die NVS bemängelt in dem Schreiben, dass das finanzielle Engagement des Landes Thüringen für punktuelle Infrastrukturmaßnahmen nur sehr unzureichend gewürdigt würden, zumal die Verantwortung eigentlich beim Bund als Eigentümer und bei der DB als Infrastrukturbetreiber läge.
Außerdem habe die NVS auch bei anderen Baumassnahmen festgestellt, dass die gesamte Ablauforganisation offensichtlich verbesserungsbedürftig sei und dass sie versuchten hierauf einzuwirken.
Nach unseren Informationen war vor einigen Wochen der Bautermin 10.11.2000 ins Gespräch gekommen, weil die geplante Bauzeit um einige Tage verringert wurde. Dieser Termin hat sich jedoch per Stand 03.11.2000 auf den 05.12.2000 verschoben.

6. Landkreis OHA will für ausfallende RBB Linien Angebote einholen!

Im Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr wurde diese  Woche über die Möglichkeiten der Fortführung der Buslinien gesprochen. Demnach könnten die Buslinien Bad Sachsa - Bad Lauterberg von der Firma Hahne übernommen werden. Von OHA nach Bad Grund und Bilshausen könnten die Kreisverkehrsbetriebe verkehren.

7. Der Fahrplanwechsel nach der EXPO- Wieder normale Verhältnisse bei Bahn und Bus - und sogar ein paar Verbesserungen

Mit dem Fahrplanwechsel nach Ende der EXPO kehren im Südharzer Nahverkehr wieder normale Verhältnisse ein, und zwar sowohl bei den Verbindungen als auch bei den Preisen. Das "Schöne Wochenend"-Ticket und das Niedersachsenticket werden wieder in ihre alten Rechte eingesetzt, der krasse - und in Anbetracht der Besucherzahlen in Hannover völlig unnötige! - Wettbewerbsnachteil für den Südharz im Rennen um die Wochenendtouristen ist wieder beseitigt. Mit der "Karte zum Rumgurken" und der Familien- und 24-Stunden-Karte des VSN steht damit wieder eine breite Palette günstiger Fahrmöglichkeiten unter der Woche und am Wochenende zur Verfügung!

Im Fahrplan selbst überwiegen die positiven Akzente:

· Zwischen Northeim und Nordhausen und zurück wird jetzt nach einem leicht merkbaren nahezu minutengenauen Takt gefahren. So liegt die Abfahrt der Züge in Nordhausen jetzt immer auf der Minute :34, in Northeim zwischen den Minuten :01 und :04. · Die nach Göttingen durchgehenden Regionalbahnen werden um nahezu 10 Minuten beschleunigt und erreichen dadurch in Südniedersachsens Metropole bei Ankunft zur Minute :07 sowohl den ICE nach Frankfurt - Mannheim - Basel - Schweiz als auch den RE nach Bebra - Bad Hersfeld. · Die Beschleunigung bringt auch in Nordhausen einen neuen Anschluss vom ersten Zug (Ankunft 6:25) auf den RE nach Halle, der die Saalestadt bereits um 7:54 Uhr erreicht und Anschlüsse nach Leipzig und mit IR auch nach Berlin vermittelt. · Die Eckanschlüsse Northeim - Herzberg - Osterode sind ebenso wieder hergestellt worden wie die Anschlüsse vom RE an die Omnibusse nach Pöhlde und Bad Lauterberg - St Andreasberg. · Neu ist auch die schnelle Verbindung Herzberg - Osterode - Salzgitter-Ringelheim - Hildesheim - Hannover, denn alle 2 Stunden wird in Ringelheim der Pendolino nach Hannover erreicht und beschert günstige Reisezeiten von 64 Minuten in der Relation Osterode - Hildesheim bzw. 92 Minuten in der Relation Osterode - Hannover. Leider ist es (noch) nicht gelungen, in der Gegenrichtung eine ähnlich günstige Verbindung zu installieren.

Negativ schlagen die nach Ellrich verlegten Zugkreuzungen bei den RE zu Buche, denn sie fördern leider wieder die Verspätungsanfälligkeit in Richtung Northeim, die im Sommer jetzt überwunden war, und machen etliche Anschlüsse in Bad Sachsa und Walkenried an den Busverkehr der Linien 456 und 458 zunichte.

Sonst bleibt alles beim alten, und das war bzw. ist so schlecht nicht:

· In Northeim werden weiterhin alle 2 Stunden die IR in und aus beiden Richtungen erreicht, und zweistündlich geht es auch nach Ottbergen weiter bzw. von dort zurück. · In Nordhausen besteht stündlich Anschluss in und aus Richtung Halle, und abgesehen von den direkten RE nach und von Erfurt bestehen sämtliche Anschlüsse an und von den RB ebenfalls mit Ziel oder Start in Erfurt, was Stundentakt auch in die Thüringer Metropole bedeutet. · Alle 2 Stunden wird über Braunschweig der ICE nach bzw. von Berlin erreicht, die schnellste Verbindung zwischen dem Südharz und der Hauptstadt überhaupt. · Auf den Buslinien 456/458 wird weiter ein dichter Takt zwischen Bad Sachsa und Walkenried mit Verlängerung nach Hohegeiß bzw. Wieda angeboten. Stündlich verkehren die Busse auch zwischen Scharzfeld, Barbis und Bad Lauterberg. · Auf den Linien 450, 454, 455 und 460 bleibt vorläufig noch alles beim alten, was zum Beispiel bedeutet, dass Osterode mit Northeim und Nordhausen über Zug oder Bus praktisch stündlich verbunden ist.

Freilich schwebt über einigen Buslinien das Damoklesschwert der Stillegung. Damit würde das ganze Gefüge auseinanderbrechen, von einem integrierten Nahverkehr könnte im Südharz nicht mehr die Rede sein. Hoffen wir auf Einsicht auf beiden Seiten und gute Fahrpläne auch in naher Zukunft. Der Südharz und seine Gäste hätten es verdient.