News vom 03.05.2000 bis 19.05.2000

Gespräch Ministerpräsident Gabriel - Bahnchef Mehdorn am 08.05.2000: 
1. OHA Landrat Bernhard Reuter und Initiative bitten Ministerpräsidenten Gabriel um Unterstützung für Südharzstrecke!
2. Auch niedersächsische Grüne und CDU fordern härtere Gangart gegenüber DB AG!

1. OHA Landrat Bernhard Reuter und Initiative bitten Ministerpräsidenten Gabriel um Unterstützung für Südharzstrecke!

Zustand von Schienenstrecken der Deutschen Bahn AG; hier: Weiterführung der Sanierungsarbeiten an der Südharzstrecke Northeim – Herzberg - Nordhausen

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

mit großem Interesse haben wir die Diskussion um den Zustand des Schienennetzes der Deutschen Bahn in Niedersachsen verfolgt, da unsere Initiative bzw. deren Vorläufer sich nunmehr 10 Jahre bei der DB um eine Sanierung der Südharzstrecke von Northeim nach Nordhausen bemühen. Wir begrüßen Ihr persönliches Engagement außerordentlich und freuen uns, dass Sie sich bei Herrn Mehdorn für mehr Aktivitäten der Deutschen Bahn einsetzen wollen.

Wir bitten Sie ganz herzlich, bei Ihrem Termin auch die weitere Sanierung der Südharzstrecke zur Sprache zu bringen. Immerhin wurden uns noch Anfang 1999 bahnseitig 40 Mio. DM für den Abschnitt von Nordhausen bis Scharzfeld in Aussicht gestellt, von denen rund 15 Mio. DM auch verbaut worden sein dürften. Leider will die Bahn trotz mehrfacher Zusage in diesem Jahr mit dem nächsten – fest eingeplanten! – Sanierungsschritt nicht fortfahren, was mittelfristig auch die an sich noch weitgehend intakte Südharzstrecke gefährden dürfte. Im Abschnitt Herzberg – Northeim hat DB Netz Nord in Hannover uns Jahr für Jahr vertröstet und war nicht einmal imstande, 2 Weichen im Bahnhof Wulften auszutauschen. Nunmehr sind weitere Weichenschäden im Bahnhof Herzberg hinzugekommen.

Wie Ihnen sicher bekannt ist, wurde auf der Südharzstrecke zwischen Ellrich und Walkenried der erste Lückenschluss nach der Wende vollzogen. Dennoch wurden für die Strecke weder Mittel aus dem Programm Verkehrswege Deutsche Einheit noch – was kaum nachvollziehbar ist – aus dem Lückenschlussprogramm bereitgestellt, obgleich vor der Wende zwar auch schwerer Güterverkehr gefahren, aber auch nur wenig investiert worden ist.

Die Südharzstrecke verfügt als Hauptbahn über ein erhebliches Geschwindigkeitspotential. 100 km/h, abschnittsweise auch mehr, können gefahren werden. Im Zulauf auf Northeim und Göttingen bzw. Nordhausen sind trotz der zum Teil wenig befriedigenden Geschwindigkeiten beachtliche Fahrgastzahlen zu verzeichnen. Ihre Bedeutung im Berufs- und Schul-, aber auch im touristischen Verkehr ist nicht zu unterschätzen. Sie bildet im Südharz das Rückgrat der Bedienung im ÖPNV, auf sie sind praktisch alle Buslinien im Kreis Osterode ausgerichtet. Weitere Zuwächse lassen sich aber nur dann erzielen, wenn – neben dem Einsatz von modernen Fahrzeugen mit besserem Beschleunigungsvermögen – der Zustand der Strecke wieder eine Fahrzeit von 65 bis 70 Minuten zwischen den Knotenpunkten Northeim und Nordhausen erlaubt.

Bitte erwirken Sie bei der Deutschen Bahn, dass auch für diese Strecke endlich die schon lange zugesagten bzw. längst überfälligen Mittel freigegeben und die Arbeiten begonnen werden. Für Ihre Unterstützung bedanken wir uns herzlich.

Mit freundlichen Grüssen

Michael Reinboth

 

Auch der Landrat des Landkreises OHA Bernhard Reuter bittet in einem Brief an den Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel, dass in dem Gespräch die dringenden Sanierungsschritte für die Südharzstrecke auf die Tagesordnung kommen und die Südharzstrecke zu einer leistungsfähigen Anbindung herzurichten, damit das ÖPNV Gesamtkonzept in unserer Region durch die unterlassenen Sanierungsschritte nicht in Frage gestellt werden muss.

2. Auch niedersächsische Grüne und CDU fordern härtere Gangart gegenüber DB AG!
Grüne: Im Streit um marode Schienenverbindungen und die Zuschläge zur Expo muss die niedersächsische Landesregierung nach Ansicht der Grünen mehr Druck auf die Bahn ausüben als bisher. «Das Land sollte die Zahlungen für den Nahverkehr an die Bahn aussetzen, bis die Bahninfrastruktur wieder hergestellt ist», forderte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Stefan Wenzel, am Donnerstag in Hannover. Insgesamt zahlt das Land an die Bahn jährlich etwa 370 Millionen Mark für den Schienen- Personennahverkehr.

   Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) trifft am kommenden Montag (8. Mai) mit Bahnchef Hartmut Mehdorn zusammen, um die Problematik zu diskutieren. Während der Weltausstellung will die Bahn für ICE- Fahrten einen speziellen Hannover-Zuschlag von bis zu 24 Mark erheben, Sonderangebote wie das Guten-Abend-Ticket oder das Wochenendticket sollen für Fahrten nach Hannover während der Expo nicht gelten.
    Wenzel kritisierte, die Bahn fahre die falsche Strategie, wenn sie zur gezielten Kundenlenkung einzelne Angebote streiche oder verteuere. «Sinnvoller wäre es doch, die Züge, die man auslasten will, billiger zu machen.» 

   Der Grünen-Politiker warf der Bahn ferner vor, sie kümmere sich um die Wartung vieler Schienenstrecken nur unzureichend. «Das ist eine kalte Stilllegung dieser Verbindungen. Die Bahn lässt die Schienen vergammeln, beispielsweise im Südharz oder zwischen Delmenhorst und Hesepe. Dadurch darf dort dann nur noch mit einem bestimmten Tempolimit gefahren werden und die Strecken werden automatisch unattraktiver.» 

   Um mehr Jugendliche für die Bahn zu gewinnen, forderte Wenzel ein neues Spezial-Ticket für Kunden bis zum Alter von 21 Jahren. Es sei vorstellbar, dass ähnlich wie beim Schülerferienticket für etwa 30 Mark einen Monat lang quer durch Niedersachsen gefahren werden könne.

Stefan Wenzel
Verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Niedersächsischen Landtag

Auch die CDU fordert anlässlich des o.g. Treffens eine härtere Gangart gegenüber der DB AG. "Die Bahn hat die Schieneninfrastruktur vernachlässigt, so dass vielerorts Gleise, Weichen oder der Oberbau so marode sind, dass Langsamfahrstellen eingerichtet werden mussten.", war seitens der CDU zu hören.