News vom 01.09.2000 bis 10.09.2000

Initiative schreibt erneut an Politiker und DB AG:  

1. Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG: Sanierung der Südharzstrecke Northeim – Nordhausen

2. Minister Dr. Peter Fischer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr des Landes Niedersachsen: Sanierung der Südharzstrecke Northeim – Nordhausen

3. Deutsche Bahn Regio RB Niedersachsen/Bremen:  Sofortige Freigabe der seitherigen DB-Sonderangebote in Südniedersachsen

4. Deutsche Bahn Netz Niederlassung Südost: Fortführung der Sanierungsarbeiten auf der Südharzstrecke 

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1. Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG: Sanierung der Südharzstrecke Northeim – Nordhausen

Sehr geehrter Herr Mehdorn,

bevor wir auf unser Anliegen zu sprechen kommen, möchten wir uns kurz vorstellen.

Zwar können wir durchaus nachvollziehen, dass Sie sich nicht persönlich um jede einzelne Strecke kümmern können. Doch die Südharzstrecke war und ist eben ein besonderer Fall.

Unsere Initiative bündelt die Aktivitäten aller im Südharz am Ausbau des ÖPNV und hier besonders des SPNV interessierten Gruppen, Vereine und Einzelpersonen und bemüht sich seit Jahren um den Ausbau des Nahverkehrs in der Region Südharz. In besonderer Weise sind wir um den Erhalt und die Sanierung der Bahnstrecke von Northeim nach Nordhausen, der sogenannten ”Südharzstrecke”, bemüht, die für den Südharzer Nahverkehr eine Rückgratfunktion wahrnimmt, da sie diese Region einerseits mit dem ICE-Knoten Göttingen und andererseits mit dem nordthüringischen Knotenpunkt Nordhausen verbindet und so die überregionale Erreichbarkeit sicherstellt. Unsere Aktivitäten reichen dabei von Veranstaltungen über konkrete Fahrplanarbeit für Bahn und Bus, Schulungen an Fahrscheinautomaten bis hin zur Mitwirkung an Pflege- und Reinigungsarbeiten zur Verbesserung des Erscheinungsbildes von Bahnhöfen und Haltestellen. Wir stellen nicht nur Forderungen auf, sondern arbeiten auch in der Praxis und freuen uns über steigende Akzeptanz- und Nutzungsgrade bei Zug und Bus.

Die Südharzstrecke, welche im Stundentakt mit zeitweiligen Verdichtungen bedient wird und die auch noch nennenswerten Güterverkehr aufweist,  ist derzeit in die Untersuchungen zu ”Regent” einbezogen. Dies kann jedoch aus unserer Sicht keinesfalls bedeuten, dass anstehende dringende und im Prinzip auch von DB Netz (Fahrweg) schon zugesagte Sanierungsarbeiten aufgeschoben oder ausgesetzt werden. Genau dieses ist jedoch auf der Südharzstrecke der Fall.

Die Strecke, die bis 1945 eine Magistrale des Güterverkehrs darstellte und danach im sogenannten Zonenrandgebiet etwas ins Abseits geriet, wurde, da durchgehender Güterverkehr zwischen DB und DR immer bestanden hatte, im November 1989 auch wieder für den durchgehenden Reiseverkehr geöffnet und stellt insoweit den allerersten Lückenschluss auf Deutschlands Schienen dar. Seither bemühen sich unsere Initiative bzw. deren Vorgängerorganisationen unablässig darum, die Strecke wieder in einen durchgehend guten und zukunftssicheren Zustand zu versetzen. Da die Gleise schon lagen, wurden keine Mittel aus dem Lückenschlussprogramm zur Verfügung gestellt, obwohl die Frequenz der Strecke dies allemal gerechtfertigt hätte. Eigenmittel der DB flossen zunächst garnicht, obwohl noch bis 1995 schwerer Güterverkehr durchgeführt wurde: Es wurde auf Verschleiss gefahren.

1998 ist es nach zahllosen Gesprächen und Kontakten endlich gelungen, die DB Netz, Niederlassung Südost, zu ersten konkreten Schritten zu bewegen. Da sich die Sanierung nach Auskunft der DB ”rechnet”, wurden Eigenmittel eingesetzt. Inzwischen sind in 2 Etappen 10 km der rund 70 km Strecke total saniert worden. 50 vorwiegend im ehemaligen DB-Bereich liegende km sind ohnedies noch mit 90 bis 100 km/h befahrbar. Für die restlichen etwa 10 km waren für dieses Jahr konkrete Sanierungsarbeiten zugesagt worden.

Dazu ist es aber bisher nicht gekommen. Im Gegenteil: Das Tempo auf einem besonders sanierungsbedürftigen Abschnitt über 5 km wurde – entgegen verbindlichen Zusagen der Niederlassung Südost – von 50 km/h auf 30 km/h zurückgenommen. An anderer Stelle entwickelt sich mangels Pflege auf den Gleisen ein kleines Biotop. Da auch im diesjährigen Sommer immer noch keine Aktivitäten zu beobachten sind, müssen wir nach dem Ende des kommenden Winters mit weiteren Einschränkungen rechnen.  Die andernorts schon erprobte Vorgehensweise, nach Vernachlässigung einer Strecke deren technische Stillegung zu provozieren, könnte auch auf dieser teilweise zweigleisigen Hauptbahn greifen.

Wir sind nicht gewillt, diese erneuten Verzögerungen hinzunehmen. Die Bundesländer Thüringen und Niedersachsen haben sich immer wieder zur Südharzstrecke bekannt und den Stundentakt mit Verdichtungen bestellt. Inzwischen sind – auch aufgrund unserer Bemühungen – viele Anschlüsse und Übergänge Zug/Bus optimiert worden. DB Regio setzt – hoffentlich bald in grösserem Umfang - modernes Material in Gestalt des VT 642 auf der Strecke ein. Dieser beim Publikum sehr gut ankommende Zug muss infolge der erneuten Untätigkeit von DB Netz über längere Abschnitte mit (seiner unwürdigen) 30 km/h dahinrumpeln. Zwischen Herzberg und Northeim muss der Zug nochmals sein Tempo verringern, um über eine seit 5 Jahren (!) zur Reparatur anstehende Weiche zu rollen.

Die Reorganisation des SPNV im Rahmen von ”Regent”, die von uns grundsätzlich begrüsst wird, kann nur Erfolg haben, wenn künftige Betreiber eine ordentliche Infrastruktur übernehmen. Die Südharzstrecke hätte als schnelle regionale Verbindung alle Chancen, auch in Zukunft eine wichtige und interessante Rolle zwischen den Magistralen zu spielen. Für die Sanierung des Schienennetzes der ehemaligen DR standen und stehen weiterhin besondere Mittel des Bundes zur Verfügung. Hiervon ist bislang noch nichts in den ersten Lückenschluss investiert worden.

Wir bitten Sie herzlich, sich bei DB Netz für eine zügige Freigabe der – eigentlich ja schon eingeplanten! – Mittel und den raschen Beginn der Sanierungsarbeiten auf dem zunächst am dringendsten reparaturbedürftigen Stück einzusetzen. Auf diese Weise lässt sich für das Jahr 2001 das Risiko einer technischen Stillegung vermeiden und für die Strecke eine gedeihliche Zukunft – mit oder ohne ”Regent” - sicherstellen.

Wir erlauben uns, die örtliche Presse und andere Medien über unser Schreiben zu informieren und würden uns sehr freuen, von Ihnen eine positive Rückmeldung in dieser Anlegenheit zu bekommen. Für Ihre Bemühungen schon jetzt herzlichen Dank.

Mit freundlichen Grüssen 
Im Auftrag                                                                                             

Michael Reinboth     

2. Minister Dr. Peter Fischer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr des Landes Niedersachsen: Sanierung der Südharzstrecke Northeim – Nordhausen

Sehr geehrter Herr Minister Fischer,

schon wiederholt haben wir Sie um Unterstützung in der Angelegenheit Sanierung und Ausbau der Südharzstrecke gebeten und möchten uns an dieser Stelle für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung bedanken.

Leider hat die Deutsche Bahn ihre sowohl ”westlich” wie ”östlich” gegebenen Zusagen erneut nicht eingehalten. Zwar wird inzwischen der moderne und beim Publikum gut ankommende neue VT 642 Zug um Zug eingeschleust, aber er muss sich weiterhin auf einer partiell unzureichenden Infrastruktur herumquälen. DB Netz Südost hatte für diesen Sommer die Sanierung des nächsten Abschnitts über 5 km Länge bis Ellrich zugesagt, sich aber nunmehr auf die Aussage, man werde es eben 2001 machen, zurückgezogen und statt dessen das Tempo in diesem Bereich von 50 auf 30 km/h zurückgenommen. Wir müssen dies durchaus als Affront auch gegenüber allen regionalen Politikern auffassen, die sich um Fortschritte bemüht und auf die Aussagen aus Leipzig vertraut haben. DB Netz Nord wird es wohl auch in diesem Sommer nicht schaffen, zwei Weichen im Bahnhof Wulften auszuwechseln, und hat statt dessen ebenfalls neue, kleinere Limits im Bereich Herzberg verhängt.

Wir fragen uns, wie weit und wie oft wir – aber vor allem alle engagierten und am Ausbau des SPNV interessierten Politiker!  - sich noch von der DB an der Nase herumführen lassen müssen. Mit jedem Jahr der Verzögerung wächst die konkrete Gefahr einer technischen Stillegung eines Teilabschnitts. Letzteres unbedingt zu vermeiden, war unser Ziel, und wir wähnten uns nach der Sanierung der ersten 10 km Strecke auch auf dem richtigen Weg.

Herr Ministerpräsident Gabriel hat in jüngster Vergangenheit mehrere Gespräche mit dem Vorstands-vorsitzenden der DB AG, Herrn Mehdorn geführt. Hierbei ging es auch um den Zustand mehrerer Strecken in Niedersachsen. Im Vorfeld der Gespräche hatten wir – und soweit uns bekannt ist auch mehrere Amtsträger aus unserer Region – Herrn Gabriel auf die Südharzstrecke und ihre jahrelange Vernachlässigung durch die Bahn aufmerksam gemacht. Den einschlägigen Presseberichten über die Treffen konnten wir leider nicht entnehmen, dass die Südharzstrecke Gegenstand der Gespräche war, gehen aber gleichwohl davon aus, dass das Land Niedersachsen weiterhin starkes Interesse an dieser Bahnverbindung hat.

Für eine vergleichbare, künftig von der NWB betriebene Strecke hat das Land offensichtlich zur Nachrüstung mit technischen Sicherungseinrichtungen einen Kredit in zweistelliger Millionenhöhe gewährt. Wir erwarten keinesfalls eine gleichartige Aktion zugunsten der Südharzstrecke, können aber wohl in Südniedersachsen ein ähnlich starkes Engagement des Landes erwarten wie dies in anderen Landesteilen offensichtlich der Fall ist.   

Die Südharzstrecke wird aufgrund ihrer Lage, ihrer regionalen Bedeutung und ihrer derzeitigen Nutzung ”Regent” ganz sicher positiv überstehen. Voraussetzung für einen sinnvollen und zukunftsorientierten Weiterbetrieb ist aber die Versetzung der gesamten Strecke in einen technisch einwandfreien und attraktiven Zustand. Aus diesem Grunde möchten wir Sie, sehr geehrter Herr Minister, erneut um Intervention bei der DB im Sinne einer zügigen Fortführung der (schon geplanten) Sanierungsarbeiten bitten.

Wir bedanken uns und würden uns freuen, wenn Ihre Bemühungen erfolgreich sind.

Mit freundlichen Grüssen

Im Auftrag  
Michael Reinboth

3. Deutsche Bahn Regio RB Niedersachsen/Bremen:  Sofortige Freigabe der seitherigen DB-Sonderangebote in Südniedersachsen

Sehr geehrter Damen und Herren,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 10.07., in welchen Sie uns bezüglich der vorzeitigen Freigabe der Sonderangebote und hier vor allem des ”Schönes Wochenende”-Tickets unter Hinweis auf die noch zu erwartenden Besucherströme der EXPO vertröstet haben.

Inzwischen sind weitere Wochen vergangen, und eine Belebung des EXPO-Verkehrs ist nicht eingetreten. Die DB selbst beginnt bereits damit, Züge für andere Kunden freizugeben bzw. ganz zu streichen. Die Zeitungen berichten täglich über weiterhin enttäuschende Besucherzahlen. Auch der Vorstandsvorsitzende der DB, Herr Mehdorn, gibt inzwischen unumwunden zu, dass man sich verkalkuliert habe, Welche Signale sind denn noch erforderlich, um endlich auch in Südniedersachsen wieder preiswertes Bahnreisen zuzulassen?

Herr Ministerpräsident Gabriel hat kürzlich wie wir meinen treffend bemerkt, dass es nicht darum gehe, Besucherströme zu ”lenken”, sondern sie überhaupt erst einmal zu ”erzeugen”. Schon vor der EXPO war völlig unklar, warum eine Gruppe, die am Wochenende von Herzberg nach Braunschweig oder von Paderborn nach Nordhausen unterwegs ist, unter der Ausweisung des EXPO-Sperrgebietes leiden sollte. Jetzt, wo die Besucherströme ausgeblieben sind und weiterhin ausbleiben – und die EXPO-Leitung auf das Auto zu setzen beginnt – ist es schon garnicht mehr nachvollziehbar.

Aus unserer Sicht ist es weiterhin dringend geboten, die Sonderangebote und hier das ”SWT” umgehend auch in Südniedersachsen wieder einzuführen. Wir gestatten uns, die regionale Presse über unser Schreiben und Ihre Antwort vom 10.07. zu informieren und hoffen sehr, dass spätestens im August eine Freigabe der alten Angebote erfolgen wird, damit wenigstens der im Herbst recht lebhafte Ausflugsverkehr in unsere Region wieder belebt werden kann.

Mit freundlichen Grüssen

Im Auftrag
Michael Reinboth

4. Deutsche Bahn Netz Niederlassung Südost: Fortführung der Sanierungsarbeiten auf der Südharzstrecke

Sehr geehrter Herr Rothe, sehr geehrter Herr Bönisch,

vielen Dank für Ihre Mitteilung über die von Ihnen geplante Fortführung der Sanierungsarbeiten auf der Südharzstrecke Northeim – Nordhausen und besonders die noch in diesem Jahr geplante Instandsetzung eines weiteren Gleises in Ellrich.

Leider ist weit und breit von Bauarbeiten nichts zu erkennen. Im Gegenteil: Zwischen Ellrich und Woffleben wurde das Tempo in der Zwischenzeit von mässigen 50 km/h auf noch mässigere 30 km/h zurückgenommen. Und dies, obwohl massgebliche Vertreter Ihres Hauses mehrfach zugesichert haben, dass man auch im Falle des Ausbleibens von grundhaften Sanierungsarbeiten auf jeden Fall mit vorläufigen Massnahmen den bisherigen Standard halten werde.

Die Bummelei auf diesem Abschnitt kostet nahezu 5 Minuten Fahrzeit und verhindert im Herbst wegen der wieder nach Ellrich zu verlegenden Kreuzungen 18 Übergänge zwischen Zug und Bus in Bad Sachsa und Walkenried und wird wieder zum Ansteigen der Verspätungen führen, die derzeit wegen der Zugkreuzungen in Walkenried praktisch vermieden werden. 

Leider haben Sie die Südharzer Öffentlichkeit nicht korrekt informiert und fühlen sich offensichtlich auch in keiner Weise an ursprüngliche Aussagen gebunden. Wir sehen uns daher veranlasst, erneut und in verstärkter Weise Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker sowie die Öffentlichkeit über die nach dem “Zwischenhoch” leider wieder einreissenden Zustände zu informieren.

Mit freundlichen Grüssen

Im Auftrag
Michael Reinboth